„Wind, Talk to Me“ von Stefan Djordjevic wurde beim Bolzano Film Festival Bozen als bester Film des Wettbewerbs mit dem Preis des Landes Südtirol geehrt. Zwei Preise gingen an die italienische Produktion „My Boyfriend El Fascista“ von Matthias Lintner.

Die internationale Jury des 38. Bolzano Film Festival Bozen hat gesprochen und die Preise vergeben. Zum besten Film des Wettbewerbs kürten Dominik Kamalzadeh, Fabio Ferzetti, Nadia Trevisan, Pascal Trächslin, Eva Trobisch und Barbara Weis „Wind, Talk to Me“ des serbischen Regisseurs Stefan Djordjevic, der Anfang des Jahres im Tiger-Wettbewerb des International Film Festival Rotterdam Weltpremiere feierte. In der Begründung heißt es: „Der Film ist ein intimes Tagebuch, ein Familienalbum, eine kollektive Geschichte, ein lyrisches Gedicht über die Natur, in dem jede Präsenz – Mensch, Tier, Pflanze – sich auflöst und wieder vereint. Indem er sich frei zwischen Epochen und Genres bewegt, hat Djordjevich den Schmerz über den Tod seiner Mutter in einen klaren und einprägsamen Film verwandelt, winzig und gleichzeitig gewaltig wie das Fleckchen Erde und Wasser, auf dem er gedreht wurde. Was auf wundersame Weise zur ganzen Welt wird.“ Der Preis ist mit 7000 Euro dotiert.
Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung für die beste künstlerische Leistung (Bildgestaltung) aus den Filmen des Wettbewerbs ging an „Where the Night Stands Still“ von Liryc Cruz.
Der Spezialpreis der Jury ging an „Viet and Nam“ von Tru’o’ng Minh Quý. Einher geht ein Preisgeld in Höhe von 3000 Euro.
Mit dem dieses Jahr erstmals vergebenen, mit 10.000 Euro ausgestatteten Verleihförderpreis der Autonomen Region Trentino-Südtirol wurde die österreichisch-deutsche Koproduktion „Unsere Zeit wird kommen“ von Ivette Löcker geehrt, der im Forum der Berlinale Weltpremiere feierte und auch bei der Diagonale zu sehen war.
In der Jury-Begründung zum Verleihförderpreis heißt es: „Der Film führt in den Alltag eines Paares und erstaunt dabei von Anfang an durch eine Intimität, die von wechselhaftem Vertrauen erzählt. Die Kamera bleibt zurückhaltend, sie schafft große Nähe, ohne sich anzubiedern: Viktoria ist Österreicherin, Siaka stammt aus Gambia, gemeinsam wohnen sie in Wien, ein Leben zwischen Zärtlichkeit und Zähigkeit. Was aus Ivette Löckers aufmerksamer Begleitung entsteht, ist ein Beziehungsfilm, der von kulturellen und bürokratischen Widerständen, von Alltagsrassismus, vom Ringen um Zugehörigkeit erzählt. Zugleich setzt sich der Film grundlegend mit der Möglichkeit von Dialog auseinander – mit dem Respektieren von Unterschieden, mit einer Liebe, die auch um das weiß, was voneinander trennt. Löcker wahrt das Gleichgewicht der Positionen, ohne diese zu glätten, und sie bringt Perspektiven in Bewegung. Liebe erscheint hier als Sehnsucht nach Geborgenheit und zugleich als eine Verhandlungssache, voller Ambivalenzen. Widersprüche bleiben bestehen, Vorurteile werden keine ausgelöscht. ,Unsere Zeit wird kommen‘ ist ein Film, dem man viele Zuschauer:innen wünscht, weil er aus dem Privaten das Politische sichtbar macht.“
Zwei Preise gingen an die italienische Produktion „My Boyfriend El Fascista“: Der Dokumentarfilm des aus Südtirol stammenden Filmemachers Matthias Lintner erhielt eine Lobende Erwähnung der Jury und war Liebling des Bozener Kinopublikums.
Auch die Filmclub-Jury hat beim Bolzano Film Festival Bozen Preise vergeben: „Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man reden“ von Karl Prossliner gewann den IDM Film Commission Südtirol Award für den besten Langfilm aus dem Raum Euregio, als bester Kurzfilm gewann hier „Moving Mountains“ von Andrea Costa und der Spezialpreis „Dolomiten Unesco Welterbe“ ging an „Karuara, People of the River“ von Miguel Araoz Cartagena und Stephanie Boyd.
Die Schüler:innen-Jury vergab ihren Preis an „Last Swim“ von Sasha Nathwani.
Mit den diesjährigen Ehrenpreisen wurden, wie bekannt, Alba Rohrwacher und Christian Petzold, geehrt.
Zur Filmclub-Jury gehörten: Greta Amati, Alberto Battan, Gustavo Delgado, Anna Fischnaller, Angelika Lee und Natalia Tibolla.