Am 30. Januar öffnete das International Film Festival Rotterdam (IFFR) zum 54. Mal seine Pforten. Im Oude Luxor begrüßten die Künstlerische Leiterin Vanja Kaludjercic und Managing Director Clare Stewart die zahlreichen Gäste, die im Anschluss vom Eröffnungsfilm „Fabula“ von Michiel ten Horn mit auf eine irrwitzige Reise durch Limburg genommen wurden.

Der Eröffnungsfilm des 54. International Film Festival Rotterdam (IFFR) hatte es in sich: „Fabula“ von Michiel ten Horn wurde als Weltpremiere gezeigt. Die Künstlerische Leiterin Vanja Kaludjercic freute sich ganz besonders, das Festival mit einem niederländischen Film eröffnen zu dürfen. Den wilden Mix aus klassischem Krimi und unorthodoxer Komödie mit einem Spritzer magischem Realismus und Limburger Folklore, hätten die Coen-Brüder oder Anders Thomas Jensen nicht besser hingekriegt. „Das ist garantiert kein typischer niederländischer Film, wie es für niemanden ein typischer Film ist“, sagte Kaludjercic zur Begrüßung des Filmteams um Michiel ten Horn.

Der niederländische Filmemacher, der vor über zehn Jahren auch mit seinem Debütfilm „De ontmaagding van Eva van End“ auf dem IFFR zu Gast war, stammt aus Limburg, dem südlichsten Teil des Landes, und dort habe er einfach nach Geschichten gegraben. In Limburg gebe es viele Mythen und Geschichten. Von denen habe er sich inspirieren lassen. Diese Geschichten und Märchen spielen in „Fabula“ eine wichtige Rolle und begleiten Kleinganove Jos, dessen Schwiegersohn in spe (die beiden geben ein grandioses Duo ab: Fedja van Huêt & Sezgin Güleç) und den an Alzheimer erkrankten Vater bei der irrwitzigen Suche nach Jos’ heroinabhängigem Bruder Hendrik (Paraderolle für Georg Friedrich) und einem Batzen Geld, nachdem sie einen „großen Coup“ für eine deutsch-türkische Verbrecherbande vermasselt haben. Man stolpert mit von Überraschung zu Überraschung, sieht dabei einen Landstrich, der im Sumpf versinkt, matschig, nass und man im Märchenland Limburg eine schräge Gestalt nach der anderen kennenlernt (zum Beispiel David Kross als „The Grape“). Es ist ein Film über die Kraft des Geschichtenerzählens, mit viel Witz und auch Pfeffer und der auch philosophische Fragen ans Leben stellt.
Eine gute Wahl von Vanja Kaludjercic, weil „Fabula“ zeigt, was Kino kann. Weil „Fabula“ zeigt, wofür ein Festival wie das IFFR steht: „Beim IFFR geht es nicht um den individuellen Gewinn, sondern um eine Vision von gemeinsamen Werken und Träumen. Dieses Ideal schwingt in jedem Film mit, den wir präsentieren, in jeder Geschichte, die wir erzählen. Wir möchten dem Publikum die Möglichkeit bieten, Geschichten und Perspektiven zu entdecken, die es sonst vielleicht nie kennengelernt hätte. Das Kino erhebt nicht den Anspruch, Leben zu retten, aber es prägt, wie wir die Welt sehen, wie wir die Welt verstehen und wie wir uns vorstellen, dass sie werden könnte.“ Und so mutig Michiel ten Horn seinen Helden aus „Fabula“ durchs matschige Limburg schickt, so mutig kuratiert Vanja Kaludjercic das Line-up des IFFR. Das ist ihr ein Anliegen: „Lasst uns sicherstellen, dass die Geschichten, die wir erzählen, diejenigen sind, die herausfordern, inspirieren und den Weg nach vorne erhellen.“
Aus Rotterdam berichtet Barbara Schuster.