In Partnerschaft mit der Film- und Medienstiftung NRW, die heute in Köln ihr großes Sommerfest feiert, hat THE SPOT einen Blick auf junge und engagierte Produktionsfirmen in NRW geworfen, die in ihrer inhaltlichen Ausrichtung explizit für Diversität und Vielfalt stehen. Diesmal: filmfaust.

filmfaust
Claus Herzog Reichels und Mehmet Akif Büyükatalays Produktionsfirma filmfaust, gegründet 2016 in Köln, steht für Projekte mit Schlagkraft. Höchster künstlerischer Anspruch trifft auf gesellschaftliche Brisanz – wie in dem Verschwörungsthriller „Hysteria“, der vor dem Hintergrund der rassistischen Übergriffe im Deutschland der 1990er spielt, auf der Berlinale mit dem Europa Cinemas Label Award als bester europäischer Film ausgezeichnet wurde und im November in die Kinos kommt.
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Wie würden Sie Ihre Produktionsfirma beschreiben? Was ist die DNS Ihres Unternehmens? Worauf liegt der Fokus Ihres Schaffens?
Claus Herzog Reichel & Mehmet Akif Büyükatalay: AutorInnenKino! Wir glauben an die Einzigartigkeit der von uns ausgewählten Projekte und begleiten unsere Autoren und Autorinnen von ihrer ersten Idee bis zum roten Teppich. Dabei unterstützen wir sie auf ihrer ästhetischen, inhaltlichen und sprachlichen Suche und legen großen Wert auf die finanzielle und produktionelle Machbarkeit. Für uns sind die Sichtbarkeit und Vielfältigkeit aller künstlerischen und politischen Stimmen für das gesellschaftliche Leben absolut notwendig. Für uns steht das Kino im Mittelpunkt – als lebendige Erzählform voller Spannung, sinnlicher Intensität, visueller Kraft und geprägt von der unverwechselbaren Handschrift unserer Autor:innen.
Ist es Ihnen wichtig, am Standort NRW ansässig zu sein? Welche Vorteile ergeben sich für Sie daraus?
Claus Herzog Reichel & Mehmet Akif Büyükatalay: Die enge Zusammenarbeit mit unseren Partner:innen in NRW ist für uns von unschätzbarem Wert – sie unterstützt uns in allen Bereichen der Filmproduktion: von talentierten Kreativen über exzellente Drehbedingungen bis hin zu den vielfältigen Möglichkeiten der Postproduktion und Verwertung. Die zentrale Lage in Europa, mit NRW als Schnittstelle zwischen London, Paris, Amsterdam und Berlin, bietet zudem ideale Voraussetzungen für ein Unternehmen, das sich auf europäische Koproduktionen spezialisiert hat. Wir schätzen den intensiven Austausch mit der hiesigen Branche und profitieren vom Wissen etablierter Produktionsfirmen. Erfahrene Produzent:innen sowie die Film- und Medienstiftung NRW stehen uns dabei oft beratend und unterstützend zur Seite. Besonders das Mediengründerzentrum NRW war in unserer Gründungsphase von großer Bedeutung. Wir fühlen uns als Teil der lebendigen und traditionsreichen Filmkultur in Nordrhein-Westfalen.
Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit der Film- und Medienstiftung NRW aus?
Claus Herzog Reichel & Mehmet Akif Büyükatalay: Die Film- und Medienstiftung NRW ist für uns eine zentrale Partnerin, da sie all unsere bisherigen Projekte in verschiedenen Förderstufen begleitet und unterstützt hat. Besonders das Wim Wenders Stipendium für „Sirens Call“ sowie die Drehbuch- und Vorbereitungsförderung für „Hysteria“ haben maßgeblich dazu beigetragen, die Projekte in einer frühen Phase zur Produktionsreife zu entwickeln. Unsere bisher sieben veröffentlichten Projekte wurden alle von der Film- und Medienstiftung NRW gefördert.
Wo sehen Sie noch Möglichkeiten zur Verbesserung für den Standort NRW?
Claus Herzog Reichel & Mehmet Akif Büyükatalay: Wir sind der Meinung, dass der internationale Austausch zwischen Produzent:innen aus NRW und europäischen Partner:innen noch weiter intensiviert werden könnte – insbesondere durch gezielte Netzwerkformate. Auch halten wir die Einrichtung eines gesonderten Fördergremiums, speziell für minoritäre europäische Koproduktionen, für einen zukunftsweisenden und notwendigen Schritt. Die Erfolge der Vergangenheit belegen, dass international konkurrenzfähige Projekte aus NRW heraus realisiert werden können – und dass das kreative und wirtschaftliche Potenzial in vielen Unternehmen längst bereitsteht, um voll ausgeschöpft zu werden.
Woran arbeiten Sie aktuell? Was sind die perspektivischen Ziele Ihrer Firma?
Claus Herzog Reichel & Mehmet Akif Büyükatalay: Mit „Immaculata“, „Sirens Call“ und „Hysteria“ haben wir bereits unter Beweis gestellt, dass das Elevated Genre – also der anspruchsvolle Genrefilm – auch aus Deutschland heraus erfolgreich für den internationalen Markt produziert werden kann. Psychologische Tiefe, gesellschaftliche Relevanz und genretypische Erzählformen schließen sich dabei nicht aus, im Gegenteil: Sie verstärken einander. Emotionalität und Spannung schaffen die Grundlage für eine vielschichtige Auseinandersetzung mit existenziellen menschlichen Konflikten – ohne das Publikum zu verlieren. Aktuell entwickeln wir vier weitere internationale Spielfilmprojekte, darunter eine Dark Romance, die in Hagen spielt, sowie einen psychologischen Thriller mit Schauplatz Libanon.
Text & Interview: Corinna Götz