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Wie Stefan Sutor und sein Team Medientage & Blauen Panther in die Zukunft führen

Medien.Bayern-Geschäftsführer Stefan Sutor zieht im Interview ein erstes Zwischenfazit beim Rebranding des Bayerischen Fernsehpreises zum Blauen Panther, der am 23. Oktober stattfindet. Er gibt auch einen Ausblick auf die Highlights der Medientage München in der kommenden Woche.

Stefan Sutor
Medien.Bayern-Geschäftsführer Stefan Sutor (Credit: Medien.Bayern/Ronny Heine)

Vor zwei Jahren gab es ein Rebranding des Bayerischen Fernsehpreises zum Blauer Panther – TV & Streaming Award. Wie hat sich die neue Marke schon etabliert?

Stefan Sutor: Die Neupositionierung des Blauen Panthers ist schon sehr gut in der Branche angekommen, weil wir damit den durchaus schon etwas angestaubten Bayerischen Fernsehpreis an die Nutzungsgewohnheiten und die aktuelle Realität der Bewegtbildformate anpassen. Es war überfällig, dass wir auch Streaming-Formate mit aufnehmen. Mit dieser Öffnung der Kategorien gab es dann auch Platz für Social-Media-Formate. Wobei wir dort jetzt in diesem Jahr noch mit einer eigenen Kategorie für Social Media nachgebessert haben. Der gesamte Neuaufschlag des Blauen Panthers – von der Verpackung über das Design bis hin zur Produktion der Preisverleihung – wird stark angenommen. Wir senden damit das Signal aus, dass es in Deutschland einen neuen bedeutenden Preis für die Bewegtbild-Branche gibt.

Wie nimmt bisher die Öffentlichkeit das Rebranding wahr?

Stefan Sutor: Der Blauer Panther – TV & Streaming Award wird auch gut vom Publikum wahrgenommen, wobei wir dabei vor allem darauf setzen, die verschiedenen Kanäle neben der linearen TV-Ausstrahlung beim Bayerischen Fernsehen und 3sat auszuweiten. Es sind jetzt auch Streaming-Plattformen wie Joyn und RTL+ bei der Ausstrahlung dabei, außerdem ist der Blaue Panther in den Mediatheken der Medienhäuser verfügbar. Wir merken die Nachfrage des Publikums vor allem zusätzlich auf Social Media und in Online-Publikationen, wo wir eine enorme Reichweite erzielen. Nicht nur als lineares Fernsehprodukt, sondern als Medienprodukt ist der Blaue Panther neupositioniert auf vielen Kanälen angekommen.

Netflix ist in diesem Jahr als neuer Träger des Preises dabei. Mit der neu eingeführten Social-Media-Kategorie begeben Sie sich auch in eine Art Vorreiterrolle.

Stefan Sutor: Wir wollen vor allem dem Rechnung tragen, dass Bewegtbildformate auch stark über Social Media genutzt und extra für Social-Media-Plattformen produziert werden. Bewegtbildformate aus Social Media haben wir bei den Nominierungen schon seit 2022 dabei, wollten die Bestrebungen der Kreativen in diesem Bereich, wo es inzwischen unendlich viele Formate auch aus den etablierten Medienhäusern gibt, mit der eigenen Kategorie aber noch bestärken.

Blauer Panther
Joko Winterscheidt bei seiner Blauen-Panther-Auszeichnung (Credit: Medien.Bayern/Johannes Simon)

Was ändert sich 2024 noch beim Blauen Panther?

Stefan Sutor: Wir haben das Moderationsduo geändert. Wir haben mit Steven Gätjen den Experten für Bewegtbildproduktionen. Er war die vergangenen Jahre schon am Blauen Teppich bei der Preisverleihung dabei und moderiert jetzt die Show mit der Kabarettistin Eva Karl Faltermeier, was wir eine spannende Kombination finden. Im Ablauf der Preisverleihung wird sich einiges ändern. Das Set-Design wurde nochmal weiterentwickelt. Unser Panther wird als anamorphe Projektion in unserem Auditorium in Erscheinung treten. Darauf bin ich selbst gespannt.

Darf man sich den Panther dann wie ein Hologramm aus „Star Trek“ vorstellen?

