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Interview
Biester, Hauptpromo Sub 1, Interivew, Kommissar Rex, MR Film, Oliver Auspitz, Vorstadtweiber
Oliver Auspitz von MR Film: „Mit guten Ideen kommt man immer weiter“
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Barbara Schuster
Bei der MR Film ist viel los: „Biester, Staffel 2“ steht vor Ausstrahlung, „Kommissar Rex“ geht im April in Dreh und zu weiteren, spannenden Neuigkeiten gehört, dass ein „Vorstadtweiber“-Kinofilm in Planung ist, wie Oliver Auspitz, neben Andreas Kamm geschäftsführender Gesellschafter der Beta-Tochter im großen Interview erzählt.
Oliver Auspitz von MR Film (Credit: MR Film)
Wie nehmen Sie die aktuelle Marktlage wahr? Was tut sich bei der MR Film?
Oliver Auspitz: Insgesamt ist seit einiger Zeit alles schwieriger geworden, die Budgets haben sich verringert bzw. die Produktionskosten sind gestiegen. Aber mit guten Ideen und Produkten kommt man immer weiter. So gesehen sind wir positiv. Das entspricht auch meiner Natur. Mit der Gamma bin ich zudem für mehrere Produktionsfirmen im In- und Ausland zuständig, und auch da motivieren wir uns immer über Ideen, aus denen dann, klopfen wir auf Holz, das Gelingen und der Erfolg entstehen. In Zeiten wie diesen, nach Corona, der neuen Weltordnung, der Wirtschaftskrise, ist es mehr denn je wichtig, auf den Weg nach vorn zu setzen, auf Positivität. Ich bin dafür bekannt, dass ich mich eher selten an dunkle lebensverneinende Stoffe heranwage, auch wenn die ihre Berechtigung haben. Aber ich finde, gerade jetzt ist es wichtig, positive Vibes auszustrahlen.
„Ich bin sehr positiv, weil jeder kapiert hat, wie wichtig eine starke Filmwirtschaft ist.“
Österreich hat eine neue Regierung. Was ist Ihr Eindruck? Was, glauben Sie, wird hinsichtlich der Stärkung Österreichs als Filmstandort, als Produktionswirtschaft passieren?
Oliver Auspitz: Die Menschen, die die Regierung bilden und bei denen künftig die Bereiche Kunst/Kultur aber auch Finanzen angesiedelt sind, sind alles Menschen, die die österreichische Filmwirtschaft schätzen und die sehen, was FISA+ an Rückspiel von Werten ausgelöst hat. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Jeder Euro, der bei FISA+ rausgegangen ist, ist mit 1,50 Euro zurück in die Kassa des Staatshaushaltes geflossen! Das Bekenntnis zur österreichischen Filmwirtschaft wurde im Regierungsprogramm festgehalten, die Investment Obligation ebenfalls. Wenn wir die bei uns hinbekommen sollten, was für den Standort ein positiver Schritt wäre, bin ich mir sicher, dass das in Deutschland auch nicht mehr allzu lange dauern wird. Ich bin sehr positiv, weil jeder kapiert hat, wie wichtig eine starke Filmwirtschaft ist, als Aushängeschild, als Wirtschaftsfaktor aber auch als identitätsbewahrendes Instrument, gerade für kleinere Länder.
Wann geht es denn nun mit FISA+ weiter? Wann treten die neuen Richtlinien in Kraft?
Oliver Auspitz: In Kürze. Wir kennen sie schon. Es ist alles in Gange. Es gibt wenige, die hier etwas Schwieriger machen möchten. Es ist einfach sinnvoll und es gehört dazu, dass die Bundesregierung nach zweieinhalb Jahren schaut und evaluiert, gewisse Lücken im ÖFI+, im FISA+ schließt, damit nicht der berühmte stupid austrian money-Effekt eintritt. Ist ja klar, dass man evaluieren muss. Wir sind da am Tisch auch mit dabei. Ich bin zuversichtlich, dass Anträge ab Ende März, Anfang April wieder möglich sein werden.
„Biester, Staffel 2“ (HIER unsere Besprechung) startet am 17. März bei ORF 1 und auch auf ORF ON gibt’s die Serie natürlich (Credit: ORF/MR Film)
Blicken wir auf die MR-Film und die aktuellen Produktionen. Los geht das Jahr mit der Ausstrahlung von „Biester, Staffel 2“ ab 17. März. Die erste Staffel war die erste „online first“-Produktion des ORF für ORF ON. Welche Erfahrung haben Sie gemacht?
