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Barbara Thielen von Zieglerfilm Köln über die „Amsterdam-Krimis“: „Roughness und Authentizität“


Am 8. und am 15. Mai gibt es im Ersten zwei neue „Amsterdam-Krimis“ mit Hannes Jaenicke in der Hauptrolle.Die Filme sind mittlerweile Nummer neun und zehn der Reihe. Produziert werden sie von Barbara Thielen von Zieglerfilm Köln. Mit ihr haben wir uns über das Erfolgsrezept unterhalten und über anstehende Produktionen aus dem Hause Ziegler Film. Da ist auch wieder Kino mit dabei!

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Barbara Thielen, Geschäftsführerin und Produzentin Zieglerfilm Köln (Credit: Luna Zscharnt)

Zwei neue Amsterdam-Krimis stehen an. Die Filme 9 & 10 mit Titel „Der falsche Tote“ und „Die letzte Zeugin“. Was zeichnet die Reihe in Ihren Augen aus? 

Barbara Thielen: Wir sind damals, entgegen allen anderen Krimis, im Winter gestartet und haben immer versucht, eher einen Thriller als einen Krimi zu erzählen. Das Thriller-artige kann man eine Besonderheit der Amsterdam-Krimis nennen. Auch verhandeln wir immer größere, oft gesellschaftsrelevante Themen. Ob rechtsradikale Entwicklungen einer Stadt, wie in Folge 9 oder Organhandel im Fall von „Die letzte Zeugin“ in Folge 10. Außerdem legen die Filme ein sehr hohes Niveau & Production Value an den Tag. Und Hannes Jaenicke und Fedja van Huêt sind einfach toll in Kombination. Wir haben mal mehr, mal weniger Humor drin, aber diese beiden bringen immer einen ganz besonderen Charme mit.

Stichwort hoher Value: Sowohl bei „Der falsche Tote“ als auch bei „Die letzte Zeugin“ geht es auch ganz schön rasant her. Aufwändige Verfolgungsjagden, eine Hubschrauberlandung im Stadtgebiet… Sie holen das Maximum raus.

Barbara Thielen: Auf jeden Fall. Die Amsterdam-Krimis sind weniger Postkartenformat als andere deutsche Krimis, die ihren Schauplatz im Ausland haben. Uns ist wichtig, ein optisch eigenes Value in der Stadt Amsterdam zu erzählen; mit einem möglichst internationalen Look, auch Action im Sinne von ungewöhnlichen Verfolgungsjagden, einer spektakulären Hubschrauberlandung etc. Und eine Drehgenehmigung für eine Heli-Landung zu bekommen, ist, in einer doch relativ dichtbebauten Stadt alles andere als einfach. Aber solche Elemente machen das Format besonders. Natürlich soll der Zuschauer sich vor allem gut unterhalten fühlen, emotional mit der Geschichte und unseren Figuren mitgehen, aber die Amsterdam-Krimis haben auch eine gewisse Roughness und Authentizität, bei der Amsterdam nicht ausschließlich von seiner happy, sunny Seite präsentiert wird und der Zuschauer unmittelbar dazu animiert wird, gleich mal dorthin in Urlaub zu fahren. Wobei?  Da spricht ja eigentlich nichts dagegen. Die Stadt mit ihren Grachten, den schrägen Häusern, den engen Straßen, den besonderen Vierteln, die wir ja auch zeigen, hat ein ganz eigenes Flair, das überträgt sich ja trotzdem. Die Mischung machts. 

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„Der Amsterdam-Krimi: Der falsche Tote“ (Credit: ARD Degeto Film/Dinand van der Wal)

Film 9 & 10 wurden von Sebastian Ko inszeniert. Nach welchen Kriterien suchen Sie sich den kreativen Lead aus?

Barbara Thielen: Die Überlegungen hinsichtlich Regie/Drehbuch finden immer zusammen mit der ARD Degeto statt. Man merkt meist relativ früh – leider nicht immer – bei den Kreativen, wie das dramaturgische Verständnis für die Figuren ist, wie das Format gesehen wird. Meine Redakteurin Katja Kirchen und ich wissen beide, dass es ohne den emotionalen Zugang zu unseren Charakteren nicht geht. Die sind das A und O. Darüber hinaus hilft in einer Produktion in einem anderen Land eine gewisse Regie-Erfahrung, da wir mit einem sehr kleinen deutschen Team, in der Regel Regie, Kamera, Continuity, manchmal noch Ton, dort arbeiten. Der Rest des Teams kommt aus den Niederlanden. Und so sehr wir auch Nachbarn sind und wir zu einer tollen deutsch-niederländischen Truppe zusammengewachsen sind; die Mentalitäten und Drehgewohnheiten sind doch unterschiedlich. Sebastian Ko ist ein erfahrener Regisseur, kommt vom Thriller und Krimi und kann wunderbar Schauspieler führen. Und es war für mich ein großes Glück, dass er Lust hatte, sich auf den Amsterdam-Krimi einzulassen.

„Mir ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Sender oder Streamer und den Autoren wichtig.“

Die Filme greifen brisante Themen und Storys auf. Wie ist da die Vorgehensweise? Wie lange dauert die Drehbuchentwicklung?

