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Markus Aicher über die 18. Musikfilmtage Oberaudorf: Über Grenzen hinweg


Die Musikfilmtage Oberaudorf sind erwachsen. Die 18. Ausgabe, die am 8. Juli beginnt, wartet mit einer Besonderheit auf: Erstmalig arbeitet das Filmfestival mit den Tiroler Festspielen in Erl zusammen. Darauf ist Festivalgründer Markus Aicher besonders stolz, wie er im Interview mit THE SPOT erzählt.

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Markus Aicher (Credit: privat)

Die 18. Musikfilmtage Oberaudorf stehen vor der Tür. Was erwartet uns dieses Jahr?

Markus Aicher: Wir haben das Festival in diesem Jahr um einen Tag verlängert, beginnen am 8. Juli, weil wir eine tolle Kooperation mit den Tiroler Festspielen in Erl haben. Gemeinsam zeigen wir am 9. Juli den Filmklassiker „City Girl“ von Friedrich Wilhelm Murnau mit einer aus England stammenden Live-Musik, den Dodge-Brothers, die ich 2024 beim von Aki und Mika Kaurismäki gegründeten Midnight Sun Filmfestival in Lappland gesehen habe und so begeistert war, dass ich spontan gesagt habe: Wir müssen diesen Film und diese Band nach Oberaudorf bringen. Diese Möglichkeit bot sich nun im Rahmen einer grenzüberschreitenden Kulturkooperation mit den von Jonas Kaufmann kuratierten Tiroler Festspielen. 

Wäre es denkbar, eine solche Kooperation fortzusetzen und künftig regelmäßig grenzüberschreitende Angebote zu schaffen?

Markus Aicher: Das wird ein Fokus unserer künftigen Arbeit sein. Wir wollen in diesem Jahr aber erst mal die Learnings abwarten. In Erl ist das Programm für 2026 schon durchgeplant. Aber wir haben durchaus auch andere Locations und Player im grenznahen Raum und wir haben eine sehr offene und kooperative Zusammenarbeit mit der Interreg Kulturstelle in Kufstein gefunden. Das wollen wir gerne ausweiten. 

Wie hat sich die Programmkuratierung insgesamt gestaltet dieses Jahr?

Markus Aicher: Das Angebot von Musikfilmen wird immer größer, vor allem im dokumentarischen Bereich. Gleichzeitig gibt es auch immer mehr Biopics, siehe Bob Dylan, siehe Led Zeppelin. Ich fand die Zusammenstellung des Programms dieses Jahr relativ leicht, weil wir auch einen guten Überblick über den Markt haben. Von der Diagonale haben wir „Otto Lechner – Der Musikant“ von Bernhard Pötscher mitgebracht, den wir als deutsche Erstaufführung zeigen. Wir komplettieren unser Programm wie immer dank der guten Zusammenarbeit mit dem DOK.Fest München und als Chronisten des Marktes zeigen wir auch Filme wie „Ich will alles. Hildegard Knef“ oder „Monsieur Aznavour“ sowie den wunderbaren „Simon Rattle – Vom Glück des Dirigierens“ von Benedikt Schulte. Es ist eine Mischung aus bekannten Titeln, die es noch nicht in die Region geschafft haben, es aber absolut verdient haben, dort aufgeführt zu werden, neuen Entdeckungen und einem schönen Open-Air-Liveprogramm.

Ihr Festival, das Sie als Initiator, Gründer und Leiter mit einem ehrenamtlich mitwirkenden Team aufgebaut haben, wird dieses Jahr volljährig. Wird Ihr Schaffen genug unterstützt? Mit welchen Schwierigkeiten haben Sie zu kämpfen. Stichwort: Kultur kostet Geld…

Markus Aicher: Da kann ich als stellvertretender Vorstand des Verbands der Bayerischen Filmfestivals für viele andere Festivals sprechen. Es ist Jahr für Jahr das neue Ringen um die Gelder. Wir sind nicht wie Oper und Theater institutionalisiert und könnten automatisch auf einen festen Etat blicken. Sondern bei uns beginnt Jahr für Jahr der Kampf bei den verschiedensten Förderinstitutionen aufs Neue. Dann kommt hinzu, dass sich manche Sponsoren zurückziehen und die allgemeinen Preissteigungen im Dienstleistungssektor machen es auch nicht einfacher. Wir sind ein ehrenamtlich geführtes Festival, kommen aber nicht umhin, bestimmte Leistungen wie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Social Media, Ticketing etc. auszulagern. Diese Bereiche kosten Geld. Mit mehr Finanzierung wäre vieles wesentlich einfacher. Die Erler Kooperation zum Beispiel wäre mit unserem normalen Etat nicht durchführbar gewesen. Das war nur Dank der Mithilfe der Tiroler Festspiele und der Interreg EU-Förderung möglich. 

Wer ist beim traditionellen Stammtisch zu erwarten?

Markus Aicher: Ich freue mich sehr, dass Verena Altenberger in ihrer Eigenschaft als Präsidentin der Akademie des Österreichischen Films und Florian Gallenberger sozusagen als ihr deutsches Pendant kommen. Gallenberger hat auch regionale Wurzeln, seine Familie stammt aus Kiefersfelden, einem Nachbarort von Oberaudorf. Komplettiert wird unsere Runde von Kabarettist Hannes Ringelstetter. Das Thema, über das wir in einem einstündigen Publikumsgespräch reden werden, lautet salopp formuliert „Arbeit, Film und Leben“. Ich moderiere es im Gasthaus Waller, das eigentlich der vierte Hauptdarsteller des Stammtischs ist.

Was treibt Sie an, was macht Ihnen auch nach 18 Jahren immer noch die größte Freude, die Musikfilmtage Oberaudorf durchzuführen?

Markus Aicher: Ich habe ein unglaublich tolles Team mit meinen beiden Vorstandskolleg:innen, Benno Stigloher und Veronika Lömker, die beide die örtliche Verankerung mitbringen und ich die Verankerung in die Branche. Wenn man erlebt, welche Superpower sich entwickelt, wenn wir als Trio in der Festivalvorbereitung von so vielen freiwilligen Helfer:innen komplettiert werden, gibt das immer wieder einen Schub, der einen antreibt. Und ich muss hier auch Christian Pfeil erwähnen, ohne den das Festival nicht durchführbar wäre. Mit seiner Truppe der NEO Kinos übernimmt er nämlich seit einigen Jahren unser Booking und Billing. Am glücklichsten macht es mich, zu sehen, wenn das Publikum aus der gesamten Region hereinströmt und wenn Kinder aus den umliegenden Schulen zu Kindervorstellungen kommen – da lohnt sich die Arbeit und man freut sich auf die nächste Ausgabe. 

Das Gespräch führte Barbara Schuster