SmHJHX

Am Freitag, den 25.10. werden wir ab 15.00 Uhr bis ca. 18 Uhr umfangreiche technische Wartungsarbeiten durchführen. Vielen Dank für Ihr Verständnis.

Claudia Garde über den „Tatort: Herz der Dunkelheit“: „Für mich ist ,Tatort’ immer ein bisschen wie Bundesliga“

Am 2. Februar kommt im Ersten ein neuer „Tatort“ aus Dresden. „Herz der Dunkelheit“ ist die letzte Folge mit Karin Hanczewski im Ermittlerteam und wurde von MadeFor Film (Nanni Erben, Gunnar Juncken) produziert. Von Claudia Garde wollten wir wissen, ob man anders inszeniert, wenn man auch das Drehbuch mitgeschrieben hat, und ob sie als langjährig „Tatort“-erprobte Regisseurin Lieblings-Ermittlerteams hat.

image resized x
Claudia Garde (Credit: Timo Garde)

Sie sind ja „Tatort“-erprobt als Regisseurin. „Herz der Dunkelheit“ haben Sie aber sogar nach eigenem Drehbuch (gemeinsam mit Ben von Rönne geschrieben) inszeniert. Hat der Film deshalb auch einen besonderen Stellenwert für Sie? 

Glaudia Garde: Ich muss gestehen, dass ich diesen „Tatort“ besonders mag. Ich durfte immer mehr ins Buch einsteigen und habe derweil meine Nähe zu dieser im Film beschriebenen Thematik entwickeln dürfen. Sie ist verstörend und alarmierend gleichsam, sie bricht mir als Mutter von drei Kindern auch das Herz. Und das auf der Ebene der Jugendlichen, wie auf der Ebene der Erwachsenen.  

Wie war Ihre Herangehensweise? Wie sind Sie auf die Geschichte gekommen? „Herz der Dunkelheit“ taucht ein in Gruppendynamiken unter 17/18-Jährigen, bringt Kommissarin Karin Gorniak auch in eine schwierige Situation, weil sich Berufliches und Privates mischt…

Glaudia Garde: Die Grundidee einer Abifeier und der späteren Verwicklung von Gorniak in den Fall, hat Ben von Rönne angelegt.  In den ersten Fassungen waren die Kids alleinig ganz anders involviert und aufgestellt. Die Erwachsenen, also die Eltern, hatten eine entscheidende Rolle. Aber genau sie wollte ich raushalten und das Brennglas auf die Jugendlichen richten.  Die einzigen Erwachsenen, die wirklich zu Wort kommen, sollten die Kommissare sein und der Vater des Mädchens, mit dem Karin eine Beziehung hat. Die Gruppendynamik erschien mir dann plötzlich der Schlüssel für die Geschichte und eine Ebene, die diesen Film über den Krimi hinaushebt. Die Einsamkeit und Verlorenheit der Kinder in einer Zeit wie dieser zu beschreiben, erschien mir sehr wichtig. 

 Tatort Herz der Dunkelheit scaled e x
„Tatort: Herz der Dunkelheit“ ist die letzte Folge mit Karin Hanczewski (r.) im Ermittlerteam (Credit: MDR/MadeFor/Steffen Junghans)

Als Casting Director stand Ihnen Iris Baumüller zur Seite. War es leicht, die jugendlichen Darsteller:innen zu finden? Auf was kam’s da an?

Glaudia Garde: Wie immer war es schön, mit Iris zu arbeiten. Sie weiß, dass ich ständig nach etwas Speziellem suche. Wir hatten mehr als 100 Jugendliche auf der Liste und haben diesen Auswahlprozess fast obsessiv betrieben.

Insgesamt ist es ein recht düsterer „Tatort“, der eine große Tragödie erzählt. Auch die Bilder sind recht düster, die Geschichte beginnt auch nachts… Was war Ihnen beim Szenenbild wichtig?

Glaudia Garde: Es war uns wichtig, diese Geschichte in der Realität zu verankern, aber trotzdem immer wieder auch den Eindruck zu erwecken, als seien alle allein und auf sich gestellt. Dabei haben wir mit unserem Szenenbildner Matthias Mücke sehr genau die Auswahl der Motive besprochen und auch, wie sie gestaltet sind. Ich weiß gar nicht, ob der Film so düster ist – in der Anlage des Bildes nicht wirklich. Aber er arbeitet mit Szenerien, die inszeniert und auch ein wenig archaisch sind. Wir der Wald, die Schule, das Partyhaus, aber auch das Häusermeer, in dem die Reinigung der Eltern des Opfers ist. Die Orte sind sehr genau auf die jeweilige Situation zugeschnitten, eingerichtet und ausgeleuchtet. Auch das Kostüm spielt da eine große Rolle.

