In Dortmund wurde heute der erste von vier neuen IMAX-Sälen der CineStar-Gruppe eingeweiht. Zu diesem Anlass sprach SPOT mit Geschäftsführer Oliver Fock über dieses besondere Kinoerlebnis und weitere Modernisierungspläne an diesem und vielen weiteren Standorten.
Brachiale Schlachten, epische Bilder, ein Film „larger than life“ – und wie geschaffen für eine IMAX-Leinwand. Beginnend mit „Gladiator II“ kann CineStar das IMAX-Erlebnis ab sofort in seinem Dortmunder Flagschiff anbieten, heute wurde dort der erste von vier neuen IMAX-Sälen eingeweiht, der nächste folgt noch im Dezember im Frankfurter CineStar Metropolis. Wir sprachen zu diesem Anlass mit Oliver Fock. Geschäftsführer der CineStar-Gruppe.
Wir sprechen unmittelbar vor der Einweihung eines neuen IMAX-Saals miteinander – und die Vorfreude darauf war Ihnen schon in den Wochen zuvor anzumerken. Was macht dieses Erlebnis für Sie so besonders?
Oliver Fock: Für mich ist IMAX einfach die tollste Art und Weise, einen Film zu erleben. Es gibt viele tolle PLF-Formate, aber hier kommt einfach alles zusammen, was ein großartiges Erlebnis ausmacht. Glasklares Bild mit gestochen scharfer Laserprojektion, der wuchtige und doch enorm nuancierte IMAX-Sound, die riesige Leinwand. Und dann vor allem noch die Chance, Filme, die mit IMAX-Kameras gedreht wurden, in einem einzigartigen, nirgendwo sonst im Kino verfügbaren Format zu sehen. Es ist einfach ein komplett rundes Gesamtpaket, nicht umsonst sind viele der renommiertesten Filmschaffenden und größten Verfechter des Kinos große Anhänger dieses Formats, man denke nur an Christopher Nolan, Denis Villeneuve oder jüngst Greta Gerwig.
Nach welchen Kriterien wurden die Standorte ausgewählt, an denen peu à peu die insgesamt vier IMAX-Installationen erfolgen?
Oliver Fock: Zunächst einmal ist natürlich das Einzugsgebiet entscheidend, wir fokussieren uns auf jene Standorte, die den größten Zuspruch für eine derart große Investition versprechen. Und dann geht es schlicht um die Größe des Saals bzw. vor allem jene der „vierten Wand“, die die nötige Breite und Höhe besitzen muss, um eine Leinwand jener Größe beherbergen zu können, wie wir sie uns für ein Format vorstellen, das nicht zuletzt über seine immensen Dimensionen punktet.
Der IMAX-Saal im CineStar Dortmund
Die Leinwand misst 20,04 auf 10,15 Meter und verfügt über Screenshaker um das Bild der 4K-Laserprojektion zu optimieren (sprich: einen sogenannten „Speckle“-Effekt zu verhindern). Das 12.1-Soundsystem wird nach Angaben von CineStar täglich neu kalibiert, um „in Orientierung an den Referenzwerten jederzeit einen perfekten Ton zu liefern“. Insgesamt verfügt der Saal über 313 Sitze in unterschiedlichen Platzkategorien – von Sitzen mit extrabreiten Armlehnen über stufenlos elektrisch verstellbare Recliner bis hin zu „Private Suites“ mit komfortablen Armchairs.
CineStar hat eine längere Historie mit IMAX, in deren Rahmen der Saal am ehemaligen Standort am Potsdamer Platz kurzzeitig für ein eigenes Brand umgewidmet wurde, bevor man zu IMAX zurückkehrte. Wie sehr hat sich die Marke – der nicht zuletzt in den USA herausragende Bedeutung zukommt – über die vergangenen Jahre in Deutschland etabliert?
Oliver Fock: Die Marke wächst weltweit kontinuierlich weiter und hat in den vergangenen Jahren auch in Deutschland noch einmal deutlich an Bekanntheit und Bedeutung gewonnen. Das hängt auch mit dem wachsenden Angebot an IMAX-optimierten Filmen zusammen – und der Tatsache, dass die IMAX-Fassungen auch im Marketing der Studios mehr und mehr in den Fokus rücken. Wir selbst hatten nach der Schließung unseres Hauses am Potsdamer Platz zuletzt nur noch einen Saal im Karlsruher Filmpalast am ZKM, der aber all das erfüllt, was man diesem Format nachsagt: Er ist nicht nur sehr gut ausgelastet, sondern es zeigt sich, dass ein solches Premiumangebot den gesamten Komplex beflügelt. Das war ausschlaggebend für unsere Entscheidung, gleich vier neue IMAX-Säle zu planen.
Können Sie schon etwas zu den weiteren Installationen sagen?
