In der ZDF Mediathek ist der Doku-Vierteiler „The Wagner Brothers – Zwei Brüder, ein Traum“ bereits verfügbar. Die lineare Ausstrahlung folgt am Dritten-Advent-Wochenende. Wir fragten bei den Produzenten Martin Heisler und Konstanze Speidel nach, wie sie diese aufregende Reise mit den zwei Basketball-Champions erlebt haben. Und warum das ZDF der richtige Partner war.
Die von Flare Film produzierte vierteilige Sport-Doku „The Wagner Brothers – Zwei Brüder, ein Traum“ steht seit 9. Dezember in der ZDFmediathek. Premiere feierten Sie bereits Ende September in Berlin. Das war sicher sehr aufregend, zwei so berühmte Champions als Stargäste dabei zu haben… Was ist euch noch in Erinnerung?
Konstanze Speidel: Die Premiere von Folge 1 haben wir bereits Ende September im Colosseum Filmtheater in Berlin gefeiert. Der frühe Zeitpunkt war notwendig, weil unmittelbar danach die NBA-Saison gestartet ist und Moritz und Franz Wagner zu einem späteren Zeitpunkt keine Zeit gehabt hätten, nach Deutschland zu kommen. Wie man in der Doku sieht, ist die NBA ein Hochleistungsjob, bei dem man keine freie Minute hat.
Martin Heisler: Für mich persönlich war das Highlight bei der Premiere, dass die Familie Wagner im Kino gesessen und diese Serie über sich gesehen hat. Und wie sie darauf reagiert hat. Es war schön zu sehen, dass die Serie den Kern behalten hat, mit dem wir vor Jahren angetreten sind, als Moritz und Franz noch nicht ganz so berühmt waren, wie sie es heute sind, und beide einfach junge Männer waren, die in den USA erfolgreich Basketball spielten … Wir haben damals schon gesehen, dass die Familie sehr besonders ist. Das hat sich für mich bei der Premiere und der Rezeption der Serie eingelöst. Das, was sie zu sagen haben, wie sie denken, wie sie miteinander sind, welche Liebe, manchmal auch welche Reibung, in der Familie ist, welche Offenheit, konnte man richtig spüren. Das war sehr schön.
Konstanze Speidel: Wir hatten letzte Woche noch ein internes Screening der weiteren drei Folgen, bei dem die Eltern von Moritz und Franz auch dabei waren. Und man konnte sehen, wie sie die letzten Jahre mit ihren beiden Söhnen vor dem inneren Auge nochmal miterlebten. Sie waren sehr gerührt. Es war ein sehr emotionaler Moment zwischen Lachen und Weinen, weil wir in der Doku ja auch ein bisschen die Jugend miterzählen, den Aufstieg der beiden in die NBA, aber vor allem die letzten zwei sehr intensiven Jahre, in denen wir das Glück hatten, Meilensteine mit der Kamera festhalten zu dürfen wie den historischen WM-Sieg, die Teilnahme an Olympia und die Tatsache, dass Franz zum bestbezahlten deutschen Sportler wurde… Das war schon irre.
Es ist keine Selbstverständlichkeit über so berühmte Sportler eine Doku-Serie machen zu dürfen. Auf welchem gemeinsamen Nenner haben Sie sich, also Flare Film und die Wagner Brüder, getroffen?
Martin Heisler: Wir hatten das große Glück, dass unsere beiden Regisseure das Vertrauen von Moritz und Franz genießen. Timon Modersohn war lange der Nachbar der Familie und ist auch ein Freund, Thomas Pletzinger ist einer der besten Basketball-Experten Deutschlands. Die beiden kennen die Jungs schon lange und haben das Projekt zu Flare Film gebracht. Über die Regisseure entstand der Vertrauensübertrag auf uns als Produktionsfirma. Unsere Devise war die enge Kommunikation und Absprache, totale Offenheit und große Transparenz. Wir haben uns ein Ziel gesetzt und verfolgten dies in einem gemeinschaftlichen Spirit. Moritz und Franz war sehr bewusst: wenn sie eine Dokumentar-Serie machen über sich, wollen sie sich auch öffnen, wollen Einblick geben, die in anderen Sport-Dokus vielleicht nicht stattfinden. Das war die Grundlage.
