Die angekündigten massiven Einsparungen bei ÖFI+ und das Streichen des Wortes „ungedeckelt“ hat die österreichische Produzent:innenbranche hart getroffen. Wir haben uns natürlich sofort umgehört und Produzent:innen um ihre Stellungnahme und Einschätzung gebeten. Hier antwortet Günter Schwaiger von Dim Dim Film und Dim Dim Filmverleih.
Was bedeuten die von der Regierung angekündigten Sparmaßnahmen für den Filmbereich? Vor allem: Was hat das für unmittelbare Auswirkungen auf das laufende Jahr? Für Projekte, die ev. schon die Grundfinanzierung haben?
Günter Schwaiger: Die Sparmaßnahmen bedeuten nicht nur das Aus für viele Projekte, die ohne ÖFI+ dieses Jahr nicht zustandekommen können, sondern auch einen enormen Rückstau für die nächsten Jahre. Die Einreichflut der nächsten Jahre wird so kaum mehr bewältigbar sein. Gleichzeitig bedeutet es für viele Firmen, dass sie ihre Struktur radikal verkleinern oder überhaupt zusperren müssen. Für andere heißt es Arbeitslosigkeit, wahrscheinlich wechseln nicht wenige den Beruf. Für eine Branche, die wie kaum eine andere zukunftsträchtig ist, heißt diese Entscheidung einen enormen Rückschritt. Statt an die Zukunft zu denken und eine Industrie zu stützen, die überall wächst, stutzt man sie hier klein und hofft, dass sich die Dinge dann von selber lösen. Der enorme Schaden, den man anrichtet, lässt sich später nicht einfach reparieren. Es ist so, als würde man einem Haus das Dach nehmen und hoffen, dass es eh in der Zukunft weniger regnen wird.
Was bedeutet es, wenn 2026 nur noch 15,5 Mio. Euro im ÖFI+-Topf budgetiert werden? Was bedeutet das konkret für Ihre Firma?
Günter Schwaiger: Für unsere Firma bedeutet es, dass wir wie viele andere Gefahr laufen, ins Prekariat abzusinken. Ich will jetzt nicht polemisch klingen, aber warum muss die Filmbranche die weit größte Last der Kulturbudgetkürzungen tragen, wenn andere Branchen, die viel elitärer sind, sogar mehr Geld bekommen? Im Gegensatz zu anderen Branchen in der Kulturwelt ist das selektive Budget des ÖFI seit über 10 Jahren nicht einmal Index angepasst worden – eine unhaltbare Situation.
Was wird das insgesamt für Auswirkungen auf die Branche haben und kann eine Investitionsverpflichtung überhaupt so schnell kommen?
Günter Schwaiger: Die Investitionsverpflichtung ist viel zu lange hinausgezögert worden und hätte längst schon durchgesetzt werden müssen. Ich zweifle daran, dass sie so bald kommen wird und vor allem, ob sie so kommt, wie man das wünscht. Die Streamingdienste verhandeln hart und lassen sich nicht so einfach in die Knie zwingen. Eine Investitionsverpflichtung heisst außerdem noch lange nicht, dass sie dann direkt in den österreichischen Autor*innenfilm investieren müssen. Vielleicht wird das Geld zb einfach, wie in anderen Ländern, in Netflixserien investiert, die zwar einem Teil der Branche Arbeit geben, aber den österreichischen Film nicht unterstützen. Die Investitionsverpflichtung kann nie die staatliche Kulturförderung ersetzen. Sie kann neue Möglichkeiten für bestimmte Projekte und Horizonte eröffnen, aber wird wohl kaum einfach so in den ÖFI Topf fließen. Sie ist sozusagen die Butter auf dem Brot, aber nicht das Brot selbst.