Ab 31. Januar gibt es in der ARD Mediathek die zweite Staffel „School of Champions“, ab 24. Januar bereits bei ORF ON. Wir sprachen mit dem verantwortlichen Trio – Showrunner Samuel Schultschik und den beiden Regisseuren Dominik Hartl und Jakob Fischer – über die rasantere Action, den Spirit, das Mitwachsen mit den jungen Darsteller:innen und Learnings aus Staffel eins.

Ab 31. Januar gibt es in der ARD Mediathek die zweite Staffel „School of Champions“, ab 24. Januar bereits bei ORF ON. Superfilm (John Luefner, Katharina Theissen, David Schalko) produzierte mit der Schweizer Catpics. Der ORF ist federführender Sender, BR und SRF Senderpartner (hier unsere Review). Wir sprachen mit dem verantwortlichen Trio – Showrunner Samuel Schultschik und den beiden Regisseuren Dominik Hartl und Jakob Fischer – über die rasantere Action, den Spirit, das Mitwachsen mit den jungen Darsteller:innen und Learnings aus Staffel eins.
Was ist das Besondere an „School of Champions“, und was macht Staffel 2 anders als Staffel 1?
Samuel Schultschik: Das Besondere der Serie ist natürlich die Arena Drama im Skisport mit jungen Figuren. Das gab es bis dato nicht. Wir haben sowohl von Senderseite als auch von allen anderen Mitstreiter:innen, die sich begeistern ließen, die volle Unterstützung bekommen, diese Idee mit einem bis dahin noch unbekannten Cast anzugehen. Von Anfang an wurde dabei die Perspektive mitgedacht, mit diesen jungen Leuten vor der Kamera zu wachsen. Hierin liegt auch die Antwort auf die zweite Hälfte der Frage, was Staffel zwei anders macht als Staffel eins: Von der ersten zur zweiten Staffel wird es deswegen wie von selbst ein bisschen anders, weil wir mit den Darsteller:innen mitwachsen können, wir hautnah miterleben können, wie sich die Schauspielenden entwickeln, die Themen werden erwachsener, die Action intensiver. Gerade zwischen 16, 17, 18, 19 Jahren tut sich so viel. Man kann da in eine Welt eintauchen und im besten Sinne Coming-of-Age erleben.
Dominik Hartl: Was Sammy sagt, kann ich bestätigen. Wir sind in Staffel zwei erwachsener geworden, gehen mehr in die Tiefe, auch was das Coming-of-Age betrifft. Wir wollten auch unserem Zielpublikum, jungen Erwachsenen, mehr gerecht werden. Ein großer Punkt in Staffel zwei ist, dass wir beim Schreiben und Inszenieren genau wussten, wo unsere Stärken und Schwächen liegen. Mit diesem Wissen einsteigen zu können, hat sehr geholfen. Zum Look, von der Maske bis zur Kameraarbeit, haben wir versucht, natürlicher, rougher zu werden, echter. Und in der Ski-Action sind wir einen Schritt weiter gegangen. Das war in der Umsetzung hinsichtlich Sicherheit und Aufwand eine ganz andere Nummer, eine andere Liga.
Wie sind Sie da vorgegangen?
Dominik Hartl: Bei der inszenierten Ski-Action gehen ganz viele Credits an unsere Second-Unit-Regisseurin, Sandra Lahnsteiner. Sie denkt inhaltlich mit und schafft es, mit der von ihr gedrehten Action den Geschichten gerecht zu werden. Die Zusammenarbeit mit ihr ist großartig. Wir haben gemeinsam früh darüber nachgedacht, was wir anders machen können. Jakob wollte als Ko-Regisseur viel mehr mit Handkamera arbeiten, was schon mal für eine neue Visualität sorgte. Außerdem zeigen wir die Gesichter der Skifahrer:innen, während sie den Berg hinunterfahren. Dafür haben wir einerseits mit Close-ups vor Green Screen gearbeitet, andererseits haben Sandra und ihr Team monatelang an einem Rig gebastelt, auf dem eine große Kamera vor den Double-Abfahrtsläufer:innen montiert wurde. Diese sind mit Tracking-Markern im Gesicht und eben diesem Gestell gefahren. In der Postproduktion erfolgte dann ein Face-Replacement.
„Es war immer ein offener Kanal und ein enger Austausch.“
Samuel Schultschik
Samuel Schultschik: Zum Stichwort „besonders“ möchte ich anfügen, dass wir nicht nur die Darsteller:innen gecastet haben, sondern mit Sandra zusammen auch die Stunt-Doubles. Uns war wichtig, dass man den Charakter der Figur im Stunt-Double erkennt, dass es ein roter Faden bleibt. Wir haben richtig viel Arbeit reingesteckt, damit dieser Trick so gut wie möglich verschwimmt. In der zweiten Staffel war die Herausforderung noch einmal größer, weil es ja um die Abfahrtsdisziplin geht und wir auch Stürze filmen mussten. Das ist schon etwas Einzigartiges. Wir haben viel ausprobiert, weil es wenig gibt, woran man sich orientieren kann. Zum Glück hat sich keiner der Stunt-Doubles verletzt.