Stefan Sutor: Im Saal entsteht die verblüffende Illusion, als würde der Panther tatsächlich in den Raum treten. Mehr wird noch nicht verraten. Wir finden mit unserem Preis seit 2022 in der Münchner BMW Welt statt, die gekonnt die Modernität des Blauen Panther widerspiegelt. Dieses Jahr werden wir die After-Show-Party und die „Nacht der Medien“ in dieser Location noch enger verzahnen können.

Wissen Sie denn schon, wer alles kommt?

Stefan Sutor: Die Veranstaltung lebt von den großartigen Gästen und Preisträgern. Wir freuen uns zum Beispiel außerordentlich darüber, dass Heidi Klum, die den Preis als Gastgeberin und Moderatorin von „Germany’s Next Topmodel by Heidi Klum“ im Entertainment-Bereich erhalten wird, da sein wird. Sie wird für die Positionierung der aktuellen Staffel ausgezeichnet, die ein starkes Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzt. Es wird in diesem Jahr auch erstmals eine Twitch-Area geben, in der die beiden Content Creators Tobias Hübenthal (@huebi) und Nadja Gallera (@xnerdzika) gemeinsam mit ausgewählten Gästen die Blue Carpet Show und die Preisverleihung live verfolgen. Gestreamt wird das Ganze auf dem Kanal von Huebi. Mit der Twitch-Area wollen wir zusätzlich spiegeln, auf welchen Plattformen Bewegtbild inzwischen überall unterwegs ist. Ziel ist es, auf diese Weise insbesondere die jüngeren Zielgruppen noch besser anzusprechen, was mit die am schwierigsten zu erreichende Zielgruppe im traditionellen Fernsehen ist. Insgesamt gibt es eine große Bereitschaft und Erwartung der Träger und Förderer des Blauen Panthers wie der Bayerischen Staatskanzlei, den Preis permanent zu modernisieren und weiterzuentwickeln. Das hat mit der rasanten Transformation des Bewegtbildmarktes an sich zu tun.

Der Deutsche Fernsehpreis fand gerade in Köln statt, bei dem es interessante Überschneidungen in der Kategorie Beste Serie zu den Nominierungen des Blauen Panthers gibt. Wo sehen Sie Ihren Preis im deutschlandweiten Vergleich?

Stefan Sutor: Als Medienpreis wird der Blaue Panther als überregionaler und starker Preis mit der besonderen Geschmacksfarbe einer guten und kritischen Jury wahrgenommen. Beim Blauen Panther tagte die Jury noch vor dem Deutschen Fernsehpreis. Von der Positionierung: Der Panther ist ein gewisser Exot, weil er ein bayerischer Preis ist, der aber überregional genauso bedeutsam wahrgenommen wird. Der Deutsche Fernsehpreis ist noch stärker daran orientiert, die Branche ganz breit zu berücksichtigen. Der Blaue Panther fokussiert sich durch den eigenen Zuschnitt mit rund 15 Preisen darauf, nur die allerbesten Highlights herauszuheben. Wobei ich es auch gut finde, dass die Branche die Kraft hat und sich beim Deutschen Fernsehpreis so zusammentut, positioniert und in den kreativen Leistungen feiert. So ist es auch beim Blauen Panther dank der Förderer eine große Leistung, quer durch die Bereiche Information, Kultur und Unterhaltung auszuzeichnen. Dadurch zeigt sich die große Bedeutung für die Branche in Bayern.

„Die Medientage München sind jetzt eine starke Vernetzungsveranstaltung mit angelagerter Konferenz“

Stefan Sutor

Der Blaue Panther findet während der Medientage München statt. Wie ist dort der Stand der Dinge, bei denen Sie in den vergangenen Jahren Corona zu überstehen gemeistert und die Location von der Messe zum House of Communication gewechselt haben?