Oliver Auspitz: Als doch großer Player am Markt ist es uns wichtig, dass wir vorausgehen, vorausgehen bei Dingen oder Umständen, die man nicht gewohnt ist. Das können kleine, weniger gut finanzierte Produktionsunternehmen oft nicht leisten. Neue Wege haben wir mit „Biester“ beschritten. Mit „Tage, die es nicht gab“ übrigens auch. ORF ON gibt es jetzt eineinviertel Jahre und „Biester“ ist die meist abgerufene und gewatchte Serie mit annähernd einer Mio. durchgestreamten Abrufen. Die erste Staffel mit ihren zehn Folgen wurde im Januar 2024 komplett auf ORF ON gestellt. Mitte/Ende Februar folgte erst die lineare Ausstrahlung. Dass diese Strategie einen Effekt auf die Quoten der linearen Ausstrahlung hatte, haben die, die sich mit Fernsehen auskennen, kapiert. Alle anderen, die die lineare Quoten erst erstaunt hat, mittlerweile auch. Da muss man nicht studiert haben: Die Haupt-Zielgruppe hatte die Serie längst vor der linearen Bereitstellung schon geschaut.
„Ich bin nach wie vor super happy mit diesem wahnsinnig guten Cast, der einen footprint setzt.“
Bleibt das so bei Staffel 2? Und was erwartet uns in Staffel 2?
Oliver Auspitz: Da fährt der ORF eine leicht andere Strategie. Linear und online geht sie mehr oder weniger gleichzeitig auf Sendung. Online kann man dann pro Woche höchstens eine Folge vorschauen. Das folgt dem System von „School of Champions“. Ansonsten erwartet einen wieder die junge Weiblichkeit, die ihre Abenteuer gefangen in den heutigen Zeiten zwischen Social Media und realem Leben erlebt. Ich bin nach wie vor super happy mit diesem wahnsinnig guten Cast, der einen footprint setzt. Die Fan Base ist groß. Wir haben starke Resonanz auf den Social-Media-Kanälen. Fanni Schneider hat zum Beispiel allein auf Instagram über 40.000 Follower … da gehöre ich einfach zum alten Eisen. Das ist eine komplett neue Generation, die das Multi Channeling beherrscht.
In der Regie gab es eine kleine Veränderung.
Oliver Auspitz: Mirjam Unger hat nun Katharina Woll an ihrer Seite. Wir sind auf Katharina Woll mit ihrem Abschlussfilm „Alle wollen geliebt werden“ aufmerksam geworden. Sie ist uns ans Herz gewachsen. Es ist toll, wenn man junge Menschen entdeckt, die bei Serienprojekten ihre Handschrift einbringen. Andreas Kopriva, der mit Mirjam Unger die erste Staffel hälftig inszeniert hat, ist bei einem anderen unserer neuen Projekte eingespannt…
Maximilian Brückner (li.), der Schäferhund Rex und Ferdinand Seebacher sind die Protagonisten in der Neuauflage von „Kommissar Rex“ (Credit: Sat.1/Nadine Rupp)
Da kommen wir zu „Kommissar Rex“… Wann geht es hier los?
Oliver Auspitz: Drehstart feiern wir Anfang April.
Von Mitte der 1990er bis Mitte der 2000er Jahre hatte die Serie Kultstatus erlangt. Wie kam’s zur Neuauflage?
Oliver Auspitz: „Kommissar Rex“ ist eine starke Marke der Beta Film und ist noch immer eines der erfolgreichsten Verkaufsprogramme in um die 150 Länder… In Kanada gibt es zum Beispiel „Hudson & Rex“, eine etwas actionlastigere Version mit ähnlichem Credo… Ich erinnere mich, dass wir vor eineinhalb Jahren beim Beta Brunch der MIP in Cannes die sechste oder siebte Staffel von „Hudson & Rex“ angekündigt hatten. Der Film-Rex war auch vor Ort und hat einen Ansturm sondergleichen ausgelöst. Viele bekannte Branchenkolleg:innen, ob Schauspieler oder Manager, wollten ein Foto mit dem Hund machen. Ich habe das nicht ganz ernst genommen und auch die Gespräche, die ab und zu aufkamen, die Serie als große deutsch-österreichische Senderkooperation wiederzubeleben, habe ich im Alltagsgeschäft mit unseren großen Vorhaben immer beiseite geschoben. Der Wunsch von Seiten der Beta war schon länger da. Und irgendwann habe ich begonnen, mich mit der Materie zu befassen. Und da wurde mir erst klar, was „Rex“ für viele Menschen bedeutet. Das klingt vielleicht geschwollen, aber seit wir die Neuauflage angekündigt haben, habe ich so viel Feedback wie noch nie erhalten – durch alle Altersgruppen, alle Geschlechter, von Schulen, dem deutschen Schäferhundezüchterverein etc… die lustigsten, erstaunlichsten Feedbacks von Menschen, die zum Ausdruck bringen, wie sehr sie sich freuen… Da ist mir erst mal das Herz in die Hose gerutscht, weil ich gemerkt habe, wie viel Verantwortung man übernimmt.
