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Meinolf Thies: „Wir haben keine Ausreden“


Das Kinojahr 2025 mag schwach begonnen haben – aber jetzt steht eine Programmoffensive an, die laut Meinolf Thies die Verpflichtung mit sich bringt, zu zeigen, dass es noch läuft im deutschen Markt. Anlässlich des Jubiläums des Lumen Solingen sprachen wir mit ihm über das Haus und die Notwendigkeit, Kino jeden Tag neu zu denken.

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Meinolf Thies (Credit: Consulthies)

Doppeljubiläum in Solingen: Vor 25 Jahren wurde das heutige Lumen eröffnet, vor 20 Jahren übernahmen Meinolf Thies und Lutz Nennmann das Haus vom vorherigen Betreiber Cinemaxx, nachdem Thies es bereits im Rahmen eines Managementvertrages geleitet hatte. SPOT nahm den Kinogeburtstag nicht nur zum Anlass, um mit Meinolf Thies über den Standort zu sprechen, sondern vor allem auch über die Programmsituation in 2025, den schmalen Grad zwischen Incentive und Verramschung – und die Notwendigkeit, stets agil zu bleiben.

Eröffnet wurde das Lumen Solingen vor 25 Jahren als Cinemaxx, schon fünf Jahre später übernahmen Sie und Lutz Nennmann das Haus. Wie kam es dazu?

Meinolf Thies: Als damaliger leitender Mitarbeiter und Prokurist hatte ich mich 2003 vom Cinemaxx-Konzern gelöst, in diesem Zuge aber drei Cinemaxx-Standorte im Rahmen eines Managementvertrages unter meine Fittiche genommen – in Essen, Mülheim und Solingen. Das waren alles Standorte, die zuvor verschiedene Probleme hatten, teils struktureller, teils wirtschaftlicher Natur. Aber Standorte, für die ich Potenzial sah. Im Vertrag hatte ich mir jedenfalls ausdrücklich ausbedungen, auch unabhängig als Kinounternehmer tätig sein zu können, natürlich nicht an den jeweiligen Standorten. Aber wie die Dinge so laufen: Schon im November 2003 hatten Lutz Nennmann und ich die Cineworld Lünen übernommen – übrigens von einem vorherigen Betreiber, der im Rahmen eines Joint Ventures das Cinemaxx Krefeld mitgebaut hatte, für das Lutz und ich einst operativ zuständig waren. Das war ein Vorgang, auf den man in der Hamburger Zentrale aufmerksam wurde, als Cinemaxx begann, sich von etwa einem halben Dutzend Standorte trennen zu wollen, darunter von jenem in Solingen.

Sie haben sich damit selbst eine Art Geburtstagsgeschenk gemacht?

Meinolf Thies: So kann man das wohl sagen. Wir wurden gefragt, ob wir das Haus zum 01. April 2004 würden übernehmen wollen, also am Tag meines 40. Geburtstages. Das Problem war: Wir hatten damals eine Vorlauffrist von nur einer Woche. Ich saß also am 31. März abends beim Notar für die Unternehmensgründung, während meine Überraschungsparty schon im Gange war. Wir haben auch just an diesem Tag erfahren, dass sich unser Vermieter in den Clemens-Galerien ändert, das war in den folgenden 21 Jahren dann noch sieben Mal der Fall.

Klingt nach einem schwierigen Umfeld…

Meinolf Thies: Die Clemens-Galerien haben es tatsächlich nicht leicht, das muss man leider sagen, es gibt einen relativ hohen Leerstand. Denn Solingen hatte sich im Lauf der Jahre entschieden, ein zweites Einkaufszentrum zuzulassen, das war das berühmte zweite zu viel. So kommen beide nicht so richtig zurecht, die einen vielleicht noch etwas besser als die anderen. Aber das Kino bleibt das Kino, das kann man ja nicht einfach so umtopfen. Und das ist auch gut so.

„Man muss Kino jeden Tag neu denken, neu erfinden und Dinge einfach ausprobieren“

Ich erinnere mich, dass es 2023 monatelang Probleme mit der Parksituation gab.

