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Noah Hawley zu „Alien: Earth“: „Größer als reines Entertainment“


Mit „Alien: Earth“ präsentiert FX die erste Serie aus dem „Alien“-Franchise. In einer Pressekonferenz verrieten Showrunner Noah Hawley, Produzent David W. Zucker, sowie der Cast, inwiefern die achtteilige Produktion frischen Wind in die beliebte Reihe bringt. Am 13. August startet die Serie bei Disney+. 

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Noah Hawley, Showrunner von Alien: Earth. (Credit: Marshall Tidrick/FX)

„Mein Job ist es, die emotionale Erfahrung, die wir mit ‚Alien‘ verbinden, neu zu verpacken.“ Noah Hawley, Showrunner von „Alien: Earth“ wurde in den vergangenen Jahren mit der ganz besonderen Aufgabe betraut, für FX die erste Serie des Horror-Franchise umzusetzen. Gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass dieses seit 46 Jahren existiert und bereits sieben Filme umfasst (die „Alien vs. Predator“-Teile ausgenommen). Die Erwartungen von Fans und Kritikern gleichermaßen dürften also durchaus hoch sein, auch wenn Hawley definitiv Erfahrung in der Branche und mit der Neuauflage bereits bekannter Stoffe hat. Auf eine inzwischen 20-jährige Karriere kann er zurückblicken, angefangen als Story Editor bei „Bones – Die Knochenjägerin“ über Serien wie „Legion“ bis hin zu „Fargo“. Seit 2014 ist er Showrunner des Spin-offs von Ethan und Joel Coens gleichnamigen Film. Inzwischen umfasst die Serie fünf Staffeln und erhielt ausgezeichnete Kritiken, sowie diverse Nominierungen bei den Emmys und Golden Globes.

Doch wie gelingt es, eine achtteilige Serie zu einem der beliebtesten Horror-Franchises umzusetzen, die laut Hawley selbst „bigger than just entertainment“ sein soll? Frischen Wind brachte vor allem die Idee, die Erde als Handlungsort auszuwählen. Ganz dem Motto „Im Weltraum hört dich keiner schreien“ folgend, spielten die Filme der Reihe stets auf Raumschiffen – jetzt gelangen die außerirdischen Lebewesen erstmals auf die Erde. „Das hat im wahrsten Sinne des Wortes die für uns bespielbare Landschaft ausgeweitet und gab uns die Möglichkeit, in Thematiken einzutauchen, mit denen man sich in einem zweistündigen Film gar nicht auseinandersetzen kann“, so David W. Zucker, ausführender Produzent der Serie. Erstmals in der Geschichte von „Alien“ bekommen die Zuschauenden also Einblicke in die Vorgänge auf der Erde, die von fünf Mega-Konzernen beherrscht wird. 

Ausgangspunkt ist ein Raumschiff der Weyland Yutani Corporation, in dem sich mehrere Exemplare außerirdischen Lebens befinden. Als dieses auf der Erde abstürzt, beschließt der konkurrierende Tech-Milliardär Boy Kavalier, die Fracht zu beschlagnahmen und für seine eigenen Zwecke zu verwenden. Zur Absturzstelle schickt er eine Gruppe synthetischer Menschen, in die allerdings das Bewusstsein von Kindern hochgeladen wurde. Hier finden sich bereits Themen wie Künstliche Intelligenz oder Kapitalismus, die der Reihe seit dem ersten Teil aus dem Jahr 1979 inhärent sind. „Im Original geht es um diese Monster aus der Vergangenheit, die versuchen Sigourney [Weaver] umzubringen. Und dann realisieren wir, dass die KI-Zukunft sie auch töten möchte.“ Die Menschheit sei also gefangen zwischen der Natur/ Vergangenheit sowie den Technologien der Zukunft – für Hawley ein ganz zentraler Aspekt von „Alien“. 

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Samuel Blenkin als Boy Kavalier (Credit: FX)

Neben gesellschaftlich relevanten Themen wie diesen, darf natürlich auch der Alien-Horror nicht zu kurz kommen. Bereits der erste Film sorgte mit seinen verschiedenen Versionen des – im deutschen Titel – sogenannten unheimlichen Wesens aus einer fremden Welt für reichlich Grusel. Zunächst klammerte es sich als Facehugger an das Gesicht seines Opfers, brach dann als Chestburster aus der Brust heraus und wuchs schließlich zum Xenomorph heran, der Jagd auf die Besatzung des Raumschiffs machte. Diese altbekannten, ikonischen Versionen des Aliens kommen selbstverständlich auch in der neuen Serie vor – begleitet von neuen außerirdischen Lebensformen. Schließlich wissen die Zuschauenden bereits wie der Xenomorph agiert; der Schrecken, der mit dem Unbekannten einhergeht, ist hier also nicht mehr geboten. „Aber wenn ich neue Kreaturen einführe und man nicht weiß, wie sie sich reproduzieren oder was sie fressen, dann fühlt man jedes Mal, wenn sie zu sehen sind, diese Furcht; oder sie sind nicht zu sehen, aber man weiß, dass sie da sind, es ist aber unklar, was als nächstes passiert.“

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Wendy im abgestürzten Raumschiff (Credit: Patrick Brown/FX)

Auf der anderen Seite werden in „Alien: Earth“ zutiefst menschliche Probleme auf eine neue, zeitgemäße Art und Weise verhandelt. Schließlich stehen in den ursprünglichen Filmen gesichtslose Firmen im Fokus – im 21. Jahrhundert haben sich die Umstände allerdings geändert. „Heutzutage haben Konzerne Gesichter – und zwar die Gesichter von jungen Technokraten, die Celebrity-CEO-Milliardäre sind. Hier richtet sich alles nach den Launen von Boy Kavalier und wie er sich von Moment zu Moment fühlt. Wir befinden uns also in einem anderen Stadium, in dem das Individuum nicht namenlosen, gesichtslosen Konzernen, sondern diesen Jung-Genies ausgeliefert ist.“ Hier wird deutlich, was Hawley meint, wenn er sagt, dass die Serie größer sei als nur reines Entertainment. Filme sind schließlich immer ein Spiegel ihrer Zeit und bilden ab, was die Gesellschaft umtreibt.

So ist es der Anspruch des Showrunners, Thematiken, die heute aktuell sind, unter die Lupe zu nehmen und zu betrachten, wie deren Entwicklung in ferner Zukunft aussehen könnte. Was bedeutet es, ein Mensch zu sein? Können die Menschen ihre eigenen Fehlschläge überleben und wieder mit Optimismus in die Zukunft blicken? Diese Fragen aus der Perspektive eines Kindes, bzw. eines Kind-Erwachsenen-Hybriden zu erzählen, war für Hawley der logische Schritt. „Kinder sind schlechte Lügner. Sie wissen nicht, wie man so tut, als hätte man keine Angst. Und sie nehmen die Dinge, die Erwachsene als selbstverständlich hinnehmen, nicht als selbstverständlich an. Die Story aus der Sicht von Wendy und den anderen Lost Boys zu erzählen, gab der Figur die Möglichkeit, diese reine Anständigkeit zu haben, durch die sie dann die Selbstgefälligkeit und die Boshaftigkeit der Erwachsenenwelt hinterfragen konnte.“ So erzählt „Alien: Earth“ also, trotz der titelgebenden Aliens, allen voran eine Geschichte über Menschlichkeit.

Lea Morgenstern