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David Dietl zu „Feste & Freunde – Ein Hoch auf uns“: „Jeder Blick musste stimmen“


Seit einer Vorpremiere bei den Filmtagen Köln wird „Feste & Freunde – Ein Hoch auf uns“ von David Dietl (Buch: Elena Senft) hoch gehandelt, der im Anschluss als Eröffnungsfilm des Tallinn Black Nights Film Festival Weltpremiere feierte. Kurz vor Kinostart am 2. Januar im Verleih von LEONINE Studios sprachen wir mit dem Regisseur. 

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David Dietl am Set von „Feste & Freunde“ (Credit: LEONINE Studios)

Man spürt bei „Feste & Freunde – Ein Hoch auf uns“, dass Sie den Film mit großem Vertrauen in den Stoff und Ihr Ensemble realisiert haben. 

David Dietl: Ich habe das Gefühl, ein stückweit angekommen zu sein, ohne wirklich gewusst zu haben, dass ich danach gesucht habe. Natürlich bin ich sehr stolz auf alles, was ich davor gemacht habe, dass ich mich als Filmemacher so wunderbar ausprobieren konnte mit unterschiedlichsten Projekten, vom Dokumentarfilm über Mainstreamkomödie hin zur Serie. Alle lagen mir am Herzen, und ich habe immer nach der richtigen filmischen Form gesucht. „Feste & Freunde“ ist kein neues Projekt, es ist ein Film, den ich schon lange machen wollte. Die Anfänge reichen sechs oder gar sieben Jahre zurück. Dass ich dieses Projekt tatsächlich jetzt umsetzen konnte, mit diesem Ensemble, in dieser Konstellation, empfinde ich als großes Glück. 

Klingt nach einem Traumprojekt. 

David Dietl: Besonders lag mir das Ensemble am Herzen. Wenn ich etwas gemerkt habe in den 15 Jahren, die ich mittlerweile als Filmemacher tätig bin, dann ist es, wie viel Freude mir die Arbeit mit den Schauspielern macht. Und auch die Tonalität von „Feste & Freunde“ liegt mir, wie ich finde, diese Balance aus dem Komischen und Tragischen. Ich habe darauf gebrannt, diese Geschichte auch genau auf diese Art zu erzählen. Es ist mein bisher persönlichster Film. Und ich habe den Eindruck, dass ich auch künftig Stoffe in diesem Spannungsfeld ausloten werde. Auf meinen nächsten Film, den ich gerade abgedreht habe, trifft es auf jeden Fall schon einmal zu. 

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David Dietl und seine Schauspielerinnen bei der Deutschlandpremiere von „Feste & Freunde“ (Credit: LEONINE Studios)

Um anzukommen, muss man erst einmal losgefahren sein. Mein Eindruck wäre, dass Sie „Feste & Freunde“ nicht hätten machen können, wenn es die Erfahrungen mit den vorherigen Arbeiten nicht gegeben hätte, weil aus ihm auch ein gehöriges Stück Selbstvertrauen spricht.

David Dietl: Als ich den Cast beisammenhatte, hatte ich ein sehr gutes Gefühl, dass mir der Film gelingen könnte, wie er mir vorschwebte. Laura Tonke als zentrale Figur der Handlung war für mich eigentlich immer gesetzt. Sie ist im Grunde schon seit fünf Jahren an Bord gewesen, war schon mit dabei, als ich zum ersten Mal angesetzt hatte, den Film zu drehen. Alle anderen, die jetzt auch noch mit dazugekommen sind – Jasmin Shakeri, Annette Frier, Nicholas Ofczarek, Ronald Zehrfeld, Trystan Pütter, Katia Fellin, Pegah Ferydoni, Antje Traue, Marlene Tanczik und Henning Flüsloh -, haben es komplementiert. Nach unserem sehr langen und ausführlichen Castingprozess war ich mir auch sicher, dass es funktionieren würde. Das Ensemble war stimmig, die Paare untereinander hatten eine tolle Chemie. Komplizierter wurde es eigentlich erst beim Dreh, weil es einfach so viele Schauspieler waren und die Zeit sehr knapp wurde. 

Haben Sie geprobt?

David Dietl: Wir konnten zwar proben, was etwas war, worauf ich sehr gedrängt hatte, um Ideen zu entwickeln und eine Lebendigkeit in das Spiel zu bekommen. Aber dann braucht man mit elf Leuten an einem Tisch so viele Einstellungen, um den Gesprächen und Dialogen gerecht zu werden, dass es tatsächlich enger wurde, als ich gedacht hätte. Das habe ich unterschätzt. Und habe meine Lektion für die Zukunft gelernt. Aber nach dem Holland-Teil, den wir in der zweiten Woche gedreht haben und der uns sehr zusammengeschweißt hat, wusste ich, dass wir unseren Groove gefunden hatten. Alle hatten unbändige Lust auf das Spiel miteinander, sind große Fans der Arbeit der anderen. Teilweise kannten sie sich bereits, teilweise kannten sie sich nicht, aber immer herrschte eine große Kollegialität. Mich freute auch ihre große Offenheit mir gegenüber. Nach den Herausforderungen beim Dreh aufgrund der knapp bemessenen Zeit war ich dann froh, als wir in die Schnittphase kamen und mein Editor Simon Gstöttmayr mir eine erste 160-minütige Schnittsammlung vorlegte, die mir zeigte, dass wir auf dem richtigen Weg waren.

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„Feste & Freunde“ von David Dietl mit Laura Tonke (Credit: LEONINE Studios)

Da geht die Arbeit dann aber erst richtig los. 

