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Bernhard Conrad zum Start des neuen „Rennsteig“-Krimis: „Ich habe immer mein Gerüst in der Tasche“


Am 13. März wird ein neuer „Rennsteig“-Krimi – „Haus der Toten“ – in der ARD ausgestrahlt (hier unsere SPOT-Besprechung). Eine der Hauptrollen wird von Bernhard Conrad gespielt. Mit ihm sprachen wir über die Welt des Profilings, die Annäherung an seine Figur und allgemein über seine Sichtweise auf den Schauspielberuf und Rollenangebote.

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Bernhard Conrad (Credit: Max Motel)

„Tod am Rennsteig – Haus der Toten“ ist der zweite Film einer neuen Krimireihe der ARD. Angesiedelt, der Titel verrät’s, im Thüringer Wald und Erfurt. Das Besondere: es steht ein Team aus Profilern im Mittelpunkt, der OFA – der Operativen Fallanalyse. Auch Ihre Figur, Jan Kawig, ist so ein Profiler. Haben Sie Vorab professionelle Schulung erhalten?

Bernhard Conrad: Ich hatte das Glück, vor den Dreharbeiten des ersten Films den damaligen Leiter der OFA von Niedersachen kennenzulernen. Durch ihn konnte ich sehr gut in die Materie einsteigen. Das war ein Geschenk. Er war bereit, mir viel zu erzählen und einen Einblick zu geben. Aber, beim Film befinden wir uns in einer fiktionalen Geschichte. Dennoch helfen die Infos natürlich in allen Belangen, so dass ich tiefgründig in diese Welt der OFA eindringen konnte. Es war sehr spannend, die Geschichte des Profiling in Deutschland kennenzulernen, dass seit den 80er Jahren Stück für Stück entwickelt wurde als eine spezielle Abteilung des BKA und LKA. Wurden den Profilern früher überwiegend Cold Cases übertragen, werden sie mittlerweile immer öfter zu aktuellen Fällen hinzugezogen, wie das in unseren Filmen auch der Fall ist.

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„Tod am Rennsteig – Haus der Toten“ (Credit: MDR/ARD Degeto/Oliver Feist)

Sie sind ein Schauspieler mit viel Erfahrung, auch sehr viel Krimi-Erfahrung: Was hebt den „Rennsteig“-Krimi von anderen Krimi-Formaten ab?

Bernhard Conrad: Mich hat die Rolle von Anfang an angefixt. Ich hab diesen Jan schnell auf einer bestimmten Ebene gefunden, mochte seine Bodenständigkeit und eben das Thema Profiling, was in dieser Größenordnung im deutschen Fernsehen noch nicht behandelt wurde. Außerdem fand ich es herausfordernd, der einzige Mann im Hauptcast zu werden. Das hätte sich merkwürdig anfühlen können, hat es aber nie. Ich fand es gut. Mir war wichtig, dass ich kein Kommissar werde, der nach Genialität strebt, mit Machogehabe auftritt oder generell immer auffallen muss oder als Hahn im Korb zeigt, wo’s langgeht. Ich wollte einen Kommissar spielen, der bodenständig ist, der Spaß an der Arbeit hat… und einfach ein Typ ist, dem man glauben kann, dass er ein Leben führt. Klar kommt meine Figur auch ein bisschen merkwürdig daher mit ihrem Bauchgefühl und ihren Methoden. Aber die Ehrlichkeit hat immer Vorrang. Jan weiß auch mal nicht weiter oder ärgert sich über falsche Entscheidungen. Schön war, dass wir bei Teil zwei in die letzten Etappen der Buchentwicklung eingebunden worden sind.

„Das Spannende bei Profilern ist, dass es keine typischen Polizisten sind.“

Was hat sich vom ersten zum zweiten Film verändert?

Bernhard Conrad: Im zweiten Teil zeigen wir noch mal deutlicher, wie die OFA arbeitet, wie ein Tathergang nachvollziehbar gemacht wird, regelrecht nachgestellt wird, um zu schauen: Was musste der Täter in diesem Augenblick beachten, was könnte ihn bewegt haben? All das hilft bei der Erstellung eines Täterprofils. Da sind wir realistischer geworden. Das Spannende bei Profilern ist, dass es keine typischen Polizisten sind. Diese Einheit sucht auch Quereinsteiger, die nicht durch die Polizeimühle gegangen sind, es geht um einen Weitblick, um ganzheitliche Analyse. Es ist auch spannend, dass meine Figur mit Annett Schuster, gespielt von Kristin Suckow, eine Kriminalpsychologin an ihrer Seite hat.

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Auch Sarah Bauerett spielt mit in „Tod am Rennsteig – Haus der Toten“ (Credit: MDR/ARD Degeto/Oliver Feist)

Die Regie liegt zum zweiten Mal in Frauenhand, von Maris Pfeiffer hat beim zweiten Teil Carolina Hellsgård übernommen. Was ist Ihnen bei der Zusammenarbeit mit der Regie generell wichtig?

