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Michael Morris zu „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“: „Authentische Momente erschaffen“


In UK sorgt „Bridget Jones: Verrückt nach ihm“ bereits für Furore in den Kinos, am Donnerstag wird der vierte Film der Blockbuster-Reihe mit Renée Zellweger im Verleih von UPI die Kassen auch bei uns klingeln lassen (sind wir überzeugt). Gerade nach dem schönen Gespräch mit Regisseur Michael Morris, der genau der richtige Mann (!) für den Job war.

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„Bridget Jones – Verrückt nach ihm“-Regisseur Michael Morris (Credit: UPI)

Sie sind ein gefeierter Theaterfachmann, haben auch viel Fernsehen gemacht, gaben erst 2022 mit „To Leslie“ mit Andrea Riseborough Ihr Debüt als Spielfilmregisseur – auch schon ein intensives Frauenporträt, aber ein völlig anderer Film, ganz andere Tonalität. Dennoch eine gute Vorbereitung für „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“?

Michael Morris: Ich verstehe genau, was Sie meinen. Die beiden Filme sind schon sehr verschieden… Aber wenn Sie sich „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ ansehen, werden Sie auch feststellen, dass es auch ein ganz anderer „Bridget Jones“-Film geworden ist, als man es bisher gewohnt war. Das war für mich als Regisseur entscheidend: Diesen Film hätte ich so oder so machen wollen, ob die Hauptfigur nun Bridget Jones heißt oder nicht. Dass es ein „Bridget Jones“-Film ist, ist nur das Tüpfelchen auf dem I. Für mich war es in erster Linie ein Film über eine tolle Frauenfigur, gespielt von einer strahlenden Frau, die zu Beginn des Films ihr Leben auf eine gewisse Weise führt und im Lauf des Films gezwungen ist, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, denen sie lieber aus dem Weg gehen würde. Das erschüttert ihre Existenz bis ins Mark. Aber das ist eben so, wenn man mit Verlust im Leben umgehen muss, mit einer großen Tragödie. Entscheidend ist aber, und das entspricht einfach dem Spirit der Reihe und macht es uns möglich, mit dem gebotenen Ernst, aber doch auch leicht und immer wieder humorvoll zu erzählen, dass sie am Ende ein reiferer Mensch ist, in sich gefestigt, mit dem Blick nach vorn. Das Leben geht weiter…

In dieser Hinsicht gar nicht so anders wie „To Leslie“…

Michael Morris: So sehe ich das auch. „To Leslie“ ist keine Komödie, kein Franchise, kein Blockbuster. Es ist ein Drama, ein kleiner, unabhängig entstandener Film. Aber nach meinem Dafürhalten ist ihre DNA nicht so grundlegend anders. Meine Herangehensweise als Filmemacher ändert sich nicht, mein Blick ändert sich nicht, ob es sich nun um eine fabelhafte Rom-Com mit Bridget Jones handelt oder um einen kleinen Film über eine Alkoholikerin in Texas, die vor dem Trümmerhaufen ihres Lebens steht. Mir geht es darum, authentische Momente zu erschaffen und festzuhalten, ich will Dinge in den Geschichten und Figuren finden, die etwas im Publikum auslösen, einen Wiedererkennungswert haben. Wenn der Zuschauer sich in meinen Film selbst erkennt und sagt: Genau, das kenne ich, das habe ich auch erlebt, dann habe ich meine Arbeit gutgemacht.

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„Bridget Jones – Verrückt nach ihm“-Regisseur Michael Morris (Credit: UPI)

Hier sind Sie aber auch als Fremder in ein bestehendes Filmuniversum gekommen.

Michael Morris: Das war eine Herausforderung, auf jeden Fall. Ich hatte noch nie mit einer Produktion dieser Größenordnung zu tun oder habe in diesem Genre gearbeitet. Aber dann kommt man dazu, und es könnte einem nicht einfacher gemacht werden. Renée Zellweger, Hugh Grant, Chiwetel Ejiofor und und und… Als Regisseur träumt man davon, mit diesen Schauspieler:innen arbeiten zu dürfen. Ich hätte mit ihnen auch die Speisekarte meines Lieblingschinesen verfilmt. „Bridget Jones“ ist natürlich besser! 

