Den internationalen Hauptwettbewerb des DOK.fest München gewann die bulgarisch-deutsche Koproduktion „Silent Observers“ von Eliza Petkova. Im DOK.deutsch Wettbewerb kürte die Jury den Schweizer Beitrag „Wir Erben“ von Simon Baumann, der unängst den Schweizer Filmpreis gewann. Und den megaherz Student Award erhielt „Woman/Mother“ von Klara Harden.
Den internationalen Hauptwettbewerb, die DOK.international Main Competition, beim DOK.fest München 2025 gewann die bulgarisch-deutsche Koproduktion „Silent Observers“ von Eliza Petkova (deutscher Koproduzent ist Wood Water Films). Die VIKTORIA DOK.international ist mit 10.000 Euro dotiert, Preisstifter ist der Bayerische Rundfunk. In „Silent Observers“ beobachtet der Zuschauer aus der Perspektive von sechs Tieren die Bewohner eines abgelegenen bulgarischen Bergdorfes. Die Jury begründete mit den Worten: „Wir kommen auf ungewöhnliche und kreative Weise Tieren näher, die Menschen anschauen – und auch uns durch die Leinwand anschauen. Jedes kleine Detail des Films erscheint akribisch geplant, einschließlich des kühnen experimentellen und beunruhigenden Soundtracks. Wir tauchen ein in epische Bergbilder, in die Einzelheiten von Nachbarschaftsstreitigkeiten und in die Details von Fell, vier Beinen und tiefen, unergründlichen Augen. Der Respekt der Filmemacherin vor den lokalen Traditionen ist offensichtlich. Wir sind beeindruckt von der kooperativen und liebevollen Beziehung, die sie zu ihren Protagonisten hatte, sowie von der Infragestellung menschlicher Vorherrschaft. Letztendlich lädt uns die vielschichtige Metapher der stummen Beobachter dazu ein, in unbekannte Gebiete vorzudringen und das Leben mit all seinen kreativen Möglichkeiten neu zu betrachten.“
„Wir Erben“ von Simon Baumann wurde mit der VIKTORIA des DOK.deutsch Wettbewerb geehrt. Sie ist mit 7500 Euro dotiert, Preisstifter ist Sky. Die Schweizer Produktion gewann dieses Jahr bereits den Schweizer Filmpreis. Weltpremiere feierte der Film, in dem der Filmemacher seine Familie mit dem moralischen Widerspruch von Besitz und Gerechtigkeit konfrontiert, 2024 beim Locarno Film Festival. In der Jurybegründung heißt es: „Erben heißt: Auseinandersetzung mit dem Tod, mit Erinnerungen, mit Verantwortung und Pflichten. Offen diskutieren die Protagonist*innen diese Themen – und die Perspektive derjenigen, die vererben werden, rückt in den Fokus. Was bleibt von einem Leben? Was möchte man hinterlassen? In einer stimmigen Dramaturgie zeigt Simon Baumann nebenbei die Unterschiede zwischen den Generationen auf und zeichnet nach, wie sich Leben und Lebensentwürfe seit der Baby-Boomer-Generation verändert haben. Während seine Eltern ganz selbstverständlich Häuser bauten, kann sich das heute kaum jemand mehr leisten. Es sei denn, man erbt.“
Über den von der Münchner megaherz gestiftete megaherz Student Award durfte sich Klara Harden für ihren Film „Woman/Mother“ freuen. Mit dem Preis, der mit 3000 Euro dotiert ist, unterstützt megaherz Dokumentarfilme von Studierenden deutschsprachiger Filmhochschulen und Akademien. In „Woman/Mother“ lotet Harden aus, wie man es schafft, sich als Mutter nicht zu verlieren. Die Jury schrieb: „In einer Gesellschaft, die Mütter und ihre Erfahrungen oft unsichtbar macht, aber gleichzeitig mit hohen Erwartungen belegt, spricht der Film ehrlich über Schuldgefühle, darüber, sich fehlerhaft und ungenügend zu fühlen und die Mutterrolle nicht zu jedem Zeitpunkt zu lieben. Die Regisseurin bleibt präsent, wenn die elterliche Pflicht ihrer Freundin zur Überforderung wird. Sie zeigt die Isolation, die sich selbst innerhalb einer funktionierenden Beziehung ausbreitet, und setzt dem eine starke Frauenfreundschaft entgegen. Dabei nimmt sie ihre Rolle als Autorin kritisch in den Blick und hinterfragt, inwiefern sie selbst die kapitalistisch-patriarchalen Erwartungen an funktionierende Mütter auf ihre Freundin Mara projiziert. Statt makelloser Bilder steht der kreative Schaffensprozess der beiden Freundinnen im Fokus – und die Frage, wie man als Mutter bei sich bleiben kann, wenn der eigene Körper von anderen gebraucht, bewohnt und vereinnahmt wird.“
Der Preis der DOK.horizonte Competition – Cinema of Urgency ging an „Rashid, l’enfant de Sinjar“ von Jasna Krajinovic. Die VIKTORIA DOK.horizonte wird von der Petra-Kelly-Stiftung gestiftet und ist mit 5000 Euro dotiert. Nominiert waren Filme, die ihr Augenmerk auf Länder mit instabilen Strukturen richten. Zu Krajinovic‘ Film schrieb die Jury: „Während seine Familie nach Sicherheit und Stabilität sucht, verfolgt die Filmemacherin Jasna Krajinovic Rashids Versuche, sein Leben in der zerstörten Stadt wieder aufzubauen. Der Film vermittelt auf subtile Weise eine allgegenwärtige Gefahr, und in einem erschütternden Moment werden wir Zeug*innen davon, wie das Trauma der Vergangenheit in der Gegenwart weiterwirkt. Das Einfühlungsvermögen den Protagonist*innen gegenüber ist bemerkenswert, wobei stets ihre Grenzen gewahrt werden. Mit seiner bemerkenswerten Kameraführung und der nuancierten Erzählweise spricht dieser großartige und zutiefst bewegende Film ein breites Publikum an und macht gleichzeitig auf die Notlage einer verfolgten Minderheit aufmerksam. Er hinterlässt einen bleibenden Eindruck bei den Zuschauer*innen und schafft Raum, um sich mit der Situation von unterdrückten und bedrohten Gruppen weltweit zu beschäftigen.“