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Deutscher Filmpreis 2025
Anne Leppin, Deutscher Filmpreis 2025, Hauptpromo Main, Interview
Anne Leppin & Claudia Loewe: „Es wird spannend, wie sich das Jahr entwickelt“
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Barbara Schuster
Anne Leppin und Claudia Loewe sind als Geschäftsführerinnen der Deutschen Filmakademie bzw. Deutsche Filmakademie Produktion GmbH ein eingespieltes Duo. Im Vorfeld des Deutschen Filmpreis am 9. Mai ist ihre ohnehin enge Zusammenarbeit noch enger. Hier sprechen sie über Themen, die umtreiben, und was eine Filmpreisgala zu leisten hat.
Anne Leppin, Geschäftsführerin der Deutschen Filmakademie, und Claudia Loewe, Geschäftsführerin der Deutsche Filmakademie Produktion; hier beim Nominiertentag zum Deutschen Filmpreis 2025 (Credit: Clemens Porikys)
Was sind die Themen, die die Deutsche Filmakademie zu Beginn des zweiten Quartals 2025 bewegen?
Anne Leppin: Uns interessiert, was mit der begonnenen Filmförderreform unter dem neuen Kulturstaatsminister passieren wird. Es wird spannend, wie sich das Jahr entwickelt. Alle Akademiemitglieder und die gesamte Branche warten darauf, dass die Investitionsverpflichtung und das Filmförderungszulagengesetz, wie auch der Haushalt 2025 verabschiedet werden. Alle sind in Wartehaltung. Die Weichen werden jetzt gestellt und wir versuchen, den Weg mitzugestalten. Wir haben grundsätzlich ein sehr gutes Verhältnis zur BKM und nutzen dies, um der Branche die Wege zu ebnen. Die Erwartungen sind klar: es muss neben dem Steuer-Anreizmodell auch eine Investitionsverpflichtung geben, die Ihre Wirkung nur dann wirklich entfalten kann, wenn Sie mindestens bei 20% liegt.
Beim Deutschen Filmpreis gab es den Wechsel von dotierten zu undotierten Preisen. Hat sich das alles in ruhigen Gewässern umsetzen lassen?
Anne Leppin: Es gibt viele Filmschaffende, die es bedauerlich finden, dass das Preisgeld in die kulturelle Filmförderung umgewidmet wurde. Ich gehöre dazu. Aber genauso gibt es einige, die diese Entwicklung genau richtig finden. Nach der Entscheidung für einen undotierten Filmpreis konnten wir sogar neue Mitglieder gewinnen. In Zukunft werden alle FFA-Mittel automatisch vergeben. Daher bestand in der Branche der Wunsch, dass die BKM-Förderung verdoppelt wird, damit es ein Gleichgewicht zwischen der Referenzförderung und der Förderung durch eine Jury gibt. Nachdem Anfang Juli bekannt wurde, wie groß der Haushalt für die BKM sein wird, war klar, dass eine Verdoppelung nur aus neuen Haushaltsmitteln nicht möglich sein würde. Es fehlten drei Millionen Euro und die neue kulturelle Filmförderung des Bundes, die ehemalige sogenannte BKM-Förderung, konnte so dank der umgewidmeten Filmpreisgelder verdoppelt worden. Wir haben das genauso bedauert wie verstanden, hatten aber gar keine Möglichkeit das zu verhindern, das möchte ich hier klar sagen. Gerade jetzt, wo der Haushalt noch nicht steht, helfen diese Gelder, mehr Produktionen bei den nächsten Sitzungen der kulturellen Filmförderung zu unterstützen. Die Filmpreisgelder sind also nicht gekürzt worden, sondern werden jetzt an anderer Stelle eingesetzt, wo sie ebenso dringend gebraucht werden.
„In diesem Jahr gab es mehr Anmeldungen zum Filmpreis; von den üblichen 130 Filmen sind wir hoch auf 150 Anmeldungen“
Anne Leppin
Macht das den Filmpreis zu einem anderen Filmpreis?