Barbara Thielen: Die Dauer der Drehbuchentwicklung ist ganz unterschiedlich. Bei den beiden aktuellen Filmen ging sie relativ zügig. Ich habe mit Katja Kirchen eine unglaublich tolle Partnerin in der ARD Degeto, mit der wir auch stets Ausschau nach aktuellen Themen halten. Bei Amsterdam kommt man natürlich sofort auf Menschenhandel und Drogen. Davon versuchen wir ein bisschen wegzukommen. Aber z.B. ein Thema wie Vergismoord ist sehr spannend. Das sind Verwechslungsmorde, die tatsächlich diesen einen eigenen Namen in Holland haben. Da werden junge Kerle als Auftragskiller angeheuert, die dann aus Versehen den Falschen ermorden. Wir haben auch Storys, die an wahre Begebenheiten angelehnt sind, oder global relevante Themen wie Müllverklappung, für die Hannes Jaenicke als Umweltaktivist natürlich auch in seinen Dokumentationen steht. Grundsätzlich schauen wir, was entweder spezifisch ist für Holland, weil die Geschichten so nirgendwo sonst drehbar wären, oder was den politischen/gesellschaftlichen Zeitgeist widerspiegelt. 

Hannes Jaenicke ist ein gutes Stichwort: Er ist mit Fedja van Huêt das Herz der Krimis. Inwiefern bringt er sich in die Bücher mit ein?

Barbara Thielen: Hannes und Fedja bekommen die Bücher, wenn wir sie für so gut befinden, dass man sie auch weitergeben kann. Natürlich geben sie auch Input. Schließlich kennen sie ihre Figuren am besten und Hannes ist ja gerade mit Umweltthemen extrem bewandert. Sebastian Ko hat mit beiden ihre Figuren weiter ausgearbeitet und man darf eines nicht vergessen: Wir drehen hauptsächlich mit Niederländern, die tatsächlich kein Deutsch sprechen. Das heißt, alles, was wir während des Drehs ändern, ist wahnsinnig kompliziert für die niederländischen Schauspieler. Die Texte in einer fremden Sprache müssen neu gelernt und das Spiel, der Ausdruck neu angegangen werden. Deshalb bemühen wir uns, die Bücher so weit wie möglich zu fixieren, damit auch die Anspielpartner von Hannes die Möglichkeit haben, sich gut vorzubereiten und zu spielen. Das schaffen wir zugegebenermaßen nicht in jeder Staffel gleich gut. 

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Der Amsterdamer Kommissar Bram de Groot (Fedja van Huêt, li.) und sein deutscher Kollege Alex Pollack (Hannes Jaenicke, re.) im Teil „Die letzte Zeugin“ (Credit: ARD Degeto Film/Dinand van der Wal)

Sie sind eine sehr erfahrene Produzentin. Wie ist Ihr Involvement bei einer Reihe wie dem Amsterdam-Krimi und wie würden Sie Ihr Selbstverständnis als Produzentin beschreiben?

Barbara Thielen: Mein Selbstverständnis ist eigentlich bei allen Projekten gleich. Mir ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Sender oder Streamer und den Autoren wichtig. Das ist immer der erste Schritt. Dann finde ich es unablässig, dass man dieselbe Vision eines Projektes teilt. Das gilt besonders auch für die Regie, die oft im nächsten Schritt dazu kommt. Außerdem ist es für mich wichtig, dass sich alle an einer Produktion beteiligten Menschen, das gesamte Team sowie Schauspieler:innen, wohlfühlen. Klar kann man nicht immer alles möglich machen. Aber im Rahmen des Machbaren versuche ich stets das Bestmögliche für alle rauszuholen. Ich trage schließlich die Verantwortung. Und ganz allgemein im Gesamtergebnis ist es mir natürlich wichtig, dass unsere Produktionen gut unterhalten, ob traurig, spannend oder lustig, denn das Schönste ist doch, wenn sie von vielen Menschen gesehen werden. 

Ein Langläufer wie der Amsterdam-Krimi ist wichtig, um eine Produktionsfirma am Laufen zu halten. Wie ist denn allgemein die Stimmung im Markt? Man hört ja öfters die Worte „Flaute“, „schwierig geworden“…

Barbara Thielen: Ja, das stimmt schon, das höre ich auch in den Gesprächen mit Kolleg:innen. Der Markt ist wieder sehr viel schwieriger geworden, Entscheidungen zögerlicher und das Geld für die Produktionen wird auch nicht mehr. Keine Gebührenerhöhungen, ein fehlender politischer Haushalt, damit Finanzierungsschwierigkeiten für freie Produktionen ohne Sender – und der teilweise Rückzug von Streamern aus dem fiktionalen Genre in Deutschland wirkt da auch nicht positiv auf unsere Produktionslandschaft ein. Gerade kleine Produktionsfirmen haben momentan sehr zu kämpfen, wenn da der eine oder die zwei Filme, die sie in Auftrag haben, sich verschieben oder gar komplett wegfallen. Das kann existenzgefährdend sein. Das kann mich mit Zieglerfilm Köln als eine eigenständige GmbH der Zieglerfilm, deren Hauptsitz in Berlin sitzt, auch treffen. Ich hoffe nicht.

Was steht bei Zieglerfilm an? Wie geht es mit den Fitzek-Verfilmungen weiter?

Barbara Thielen: In Köln hat der „Amsterdam-Krimi“ seine Heimat. Und auch mit den Fitzek-Verfilmungen geht es in Berlin weiter. Konkretes dürfen wir leider nicht erzählen. Regina Ziegler, das Berliner Team und ich sind mit verschiedenen Streamern und Sendern im Gespräch und entwickeln Serien und Einzelstücke seiner Thriller und Komödien. Fitzeks Roman „Elternabend“ entwickeln wir zum Beispiel als Kinofilm. Außerdem arbeiten wir an der Verfilmung von Michael Endes Kinderbuch „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“, ebenfalls fürs Kino. Ebenso ist Tanja Ziegler mit den Thüringen-Krimis im ZDF und vielen anderen Entwicklungen sehr erfolgreich und aktiv. Wie immer bei den Ziegler:innen – es gibt genug neue Ideen, die Energie und die Kraft, viele andere Formate noch an den Zuschauer zu bringen. Ich freue mich drauf. 

Das Gespräch führte Barbara Schuster