Meinolf Thies: Das war eine sehr heikle Geschichte, noch dazu so kurz nach Corona. Unmittelbar vor Gründonnerstag kam der Anruf, dass unsere Tiefgarage noch vor dem Osterwochenende geschlossen würde – was sich am Ende als längere Leidenszeit erwies. Wir hatten natürlich Angst vor massiven Einbrüchen, aber das Problem haben die Solinger eigentlich gut weggesteckt. Wir haben es zwar gespürt, aber im Großen und Ganzen ist man uns in dieser Zeit treu geblieben. Was bezogen auf die gesamte Innenstadt jetzt leider immer noch nachhallt, ist der furchtbare Anschlag vom vergangenen August. Das hat die Stadt damals geradezu in Schockstarre versetzt, das wirkt immer noch nach.

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Der Concessions-Bereich im Lumen Solingen (Credit: AN photo)

Den Standort ziehen sie aber nicht in Zweifel?

Meinolf Thies: Nein, keinesfalls. Natürlich wäre es schöner, wenn die Rahmenbedingungen bessere wäre, aber wir sind nach wie vor sehr zufrieden – und wir halten an diesem Standort nicht nur fest, sondern investieren und entwickeln ihn auch laufend weiter. Da geht es teilweise auch um vermeintlich kleine Dinge, die aber dennoch große Wirkung entfalten können. Wir haben zum Beispiel gerade eine Theke abgebaut, an der wir früher 3D-Brillen ausgegeben haben, was wir jetzt logistisch anders lösen. Dadurch haben wir eine Fläche geschaffen, auf der wir nun einen eigenen, entsprechend ausgestatteten und dekorierten Raum für Kindergeburtstage einrichten. Denn das ist etwas, das uns die Erfahrung gelehrt hat: Es bedarf dieser separaten Flächen einfach, um ein attraktives Kindergeburtstags-Paket zu schnüren. Und gerade der Nachwuchs liegt uns besonders am Herzen, schließlich sprechen wir vom zukünftigen Publikum.

Agil zu bleiben, laufend Veränderungen vorzunehmen und auf Kundenwünsche zu reagieren, lautet Ihr Motto?

Meinolf Thies: Absolut – anders geht es ja auch gar nicht. Ich will uns jetzt nicht selbst über die Maßen loben, aber gerade das macht ja auch die DNA der Consulthies, des Beratungsunternehmens von mir und meiner Frau aus: Ungenutzte Potenziale zu erkennen, gerade auch räumliche. Ich denke, dass man da als Mittelständler auch echte Vorteile hat, weil man einfach näher dran ist – es erfordert aber auch, proaktiv zu agieren. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Wir nutzen Flächen für alle Arten von Festivitäten, von der Jugendweihe bis zum Kindergeburtstag; der „Kaffeeklatsch“ ist ein enorm erfolgreiches Angebot für die älteren Semester – und in Kamp-Lintfort laden wir mittlerweile einmal pro Monat zum Tanztee ein. Nicht jede Idee ist gleich der Renner, aber das Publikum nimmt neue Angebote in der Regel ausgesprochen dankbar auf. Das ist der Punkt: Man muss Kino jeden Tag neu denken, neu erfinden und Dinge einfach ausprobieren. Denn was man nicht ausprobiert hat, kann man nicht bewerten.

„Incentives ja, aber mit Augenmaß“

Mit dem „My Private Lumen“ hat man die private Vermietung in besonderer Weise aufgestellt. Hat sich das Konzept bewährt?