Oliver Fock: Klar. Es kommen noch drei. Nein, im Ernst: Den Saal im Frankfurter CineStar Metropolis eröffnen wir noch im Dezember, 2025 folgen dann zwei weitere, wo wir uns gerade noch im abschließenden Feintuning befinden und die wir dann voraussichtlich im Frühjahr kommunizieren werden.
Der IMAX-Saal stellt einen Höhepunkt der Modernisierungen im CineStar Dortmund dar. Aber was ist dort in den vergangenen Monaten sonst noch geschehen – und was ist noch geplant?
Oliver Fock: Das CineStar Dortmund ist jetzt 26 Jahre alt und es war an der Zeit, den Standort grundlegend zu modernisieren. Wir haben sämtliche Säle renoviert, Teppiche, Wandbespannungen und Beleuchtungen erneuert. Wir haben im Großteil der Säle stufenlos verstellbare Recliner und Premium-Sofas eingebaut, zusätzlich neue, extra breite Sitze mit großzügigen Armlehnen. Die Arbeiten an den Sälen, in deren Zuge wir die Sitzplatzzahl zugunsten des höheren Komforts um knapp 700 auf gut 3000 reduziert haben, sind mit der Eröffnung des IMAX dann nahezu abgeschlossen. Parallel dazu läuft die Modernisierung der sanitären Einrichtungen, diese wird noch vor Weihnachten beendet sein. Dann gönnen wir uns eine kurze Pause, da wir im Weihnachtsgeschäft natürlich keine Baustellen haben wollen – und machen uns dann ab Februar an die Kassen- und Foyerbereiche, die wir komplett umgestalten. Dort entsteht außerdem ein sogenannter „Marketplace“; ein Angebot, zu dem ich noch keine Details verraten kann – nur so viel, dass es in seiner Konzeption deutschlandweit einzigartig sein und die bisherigen Concessions-Theken komplett ablösen wird. Diese werden direkt im Anschluss abgebaut, womit wir die Möglichkeit haben, die Bars in den beiden Foyers aufzuwerten und großzügige, attraktive Aufenthaltsflächen zu schaffen. Dann wird das CineStar Dortmund komplett runderneuert und zu einem unserer Flagship-Kinos weiterentwickelt sein.
Sie sagen, die Arbeiten an den Sälen seien „nahezu abgeschlossen“ – was heißt das konkret?
Oliver Fock: In Saal 1 gibt es ebenso wie im IMAX-Saal schon jetzt exklusive Private Suites für zwei Personen mit bequemen Armchairs, Fußbänken und eigenen Tischen, dort werden wir noch weitere Maßnahmen vornehmen, um ihn als Premium-Saal unter einer eigenen PLF-Marke namens V-MAX zu positionieren, gleiches ist auch im CineStar Bremen geplant. Wir freuen uns, auch dazu schon bald Details bekanntgeben zu können.
Gibt es schon einen Zeitplan für den Abschluss der Arbeiten in Dortmund?
Oliver Fock: Das hängt wie immer auch ein wenig von administrativen Prozessen ab, wir haben für die Kassenhalle gerade einen Bauantrag gestellt, weil wir für die Realisierung des Marketplace unter anderem eine Wand entfernen müssen. Von unserer Seite sieht alles gut aus. Wir hoffen, im März oder April fertig zu sein, spätestens Ostern wäre unser Ziel.
Wie wichtig ist es, gerade in einem Jahr wie 2024 echte Signale zu setzen?
Oliver Fock: Ich finde, derartige Signale sind sehr wichtig – und zwar sowohl in Richtung des Publikums wie auch in die Richtung unserer Partner. Gerade in einem herausfordernden Jahr ist unser Glaube an die Zukunft des Kinos kein Lippenbekenntnis, kein bloßer Zweckoptimismus. Sonst würden wir auch nicht derart viel Geld in die Hand nehmen. Die IMAX-Säle sind natürlich Leuchtturmprojekte für uns, aber wir machen noch viel mehr. Über Bremen habe ich schon kurz gesprochen, dort werden wir noch vor Weihnachten die Modernisierung des Foyers abschließen, um uns dann nach einer kleinen Pause der Eingangshalle zu widmen. In Wildau haben wir gerade den Concessions-Bereich neu gemacht, in Erfurt das komplette Foyer, in Fulda renovieren wir die Säle, auch in Ingolstadt fangen wir damit gerade an. Wir sind intensiv dabei, zu renovieren, zu modernisieren, zu investieren – und wir nutzen dafür bewusst eine schwächere Zeit, um dann gewappnet zu sein, wenn wir ab dem Sommer 2025 wieder volle Säle haben.
In Frankfurt fokussiert man sich künftig auf das Metropolis, während der Mietvertrag für das Haus an der Mainzer Landstraße nicht verlängert wurde. Was führte zu dieser Entscheidung?
