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Tim Dünschede über „Die drei ??? und der Karpatenhund“: „Purer Eskapismus“

Der erste große deutsche Kinofilm des Jahres 2025 steht vor der Tür. „Die drei ??? und der Karpatenhund“ startet am 23. Januar im Verleih von Sony. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um mit Regisseur Tim Dünschede über den Film, die Marke und seine Trilogie zu sprechen. 

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Tim Dünschede, Levi Brandl, Nevio Wendt und Julius Weckauf (Credit: Sony)

Was lässt „Die drei ???“ als Idee und Konzept so zeitlos sein, dass es in Deutschland seit mehr als fünf Jahrzehnte von Romanen über Hörspiele zu Filmen so großen Anklang findet?

Tim Dünschede: Die Geschichten sind für mich purer Eskapismus: Man kann sich mit ihnen für eine gewisse Zeit in eine andere Welt flüchten. Mit dieser fiktiven Küstenstadt Rocky Beach wurde genau so ein Archipel gefunden, in das man sich flüchten, vielleicht auch verstecken oder einfach nur gerne aufhalten möchte. Man findet sich dort immer wieder zurecht. Das ist wichtig, entscheidend, da kommt der Eskapismus ins Spiel. All das ist verbunden mit spannenden Geschichten, mit denen man mitfiebert. Man könnte sagen, dass „Fünf Freunde“ oder „TKKG“ ähnlich funktionieren, aber ich denke nicht, dass sie die gleiche Sehnsucht hervorrufen, wie es bei „Die drei ???“ der Fall ist. Sie sind geheimnisvoller, düsterer, etwas abgründiger. Den Büchern und später insbesondere den Hörspielen ist es gelungen, ein umfassendes Universum zu erschaffen, in dem man sich einfach gerne aufhält. Man hört die Schrottplatzgeräusche und fühlt sich sofort wohl und weiß: Die nächsten 45 Minuten werden unterhaltsam, da kann ich mich treiben lassen und höre den Jungs zu, die ähnlich wie Bibi Blocksberg immer so sind, wie sie sind, sich nie verändern, nie älter werden.

„Ein besonderer Look, sehr haptisch, auf sympathische Weise altmodisch und etwas angestaubt, nicht so clean und aufgeräumt, ein bisschen eckig und kantig. Das hat einfach Charme.“

Tim Dünschede

Was gilt es zu beachten, wenn man „Die drei ???“ verfilmt? Vor Ihrer Trilogie gab es bereits den Anlauf von Florian Baxmeyer, den drei Detektiven mit zwei Filmen gerecht zu werden, allerdings nicht mit dem Erfolg, den Sie mit „Erbe des Drachen“ hatten. 

Tim Dünschede: Ich denke, der Approach war der Zeit geschuldet, in der die Filme entstanden. Als Fan der Hörspiele konnte ich mich damals nicht wirklich damit identifizieren. Für mich waren sie zu sehr „Spy Kids“, zu wenig „Die drei ???“. Gute Filme, aber nicht das, was ich mir gewünscht hatte. Als wir jetzt die Gelegenheit erhielten, wollten wir diese besondere Atmosphäre einfangen und auf die Leinwand transportieren, die die Marke ausmacht und besonders macht, eine nostalgisch-romantische Atmosphäre, die viele der Hörer:innen und Leser:innen schätzen und untrennbar mit der Marke verbinden. Dazu gehört auch ein besonderer Look, sehr haptisch, auf sympathische Weise altmodisch und etwas angestaubt, nicht so clean und aufgeräumt, ein bisschen eckig und kantig. Das hat einfach Charme. Der sollte sich auch in unseren Filmen wiederfinden. 

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Tim Dünschede beim Dreh von „Die drei ??? und der Karpatenhund“ (Credit: Sony)

Ein entscheidender Unterschied ist bei Ihren Filmen auch die Besetzung. Sie arbeiten mit einem deutschen Cast.

Tim Dünschede: Für uns stand das immer fest. Klar, die Geschichten spielen in den USA, aber die Reihe wird so sehr mit den deutschen Stimmen identifiziert, dass es ein bisschen so ist wie mit Edgar Wallace in den Sechzigerjahren: Wir haben deutsche Schauspieler:innen, die in einem etwas anderen Setting agieren. Das gehört zu dem besonderen Charme dazu, den ich gerade schon angesprochen hatte. Und natürlich hilft es beim jungen Publikum sehr bei der Identifikation mit den Figuren. Julius Weckauf für die Rolle des Justus Jonas gewinnen zu können, war ein echter Coup. Bis zu unserem Casting war mir gar nicht bewusst, wie sehr Kinder ihn schon damals kannten und mochten. 

Wie frei ist man, wenn man „Die drei ???“ verfilmt? Wo kommt das Eigene in den Mix?

Tim Dünschede: Natürlich gibt es gewisse Parameter, die sind einfach unumstößlich, die stehen fest. Aber genau diese machen es ja auch interessant. Das finde ich absolut okay. Das ist wie ein Anker. Aber bei der Adaption der einzelnen Geschichten ist man ziemlich frei, solange man die Grundfesten nicht verrät. Gerade beim „Karpatenhund“ ging es nicht anders. Die Originalgeschichte ist von 1975. Das kann man heute einfach nicht mehr eins zu eins verfilmen. Der Kniff ist es, einen Weg zu finden, sie ins Hier und Heute zu übersetzen. Die Figuren sind die gleichen geblieben, aber wir haben sie im Einzelfall verjüngt oder die Geschlechter getauscht. Das bietet tatsächlich viel Freiraum, sich auszutoben und die eigene Fantasie mit einzubringen. Uns hat es in jedem Fall viel Laune gemacht. 

