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Dorothea Goldstein von der UFA zu #PerspectiveMatters: „Für mich ist Alter keine Frage der konkreten Zahl“


Dorothea Goldstein ist bei der UFA ausführende Produzentin und Patin der Rubrik Alter im Diversity Circle. Wir wollten mehr wissen zur heute startenden Ausschreibung einer neuen Runde #PerspectiveMatters, die sich eben auf das Thema Alter vor und hinter der Kamera fokussiert.

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Dorothea Goldstein (Credit: Alexander Neumann)

Aus welchem Impetus heraus hat sich damals der UFA Diversity Circle gebildet?

Dorothea Goldstein: Der UFA Diversity Circle ist 2020 auf Initiative einiger Mitarbeiter:innen entstanden, die sich für mehr Diversität vor und hinter der Kamera einsetzen wollten. Aus dem Circle heraus entstand dann auch die Idee zur Selbstverpflichtung der UFA, verbunden mit der Erhebung der On-Screen-Diversity-Daten. 

Sie sind Patin der Rubrik „Alter“. Was liegt Ihnen dabei am Herzen?

Dorothea Goldstein: Für mich persönlich ist Alter keine Frage der konkreten Zahl. Es ist auch hier eine Frage der Perspektive und damit der Lebenserfahrung. Wie schaue ich auf die Welt und meine Mitmenschen und wie ordne ich dies dann für mich persönlich ein. Dies verändert sich tatsächlich sehr stark im Laufe der Zeit, ohne dass es hier ein „richtig“ oder „falsch“ gibt. Nur die Perspektive ändert sich. Das finde ich sehr spannend, wichtig und braucht dringend gegenseitigen Respekt, egal welches Alter wir gerade selbst für uns gezählt haben. Ich bin ein großer Fan von altersgemischten Teams und der Bereitschaft, voneinander zu lernen. 

Sie haben damals den Wettbewerb #PerspectiveMatters mit initiiert. Wie kam es dazu?

Dorothea Goldstein: Das war eine gemeinsame Initiative von uns Circle-Mitgliedern. Ganz im Sinne des Titels „perspective matters“ haben wir nach einer Idee gesucht, originäre, bodenständige Geschichten aus den verschiedenen Dimensionen von Menschen erzählen zu lassen, die ihre direkten Erfahrungen mit uns teilen. Inspiriert wurden wir dazu unter anderem auf einer Gala der Plattform „Rollenfang“, die Kurzfilme von und mit Schauspieler:innen mit Behinderungen vorstellten.

Bei der Serien-Ausschreibung im Rahmen von #PerspectiveMatters steht dieses Mal „Ihr“ Thema „Alter“ im Fokus. War das schnell klar? Wie einigt man sich mit den Kolleg:innen des Circle? 

Dorothea Goldstein: Ganz unkompliziert, im Rahmen unseres wöchentlichen Updates. 😃 Tatsächlich waren wir uns sehr schnell einig, da die Dimension Alter auch alle anderen Dimensionen mit einschließt. Daraus ergibt sich eine Vielzahl von Themen über das reine Alter hinaus, wie zum Beispiel: Frauen und Männer, die doppelte Care-Arbeit für ihre Kinder und ihre Eltern leisten. Oder Themen wie Altersarmut, Pflegenotstand, Wechseljahre und und und. 

Interessant ist, dass Sie beim Wettbewerb nicht nur „Geschichten aus der 2. Lebenshälfte“ suchen, fiktional bzw. dokumentarisch. Auch die Filmschaffenden und Autor:innen sollen in der 2. Lebenshälfte stehen. Nimmt die Auftragslage hinter der Kamera ab einem gewissen Alter (auch) ab?

Dorothea Goldstein: In einigen Bereichen ganz sicher, je näher wir uns auf das Rentenalter zubewegen. Aber das müsste man außerhalb dieses Rahmens tiefgehender und fundierter besprechen. Bei unserem diesjährigen Wettbewerb geht es vor allem um die Perspektive. Und da interessieren wir uns für die Perspektive von Filmschaffenden und Autor:innen ab 50 Jahren. 

Gibt es da auch ein Gefälle Männer vs. Frauen?

Dorothea Goldstein: Vor der Kamera auf jeden Fall. Hier sind es vor allem Frauen zwischen Ende 40 und Renteneintritt, die im Vergleich deutlich weniger präsent sind. Dazu gibt es ja auch einige großartige Initiativen z. B. „Let’s Change the Picture“.

Warum gibt es immer noch zu wenig Geschichten, die sich mit dem Thema Alter beschäftigen?

Dorothea Goldstein: Alter bedeutet auch immer die Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit. Das stellt für viele Menschen ein Problem dar oder wird negiert. Je älter ich bin, je mehr nehme ich von meiner eigenen Uhr an Lebenszeit. Es ist aber enorm wichtig, sich damit auseinander zu setzen. Wir können es ignorieren und die alten Menschen „wegsperren“, wir werden trotzdem sterben. Also lieber schon früh anfangen, sich mit dem Älterwerden zu beschäftigen, von den unterschiedlichen Perspektiven zu lernen und damit zu einem erfüllten Leben beizutragen, egal in welcher Lebensphase wir uns gerade selbst befinden. Auch hier kommt es vor allem darauf an, was und vor allem wie erzählt wird. Sehe ich zum Beispiel in der Darstellung von Alterserscheinungen nur den Verlust oder eben auch eine Inspiration zum Umgang mit verschiedenen Herausforderungen? 

Wie läuft der Serien-Wettbewerb im Detail ab? Gibt es eine Jury, Preisgeld, Vertrag mit der UFA?

Dorothea Goldstein: Nach längerer Vorbereitungszeit startet der Wettbewerb mit der Veröffentlichung des Aufrufs am 17. März. Der Zeitraum für Einreichungen ist acht Wochen und endet am 11. Mai. In der Jury sind Mitarbeitende verschiedener UFA-Units, der Diversity Circle und unsere großartigen externen Juror:innen wie die Vorstands-Vorsitzende der Götz-George-Stiftung Marika George, die Regisseurin Petra K. Wagner und die Schauspieler Tayfun Bademsoy und Tom Keune. Alle Jurymitglieder lesen die eingereichten Stoffe – aus diesem Grund gibt es auch die Beschränkung auf max. zehn Seiten pro Pitch. Im Juli trifft dann die Jury in ein oder mehreren Sitzungen zusammen und kürt den Gewinnerstoff. Es gibt einen Gewinn von 3000 Euro und die Option auf eine Stoffentwicklung mit dem Ziel der Verfilmung. Die ausführlichen Teilnahmebedingungen und alle Jury-Mitglieder sind auch ab sofort auf unserer Website (https://www.ufa.de/perspectivematters) zu finden. Wir freuen uns auf viele berührende, ungewöhnliche und inspirierende Ideen. Der Gewinnerstoff aus unserem ersten Wettbewerb „Geschichten aus der Lebenswelt von Menschen mit Behinderungen“ wurde bisher erfolgreich weiterentwickelt. Gemeinsam mit den Kreatoren haben wir einen Kurzfilm gedreht und sind nun in spannenden Gesprächen zur Realisierung.

Die Fragen stellte Barbara Schuster