Oliver Fock: Der Mietvertrag lief aus und der Vermieter in der Mainzer Landstraße hat vor, eine Nutzungsänderung vorzunehmen. Mit anderen Worten: Dort wird es künftig kein Kino mehr geben. Das Geschäft hatte sich aber ohnehin zunehmend in Richtung des Metropolis verlagert, einem unserer wichtigsten Kinos. Auch dort sind schon sechs Säle komplett renoviert, auch dort gibt es nun Recliner und extrabreite Sessel; jetzt freuen wir uns auf die IMAX-Eröffnung und im kommenden Jahr nehmen wir uns dann das obere Foyer, den Kassen- und Concessions-Bereich vor.
Hinsichtlich der künftigen Förderlandschaft herrscht nach dem Ende der Koalition mehr Unsicherheit denn je – auf Ihre Investitionspläne dürfte das aber vergleichsweise wenig Einfluss haben?
Oliver Fock: Für die allermeisten unserer Kinos bekommen wir ohnehin nur Förderung aus der FFA, deren größter Einzahler wir sind – und davon waren bislang 70 Prozent auch nur Darlehen. Gleichzeitig liegt die Höchstfördersumme bei 200.000 Euro – was einem Zuschuss von 60.000 Euro entspricht. Egal ob es nun um ein Haus mit drei oder mit 14 Leinwänden geht. Keine Frage, auch diese Unterstützung ist wichtig. Aber sie reicht in keiner Weise aus. Umso weniger, wenn man durch alle anderen Förderraster fällt.
Auch der HDF bemüht sich aber nach Kräften um die Verstetigung eines Zukunftsprogramms – allerdings nicht zuletzt einem, das einer größeren Bandbreite an Kinos zugänglich ist.
Oliver Fock: Das ist auch völlig richtig so. Für kleinere Häuser war das Zukunftsprogramm eine enorm wichtige Förderung – tatsächlich konnten wir unser Drei-Saal-Haus in Waren an der Müritz dank dieser Unterstützung renovieren und für unsere Gäste wieder attraktiv machen. Das hat den Standort gerettet.
Ich höre ein „Aber“ kommen…
Oliver Fock: Richtig, denn die Grenzen des ZPK waren geradezu willkürlich gezogen. Wolfenbüttel hatte ziemlich genau 3000 Einwohner zu viel, um in das Förderraster zu passen, ergo standen wir beim dortigen Haus ohne Unterstützung da, als sich der Mietvertrag seinem Ende näherte. Die Konsequenz, die wir ziehen mussten, kennen Sie… Also: Ein verstetigtes ZPK wäre eine wichtige Maßnahme – wenn die unsinnigen Grenzen hinsichtlich Einwohner- und Leinwandzahl fallen. Ein solches Instrument muss allen Kinos diskriminierungsfrei zur Verfügung stehen.
Wie blicken Sie rund eineinhalb Monate vor Jahresende auf den Verlauf des Kinojahres?
Oliver Fock: Dieses Jahr war wirklich, wirklich nicht leicht. Die Streiks haben Riesenlücken in die Spielpläne gerissen. Einen Mai wie den vergangenen habe ich, wenn wir die pandemiebedingten Schließungen einmal ausblenden, in meiner ganzen Zeit in der Branche nicht erlebt – und das sind ja nun doch schon an die 36 Jahre… Ohne „Alles steht Kopf 2“ wäre der Juni ebenfalls eine Katastrophe gewesen – und auch wenn wir etliche Filme hatten, die gut liefen, gab es doch ein paar große Enttäuschungen, zuletzt natürlich vor allem „Joker: Folie à Deux“, dem ich vier Millionen Besuche zugetraut hatte und der nun nicht mal eine Million schafft. Wir werden in den letzten Wochen des Jahres sicherlich noch etwas aufholen, denn der Dezember sieht wirklich sehr gut aus, was die Filmversorgung anbelangt. Das gilt auch für den deutschen Film, der die Erwartungen über das Jahr hinweg zwar nicht erfüllen konnte, der aber gerade in den letzten Wochen eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, wie wichtig er ist – und wie gut er beim Publikum ankommen kann. Gerade erst hatten wir drei lokale Produktionen in den Top 5 der Gesamtcharts. Das illustriert auch, weshalb wir uns nicht zuletzt im Rahmen der Förderreform so entschieden für eine Stärkung des deutschen Films einsetzen. Die nur dann gelingen kann, wenn man die Auswertung mitdenkt.
Und was bringt 2025?
Oliver Fock: Zunächst einmal eine weitere Belastung für unser Geschäftsjahr, das jeweils vom 01. Juli bis 30. Juni läuft. Denn mit „Michael“, der jetzt erst im Oktober startet, ist uns im April ein echtes Schwergewicht verloren gegangen. Aber gut. Haken dahinter. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf den Sommer 2025 und damit den Beginn unseres Geschäftsjahres 2026. Denn dann wird es sehr deutlich nach oben gehen. Das lässt sich jetzt schon sagen.
Das Gespräch führte Marc Mensch