Mehr Glaube an die Zukunft des Kinos, als ihn die Stipendiatinnen und Stipendiaten der Kurt Schalk Stiftung mitbringen, geht wohl kaum. Während auch der diesjährige Kandidat für das Aufstiegsstipendium eine Paradebeispiel für einen Überzeugungstäter ist, erinnerte Jana Nastasi mit einer wunderbaren Rede an das, was die Unterstützung des Nachwuchses so wichtig macht.

„Angst ist der Punkt, an dem man sagt: ‚Da musst Du rüber!‘ Ein wunderbarer Satz, der im Prinzip auf den Punkt bringt, was so Manchem aktuell durch den Kopf gehen mag, wenn es um größere Investitionen geht. Wie viel Zukunft hat das Kino – und wie viel vor allem mein Kino?
Letztere Frage kann sich Anh Tuan Tran derzeit noch nicht stellen. Denn er arbeitet zwar in einem großartigen Haus – dem Berliner Zoo Palast – aber das eigene Kino ist aktuell noch ein Kindheitstraum. Allerdings einer, der keineswegs ausgeträumt ist, sondern der vielmehr die Motivation geliefert habe, sich für das Kurt Schalk Stipendium zu bewerben. Natürlich ist es ein Traum, der Mut erfordert. Und genau den bringt Tran mit. Durch das an ihn vergebene Aufstiegsstipendium begleitet ihn nun Natalie Blum von hdfstudio.
Leider nicht vor Ort konnte Cindy Pfeiffer von der Lichtburg Dresden sein. Sie kann im Rahmen eines Stipendiats das rmc-Fernstudium für Filmtheatermanagement absolvieren. Gelegenheit zum Austausch darüber, was sie dort erwartet, gab es in Baden-Baden mehr als genug. Denn der schönen Tradition folgend, konnte Claudia Overath auch in diesem Jahr viele Absolventinnen und Absolventen des letzten Jahrgangs persönlich auf der Bühne vorstellen und ihnen gemeinsam mit Petra Rockenfeller die Urkunden übergeben. Nicht jede(r) hatte in diesem Jahr die Reise nach Baden-Baden antreten können, auch der Jahrgangsbeste konnte sich nicht vor Ort feiern lassen. Erwähnt sei der Name Felix Breidel (tätig im Berliner Delphi Lux) aber auf jeden Fall – zumal er jeden einzelnen (!) Themenbereich mit einer 1+ abschloss. Beeindruckend.
Was kann Overath noch mit auf den Weg geben? Vor allem eine Botschaft an die Branche in ihrer Gesamtheit: „Wer Entwicklung fördert, bekommt Innovation zurück.“ Und vor allem auch an den Nachwuchs gewandt: „Es gibt nur einen Weg, großartige Arbeit zu leisten: Man muss lieben, was man tut.“
Unterdessen hat der HDF mittlerweile noch weitere Stipendiat:innen benannt: Lea Taubmann (Domstadtkinos Merseburg) und Marius Gutgsell (Kulturzentrum Linse Weingarten) bekommen mit der Weiterbildungsprämnie eine Fortbildung finanziert. Taubmann hat sich für ein Social-Media-Workshop entschieden, Gutgsell wird eine Schulung zum Thema Führung absolvieren. Und Meda Schultheis von den Böblinger Kinos konnte dann eines Ministipendiums die KINO 2025 besuchen.
Den rmc-Kurs hat mit Jana Nastasi zuletzt auch eine der ersten Stipendiatinnen der Kurt Schalk Stiftung erfolgreich abschließen können. Zu Beginn des Termins erinnerte sie mit einer vielgelobten Rede daran, was die Unterstützung des Nachwuchses so wichtig macht:
„Worte können kaum ausdrücken, wie viel mir das bedeutet hat und wie sehr es mich bereichert hat. Nicht zuletzt, weil es mir erst dadurch ermöglicht wurde, den Studiengang für Filmtheatermanagement zu absolvieren. Mein Dank geht auch an Claudia Overath und das gesamte rmc-Team für die Organisation dieses wunderbaren Kurses. Die Erfahrungen und Entwicklungen, die ich in den vergangenen zwei Jahren machen durfte, haben mich sowohl beruflich als auch persönlich bereichert.