Meinolf Thies: Absolut – wobei entscheidend ist, diese kleinen Säle so auszustatten, dass sie auch jederzeit Teil des regulären Spielbetriebs sein können, ohne dass sich das Publikum dort „abgestraft“ fühlt. So haben wir in diesen Sälen eines der besten 3D-Bilder. Tatsächlich stecken wir in den kommenden Monaten in einer gewissen Zwickmühle. Denn über den Sommer hinweg ist das Filmangebot so stark und breit, dass wir abseits der Vormittage wirklich nur noch ganz ausgewählte Vermietungen annehmen können. Schlicht deswegen, weil wir die Säle benötigen, um der Fülle des Programms Herr zu werden. Das mag wie ein Luxusproblem klingen, aber es ist vor allem eine schöne Abwechslung zum ersten Quartal, in dem die Filmversorgung leider nicht so war, wie wir es uns vorstellen.

Sie haben das Haus nach der Übernahme noch zwölf Jahre lang unter dem Namen Cinemaxx fortgeführt, bis es dann in Lumen umbenannt wurde. Welcher Gedanke lag diesem Rebranding damals zugrunde? 

Meinolf Thies: Wie schon geschildert, ging das 2004 wirklich von Knall auf Fall – das war nicht der Moment, um von einem eingeführten Namen abzurücken, Cinemaxx war damals als Marke auch gut beleumundet. Wir hatten uns das Recht gesichert, den Namen noch längerfristig verwenden zu dürfen, sind dann aber letztlich an dem Punkt angelangt, an dem wir uns gesagt haben, dass wir konzeptionell längst so weit vom Kettenbetrieb weg sind, dass wir das Kino jetzt auch umbenennen müssen. Und da der Name „Lumen“ schon in Düren so gut angenommen wurde, war die Wahl naheliegend.

Sie waren im Lumen auch in gewisser Weise Vorreiter in Sachen Laserprojektion, dort wurde schon 2017 ein solcher Projektor installiert. Würden Sie diese Entscheidung so wieder treffen?

Meinolf Thies: Das war damals eine Sonderlösung, ein sogenanntes Refurbishment, wo die Laserlichtquelle mit einem herkömmlichen Projektor kombiniert wurde. Das war noch nicht ganz das, wovon wir heute sprechen, aber es war ein guter Einstieg, den wir an vier Standorten vollzogen haben – und zwei dieser vier Geräte sind auch heute noch im Einsatz, während die beiden anderen quasi als Ersatzteillager dienen. Diese Lösung hat sich nicht großflächig durchgesetzt, zumal „echte“ Laserprojektoren mittlerweile auch etwas günstiger sind als damals. Aber wir waren damit sehr zufrieden – und an der Lichtleistung gibt es bis heute absolut nichts auszusetzen.

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Die Lounge im Lumen Solingen (Credit: AN photo)

Im Interview mit Radio RSG hat Lutz Nennmann bereits angekündigt, dass man auf 16- bis 17-Jährige mit einer Preisinitiative zugehen und gleichzeitig den Kinomontag wieder einführen will. Gilt das für alle Ihre Häuser? Und wie kritisch betrachten Sie denn das Preisthema?

Meinolf Thies: Die Preisgestaltung ist natürlich immer ein Thema. Auch bei Filmen, bei denen wir keine ausreichend lange Kinoexklusivität sehen und bei denen uns auch nicht entsprechend mit der Leihmiete entgegengekommen wird. Da wollen wir dann mitunter auch ein Zeichen gegenüber dem Verleih setzen. Wobei sich wiederholt gezeigt hat, dass wir bei einem Eintrittspreis von 4,90 Euro überproportional viele Besuche verzeichnen, Paradebeispiel war zuletzt „Red One“, da ist unsere Strategie am Ende offenbar für alle aufgegangen. Auch jetzt haben wir den Impact unserer Fünf-Euro-Jubiläumskampagne gesehen, gerade an diesem Hitzewochenende Anfang Mai. Aber man muss aufpassen. Man kann so etwas in Sonderfällen als Incentive setzen, aber grundsätzlich sind wir absolute Verfechter der Wertigkeit des Produkts. Wir sind keine Verramscher, sondern stehen vielmehr felsenfest auf dem Standpunkt, dass man Kino so gut machen muss, dass es auch den angemessenen Normalpreis wert ist. Dennoch muss man gewisse Zielgruppen einfach im Auge behalten. Kino muss schließlich für alle erschwinglich sein. Deswegen gilt unser Kindertarif seit Langem bis 15 und nicht nur bis 12. Die 16- und 17-Jährigen sind da bislang ein wenig durchs Raster gefallen. Sie sind noch nicht erwachsen, wollen aber auch nicht als Kinder betrachtet werden. Deswegen setzen wir da gerade ein eigenes Modell auf. Allerdings nicht in allen Kinos, schließlich tickt jeder Standort nach ganz eigenen Regeln, Paradebeispiel ist unser Haus auf der Ferieninsel Rügen. Also: Incentives ja, aber mit Augenmaß. 

