Seit Wochen reißen die Erfolgsmeldungen um die von Rat Pack Filmproduktion für Netflix umgesetzte Miniserie „Cassandra“ nicht ab: Nach sieben Wochen hält sich das Format immer noch eisern in der Netflix-Top-Ten. Höchste Zeit also, bei den Produzent:innen Christian Becker, Eva Stadler und Amara Palacios nachzufragen.
Gratulation zu dem sensationellen weltweiten Erfolg von „Cassandra“. Wann wurde Ihnen bewusst, dass die Miniserie mehr sein würde als ein Hit, sondern ein regelrechtes Phänomen?
Christian Becker: Vielen Dank – wir freuen uns natürlich riesig, dass „Cassandra“ so viel Anklang findet! Wann mir wirklich klar wurde, dass es sich um ein echtes Phänomen handelt? Schwer zu sagen – sowas ist ja oft ein schleichender Moment. Schon ganz früh, noch in der Entwicklungsphase, haben wir gemerkt, dass da etwas Besonderes entsteht. Die ersten Outlines von Benjamin Gutsche waren so fesselnd, dass plötzlich alle im Büro – vom Praktikanten bis zur Buchhaltung – mitlesen wollten. Mittags wurde dann über die wildesten Wendungen diskutiert, fast wie bei einem spannenden Roman. Auch am Set kamen aus allen Gewerken unglaublich viele lobende Rückmeldungen zu Benjamin Gutsches Drehbüchern. Als dann nach dem Launch plötzlich TikTok-Videos auftauchten, in denen sich Leute als Cassandra verkleideten, war das ein echtes Aha-Erlebnis. Spätestens als „Guten Morgen, Sonnenschein“ von Nana Mouskouri trendete und „Cassandra“-Karnevalskostüme auftauchten, wurde klar: Hier ist mehr als nur eine Serie entstanden – ein echtes Phänomen, getragen von einer leidenschaftlichen Community. Dieses Ausmaß an Social-Media-Engagement war für uns etwas ganz Besonderes – und ehrlich gesagt auch ein bisschen surreal.
Was bekommen Sie von den Fans zurückgespiegelt – und von wo kommt besonders viel Rückmeldung?
Christian Becker: Die meisten Rückmeldungen erreichen uns über Social Media – und die Begeisterung dort ist riesig. Unser „Cassandra“-Roboter hat sich dabei schnell zu einer kleinen Kultfigur entwickelt, und es gibt unglaublich viele witzige, kreative Videos, Nachstellungen und eigene Interpretationen. Die Community überrascht uns ständig mit neuen Ideen. Besonders viel Feedback geht direkt an unseren großartigen Cast – unsere Schauspieler:innen bekommen seit dem Launch liebevolle Nachrichten aus der ganzen Welt. Und auch Benjamin Gutsche, das kreative Mastermind hinter der Serie, erhält zahlreiche persönliche Reaktionen. Diese Resonanz ist für uns alle etwas ganz Besonderes.
„Diese Resonanz ist für uns alle etwas ganz Besonderes.“
Christian Becker
Was bedeutet dieser Erfolg für Sie, gerade perspektivisch…
Christian Becker: Das ganze Team hat mit voller Leidenschaft gearbeitet – umso mehr freut es uns, jetzt so viel positives Feedback zu bekommen. Wir hoffen, mit weiteren starken Projekten an den Erfolg von „Cassandra“ anknüpfen zu können. Es war großartig, gemeinsam mit Netflix zeigen zu dürfen, dass auch ungewöhnliche Stoffe, wenn sie überzeugend umgesetzt sind, beim Publikum wirklich gut ankommen können.
Frau Stadler, Sie hatten die Produktion schon früh mit Benjamin Gutsche entwickelt. Wie erlebten Sie die Reise, was war die größte Herausforderung?
Eva Stadler: Benjamin Gutsche, Sina Flamang und ich starteten gemeinsam vor ungefähr sieben Jahren „Cassandra“. Wir entwickelten den Piloten und die Outlines ohne Produktionsfirma, was den Kreativen eine große Freiheit für ihre Vision gab und mich als freie Produzentin, neben meiner Professur an der Hochschule der Medien, vor die spannende Herausforderung stellte, für Cassandra gemeinsam mit Benjamin Gutsche die passenden Partner zu finden. Wir sind sehr glücklich, dass die Zusammenarbeit mit Rat Pack und Netflix zu diesem großartigen Ergebnis geführt hat.
Frau Palacios, Sie waren als Ausführende Produzentin bei der RatPack eine treibende Kraft hinter der Miniserie – mittlerweile sind Sie fest bei Netflix. Ein Einstand nach Maß?
Amara Palacios: „Cassandra“ war für mich ein ganz besonderes Projekt – und die Zeit bei der Rat Pack, in der ich über sieben Jahre lang mit einem großartigen Team arbeiten durfte, war unglaublich prägend und schön. Dass ich ausgerechnet mit „Cassandra“ diesen Übergang miterleben durfte – von der Entwicklung und Produktion bei Rat Pack bis hin zum Launch auf der „anderen Seite“ bei Netflix – war wirklich außergewöhnlich. Die kreative Verantwortung auf Netflix-Seite lag bei meiner klugen und inspirierenden Kollegin Lisa Kreimeyer. Von Anfang an war es ein riesiges Vergnügen, mit dem Netflix-Team zusammenzuarbeiten. Mit Kreativität, großer Leidenschaft und einem feinen Gespür haben sie „Cassandra“ zu der Serie gemacht, die sie heute ist. Den Launch dann aus Netflix-Perspektive mitzuerleben – und zu sehen, wie Teams aus den unterschiedlichen Abteilungen die Serie gemeinsam zum Fliegen gebracht haben, war für mich etwas ganz Neues und Besonderes.
Herr Becker, Sie hatten schon davor mit „Blood Red Sky“ und „Blood & Gold“ sensationelle Erfolge mit Netflix. Was zeichnet die Zusammenarbeit aus? Was kommt für Sie als Nächstes?
Christian Becker: Die Zusammenarbeit mit Netflix ist immer eine Bereicherung in allen Belangen und es macht einfach Spaß mit den tollen Kolleg:innen dort zu arbeiten, da alle vereint die bestmögliche Serie oder den besten Film machen wollen. Ein offenes Miteinander, gegenseitiges Vertrauen und der gemeinsame Anspruch an Qualität sind dabei zentrale Faktoren. Wir stehen in engem Austausch, stimmen uns kontinuierlich ab – das macht die Kommunikation nicht nur effektiv, sondern auch angenehm. Wir schätzen das gesamte Team von Netflix sehr und freuen uns auf viele weitere spannende gemeinsame Projekte. Ein paar Ideen haben wir bereits – mal sehen, was als Nächstes zu Netflix passt.
Die Fragen stellte Thomas Schultze.