Konstanze Speidel: Ich fand es erstaunlich, gerade aufgrund ihres jungen Alters, dass sie das alles so abstrahieren und reflektieren konnten. Das Schöne ist, dass man in der Serie sieht, wie sie sich in den zwei Jahren entwickeln. Aber sie haben von Anfang an gesagt, dass sie keinen Image-Film anstreben, sondern echte Einblicke geben wollen, wie das Leben eines Spitzensportlers in der NBA nun mal ist. Mit allen Rückschlägen, Emotionen, Aufs und Abs. So wurde die Doku auch zu ihrem Projekt. Sie waren sehr aktiv involviert. Das war toll und das ist auch das Besondere.
Warum war das ZDF der richtige Senderpartner für „The Wagner Brothers“?
Martin Heisler: Es war eine Liebesheirat. Und die Antwort liegt in dem bereits Gesagten: Wir wollten kein Produkt herstellen, das im Spitzensportbereich stattfindet. Das hat man bereits viel gesehen bei anderen Anbietern und auch in anderen Zusammenhängen. Oft in Zusammenhängen mit noch größeren Sportarten wie Fußball… Unsere Redakteure Thomas Fuhrmann und Daniel Pinschower haben nicht nur Basketball-Expertise, sondern auch eine breite Zuschauerschicht im Blick gehabt. Der Approach des ZDF war: mit guter Unterhaltung sehr viele Menschen erreichen. Die Freiheit, die wir in der Umsetzung hatten, und die Zusammenarbeit mit dem Sender waren ziemlich einzigartig. Es hat sich von Anfang an gut und richtig angefühlt. Außerdem ist ein schöner Nebeneffekt, dass jetzt erst mal Deutschland, Österreich und die Schweiz vergeben sind, wir aber alle anderen Rechte selbst verkaufen können. Interesse gibt es logischerweise in den USA …
Konstanze Speidel: Den internationalen Verkäufen werden wir uns nun zuwenden. Wie man in Folge zwei sieht, ist Basketball zum Beispiel auch in Asien ein Riesending. Moritz und Franz sind dort sehr bekannt, die WM hatte ja 2023 auf den Philippinen, in Japan und Indonesien stattgefunden. Da sehen wir auf jeden Fall einen potenziellen Markt, neben den USA. „The Wagner Brothers“ erzählt eine universelle Geschichte, auch wenn es zwei deutsche Jungs sind, die am Prenzlauer Berg großgeworden sind und diese ungewöhnliche Reise gemacht haben. Es ist auch eine Familiengeschichte, keine reine Sport-Doku. Es geht um die Familie, wie sie zusammenhalten, welche Werte sie teilen. Das ist universell verständlich und dürfte somit in vielen anderen Ländern auf Interesse stoßen.
Martin Heisler: Wir hatten mit dem ZDF von Anfang an vereinbart, dass „The Wagner Brothers“ als Highend-Doku-Serie eine gewisse Größe bekommt. Das ZDF will und wollte da richtig einsteigen, um ein Gegengewicht zu Streamer-Produktionen zu sein. Sie haben ein ordentliches Budget in die Hand genommen, was uns die Arbeit ermöglicht hat und machen jetzt wirklich Wumms bei der Kampagne. Das habe ich so noch nicht erlebt. Das ist total cool und gut. Das sage ich nicht aus political correctness dem Sender gegenüber. Aber wie das ZDF sich da reinhängt und was dadurch möglich wird, ist phänomenal.
Das Gespräch führte Barbara Schuster