 Tatort Herz der Dunkelheit scaled e x
„Tatort: Herz der Dunkelheit“: (v.l.) Janusz Simiak (Louis Wagenbrenner), Maya Wolff (Katharina Hirschberg), Kevin (Filip Schnack), Leander (Amon Schicke), Marlin Baum (Max Wolter), Khaleb (Leander Lesotho) auf der Abiparty (Credit: MDR/MadeFor/Steffen Junghans)

„Herz der Dunkelheit“ ist deshalb auch besonders, weil er der letzte „Tatort“ mit Karin Hanczewski als Teil des Ermittlerteams ist. Ihr Ausstieg wurde ja schon vor einiger Zeit verkündet. War das auch für Sie etwas Besonderes in der Arbeit?

Glaudia Garde: Ich habe das erste Mal mit Karin gearbeitet und finde sie eine sehr besondere Schauspielerin, die sich unfassbar genau auf ihre Rolle vorbereitet. Ich kann völlig verstehen, dass jemand wie sie über den „Tatort“ hinaus noch viele Charaktere spielen möchte und muss und es einfach eine Entscheidung ist. Dennoch stimmte es mich manchmal fast sentimental, denn obwohl ich nicht wirklich eine „Tatort“-Guckerin, sondern eher -Macherin bin, mag ich speziell dieses Dresdener Trio mit Cornelia, Karin und Martin. 

Für die Produktion von „Herz der Dunkelheit“ zeichnete MadeFor verantwortlich. Sie haben zum ersten Mal mit dem Team um Nanni Erben und Gunnar Juncken gearbeitet. Wie haben Sie sie als Sparring Partner erlebt?

Glaudia Garde: Nanni und ich haben in Ludwigsburg studiert und kennen uns quasi aus einer Zeit, in der die Jugendlichen im Film sind. Gunnar habe ich bei „Ottilie von Faber-Castell“ kennengelernt. Ich schätze die beiden besonders. Sie sind ein wenig wie eine Filmfamilie. Wir haben viel Spaß und kämpfen um jeden Zentimeter Film. 

 Tatort Herz der Dunkelheit scaled e x
„Tatort: Herz der Dunkelheit“ (Credit: MDR/MadeFor/Steffen Junghans)

Nach „Frühstück für immer“ ist „Herz der Dunkelkeit“ Ihr zweiter „Tatort“ für den MDR. Sie begleiteten in der Vergangenheit auch schon die Teams des WDR, NDR und rbb hinter der Kamera. Haben Sie Präferenzen? Jeder „Tatort“ hat ja doch eine ganz bestimmte Färbung allein aufgrund der Lokalisierung, der Ermittlerteams…

Glaudia Garde: Ich habe noch „Niedere Instinkte“, den letzten Thomalla/ Wuttke-„Tatort“ für den MDR gemacht. Für mich ist „Tatort“ immer ein bisschen wie Bundesliga. Auch da entscheide ich mich nicht wie die klassischen Fans für einen Verein. Als Bremerin, liebte ich eine Weile Werder Bremen, als Berlinerin hat es mir Eisern Union angetan. Aber ich mag auch Freiburg und St. Pauli, haha. Ich würde sagen alles hängt vom Spielverlauf ab. Und da es zum Glück nicht 11 Regisseure wie auf dem Platz gibt und das Ende anders als beim Sport vorbestimmt ist, darf ich diesen mitbestimmen. Ich bin sehr dankbar, dass sowohl Sender als auch Produzenten mir immer vertraut haben und ich so tolle Tatorte drehen durfte – ganz unabhängig mit welchem Team. 

 Tatort Herz der Dunkelheit scaled e x
„Tatort: Herz der Dunkelheit“ (Credit: MDR/MadeFor/Steffen Junghans)

Was macht Ihnen an der Arbeit als Regisseurin am meisten Spaß? Profitieren Sie bei der Arbeit mit Ihren Darsteller:innen auch davon, dass Sie selbst am Anfang Ihrer Karriere auch Schauspiel studiert haben?

Glaudia Garde: Ich denke, dass mir meine Ausbildung sehr geholfen hat zu verstehen, wie verwundbar aber auch sprudelnd die Schauspieler:innen sind. Sie sind quasi ihre eigene Ware und ich habe immer den Eindruck, ich muss sie schützen und ihnen so viel an die Hand geben, wie mir einfällt. Man muss sich gegenseitig vertrauen und da ich aus eigener Erfahrung weiß, wie viel man von sich in eine Rolle gibt, stehen für mich die Spieler vor allen. Da überraschen wir uns oft gegenseitig mit dem, was wir in so einem Film gemeinsam auf dem Weg entdecken. 

Die Fragen stellte Barbara Schuster