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Showrunner Dan Erickson zu „Severance“: „Es gibt eine Erklärung für alles“

Am heutigen 17. Januar startet die zweite Staffel der außergewöhnlichen Serie „Severance“, die zu den großen Erfolgsgeschichten auf Apple TV+ gehört. Wir hatten die Gelegenheit, mit Creator und Showrunner Dan Erickson über die verrückte, von Ben Stiller inszenierte Workplace-Comedy der anderen Art zu sprechen. 

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Dan Erickson ist der Creator und Showrunner von „Severance“ (Credit: Apple)

Was sind die Gründe, dass das Publikum so obsessiv begeistert von „Severance“ ist?

Dan Erickson: Wenn es nur einer wäre, dann wäre die Frage leicht zu beantworten. Aber so ist es nicht, es gibt eine Vielzahl von Gründen, die in der Summe dann dafür gesorgt haben, dass „Severance“ so überaus positiv angenommen wurde. Die meisten dieser Gründe haben mit den großartigen Leuten zu tun, die kreativ hinter „Severance“ stehen und die Serie so besonders und außergewöhnlich haben aussehen lassen. Die Show fällt auf, sie ist anders und merkwürdig. Die Leistungen der Darsteller kommen von Herzen und sind sehr witzig und wunderbar. 

Jetzt sind Sie aber sehr bescheiden. Es ist Ihre Idee, Ihre Show!

Dan Erickson: Den Menschen gefällt die Geschichte, weil sie nachvollziehbar ist, so eigenartig sie auch sein mag. Es steckt Substanz in ihr, weil sie gelebter Erfahrung entspringt. Der Ausgangspunkt war ein Job, den ich gehasst habe. Ich saß da und wünschte mir einfach nur, ich könne jetzt an das Ende des Arbeitstags springen. Dieser Wunsch war die Initialzündung. Ich begann damit herumzuspinnen, um durch den Tag zu kommen, stellte mir vor, wie das funktionieren könnte und was es vielleicht bedeuten würde. Ich würde es mehr als ein Gefühl beschreiben als eine Idee, ein Gefühl, das jeder kennt, der jeden Tag in die Arbeit gehen muss, selbst wenn man seine Arbeit mag. Man sitzt da und denkt sich: Wann ist es vorbei, wann kann ich heim? Dieses Gefühl trifft einen Nerv, denke ich. 

Wie Sie bereits sagen, ist „Severance“ durch seinen ungewöhnlichen Look & Feel einzigartig. Wieviel davon war bereits im Drehbuch festgelegt?

Dan Erickson: In Grundzügen. Im Drehbuch wird MDR als großer weißer Raum mit niedriger Decke und einer Anordnung von Schreibtischen in der Mitte beschrieben. Aber wie man es jetzt sieht in der Show, das geht auf das Konto von Szenenbildner Jeremy Hindle, der den Look der Serie gemeinsam mit Regisseur Ben Stiller erschaffen hat. Unsere Bildgestalterin Jessica Lee Gagné hat den Rest erledigt. Es ist eine außergewöhnliche Gemeinschaftsarbeit. Jedem ist es gelungen, sich auf seine eigen- und einzigartigste Weise einzubringen… Und in der Summe ergibt diese Menge an Merkwürdigkeit eben etwas ganz Besonderes. Und es hört ja nicht auf, es hört nie auf, zieht sich bis in den Schnitt… Und dann geht es immer noch weiter. Unentwegt warten selbst auf mich Überraschungen. Ich schätze mich privilegiert, von Anfang bis Ende so eng involviert zu sein. Manchmal fühlt es sich an, als würden wir eine neue Sprache erfinden.

Wenn Sie die Serie jetzt sehen, wie sehr entspricht Sie Ihrer ursprünglichen Vision?

Dan Erickson: Mein ursprüngliches Drehbuch war noch viel überhöhter, verrückter, wenn man sich das vorstellen kann. Es hat viel mehr magischen Realismus, würde ich sagen. Was „Severance“ jetzt ist, das ist erst entstanden, als die Anderen mit an Bord kamen, als Ben Stiller das Ruder übernahm. 

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Ben Stiller am Set von „Severance“ (Credit: Apple)

Sie sprechen die Verrücktheit der Serie an. Gibt es denn eine Erklärung für alles, könnten Sie alles, was passiert, auch zuordnen – oder passieren auch Dinge, einfach damit sie passieren?

Dan Erickson: Es gibt eine Erklärung für alles. Alles hat Hand und Fuß. Nichts passiert beliebig. Zu verdanken ist das Ben Stiller, der die Zügel im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand hält. Im Originaldrehbuch gab es tatsächlich Elemente, die ich reingepackt hatte, um die Welt der Serie geheimnisvoll und merkwürdig zu machen. Unter Bens Führung haben wir alles auf Linie gebracht. Er hat die Elemente behalten und verstärkt, die seiner Ansicht nach die Welt definieren und verdichten, alles andere hat er beiseite geschoben. Das ist wichtig, sonst kann einem dieses Universum leicht engleiten. Auch wenn wir in der Serie nicht immer alles erklären, manches nur andeuten, anderes nebulös lassen, müssen wir doch genau wissen, was die Regeln sind. Das mag paradox klingen, aber diese Einengung war ungemein befreiend. Wenn man die Regeln erst einmal kennt, kann man innerhalb dieser Parameter eigentlich machen, was einem in den Sinn kommt. Der Fantasie sind dann keine Grenzen gesetzt. Es ist ein wunderbarer Spielplatz. 

Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit Ben Stiller aus?

Dan Erickson: Sie ist sehr eng. Als ausführender Produzent ist er auch verantwortlich für die Entwicklung der Geschichte. Er ist ebenso Urheber und Creator wie ich, wenn man davon absieht, dass die ursprüngliche Idee von mir stammt. Aber ich will mich auch nicht mit fremden Lorbeeren schmücken: „Severance“, das ist sehr stark schon auch Ben Stiller. Das sieht man auch, finde ich. 

Ist die Arbeit mit ihm einfach?

Dan Erickson: Er ist sehr bestimmt und genau. Er hat ganz spezifische Ideen und Vorstellungen, die er umgesetzt sehen will. Wenn man das als schwierig betrachtet, dann ist er schwierig, ich empfinde das überhaupt nicht so. Es ist einfach viel Arbeit, und es ist auch harte Arbeit, was ironisch klingen mag, wenn man bedenkt, wie ich auf die Idee für die Serie gekommen bin. Aber es ist auch lohnende Arbeit. Das Ergebnis steht für sich. Und darauf kommt es an.

Das Gespräch führte Thomas Schultze.