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Filmfest Hamburg kürt weitere Preisträger

Nach den Hamburger Produktionspreisen, dem Douglas Sirk Preis und dem Michel-Filmpreis Maja wurden am heutigen Abschlussabend des Filmfest Hamburg weitere Preise vergeben.

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Bei der Preisverleihung des Filmfest Hamburg ging ein großer Dank auch an das gesamte Festivalteam (Credit: Filmfest Hamburg)

Nachdem zuvor schon die Hamburger Produktionspreise, der Douglas Sirk Preis an Jacques Audiard und Andrea Arnold sowie der Michel-Filmpreis Maja vergeben worden waren, wurden heute Abend vor dem Screening des Abschlussfilms, Pedro Almodóvars „The Room Next Door“ im CinemaxX Dammtor weitere Preise verliehen.

So ging der Preis Der Politische Film der Friedrich Ebert Stiftung an die Regisseure Julian Brave NoiseCat und Emily Kassie für ihren Dokumentarfilm „Sugarcane“. In der Jurybegründung heißt es: „Vater Ed Archie und Sohn Julian reisen durch ihre kanadische Heimat, das Land ihrer indigenen Vorfahren, doch sie sind nicht auf Urlaub. Es ist eine biografische Spurensuche, bei der Verdrängtes auf die Gegenwart trifft. Denn da ist eine Lücke im Leben des Vaters, die sich bislang nicht schließen ließ. Aufgerissen in einer der sogenannten ‚Indianerschulen‘, die es in ganz Kanada gab. Unter dem Dach der katholischen Kirche wurden indigene Kinder über Jahrzehnte körperlich und sexuell missbraucht. Die Vergewaltiger schwängerten Mädchen und ließen Babys verschwinden, nur wenige Täter wurden jemals angeklagt. Dieser wütende und liebevolle Dokumentarfilm erzählt die Geschichte in all ihrer Komplexität und schafft es, sich behutsam den einzelnen Schichten des Schmerzes und der mühsamen Befreiung zu nähern. Dabei sind es die Opfer selbst, denen die Filmemacher durch ihre eindrückliche Regiearbeit einen Raum schaffen, in dem alles Platz hat, aber eben manches auch ungelöst bleiben darf (…) ‚Sugarcane‘ erzählt davon mit Zärtlichkeit, ohne Pathos, findet große, poetische Bilder und öffnet den Blick für die komplexe Sicht auf historische, gesellschaftliche und soziale Zusammenhänge (…).

Mit dem NDR-Nachwuchspreis für Langfilmdebüts wurde Giovanni Tortorici für „Diciannove“ ausgezeichnet, eine lobende Erwähnung ging an Constance Tsangs „Blue Sun Palace“. Hierzu erklärt die Jury: „So offengelegt wie seine Google-Suche von Justin Biebers Dick Pic, nimmt uns Giovanni Tortorici ganz formfrei mit auf eine mutige und ehrliche Reise seiner adoleszenten Selbstfindung und der Suche nach seiner Stimme als Filmemacher. Die Charaktere und kleinen Momente sind es, die das Porträt einer europäischen Adoleszenz mit einem Sinn für Humor schaffen, welches der Unendlichkeit der Ideale eines Teenagers trotzt. Irgendwo zwischen Kunst, Musik und Literatur findet der Hauptcharakter in seiner Einsamkeit Halt. Und am Ende beobachten wir ein Lächeln, das durch das Entdecken der Möglichkeit von Veränderung erhellt wurde. Lobend wollen wir an dieser Stelle ebenfalls die Arbeit von Constance Tsang in ihrem Film ‚Blue Sun Palace‘ erwähnen, die es schafft, eine Geschichte mit außergewöhnlicher Nähe und Feingefühl zu ihren Protagonisten zu erzählen.“

Mit dem 2023 von der Hapag-Lloyd Stiftung erstmals vergebenen Albert Wiederspiel Preis in Höhe von 10.000 Euro wurde in diesem Jahr am 1. Oktober die georgische Regisseurin Dea Kulumbegashvili für ihren Film „April“ ausgezeichnet.

Der Internationale Verband der Filmkunsttheater C.I.C.A.E zeichnete Matthew Rankins kanadische Oscareinreichung „Universal Language“ mit dem Arthouse Cinema Award aus. Zur Begründung sagt die Jury: „Obwohl die Situationen und die Handlung dieses Films einen absurden Unterton haben, gelingt es dem Regisseur, das Publikum von Anfang an durch eine brillante Atmosphäre zu fesseln (…) Die Jury war beeindruckt von der ungewöhnlichen, aber kohärenten Struktur des Films, der Schaffung einer fantasievollen interkulturellen Welt und dem kreativen Einsatz filmischer Mittel – insbesondere der Musik. Wir sind der Meinung, dass dieser Film ein großes Publikumspotenzial hat, wenn er durch eine geeignete Werbekampagne und Strategie unterstützt wird. Daher haben wir beschlossen, den Arthouse Cinema Award an Matthew Rankin für ‚Universal Language‘ zu vergeben.“

Der Preis der Filmkritik ging in die Schweiz, an Ramon Zürchers „Der Spatz im Kamin“ (hier unsere SPOT-Besprechung), der in Locarno seine Weltpremiere gefeiert hatte. Hier heißt es in der Jurybegründung: „‘Der Spatz im Kamin‘ hört nicht auf uns zu verblüffen. In jeder Szene bricht ein neuer Konflikt auf. Diese Familie führt einen Machtkampf: Jeder gegen Jeden. Die Dialoge sitzen wie Messerstiche. Ramon Zürcher hat diese Hölle raffiniert verdichtet. Die Darstellerinnen und Darsteller spielen mit offenem Visier. Hinter der Angriffslust wird Verletzung spürbar. Diese erzählerische Konsequenz ist verstörend und tief beeindruckend.“

Das Hamburger Festivalpublikum kürte Roxana Samadis „Freiheit im Herzen – Lasst es uns eilig haben, menschlich zu sein“ mit dem Publikumspreis.

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Roxana Samadi (Credit: Filmfest Hamburg)

Von 1. bis 5. Oktober präsentierte das Molodist Kyiv International Film Festival erneut seinen nationalen Wettbewerb auf dem Filmfest Hamburg. Mit dem Scythian Deer wurde Maryna Vrodes „Stepne“ ausgezeichnet, eine lobende Erwähnung erhielt Dmytro Moiseievs „Grey Bees“.

Zur Bilanz des Filmfest Hamburg

Der Termin für das 33. Filmfest Hamburg im kommenden Jahr wird Ende 2024 bekannt gegeben.