David Dietl: Das stimmt natürlich insbesondere, wenn man einen Film mit elf tragenden Figuren macht. Zum einen musste der Film natürlich deutlich kürzer werden, zum anderen ging es darum, in feinen Details wirklich allen Figuren und Beziehungen in der angemessenen Form gerecht zu werden. Jeder Blick musste stimmen, jede Andeutung, die kleinen Momente. Wer kriegt von wem was wann mit? Wer reagiert wie darauf? Mir hat an diesem Stoff gefallen, dass mal als Zuschauer aufgefordert wird, wach mit dabei zu bleiben. Der Film ist eine Einladung, in die Welt seiner Figuren einzutauchen und sich seine eigene Meinung zu bilden, wie man zu den einzelnen Beziehungen steht. Wir erzählen dem Publikum nicht, was es zu denken hat. Dazu passen auch die elliptische Erzählung, die Sprünge in der Zeit, die man als Zuschauer:in selbst zusammenbauen muss. 

Erstmals haben Sie „Feste & Freunde“ den Kinobetreiber:innen in einer Art Vorpremiere, Anfang August bei den Filmtagen Köln präsentiert. Ein mutiger Schritt, schon so früh mit dem Film an ein Publikum zu gehen.

David Dietl: Ich hatte mir keine großen Gedanken gemacht. Ich bin stolz auf den Film und hatte mich gefreut, ihn erstmals mit einem Publikum zu teilen. LEONINE Studios hatte mir früh gesagt, wie sehr sie an den Film glauben würden, was sich auch in dem besonderen Starttermin am 2. Januar spiegelt. Man sagte mir, dass es wichtig sei, die Kinobetreiber zu einem frühen Zeitpunkt abzuholen und mitzunehmen, weil der Film kein Selbstläufer ist. Er muss sich entwickeln können, muss gehegt und gepflegt, vielleicht auch einfach ein bisschen länger gespielt werden. Es ist ein Film, der von Mundpropaganda lebt. Wie sich nach dem Screening in Köln schnell herumgesprochen hat, dass „Feste & Freunde“ eine besondere Kinoerfahrung ist, so muss das dann auch bei der Auswertung sein. Die Menschen müssen den Film entdecken und weiterempfehlen können. Ich habe mir sagen lassen, dass Kinobetreiber kein einfaches Publikum sein können. Umso mehr hat mich dann die Herzlichkeit gefreut, die meinem Film und mir entgegenschlug. Es war ein sehr emotionaler Abend – und die richtige Entscheidung, die Kinobetreiber mit ins Boot zu holen und für ihre Unterstützung zu werben in einer nicht ganz einfachen Zeit. Das Risiko hat sich bezahlt gemacht und ich freue mich über das positive Feedback. 

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David Dietl und Tallinn-Festivalchefin Tiina Lokk bei der Eröffnung des 28. Tallinn Black Nights Film Festival (Credit: PÖFF)

Dass Sie auch in Tallinn erleben durften, wo Sie mit Ihrem Film auf dem Black Nights Film Festival als Weltpremiere die Eröffnung stellten.

David Dietl: Ein tolles Festival mit bezaubernden Menschen. Das Screening war unheimlich gut in einem Saal mit 800 Leuten, wo ich gespürt habe, dass sich der Film trotz der Untertitel gut übersetzt, da er etwas Universelles erzählt. Der Humor überträgt sich ebenso wie die Emotionen. Etwas, was man sich als Filmemacher natürlich immer wünscht. Am Schluss gab es tatsächlich Standing-Ovations und Leute, die danach ganz gerührt zu mir kamen, um sich für den Film zu bedanken. Entsprechend fiebere ich der deutschen Premiere entgegen und dem Kinostart am besagten 2. Januar. Endlich können wir den Film starten!

Wie sehen Sie selbst Ihre Situation als Filmemacher nach diesem Film?

David Dietl: Erst einmal sehe ich „Feste & Freunde“ als eine Bestätigung dafür, niemals aufzugeben, wenn man wirklich an ein Projekt glaubt. Ich habe lange für dieses Projekt gekämpft, das zwischenzeitlich eigentlich schon tot war. Wenn man einen solchen Film doch noch ins Kino bringen kann, ist das schon ein besonderes Gefühl. Es zahlt sich aus, an sich zu glauben, einen langen Atem zu haben. Ich freue mich wahnsinnig, ins Kino zurückzukehren, nach zwei Serien, weil ich an das Kino glaube und das Kinoerlebnis. Ich glaube an das emotionale Erzählen und will daran festhalten, die Menschen zum Lachen zu bringen und zu berühren. Ich fühle mich auf eine gewisse Weise bestärkt, weil ich sehe, dass ich mich in einer beneidenswert guten Situation befinde, Projekte realisieren zu können, für die mein Herz schlägt. Wie erwähnt, habe ich gerade wieder mit Wiedemann & Berg und der LEONINE einen neuen Film mit dem Arbeitstitel „Münchner im Himmel“ mit Maximilian Brückner, Hannah Herzsprung und Heiner Lauterbach in den Hauptrollen abgedreht, ein bayerisches Märchen, eine Geistergeschichte, eine Vater-Tochter-Geschichte – ein weiterer Stoff, für den ich zusammen mit Marcus Welke sechs Jahre gekämpft habe. Ich freue mich, auf diesem Weg weitermachen zu dürfen, ein großes Glück, gerade in einem schwierigen Umfeld, in dem sich unsere Branche aktuell befindet. 

Das Gespräch führte Thomas Schultze.