Mit den Ergebnissen des vierten Quartals konnte die weltweit größte Kinokette AMC die Erwartungen von Analysten einmal mehr übertreffen. Auch wenn weiterhin ein Nettoverlust zu beklagen ist, konnten wichtige Kennzahlen im Vorjahresvergleich deutlich verbessert werden. CEO Adam Aron nutzte die Vorstellung der Quartals- und Jahresbilanz für klare Ansagen, nicht zuletzt zum Kinofenster.

Es waren nicht nur US-Kinohits wie „Wicked“, „Vaiana 2“ und „Mufasa: Der König der Löwen“, die die weltweit größte Kinokette AMC das vierte Quartal über den Erwartungen von Analysten abschließen ließen – sondern auch diverse andere Hits aus den internationalen Märkten wie UK und Deutschland. Denn auch wenn es im Heimatmarkt nicht ganz für eine Bestmarke gereicht haben mag: Weltweit betrachtet konnte AMC seit der Pandemie noch nie so viele Gäste innerhalb des Zeitraums Oktober bis Dezember begrüßen. Rund 62,4 Mio. waren es über sämtliche AMC-Territorien hinweg, rund 20 Prozent mehr als im Vorjahresquartal.
Der Quartalsumsatz konnte dieser Entwicklung allerdings nicht zur Gänze folgen. Er lag mit 1,396 Mrd. Dollar um (nur) rund 18 Prozent über dem des Vorjahresquartals – und das, obwohl AMC eine Entwicklung verzeichnet, von der in ähnlicher Form bereits andere große Ketten berichtet hatten: Bei den bei den Umsätzen mit Getränken und Snacks erzielte man einen Bestwert für ein viertes Quartal, mit einem Pro-Kopf-Verzehr von 7,15 Dollar.
Trotz des postpandemischen Besuchsrekords reichte es nicht für einen Nettogewinn – aber immerhin konnte der Nettoverlust im Quartalsvergleich von 182 Mio. Dollar auf 135,6 Mio. Dollar reduziert werden. Nicht umsonst arbeitet AMC weiterhin hart (und auch mit bei den Anlegern unpopulären Maßnahmen) daran, die Schuldenlast weiter zu drücken. Einen veritablen Sprung hat man im vierten Quartal beim Adjusted Ebitda hingelegt, das von 47,9 Mio. Dollar auf 164,8 Mio. Dollar mehr als verdreifacht wurde.
Der starke Jahresabschluss reichte nicht, um die Zahlen für das Gesamtjahr über das Vorjahresniveau zu haben. Die weltweiten Gesamtumsätze von AMC blieben mit 4,637 Mrd. Dollar um 3,6 Prozent unter den 4,812 Mrd. aus 2023. Der gesamte US-Markt hatte das Kinojahr 2024 nach Boxoffice um drei Prozent unter Vorjahr abgeschlossen. Wichtige Schritte: AMC konnte den Jahres-Nettoverlust von 396,6 auf 252,6 Mio. Dollar reduzieren – und die Verbindlichkeiten um mehr als 375 Mio. Dollar. Aus dem Kinojahr 2024 sei AMC mit mehr als 630 Mio. Dollar an vorhandenen Barmitteln gegangen.
In die Zukunft blickt Adam Aron im Rahmen der Bilanzveröffentlichung positiv: „Mit Blick auf das Jahr 2025 und darüber hinaus erwarten wir ein erhebliches Wachstum der Einspielergebnisse der gesamten Branche. Um von diesem Wachstum bestmöglich zu profitieren, sind wir weiterhin bestrebt, das Erlebnis in unseren Theatern für unsere Gäste zu verbessern. Dazu gehört vor allem eine starke Ausweitung unserer Premium-Großformate, des extragroßen Formats und der speziellen im Rahmen unseres ‚Go Plans‘, der gleichzeitig mit unseren letzten Quartalsergebnissen angekündigt wurde.“ Im Rahmen dieses Plans will AMC in den kommenden vier bis sieben Jahren eine bis 1,5 Mrd. Dollar in die Renovierung und Modernisierung der Kinos in den USA und Europa investieren.
