Am heutigen Samstagabend startet der zweite „Conti“-Fall mit Désirée Nosbusch im ZDF. Eine gute Gelegenheit, sich mit Letterbox-Produzentin Lisa Blumenberg über die Weiterentwicklung und Fortführung des Formats zu unterhalten.
Nach dem ersten „Conti“-Fall „Meine zwei Gesichter“ geht es ein Jahr später heute Abend im ZDF zur Primetime mit „Ein Fall für Conti – Spieler“ weiter. Was hat sich als besonders gut und fortführbar gezeigt, wo musste noch nachjustiert werden?
Lisa Blumenberg: Zusammengehalten wird unsere Reihe von dem herausragenden, kontrastreichen Ensemble mit Désirée Nosbusch, Malaya Stern Takeda und Maximilian Mundt. Der erste Fall war sehr dramatisch. Conti lebte nach einem Skandal, in den sie verwickelt war, zurückgezogen und musste sich in der Pilotfolge neu erfinden. Ein Jahr später ist das überwunden, und wir lernen eine neue faszinierende Seite von Conti kennen. Wie ihr von Mark Waschke gespielter Mandant ist auch Conti eine Spielerin. Sie liebt das Risiko. Sie will gewinnen, um des Gewinnen Willens – wie sie an einer Stelle sagt. Das ist ein Teil ihrer Natur. Das spiegelt sich in dem zweiten Fall wider und schafft eine neue Dynamik im Figurenensemble und in ihrem Ringen um Recht und Gerechtigkeit.
„Weder Justizdrama noch Krimi, aber enthält doch Elemente von beidem“
Lisa Blumenberg
Hat das ZDF vorerst nur diesen zweiten „Conti“-Fall bestellt? Und was braucht es, um am konkurrenzstarken Samstagabend-Slot zu bestehen?
Lisa Blumenberg: Das ZDF – mit unseren unglaublich engagierten Redakteurinnen Alexandra Staib und Julia Sattler flankiert von Julius Windhorst von ZDF/Arte – glaubt an das Format und hat bereits einen neuen Fall beauftragt. In drei Wochen fällt die Klappe zum dritten Fall für Conti – wieder nach einem Drehbuch von Lucas Thiem und in der Regie von Nathan Nill. „Ein Fall für Conti“ ist weder Justizdrama noch Krimi, aber enthält doch Elemente von beidem. Das ist unser Vorteil und unser Alleinstellungsmerkmal, wenn auch dramaturgisch durchaus herausfordernd. Das Setting und die Figurenkonstellation erlauben andere Blickwinkel und Vorgehensweisen und lassen ganz andere Einblicke zu als die reine Ermittlungsarbeit im klassischen Krimi. Die beiden Hauptfiguren sind fachlich top. Aber sie sind alles andere als perfekt. Sie haben ihre Schwächen und blinde Flecken, ihre Sehnsüchte und ihre dunklen Seiten, die auch in den Geschichten verhandelt werden und ihnen in ihrem Beruf in die Quere kommen können. Die Fälle und die Tonalität der Reihe sind unterschiedlich und immer überraschend.
Der Cast ist mit Désirée Nosbusch, Maximilian Mundt und Malaya Stern Takeda prominent besetzt. Jetzt kommt im zweiten Fall, wie Sie erwähnten, Mark Waschke hinzu. Was bringt er als mysteriöser Mann, dem ein Banküberfall vorgeworfen wird, als Mandant mit an den Tisch – vor allem auch in der Dynamik mit den etablierten Kräften?
Lisa Blumenberg: „Ein Fall für Conti – Spieler“ ist ein besonders schillernder Fall. Der von Mark Waschke gespielte Mandant hat jahrelang ein Doppelleben geführt und soll nun einen Banküberfall begangen haben, für den er kein Motiv hat. Conti ist neugierig und zugleich fasziniert. Da ist durchaus eine gewisse Anziehung, die von diesem undurchsichtigen Mann ausgeht, dessen Charme ein ganzes Gericht erliegt. Staatsanwältin Henry Mahn sieht den Angeklagten hingegen als pathologischen Betrüger, der Zeit seines Lebens mit seinen toxischen Manipulationskünsten andere ins Unglück stürzt. Dieses Spannungsfeld birgt Zündstoff. Conti will nicht moralisieren, sie will gewinnen. Henry Mahn sinnt auf Gerechtigkeit.
Ihr Filmprojekt „Ich bin dein Mensch“ startete 2021 auf der Corona-Berlinale international durch, gewann einen Silbernen Bären und vier Lolas, darunter „Bester Film“ und wurde sogar als deutscher Oscar-Beitrag ausgewählt. Würde es Sie in der Zukunft reizen, mal wieder ein Projekt zu machen, was auch im Kino gezeigt wird?
Lisa Blumenberg: Mein Antrieb ist es, Geschichten zu finden, die überraschend und auf der Höhe der Zeit erzählt sind – egal ob im TV, Streaming oder Kino. Aber in der Tat würde mich – nach mehreren langen Serienformaten – wieder die klassische Erzählform eines Spielfilms reizen. Intelligente Unterhaltung, gerne auch als Komödie. Wenn der richtige Stoff kommt, sage ich nicht nein.
Wissen Sie schon, was Ihr nächsten Projekte als Produzentin sein wird? Mehr „Conti“ oder etwas ganz Anderes?
Lisa Blumenberg: Ich hoffe auf jeden Fall auf mehr „Conti“. Und dann ist – neben anderen Entwicklungen – ein neues großes Serienprojekt in der Pipeline. Darüber darf ich aber noch nichts verraten.
Die Fragen stellte Michael Müller