Jakob, Sie sind erstmalig in die „School of Champions“-Familie als Regisseur dazugekommen. Bleiben Sie jetzt auch in Staffel drei als Ko-Regisseur erhalten? Welche Erfahrungen hast Du gemacht?
Jakob Fischer: Ganz neu in der Familie bin ich nicht. Dominik kenne ich auch schon sehr lange, manches seiner vergangenen Projekte hab ich als Schauspielcoach unterstützt. Bei Staffel eins war ich auch als Coach der jungen Darsteller:innen mit dabei. Da ich die jungen Darstellenden und ihre Figuren also schon sehr gut kannte, bin ich mit einer entsprechenden Perspektive in den Writers Room gekommen. Irgendwann haben mich Dominik und Sammy gefragt, ob ich nicht auch Lust auf die Regie hätte. Es war eine extrem schöne Erfahrung, und ich wünsche jedem, der erstmalig in eine so große Arena kommt und plötzlich viel Verantwortung und Entscheidungen treffen muss, noch eine andere Person an seiner Seite zu haben, mit der man sich ständig austauschen kann. 74 Drehtage, davon viele im Schnee, sind hart und lang. Besonders beeindruckt bin ich von unseren jungen Darsteller:innen, die von Staffel eins zu Staffel zwei noch einmal einen Sprung gemacht haben und deren Entwicklung ich ja auch jetzt beim Dreh von Staffel drei miterleben kann. Es ist fantastisch. Es sind Szenen und Bilder entstanden, die internationales Niveau haben.
Samuel, Sie sind Serienschöpfer, Headautor und Showrunner. Inwiefern hat sich das Prinzip des Showrunnings in Österreich schon etabliert, und war es schwierig, die nötigen Talente für den Writers Room zu finden?
Samuel Schultschik: Ich bin bei der Superfilm als Produzent angestellt und trage bei „School of Champions“ dementsprechend die finanzielle Verantwortung. Die ursprüngliche Idee zur Serie stammt von Clemens Aufderklamm. Bei Staffel eins habe ich die Bücher auch schon mit der Regie zusammen geschrieben, also Dominik und Johanna Moder. In der zweiten Staffel waren die Regisseure wieder mit dabei und der Writers Room ist, wie vieles, aus dem Projekt, der Serie selbst gewachsen. Marlene Rudy, war in Staffel 1 bereits als Dramaturgin dabei, Marie-Therese Thill kenne ich aus meiner Studienzeit in Hamburg und mit Thomas Eichtinger habe ich vorher schon Tatorte geschrieben. Es hat sich organisch ergeben, und vieles wurde inspiriert von den Schauspielenden selbst. Ich glaube, unser Writers Room war anders als in den USA üblich, weil wir über die Regie einen direkten Draht zu den Schauspielenden hatten und wussten, was die machen wollen und können. Es war immer ein offener Kanal und ein enger Austausch zwischen Cast, Regie, mir als Showrunner und den Redaktionen Orf, BR und SRF, allen voran Sabine Weber vom federführenden ORF, die ein idealer Sparring Partner war und uns das Vertrauen gegeben hat.
„Ich habe viel übers Regiehandwerk dazugelernt mit den zwei Staffeln.“
Dominik Hartl
Die hohe Schlagzahl an Drehtagen wurden bereits angesprochen. 8×45 Minuten zu inszenieren ist sicher anders als ein Kinofilm. Inwiefern habt ihr euch als Regisseure mit „School of Champions“ auf neues Terrain begeben? Was habt ihr gelernt?
Dominik Hartl: Ich habe unmittelbar vor Staffel eins einen „Tatort“ gemacht. Das war mein Einstieg ins Fernsehen. Für mich war es eine positive Erfahrung, weil ich nur mit Redaktionen zu tun hatte, mit denen ich gerne zusammengearbeitet habe. Das ist nicht selbstverständlich. Bei der Entwicklung eines Kinoprojekts über viele Jahre nimmt man alles sehr persönlich. Wenn ein Drehort nicht klappt, wenn etwas anderes schiefläuft… Alles ist immer gleich ein mega Drama. Beim Fernsehen hat man irgendwie einen professionelleren Abstand zum eigenen Schaffen, auch, weil man weniger Zeit und eine andere Taktung hat. Das habe ich als etwas Gutes wahrgenommen. Ich habe viel übers Regiehandwerk dazugelernt mit den zwei Staffeln „School of Champions“ und dem „Tatort“, weil man in einem anderen Pacing arbeitet und man zu gewissen Punkten einfach schneller kommen muss und effizientes Denken gefordert ist. Die engeren Bandagen habe ich als einen Kreativitätsbooster wahrgenommen. Ein wichtiges Learning war auch, dass man sich den Fokus antrainiert, ab wann es gut genug ist, ab wann man weiterzieht. Beim Kino hat man zwar nicht unendlich viel Zeit, aber beschäftigt sich oft lange mit Sachen, mit denen man sich (vielleicht) gar nicht so lange beschäftigen müsste.