„Ich habe immer von einer Komödie über Trauer gesprochen, ein Film mit viel Licht, der aber auch vor Schatten nicht zurückschreckt.“

Michael Morris

Und da war es Ihnen möglich, mit dem Blick des Regisseurs von „To Leslie“ zu arbeiten?

Michael Morris: Mich interessieren die kleinen Fältchen des menschlichen Lebens. Manchmal ist das lustig, manchmal nicht. Diesmal habe ich meinen Blick auf eine Komödie gelegt. Aber vergessen Sie nicht, dass Komödien nicht gleich Slapstick sind. Sie können ernsthafte Angelegenheiten sein, aber eben mit einer gewissen Haltung und Leichtigkeit erzählt. Ich habe bei „Verrückt nach ihm“ immer von einer Komödie über Trauer gesprochen, ein Film mit viel Licht, der aber auch vor Schatten nicht zurückschreckt. So etwas wollte ich immer schon einmal machen, hatte aber nie die Gelegenheit dazu, weil sich passende Stoffe für diesen Ansatz nicht so oft finden. Ich habe riesigen Respekt vor Renée, dass sie davor nicht zurückgeschreckt ist. Im Gegenteil: Sie hat sich mit großer Leidenschaft auf diesen Aspekt gestürzt. 

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Renée Zellweger, Leo Woodall und Regisseur Michael Morris am Set von „Birdget Jones – Verrückt nach ihm“ (Credit: UPI)

Es ist ein Balanceakt, den man erst einmal hingekommen muss. Und man muss das Placet des Studios und der Produzenten erhalten.

Michael Morris: Universal und Working Title haben mir immer den Rücken gestärkt. Sie haben die Gelegenheit wahrgenommen, nicht einfach einen neuen „Bridget Jones“-Film zu machen, neun Jahre nach „Bridget Jones’ Baby“, sondern einen anderen „Bridget Jones“-Film. Ein Film, der sich ziemlich viel traut, wenn man bedenkt, dass es sich um eine eingeführte Marke handelt. Aber ich denke, die Fans der Bücher und der Filme sind genuin daran interessiert, was mit Bridget passiert, wie sie ihr Leben meistert, wie sie durch Täler geht und auf der Bergspitze ankommt. Mir schwebte ein Film vor wie Anthony Minghellas „Wie verrückt und aus ganzem Herzen“, eine seiner frühen Arbeiten. Es gab also durchaus Referenzfilme, die mir sehr geholfen haben, den Ton meines Films zu finden. 

„Als Working Title mich ansprach, dachte ich zuerst, dass da ein Irrtum bestehen muss.“

Michael Morris

Fiel es Ihnen schwer, Michael Morris sein zu dürfen?

Michael Morris: Erst einmal hatte ich einen Riesenrespekt. Ich war nicht leichtfertig. Natürlich kannte ich die anderen Filme, und ich bin begeistert, was Sharon Maguire und Beeban Kidron mit ihnen geleistet und auf die Beine gestellt haben – ein Filmuniversum, das auf der ganzen Welt geliebt wird. Und dann natürlich Working Title, die die besten romantischen Komödien überhaupt machen. Als sie mich ansprachen, dachte ich zuerst, dass da ein Irrtum bestehen muss. Ich hatte nur „To Leslie“ gemacht… Aber meine Arbeit daran hatte ihnen sehr gefallen und sie hatten den Eindruck, dass ich eine neue Farbe mitbringen würde, was genau das war, wonach sie gesucht hatten. Wir haben immer an einem Strang gezogen, ich musste mich nie verbiegen. Ist es ein Michael-Morris-Film? Ich denke schon. Weil ich ihn gemacht habe. Alles, was mir als Filmemacher wichtig ist, findet sich in „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ wieder. Ich konnte mit meinem Filmkomponisten arbeiten, der Schnitt entspricht meiner Vorstellung, die Design-Entscheidungen wurden alle mit mir abgestimmt. Ich hatte angeregt, primär mit Handkamera zu arbeiten. Das haben wir umgesetzt. Das verstärkt die Intimität, das Gefühl, einen Film im Hier und Jetzt gemacht zu haben, der ganz nah dran ist an den Figuren, an ihren Gesichtern. 