Bernhard Conrad: Erst mal ist es wichtig, mit sich im Reinen und vorbereitet ans Set zu kommen. Dass ich für meine Rolle keine Fragezeichen mehr habe. Man weiß vorher nie, wie es dann wird. Im Grunde genommen, ist bei Dreharbeiten immer wenig Zeit. Alle freuen sich zwar, miteinander zu arbeiten, aber eine leichte Anspannung ist immer da, weil das Pensum geschafft werden muss. Jeder muss wissen, was er will und was er nicht will. Dann geht’s los. Ich habe immer mein Gerüst in der Tasche, um dann aber natürlich trotzdem in der Lage sein zu können, sofort auf die Regie und die Kamera reagieren zu können. Carolina Hellsgård ist eng mit Kameramann Patrick Orth verflochten. Die beiden sind ein echtes Team, ein Regie-Kamera-Gestirn. Du kannst dich nicht nur mit einem unterhalten. Man ist immer mit beiden in Austausch gegangen. Das war ganz wunderbar. Die meiste Arbeit ist natürlich bereits im Vorfeld geschehen, bei Leseproben und auch Einzelgesprächen. Carolina wollte viel wissen, nachdem sie beim ersten Film noch nicht beteiligt gewesen war.

„Eine Theaterausbildung hilft aber immens vor der Kamera.“

Sie sind ein klassischer Theatermensch, haben Ihre Karriere auch auf der Bühne begonnen. Dann zog es Sie vor die Kamera. Gibt es einen grundsätzlichen Unterschied für Sie als Schauspieler, wenn Sie auf der Bühne oder vor der Kamera stehen?

Bernhard Conrad: Jeder sieht das ein bisschen anders. Ich sehe grundsätzlich keinen Unterschied. Es geht immer erst einmal ums Denken. Das betone ich gerne, weil das oft zu kurz kommt. Und zwar radikales Denken. Radikal nicht in dem Maße, dass man zerstörerisch und krass denkt, sondern radikal denken in dem Sinne von auf den Punkt denken. Worum geht es? Was verhandele ich mit meinem Gegenüber? Was geht in dem Bauch, dem Herzen, dem Kopf meiner Rolle vor und in Verlängerung in mir? Es ist völlig egal, wo man das verortet, ob auf der Bühne vor 900 Leuten oder vor der Kamera. Die Basis ist immer die, dass man sich im Klaren sein muss: Was will ich hier veräußern? Dann ist es oft eine rein technische Sache. Hast du es gelernt, mit deiner Stimme in den dritten Rang zu kommen oder hast du es nicht gelernt. Hast du es gelernt, mit deinem Körper umzugehen, dass du dich in einem Raum bewegen kannst, all diese Dinge… Natürlich ist es spielerisch auf der Bühne ein anderer Vorgang, da hat man das absolute Ausagieren, da kommt man auch ins Schwitzen. Eine Theaterausbildung hilft aber immens vor der Kamera. Leute, die vom Theater kommen und vor der Kamera spielen, haben eine Art Stern-Energie. Das Spiel strahlt aus ihrem ganzen Körper. 

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Bernhard Conrad spielt mit Kristin Suckow in „Tod am Rennsteig – Haus der Toten“ (Credit: MDR/ARD Degeto/Oliver Feist)

Wenn Sie auf die Angebote blicken, die Stoffe, die Ihnen angetragen werden: Können Sie alles spielen, was Sie wollen?

Bernhard Conrad: Wenn man, wie in meinem Fall, einmal für einen Krimi gebucht wurde, bekommt man dieses Genre auch weiterhin gerne angeboten. Ich mag das auch sehr, das psychologische Spielen liegt mir. Auf der anderen Seite bin ich sehr daran interessiert, mich auch anders zu zeigen. Der Bereich der Tragikomödie interessiert mich zum Beispiel. Da hätte ich viel zu sagen. Aber man hat es nicht in der Hand. Die Vielfältigkeit der Stoffe ist da, aber es wird inzwischen einfach weniger produziert. Man kann nur Wünsche äußern. Der Fokus liegt momentan auf sehr jungen Protagonist:innnen. Als halbglatziger, blauäugiger Typ war ich erst mal der potenzielle Bösewicht. Damit fing es an, da hat man schnell einen Stempel drauf, aus dem man sich dann herausarbeiten muss. Das habe ich auch geschafft. Aber mit diesen Klischees müssen wir Schauspielenden alle umgehen. Wir können nur anhand der Qualität unserer Arbeit zeigen, dass da noch mehr ist, dass es da noch andere Facetten gibt.

Verraten Sie uns zum Schluss noch, was bei Ihnen ansteht?

Bernhard Conrad: Ich hatte eine kleine Rolle in dem neuen Kinofilm von Eva Trobisch, „Etwas ganz Besonderes“. Und stehe aktuell für das sehr schöne historische Serienprojekt „Schwarzes Gold“ vor der Kamera.

Das Gespräch führte Barbara Schuster