Anna Ramskogler-Witt und Vivian Schröder sind die Leiterinnen des neuen Berliner Festivals Dokumentale, das am 10. Oktober startet und weit mehr bietet als Dokumentarfilme. Obwohl die Organisation in Windeseile geschehen musste, sei sie ein inspirierender Prozess gewesen, wie sie im Gespräch erzählen.
2024 ist das erste Jahr der Dokumentale in Berlin. Wie verlief die Organisation?
Anna Ramskogler-Witt und Vivian Schröder: Es war ein absoluter Sprint. Sechs Monate, um ein Festival von Grund auf zu organisieren – das ist eine echte Herausforderung. Trotzdem war es ein unglaublich inspirierender Prozess, vor allem dank der Unterstützung des Teams. Unsere Art Direktorin Veronika Neubauer hat in Rekordzeit eine Visual Identity entwickelt, die das Publikum neugierig macht und die Freude an Non-Fiction vermittelt. Auch unsere Kuratorinnen Alexandra Weltz-Rombach, Alexandra Wolf und Yvonne de Andrés haben mit ihrer Arbeit das Programm vielfältig und inspirierend gestaltet. Die positive Rückmeldung von Filmemacher:innen und Verleihern hat uns in stressigen Phasen motiviert und bestärkt. Jetzt, kurz vor dem Start, bekommen wir zusätzlich Unterstützung von talentierten Freelancer:innen und großartigen Volunteers, die uns helfen, das Festival erfolgreich umzusetzen.
Was ist der USP Ihres neuen Festivals?
Anna Ramskogler-Witt und Vivian Schröder: Die Leidenschaft und Begeisterung für non-fiktionale Erzählformen sowie der Wunsch, Neues zu entdecken. Wir beschränken uns nicht nur auf Dokumentarfilme, sondern versuchen, auch Verbindungen zu anderen non-fiktionalen Medien herzustellen. Wir wollen nämlich auch Menschen für Medienformate begeistern, die oft als trocken wahrgenommen werden. Deshalb gehen wir bei einigen Vorführungen bewusst über den Kinosaal hinaus, etwa mit DJ-Sets in Clubs, um neugierig zu machen und die Sinne zu erweitern.
Wie hat sich die Suche nach Spielstätten gestaltet?
Anna Ramskogler-Witt und Vivian Schröder: Die Kinos haben uns sehr positives Feedback gegeben, auch wenn uns hier und da nahegelegt wurde, im nächsten Jahr die vielen großen Herbst-Hollywood-Releases zu beachten.
Ein Blick ins Programm: Was sind die Höhepunkte, was darf man nicht verpassen?
Anna Ramskogler-Witt und Vivian Schröder: Für das Fachpublikum sind unser dreitägiger d’Hub und insbesondere unser „The Good Media Pitch“ absolute Highlights. Wir freuen uns sehr darauf, dass die sechs Projekte nun ihre Impact-Strategien präsentieren werden, die wir in den letzten Monaten mit den Teams erarbeitet haben – und nun endlich während des Festivals Partner:innen finden können, die sie bei der Umsetzung unterstützen. Im öffentlich zugänglichen Programm ist die Deutschlandpremiere von Tilda Swintons Film „A Hexagonal Hive and a Mouse in a Maze“ natürlich ein Höhepunkt. Ebenso freuen wir uns, den legendären Fotografen James Hamilton begrüßen zu dürfen, der Protagonist des schönen Films„Uncropped“ über sein Lebenswerk. Unsere VX-Ausstellung mit wunderschönen, oft noch nie gezeigten deutschen Projekten ist ebenfalls etwas, auf das wir besonders stolz sind – eine neue Plattform für diese Werke in Berlin zu bieten, ist uns eine Herzensangelegenheit. Insgesamt hoffen wir, dass für jede/n im Publikum ein persönliches Highlight dabei ist.
Wer ist das Publikum für Ihr Festival?
Anna Ramskogler-Witt und Vivian Schröder: Das wird sich nach dem Festival noch genauer zeigen. Wir hoffen, dass wir mit unserem Programm das Interesse von möglichst vielen Menschen wecken können.
Im Sommer gab es bereits eine Preview, ein Vorgeschmack aufs Festival im Oktober. Wie war die Resonanz?
Anna Ramskogler-Witt und Vivian Schröder: Die Resonanz war sehr positiv. Unser Publikum war bunt gemischt und hat uns gezeigt, dass ein großes Interesse an experimentellen Formaten besteht und dass die Lust, in neue Welten einzutauchen, groß ist. Besonders die Filmvorführungen im Kater Blau sowie Filme wie „The Making of a Japanese und Bella Ciao“ haben begeistert. Auch das Open-Air-Screening im Freiluftkino Insel mit dem Film „Kabul Beauty Salon“ – der dann doch eher schwere Kost ist – und das DJ-Set davor und danach hat viel positive Rückmeldung erhalten.
Wer sind Ihre wichtigsten Partner/Förderer? War es leicht, die Finanzierung zu sichern?
Anna Ramskogler-Witt und Vivian Schröder: Wir sind dankbar für die Förderung des Medienboards Berlin Brandenburg für das Festival und unser Fachprogramm. Zudem wird das Fachprogramm von der AG Dok und dem Storyboard Collective unterstützt. Für das Festival selbst erhalten wir Unterstützung von zahlreichen Botschaften, darunter die niederländische, spanische und schweizerische Botschaft. Viele Menschen haben Vertrauen in unsere Vision gesetzt, und dafür sind wir unglaublich dankbar. Aber – und das muss man betonen – ohne das Engagement und die Expertise vieler Einzelpersonen hätten wir das nicht geschafft. Die vielen Stunden, die uns geschenkt wurden, sind unbezahlbar.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Anna Ramskogler-Witt und Vivian Schröder: Auf zehn inspirierende Festivaltage voller spontaner Begegnungen, in denen neue Ideen entstehen. Auf unseren The Good Media Pitch und die daraus hervorgehenden, neuen – und vielleicht auch unerwarteten – Partnerschaften und Synergien. Wir freuen uns aber auch auf schöne Gespräche nach den Filmen an der Kinobar, auf gemeinsames Tanzen in den Clubs und auf das Feedback unseres Publikums, um nächstes Jahr das Festivalerlebnis noch besser auf seine Bedürfnisse und Wünsche zuschneiden zu können.
Die Fragen stellte Barbara Schuster
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