Und bei Ihnen, Jakob, was haben Sie mitgenommen?
Jakob Fischer: Bei mir ist einer der allerwichtigsten Punkte die Erkenntnis, dass Vorbereitung und ein exakter Plan alles sind. Besonders, wenn wir draußen im Schnee stehen. Da gibt es ein natürliches Ende, wenn nämlich das Licht weg ist. Das ist im Winter auch noch sehr früh der Fall. Wenn man nicht ganz genau weiß, wo man hinschauen will, was man von der Szene haben will und wann eine Szene gut genug ist, schafft man das Pensum einfach nicht. Ein anderer Punkt ist: Weder Dominik noch ich haben große Egos bei der Arbeit. Dennoch war es bei 74 Drehtagen auch ein Thema, mit dem man lernen muss umzugehen. Man ist eben auch mal unterschiedlicher Meinung. Und dann muss man auch akzeptieren, dass die andere Person recht hat. Und das ist dann auch OK. Filmemachen ist eben ein gemeinschaftliches Arbeiten. Das gilt besonders auch für die Zusammenarbeit mit den Schauspieler:innen: Ihre Ideen und Gedanken am Set prägen die Arbeit entscheidend. Es ist mir wichtig, ihnen Raum zu geben und sie wirklich in den kreativen Prozess einzubeziehen. Natürlich ist es – wie ich schon erwähnt habe – essenziell, mit einem klaren Plan ans Set zu kommen, aber die Bereitschaft, davon abzuweichen, lässt Szenen entstehen, die nicht nur authentisch, sondern auch besonders lebendig und ehrlich wirken.
„Wir haben einfach die besten jungen Talente gefunden.“
Jakob Fischer
Der ORF hat als hauptverantwortlicher Sender nach Staffel eins schnell zwei weitere Staffeln möglich gemacht. Wäre ein Projekt wie „School of Champions“ vor ein paar Jahren möglich gewesen?
Samuel Schultschik: Die Fernsehlandschaft hat sich durchaus verändert. Als die Streamer kamen, erlebten viele Kreative goldene Zeiten. Das hat sich mittlerweile wieder eingependelt. Die Öffentlich-Rechtlichen haben etwas zeitversetzt darauf reagiert. Mit der Ansage, sich zu verjüngen, die Mediatheken in den Vordergrund zu stellen, werden auch zunehmend entsprechende Formate entwickelt. Bei „School of Champions“ passt, dass die Serie eine Coming-of-Age-Geschichte erzählt, die sowohl Action als auch junges Talent mit Drama kombiniert. Wir haben aber auch gepusht, schnell nachzuschieben, weil die Schauspielenden sonst auch zu alt werden. Jetzt haben wir den Salat, dürfen im Sommer schreiben und im Winter drehen.
Dominik Hartl: Vor zehn Jahren wäre eine Serie wie „School of Champions“ nicht möglich gewesen. Einerseits hatten die öffentlich-rechtlichen Sender damals kein Interesse an horizontal erzählten Serienformaten. Andererseits hätten wir die Technik gar nicht gehabt. Die hat sich krass entwickelt. Es gab die Drohnen noch nicht in der Qualität wie heute, die Kameras haben sich verbessert, ich finde zum Beispiel unglaublich, mit wie wenig Licht man mittlerweile auskommt, weil die Chips unfassbar lichtempfindlich sind und man in der Postproduktion viel herausholen kann.
Jakob Fischer: Außerdem wären unsere Darsteller:innen vor zehn Jahren ja viel zu jung gewesen! Nein ernsthaft: wir haben das Glück, dass wir einfach die besten jungen Talente gefunden haben. Andere könnte ich mir nicht vorstellen.
Wie weit ist der Dreh von Staffel drei gediehen?
Jakob Fischer: Ich habe gerade 17 Drehtage in Gastein hinter mir. Es war extrem kalt, und wir haben bis kurz vor Drehstart gezittert, ob der Schnee kommt. Zum Glück kam er im richtigen Moment. Die Regie teile ich mir mit Johanna Moder, die bereits bei Staffel eins vier Folgen inszenierte.
Und was steht bei Ihnen an, Dominik?
Dominik Hartl: Ich schreibe an eigenen Sachen, sowohl Kino als auch Serienformate. Dass ich bei Staffel drei von „School of Champions“ nicht mehr dabei bin, hat familiäre Gründe. Ich wollte meine beiden kleinen Kinder auch mal wieder sehen…
Sammy: Aber die „School“ ist noch nicht zu Ende!
Das Gespräch führte Barbara Schuster