„Bei ,Kommissar Rex‘ gehen wir mit sechs 90-Minütern in Dreh.“
Maximilian Brückner wird Rex‘ ermittelndes Herrchen…
Oliver Auspitz: Bei der Wahl des Hauptdarstellers haben wir uns mit den Sendern viele Gedanken gemacht. Mit Maximilian Brückner setzen wir ein Zeichen, in welche Richtung wir bei der Serie denken. Er ist ein sehr renommierter, begabter, erfolgreicher deutscher Schauspieler. Die Figur soll ein Typ zum Anlehnen sein, Lebenserfahrung mitbringen, aber auch Charme, Humor und eine gewisse Leichtigkeit ausstrahlen. Das bringt Maximilian Brückner alles mit.
Der ORF ist dabei und Sat.1. Bestand da jemals Zweifel, dass Sat.1 wieder einsteigt?
Oliver Auspitz: Sat.1 war sofort als „Heimat“ Sender von Kommissar Rex dabei. Die Leidenschaft zur Marke und Serie ist dort in der DNA verankert und das spürt man egal mit wem man bei Sat.1 zu tun hat. Das Sender-Team ist echt stark und die Zusammenarbeit funktioniert super.
Welche Überlegungen gibt es zum Format?
Oliver Auspitz: Viele Dinge wollen wir beibehalten, damit das Gefühl der Serie passt, andere Dinge wollen wir bewusst anders machen. Wir glauben, dass es Zeit ist, ein 90-Minuten-Serienformat anzupacken. Wir gehen also mit sechs 90-Minütern in Dreh. Andreas Kopriva teilt sich die Regie mit Esther Rauch. Zu den Autoren gehören Silvia Wohlmuth, Timo Lombeck und Marcel Kawentel. Wir sind voller Vorfreude, aber auch voller Demut, dass uns hier hoffentlich ein Publikumsliebling gelingen kann.
Und wie sieht es mit dem Hunde-Darsteller aus?
Oliver Auspitz: Es waren ja immer mehrere Schäferhunde, die zum Einsatz gekommen sind. So wird es auch bei der Neuauflage sein. Der Haupthund allein kann das nicht bewältigen. Auf alle Fälle sind wir wieder Hundebesitzer geworden, das stimmt. Aktuell trainieren die Tiere mit der Trainerin in der Nähe von München.
Nach der Ausstrahlung von „Biester, Staffel 2“ gibt es beim ORF direkt die nächste Produktion aus dem Hause MR-Film zu sehen: das historische Stück „Hunyadi – Aufstieg zur Macht“, eine große internationale Koproduktion.
Oliver Auspitz: Hier sind wir Koproduzent. Federführend war der kanadisch-ungarische Produzent Robert Lantos. „Hunyadi – Aufstieg zur Macht“ war ein dickes Brett, auf „Game of Thrones“-Niveau: 10×50 Minuten, 60 Millionen Euro Budget. Zum internationalen Cast gehören aus Österreich Murathan Muslu, Laurence Rupp und Cornelius Obonya. Die Postproduktion hat aufgrund der Vielzahl an Visual Effects fast zwei Jahre beansprucht. Unlängst konnten wir Weltpremiere in Budapest feiern. Die Serie wurde komplett in Ungarn gedreht. Dort ist sie dann auch als erstes in der Ausstrahlung. In Deutschland hat sie Magenta TV. Der ORF zeigt sie ab Ostermontag.
Mit „Tage, die es nicht gab“ geht es mit der zweiten Staffel im Herbst weiter (Credit:ORF/MR Film/Petro Domenigg)
Federführend waren Sie wieder bei „Tage, die es nicht gab“, deren zweite Staffel ebenfalls 2025 zu sehen sein wird… Wie ist der Stand der Dinge?