„Jeder Film soll ein Standalone in einer Welt sein, die alle drei miteinander teilen. Es gibt den nötigen Wiedererkennungseffekt, aber jeder Film spielt auf einer ganz eigenen Klaviatur.“

Tim Dünschede

Wie groß war das Bemühen, einen Film zu machen, der sich von „Das Erbe des Drachen“ abhebt?

Tim Dünschede: Es stand relativ schnell fest, dass wir nicht nur einen zweiten Film machen wollten, sondern dass es eine Trilogie werden würde – „Der Karpatenhund“ und „Toteninsel“ haben wir entsprechend back to back gedreht, gerade arbeite ich bereits an der Fertigstellung von Teil 3. Unsere Zielsetzung ist es, drei Filme zu machen, die erkennbar in ein und demselben Kosmos spielen, jeweils aber verschiedene Aspekte in den Mittelpunkt rücken, die in der Marke inhärent sind, drei verschiedene Subgenres: „Die drei ??? – Erbe des Drachen“ ist ein Gruselfilm, „Die drei ??? und der Karpatenhund“ ist ein Whodunnit, und „Toteninsel“ wird ein richtiger Abenteuerfilm. Jeder Film soll ein Standalone in einer Welt sein, die alle drei miteinander teilen. Es gibt den nötigen Wiedererkennungseffekt, aber jeder Film spielt auf einer ganz eigenen Klaviatur. Bei Teil eins waren wir auf der Reise, erzählten eine Geschichte, die in Rumänien spielt. Teil zwei und drei sollten ein Gegenentwurf sein, insgesamt heller und luftiger, und sie sollten in Rocky Beach selbst spielen, jenem Ort also, den man mit der Marke verbindet. Das war auch ein erklärter Wunsch der Fans. Dann ging es nur noch darum, zwei Geschichten zu finden, die sich ebenfalls noch einmal stark voneinander unterscheiden. Am Ende werden es drei sehr unterschiedliche Filme sein, die man trotzdem als ein großes Ganzes betrachten kann, mit einem stringenten roten Faden, der sich durch die Trilogie zieht.

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„Die drei ???“-Regisseur Tim Dünschede und seine Stars Ulrich Tukur, Jördis Triebel, Nevio Wendt, Julius Weckauf und Levin Brandl (Credit: Sony)

Die Trilogie ist Ihre erste große Arbeit als Kinofilmemacher nach Ihrem Abschlussfilm „Limbo“. Wie sehr können Sie mit diesen Filmen Ihre Vorstellung von Kino verwirklichen, wie sehr können Sie sich selbst verwirklichen? Haben Sie Angst, man könnte Sie in eine Schublade stecken?

Tim Dünschede: Erst einmal muss ich vorausschicken, dass ich es als großes Privileg betrachte, allein den ersten Film gemacht haben zu dürfen. Dass ich dann eine komplette Trilogie machen darf, erfüllt mich mit ebenso großer Demut wie Freude – und all das mit Schauspieler*innen, von denen es sich jeder Filmemacher erträumt, mit ihnen arbeiten zu dürfen. Gerade jetzt Ulrich Tukur und Sunnyi Melles. Wie toll ist das denn? Die Gefahr von der Schublade gibt es immer. Deshalb wäre es mein Wunsch, nach dieser Trilogie nicht gleich wieder Family-Entertainment zu machen – obwohl man niemals nie sagen sollte und am Ende doch der jeweilige Stoff den Ausschlag gibt. Aber wenn man mich denn mit dieser Trilogie identifizieren will, dann habe ich kein Problem damit. Im Gegenteil: Mich macht es sehr stolz, diese Filme gemacht haben bzw. immer noch machen zu dürfen. Daran ist nichts Ehrenrühriges. Zumal es uns sehr wichtig war, nicht den klassischen deutschen Kinderfilm zu machen, sondern innerhalb der genannten Parameter verschiedene Genres zu bedienen und die Filme mit der Besetzung namhafter Schauspieler:innen in den erwachsenen Rollen auch zu erden, authentische Figuren zu haben. Gerade in Teil 2 und 3 sieht man schon viel mehr die Art von Film, die ich gerne machen möchte, was auch daran lag, dass Julius Weckauf, Nevio Wendt und Levi Brandl in den Hauptrollen einen Quantensprung hingelegt haben. Sie sind erwachsener geworden und auch gewachsen als Schauspieler, bei diesen beiden Filmen sind sie noch einmal mehr zusammengewachsen und bilden eine richtige Einheit. Ich will nicht vermessen sein, würde aber einfach sagen: In diesen Filmen ist schon viel mehr Tim drin. Und in diese Richtung würde ich künftig gerne noch weiter gehen. 

Was nehmen Sie aus dieser Erfahrung mit?

Tim Dünschede: Ich habe für mich sehr genau gesehen, welchen Weg ich gehen möchte. Ansonsten bin ich einfach dankbar, dass ich diese Chance erhalten habe, genau die Form von Eskapismus machen zu dürfen, die mir vorschwebt, wenn ich an großes Kino denke. Wie oft erhält man die Gelegenheit, eine ganze Welt vor der Kamera entstehen zu lassen, geschweige denn bei seinen ersten großen Arbeiten fürs Kino? Das bedeutet mir sehr, sehr viel.

Das Gespräch führte Thomas Schultze.