Im Analystengespräch richtete Aron dann den Blick auf die Rahmenbedingungen – und es überrascht keineswegs, dass die Frage der Kinofenster dabei einen sehr, sehr prominenten Platz einnahm. Denn die Debatte um die Länge dieser Fenster werde gerade wieder ausgesprochen intensiv geführt.
„17 oder auch 30 Tage sind aus unserer Sicht zu kurz“, so der AMC-CEO, der dafür plädierte, wenigstens 45 Tage wieder zum Konsens zu machen. Einzelne Studios würden für große Filme schon wieder mehr als 60 Tage einräumen (Disney nannte er nicht explizit, aber das war tatsächlich das Studio mit den längsten Fenstern), perspektivisch müsse man sich dorthin – und vielleicht auch wieder in Richtung der vorpandemischen 74 Tage bewegen. Grundsätzlich wolle man alle Studios dazu bewegen, Filmen mehr Leinwandexklusivität zu gewähren, so Aron. Das Thema stehe jedenfalls aktuell absolut im Zentrum des Austauschs.
Womit AMC aber offenbar kein Problem hat, ist auf Angebote von Netflix einzugehen – zumindest erklärte Aron, dass tatsächlich vorgesehen sei, „Narnia“ auf den IMAX-Leinwänden von AMC zu zeigen. Exklusiv für zwei Wochen, mit einem darauffolgenden, weiteren zweiwöchigen Fenster vor Streamingstart.
Tatsächlich ist offenes Geheimnis, dass längst nicht alle Kinoketten (und erst recht nicht die klassischen Studios) das Angebot ausschließlich positiv betrachten. Schon jetzt wird darüber spekuliert, ob es zu Reibungen zwischen IMAX und Kinounternehmen kommen könnte, die eine andere Programmierung als „Narnia“ wünschen. Denn frei sind IMAX-Betreiber in der Wahl des Programms durchaus nicht, davon konnten etwa 2023 Betreiber ein Lied singen, die während des exklusiven „Oppenheimer“-Runs noch zusätzliche Vorstellungen mit einem anderen Titel belegen wollten.
Unabhängig von dieser Debatte – die erst einmal unter dem positiven Licht steht, dass eine Filmschaffende den Streamer überzeugen konnte, wenigstens dieses kleine Stück weit von seiner sonstigen Linie abzurücken – spricht sich Aron nachdrücklich für eine engere Zusammenarbeit zwischen Streamern und Kinos aus.
„In Hollywood hat sich ein allgemeiner Konsens herausgebildet, dass die erfolgreichsten Filme auf Streaming-Plattformen diejenigen sind, die zuerst in die Kinos kommen, und dass die Filme, die einen großartigen Kinostart haben, am Ende oft die meistgesehenen Filme auf Streaming-Diensten sind“, so Aron – der aber auch einschränkte, dass dieser Konsens nur bei den meisten herrsche, nicht bei allen. Und der mit den Worten: „Es gibt Streamer – und es gibt Streamer“ anschloss. Mit Apple und Amazon habe man hervorragende Gespräche gehabt (dass Apple sein Engagement im Lauf des Jahres 2024 massiv zurückfuhr, blendete er aus) – und insbesondere im Fall von Amazon sehe man das massiv positive Zeichen, dass das dortige Verleih- und Vertriebsteam ausgebaut werde. (Es wäre keine allzu große Überraschung, sollte Amazon MGM Studios auf der CinemaCon tatsächlich die Gründung eines internationalen Verleiharms bekanntgeben). An Netflix wolle man aber dranbleiben – und „Narnia“ zu einem Erfolg machen, der vielleicht doch noch ein Umdenken anstoßen könne…