Seitens KinoConnect gab es den Vorstoß, wieder einen bundesweiten Kinotag zu etablieren. Würden Sie eine solche Initiative befürworten? 

Meinolf Thies: Grundsätzlich muss man sagen, dass alles, was nationale Aufmerksamkeit generiert, wirksamer ist als das, was nur lokal passiert. Wir haben in Lünen, Solingen und Düren den Kinomontag eingeführt, als wir die Spielzeitbeschränkungen wieder aufgehoben haben, die wir 2022 aufgrund der explodierenden Energiepreise einführen mussten. Auch um ein Zeichen zu setzen, dass wir für die Gäste da sein wollen. Das funktioniert und ich denke, das würde auch national funktionieren. Aber man muss natürlich aufpassen. Es muss darauf hinauslaufen, dass man zusätzliche Besuche generiert und nicht nur Publikum von einem anderen Tag abzieht.

„Wir haben keine Content-Schwäche, wir haben keine WM, wir haben keine Ausreden, abseits von etwaigen Wetterkapriolen“

Gibt es weitere Investitionspläne für Solingen?

Meinolf Thies: Das ist im Grunde ein ständiger Prozess. Wir haben unlängst Maßnahmen bei der Bestuhlung umgesetzt, wir sind regelmäßig dabei, die Projektion auf aktuellem Stand zu halten. Das rückt im Vorfeld von „Avatar: Fire and Ash“ gerade wieder besonders in den Fokus, ist aber tatsächlich etwas, das wir laufend im Blick haben. Viel Geld wandert auch in Maßnahmen, die der Kunde leider nicht sieht, die für die Abläufe und die Sicherheit aber unverzichtbar sind, insbesondere in einem 25 Jahre alten Kino. Das betrifft aktuell ja viele Multiplexe, die erhebliche Nachrüstungen in Bereichen vornehmen müssen, die sich quasi im Hintergrund abspielen und vom Gast leider nicht wahrgenommen werden.

Ihre Schilderungen zur kommenden Programmflut lassen es bereits ahnen: Sie erwarten sich von 2025 noch Einiges?

Meinolf Thies: „Minecraft“ hatte schon ein Ausrufezeichen gesetzt und spätestens ab Mitte Mai ist das Programm dann durchgängig da – bis zum Ende des Jahres. Wir haben keine Content-Schwäche, wir haben keine WM, wir haben keine Ausreden, abseits von etwaigen Wetterkapriolen. Wir haben die Verpflichtung zu zeigen, dass es noch läuft. Vermutlich hat das erste Quartal leider dafür gesorgt, dass es trotz des bevorstehenden Aufschwungs am Ende nicht ganz für das Ergebnis reicht, das Mancher sich vielleicht erhofft hatte. Aber zumindest Zahlen auf dem Niveau von 2023 sollten das Ziel sein. Wenigstens an den meisten unserer Standorte. In der Hall of Fame Osnabrück haben wir das Problem, dass wir in diesem Jahr wiederholt an Wochenenden wegen Bombenfunden auf der nahegelegenen Großbaustelle für das neue Lokviertel vorübergehend zwangsgeschlossen wurden und werden. Da wurden jedes Mal um die 15.000 Menschen evakuiert. So etwas reißt Lücken, die kaum noch aufzuholen sind. Aber das soll meinen Ausblick auf das restliche Jahr jetzt nicht eintrüben. Denn da kommt ordentlich was!