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15. Österreichischer Filmpreis: Tolle Frauen, überforderter Gewinner


Mit über 1000 Gästen wurde gestern die Verleihung des 15. Österreichischen Filmpreises gefeiert. Die hq7 studios bewiesen dabei, dass sie auch das Zeug zur Gala-Location haben. Die Wiener Peripherie erstrahlte.

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Die Preisträger:innen des Österreichischen Filmpreis 2025 (Credit: eSeL/AOEF 2025)

Die Verleihung des 15. Österreichischen Filmpreises fand in gedämpfter Stimmung statt. Die Veranstaltung gedachte der Opfer des zwei Tage vor der Gala geschehenen Amoklaufs in Graz, bei dem zehn Menschen das Leben genommen wurde. Es gab zwar auch humoristische Einschübe, doch so recht zünden wollten sie nicht – ausgenommen Michael Ostrowskis Einspieler der Kategorie „Bestes adaptiertes Drehbuch“ (diesen coolen Einfall hatte Produzent und Showleiter Thomas W. Kiennast bereits vergangenes Jahr. Bitte weitermachen!!). Die Akademie des Österreichischen Films setzte ein klares Zeichen FÜR die Verleihung, als Würdigung künstlerischer Leistung. „Was geschehen ist, bleibt Teil unserer Gegenwart. Aber die Filme und Geschichten, die gewürdigt werden, erzählen von Mut, von Mitgefühl, von Menschlichkeit – und erinnern uns daran, dass es diese Kräfte gibt“, sagten Verena Altenberger und Arash T. Riahi, das Präsidentenduo der Akademie, eingangs. 

Für die über 1000 Gäste, die in die hq7 Studios nach Wien-Simmering per Shuttle kutschiert wurden, war es insofern ein kurzweiliger Abend, als dass keiner der Gewinner:innen mehr als eine, maximal zwei Minuten für die Dankesrede bekam. Selbst Ehrenpreisträgerin Christine Ostermayer war schnell wieder von der Bühne verschwunden – wobei es bei ihr daran lag, dass sie derart zu Tränen gerührt war. 

Die Herzen flogen Mo Harawe zu: Sein Langfilmdebüt „The Village Next to Paradise“ war DER Gewinner des Abends: Fünf Nominierungen verwandelte er in fünf Auszeichnungen, darunter als Bester Spielfilm, für die Beste Regie und das Beste Drehbuch. Harawe war sichtlich überfordert, so oft auf die Bühne gehen zu müssen (auch die Preise für Kamera und Casting nahm er entgegen, da seine Kollegen Mohamed Mohamud Jama und Mostafa El Kashef nicht anwesend sein konnten). Ebenfalls fünf Preise sicherte sich das eindringliche und sich einem klaren Genre verwehrende Künstlerinnenbiopic „Mit einem Tiger schlafen“ von Anja Salomonowitz. Der Film lebt von seinem Szenenbild, der Tonspur, der Musik, der Maske – und genau diese Gewerke kamen auch zu Ehren. Birgit Minichmayr gewann dann noch zurecht als Beste Darstellerin für ihre Tour-de-Force als Maria Lassnig. Bei ihrer Dankesrede verwies sie auf die vielen beeindruckenden Niederschriften der österreichischen Künstlerin, in denen sie auch festhielt, dass sie beim Malen immer in eine Ruhe komme. So gehe es ihr auch beim Ausüben ihres Berufs als Schauspielerin. Von der Unruhe, dem Chaos in der Welt in eine Ruhe kommen. Dafür sei sie sehr dankbar. 

Ein Kunststück ist dem deutschen Schauspielvirtuosen Albrecht Schuch gelungen, der nach vier Deutschen Filmpreisen nun auch einen Österreichischen Filmpreis sein Eigen nennen darf, in der Kategorie Beste männliche Hauptrolle für seinen „Mann ohne Eigenschaften“ in Bernhard Wengers „Pfau – Bin ich echt?“. Laudator war Stefan Ruzowitzky, und beide hatten es nicht ganz leicht, weil unmittelbar davor in einem von Moderatorin Stefanie Reinsperger gespielten Sketch auch die toxische Männlichkeit in der Branche thematisiert wurde. Doch Ruzowitzky cool: „Na, das scheint eine problematische Kategorie zu sein, aber die drei Nominierten haben das ja ganz gut hingekriegt.“ Und als Albrecht Schuch dann freudestrahlend auf die Bühne kam, verwies er auch lieber gleich auf die vielen weiblichen Inspirationsquellen, die er als Schauspieler von großartigen Kolleginnen und Regisseurinnen wie Elisabeth Orth und Andrea Breth am Wiener Burgtheater aufgesogen habe. Ein Hoch auf die Frauen also! Zu diesen gehörten am Abend dann auch noch Ruth Beckermann mit ihrer fantastischen Hauptfigur aus „Favoriten“, lkay Idiskut, die den Preis für den Besten Dokumentarfilm gewannen, sowie Olga Kosanović, die mit „Land der Berge“ ihren zweiten Österreichischen Filmpreis für den besten Kurzfilm mit nachhause nehmen durfte (wenngleich es bei der Präsentation zu einem Faux pas von Laudator Thomas W. Kiennast kam, auf dessen Zettel der Film fehlte…)

Eine der tollen Frauen ging leider komplett leer aus beim 15. Österreichischen Filmpreis: Kurdwin Ayub mit „Mond“, obwohl acht Mal nominiert (am zweithäufigsten nach „Mit einem Tiger schlafen“). Das überraschte dann doch ein wenig. Aber hey, „der Geschmack ist bekanntlich geteilt wie der Hintern – ich freue mich, dass ich hier lebe und mir den Arsch aufreißen darf, um so einen Preis zu gewinnen.“ Kein von mir ausgedachter Satz – der kam von Komponist Bernhard Fleischmann, nachdem er den Preis für die Beste Musik in „Mit einem Tiger schlafen“ aus den Händen von Marco Wanda empfing. Manchmal kann man sich den A… eben so sehr aufreißen, wie man mag: Es können nicht alle Gewinner:innen sein. Aber wenigstens Favoriten. 

Aus Wien berichtet Barbara Schuster