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Renée Zellweger in „Bridget Jones: Verrückt nach ihm“ von Michael Morris (Credit: UPI)

Bevor Sie Ihren ersten Film gedreht haben, waren Sie Regisseur einiger Episoden der größten modernen Fernsehserien – „Better Call Saul“, „Bloodlines“… Was haben Sie dabei gelernt, das Ihnen bei „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ zugute kam?

Michael Morris: Ich habe unendlich viel gelernt dabei und zehre sehr davon. Man lernt Effizienz, Professionalität, Teamwork. Man lernt, Geschichten auf vielfältige Weise mit immer neuen Ansätzen zu erzählen. Man lernt, wie man sich einbringen und persönliche Noten setzen kann. Wie entlockt man Schauspieler:innen etwas Neues in Rollen, die sie in- und auswendig kennen? Wie entlockt man einem Format etwas Neues, das klaren Vorgaben unterliegt? Das schärft einem die Sinne. Man ist immer alert, arbeitet ungeheuer bewusst. Ich kann es anderen Filmemachern nur empfehlen. Insofern war es eine großartige Vorbereitung für „Bridget Jones“, eine Filmmarke, die es fast ein Vierteljahrhundert gibt und wo jeder vor und hinter der Kamera weiß, was zu tun ist. Man muss einen Weg finden, dass alle ihren Autopiloten abschalten und sich auf eine neue Reise einlassen. 

Ich bin gewiss nicht der Erste, der Sie darauf aufmerksam macht, dass Sie der erste männliche Filmemacher in einer Filmreihe ist, die traditionell von Regisseurinnen inszeniert wird. Fühlte sich das komisch an?

Michael Morris: Für mich war wichtig, einen „Bridget“-Film zu machen, der der Figur gerecht wird, der Renée Zellweger gerecht wird und der der Arbeit gerecht wird, mit der Sharon Maguire und Beeban Kidron diese Filme zu einem popkulturellen Phänomen auf der ganzen Welt haben werden lassen. Ich habe versucht, mich nicht kirremachen zu lassen. Stimmt, ich bin der erste Mann, der einen „Bridget Jones“-Film gedreht hat, aber gleichzeitig bin ich auch der dritte Mensch, der das getan hat. Woran das liegt, kann ich gar nicht richtig beantworten, aber mich haben immer schon mehr Geschichten interessiert, in deren Mittelpunkt Frauen stehen. Fragen Sie Cassavetes! Es hat gleich eine andere Energie, wenn man seinen Blick darauf lenkt, wie sich Frauen in der Welt bewegen. Die Welt stellt Frauen andere Fragen – in meinen Augen interessantere Fragen. Es gibt mehr Grauflächen, mehr Nuancen, mehr Wege zu scheitern und damit auch mehr spannende Kämpfe auszufechten. Deshalb wollte ich schon „To Leslie“ machen. Ich verspüre eine sehr starke Verbindung zu Leslie, ich verspüre eine sehr starke Verbindung zu Bridget Jones, tatsächlich schon seit 2001, seit dem ersten Film. Daniel Cleaver und Mark Darcy sind tolle Figuren, aber ich identifiziere mich mit Bridget. Als Regisseur verfolge ich keine Agenda. Mir geht es nur darum, mit meinen Schauspieler:innen authentische Momente zu finden, die sich menschlich anfühlen. Darum ging es mir. 

Das Gespräch führte Thomas Schultze.