Ebenso möchte ich auch all denjenigen danken, die durch ihre Spenden Menschen wie mich fördern und ihnen die Möglichkeit geben, sich weiterzubilden und zu wachsen. Ich möchte an dieser Stelle nicht lange darüber sprechen, was ich alles gelernt habe und wie ich mich entwickelt habe, denn das würde den Rahmen sprengen.
Stattdessen möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um etwas zu sagen, das mir sehr wichtig ist. Wir sprechen oft über den Nachwuchs und die Zukunft des Kinos, als wären das zwei voneinander getrennte Themen. Doch lassen Sie mich eines sagen: Der Nachwuchs ist die Zukunft des Kinos. Es liegt an uns allen, viel mehr dafür zu tun, dass dieser Nachwuchs entsteht, sich entfalten und gedeihen kann. Daher bitte ich Sie,: Achten Sie auf Ihre Mitarbeitenden, motivieren Sie sie dazu, über sich hinauszuwachsen. Fördern Sie diejenigen, die mehr sein wollen. Mein eigener Chef hat genau das getan. Wann immer ich einen Gedanken hatte, sagte er zu mir, Jana, denke größer. Er hat meine Leidenschaft für das Kino erkannt und an mich geglaubt. Noch bevor ich ihm von meinen Überlegungen erzählte, mich für das Kurt Schalk Stipendium zu bewerben, sagte er zu mir: ‚Bewirb Dich und Du wirst es bekommen.‘ Dieser Glaube an mich hat mir Mut gemacht und mir gezeigt, dass ich gesehen werde. Deshalb appelliere ich an Sie: Geben Sie Ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen. Lassen Sie sie ihre eigenen Ideen verwirklichen und Sie werden sehen, diese Investition in Vertrauen und Unterstützung zahlt sich mehrfach aus. Auf diese Weise entfachen sie nicht nur eine Leidenschaft, sondern fördern auch eine tiefe Verbundenheit mit ihrem Unternehmen. Ich selbst liebe das Kino, aber noch mehr liebe ich das Unternehmen, in dem ich diese Leidenschaft ausleben darf. Und ich bin bereit, alles dafür zu tun, dass es gedeiht. Ich bin kein Kinobetreiber, aber ich leite ein Kino mit einem großartigen Team. Seit ich diesen Kurs absolviert habe, habe ich viele der dort erlernten Inhalte in meinem Haus umgesetzt. Daraus sind neue, spannende Projekte entstanden, die mein Kino, aber auch meine Stadt bereichert haben. Für mich wäre es das größte Geschenk, eines Tages zu wissen, dass jemand aus meinem Team diese Arbeit weiterführt. Dass sie von Menschen weitergetragen wird, die meine Vision teilen.
Das kann mir aber nur gelingen, indem ich das, was mir durch Unterstützung und Förderung ermöglicht wurde, an andere weitergebe. Insbesondere an meine Mitarbeiter:innen. Das Weitertragen bestehender Visionen und das Schaffen Neuer sollte auch ihr Wunsch sein. Denn so sichern wir die Zukunft des Kinos. Durch neue Ideen, Innovationen und eine Leidenschaft, die andere inspiriert. Vielleicht erreichen wir auf diesem Weg nicht nur ehemalige Kinogänger:innen wieder, sondern auch Menschen, die bislang keinen Bezug zur Branche hatten und hier ihre berufliche Zukunft entdecken möchten. Denn Eines steht fest. Alles ist möglich und alles kann geschaffen werden. Vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben. Danke Baden-Baden.“ – Jana Nastasi bei der KINO 2025