Oliver Auspitz: Die erste Staffel entstand als Koproduktion zwischen ORF und den Ersten. Die Serie war nicht nur ein Erfolg beim ORF, digital und linear, sondern wurde auch zu einem Hit in der ARD Mediathek, wo sie im Februar 2023 eingestellt wurde, hat eigene Beine bekommen. Die Zahlen wollten wir dort erst so nicht recht glauben. Am Ende des Verrechnungsjahres zeigte sich dann, dass „Tage, die es nicht gab“ eines der stärksten gestreamten Produkte der ARD Mediathek jenes Jahres war. Mittlerweile sind noch etliche Views dazugekommen. Mit diesem tollen Ergebnis ist die Awareness und die Involvierung der Degeto schnell gestiegen. Zum Glück. Christoph Pellander und Barbara Süßmann haben uns die zweite Staffel ermöglicht. Unlängst fand die Rohschnittabnahme statt. „Tage, die es nicht gab“ ist definitiv eine unserer Lieblingsserien. Hier kommt zusammen, was viele Jahre immer gewollt, aber nie erschaffen wurde. Vier starke, sehr bekannte Schauspielerinnen, die immer wieder betonen, wie schwierig es sei, ab 40 gute Rollen zu bekommen. Mit Anna-Katharina Meier und Mirjam Unger von zwei Regisseurinnen aufgesetzt. Ein fantastisches Drehbuch von Mischa Zickler – auch Männer dürfen teilhaben. Ich nenne es immer voller Stolz „Big Little Lies“ auf deutsch.
Sie haben zudem noch „Schnell ermittelt“ im Köcher. Einen echten Langläufer mit Ursula Strauss in der Titelrolle…
Oliver Auspitz: Unlängst wurde Staffel acht ausgestrahlt. Natürlich denken wir über eine neunte nach. „Schnell ermittelt“ ist in der Tat ein Langläufer, der sich aber auch stetig weiter entwickelt hat. Das Format gehört zur Identität der Firma. Angelika Schnell hat uns so lange begleitet, wir sind zusammen reifer geworden. Die Serie ist auch ein Herzensprojekt von Ursula Strauss.
Wie steht’s bei „Weber & Breitfuß“?
Oliver Auspitz: Zwei Folgen liegen zur Ausstrahlung. Teil eins und zwei waren linear eines der stärksten Programm der letzten Jahre auf ORF 1. Zwei neue Bücher befinden sich in Entwicklung. Aber da muss man nun erst mal die Ausstrahlung von Folge drei und vier abwarten. Es macht keinen Sinn, auf Halde zu produzieren.
„Mit Constantin Film wollen wir die ,Vorstadtweiber‘ noch einmal in einem Kinofilm aufeinandertreffen lassen.“
Was ist sonst noch in Entwicklung?
Oliver Auspitz: Wir sind ja bekanntermaßen dabei, mit Constantin Film als 50-prozentigem Ko-Partner eine High-End-Serie über Aufstieg und Fall von René Benko aufzusetzen. Da sind wir recht weit in der Entwicklung, ein erstes Drehbuch liegt vor. Oliver Hirschbiegel ist Showrunner und Regisseur, Martin Ambrosch schreibt die Bücher. Ein so großes Projekt bringt einige Herausforderungen mit sich, recherchemäßig und rechtlicher Natur. Je nachdem, wer als Streamer oder Sender Partner wird, bestimmt auch die Richtung der Besetzung. Außerdem wollen wir für Österreich, aber auch für Deutschland – erneut zusammen mit Constantin Film – die „Vorstadtweiber“ Jahre später noch einmal in einem Kinofilm aufeinandertreffen lassen. Ein erstes Drehbuch wurde bereits in Auftrag gegeben. Die Story setzt Jahre nach der letzten Staffel an, die Protagonistinnen haben sich geschworen, sich nie wieder sehen zu wollen. Doch wie das Leben so spielt, befinden sie sich plötzlich alle an einem Ort. Ich wollte schon immer einen Kinofilm daraus machen und bin beseelt, dass ich mit der Idee nun auch Oliver Berben und Viola Jäger überzeugen konnte, weil „Vorstadtweiber“ auch in Deutschland viele Fans hat. Es wird eine große deutschsprachige satirische Komödie für ein breites Publikum.