Stefan Sutor: Trotz Corona haben wir in allen Jahren die Medientage durchgeführt, auch wenn sie 2021 nur digital möglich waren. 2023 haben wir den Wechsel ins House of Communication gewagt und damit eine ganz neue Form des Konferenzformats gefunden und eröffnet. So ist es jetzt eine starke Vernetzungsveranstaltung mit angelagerter Konferenz. Man geht von Konferenzraum zu Konferenzraum und trifft dabei die ganze Branche intensiv und eng. Für mich ist dieses Konferenzerlebnis einmalig, das bei den Medientagen geboten wird. Das wurde uns auch zurück gespiegelt. Deswegen sind wir froh, dass wir 2024 wieder im Werksviertel sind, wo wir im House of Communication teilweise sogar noch zusätzliche Räume nebenan anmieten konnten, um die Masterclasses im ganz nahen Umfeld anbieten zu können. Thematisch werden wir eine konzentrierte und zugespitzte Diskussion zum Zustand und der Bedeutung der Medien für die Gesellschaft, aber auch die Wirtschaft haben. Das Überthema ist die Künstliche Intelligenz, die für die Medienbranche als Hilfsmittel sowie im Bereich Reputation und Glaubwürdigkeit eine große Rolle spielt.

Das House of Communication ist ein echter Gewinn: Zuerst etwas irritierend im Geräuschpegel, weil die Veranstaltungen örtlich fast ineinander übergehen, weil sie so dicht beieinander liegen. Dann aber als Ort doch inspirierend und anregend, da alles miteinander verbunden scheint. Wollen Sie noch zwei, drei besondere Highlights in den Fokus rücken?

Stefan Sutor: Unser Motto in diesem Jahr lautet „Realities“. Gerade vor dem Hintergrund der KI wird die Frage aufgeworfen, was heutzutage überhaupt Realität ist und wie sie durch Medien verstärkt wird. Welche Glaubwürdigkeit haben Medien für die Vermittlung von Fakten? Die Medienmacher können nur schwer verstehen, dass ihre Realitätsvermittlung nicht unbedingt von allen akzeptiert wird und es auch alternative Realitäten gibt. Als Highlight sehe ich unseren Eröffnungsgipfel mit dem Keynote Speaker Henry Ajder, der einer der Top-Experten auf dem Gebiet KI ist. Dessen Spezialgebiet sind synthetisch produzierte Medien-Realitäten und Deep Fakes. Ansonsten ist es schwierig, bei unseren 300 Speakern weitere einzelne Kandidaten herauszugreifen.

Beim Eröffnungsgipfel ist auch der ProSiebenSat.1-CEO Bert Habets auf dem Podium eingeladen. Wie beurteilen Sie, auch im Hinblick auf den Medienstandort Bayern, die Entwicklung bei diesem deutschen Unternehmen, wo der Einfluss der Italiener durch den Großaktionär Media for Europe immer spürbarer wird?

Stefan Sutor: Ich sehe vor allem, dass Media for Europe das starke Engagement von ProSiebenSat.1 am Medienstandort Bayern unterstützt. Ich freue mich sehr, dass Herr Habets in diesem Jahr beim Gipfel dabei ist, um die Positionen und Strategien von ProSiebenSat.1 zu vertreten.

Sie sind seit 2017 der Chef der Medientage München und schon generell viel länger in der Medienbranche unterwegs. Befinden wir uns aktuell in der fragilsten Situation, die Sie bislang miterlebt haben?

Stefan Sutor: Ich bin seit 2017 Chef der Medientage München, die wir 2019 in die Medien.Bayern umfirmierten, welche nun die Medientage und den Blauen Panther veranstalten. Bei Medien.Bayern haben wir insgesamt acht Initiativen gebündelt, die sich um die Stärkung und Förderung des Medienstandorts Bayern kümmern – von den Konferenzen über Start-ups bis zu neuen Technologien wie XR. Wenn man diese gesamte Bandbreite der Medienbranche sieht, fällt auf, dass der Transformationsprozess immer heftiger vonstatten geht und brutalere Einschnitte fordert. Aber dabei entstehen viele neue Möglichkeiten. Es gibt immer mehr Angebote. Die Diversifizierung ist ein Trend, der die Transformation mit vorantreibt. Ich würde die Situation eher positiv und optimistisch sehen, weil in der digitalen Welt jede Menge Chancen liegen. Vieles muss sich allerdings noch fügen, weil wir uns in einem Übergangsprozess befinden.

Das Interview führte Michael Müller