Anne Leppin: Da hatten wir auch zunächst ein wenig Sorge. Aber die war unbegründet. In diesem Jahr gab es mehr Anmeldungen zum Filmpreis; von den üblichen 130 Filmen sind wir hoch auf 150 Anmeldungen. Kurz vor Wahlschluss herrschte ein „Wahlkampf“ wie nie, die Filmschaffenden sind für Screenings im ganzen Land herumgereist und haben für ihre Filme gekämpft. Es ist niemandem egal, ob der eigene Film hier gewinnt oder nicht. Außerdem gibt es für nominierten Filme und die Gewinner weiterhin die nun deutlich höhere Referenzförderung der FFA.
Die Deutsche Filmakademie Produktion ist zuständig für die Durchführung der Shows, sowohl des Deutschen Filmpreis als auch der First Steps Awards. Sie, Frau Loewe, sind schon sehr lange im Lead und haben viel Erfahrung. Werden Sie trotzdem jedes Mal wieder vor neue Herausforderungen gestellt?
Claudia Loewe: Auf jeden Fall! Interessant ist vor allem, dass es jedes Jahr andere Herausforderungen sind. Letztes Jahr war es die Frage nach dem Senderpartner. Als es beim rbb keine Chance mehr gab, haben wir dank Christine Strobl mit der Degeto eine tolle Lösung innerhalb der ARD gefunden. Die Sender sind eine wichtige Grundlage für uns. Eine TV-Ausstrahlung bringt die Show nicht nur zur Bevölkerung, sondern hat auch eine wichtige Funktion gegenüber Sponsor:innen und Partner.:innen. Unser nächstes Problem: Wir haben für 2026 noch keine Location. Das Theater am Potsdamer Platz steht nicht mehr zur Verfügung. So drückt jedes Jahr der Schuh an anderer Stelle. Die Umsetzung des Deutschen Filmpreis, wie auch der First Steps, funktioniert eben nicht nach dem Motto „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Aber auch die inhaltliche Seite bleibt jedes Jahr spannend. Man geht immer neu ran. Dieses Jahr ist es das Glück auf Erden, weil wir bereits im Sommer 2024 wussten, dass Christian Friedel die Moderation machen wird. Es gab Jahrgänge, da hatten wir zur Berlinale noch niemanden für diesen Job. Als wir uns letztes Jahr mit Christian Friedel in Dresden getroffen haben, hat er sofort gesagt: „Ja, ich will“. Seither arbeiten wir mit ihm an den Inhalten der Verleihung. Wir haben viele Kategorien, und da stellt sich immer die Frage, wie wir das unterhaltsam hinbekommen, damit die Leute die Show als kurzweilig erleben. Christian ist versiert in Theaterregie und bringt mit seiner Band und gesanglichen Einsätzen so viel mit, dass es jetzt schon viel Spaß macht. Außerdem hat er alle Aspekte im Blick, die Akademie, den Senderpartner, die Zuschauer:innen. Er hat den Rundumblick.
Powerduo der Deutschen Filmakademie: Anne Leppin und Claudia Loewe (Credit: SPOT)
Wie gewährleistet man eine zeitgemäße Awards-Gala? Diese Frage stelle ich vor allem in Bezug auf Aspekte wie die Einhaltung eines Code of Conduct oder Themen wie Nachhaltigkeit.
Claudia Loewe: Wir haben die Verleihung sehr früh, bereits 2018, nachhaltig gestaltet. Damals waren wir Pioniere. Angefangen haben wir damit, das Buffet auf vegetarische Speisen umzustellen. Das sorgte für große Aufregung und Rückmeldungen mit Sätzen wie „Kein Fleisch, kein Geld“. Für uns war dennoch klar, dass wir das weiter vorantreiben müssen. Man kann das nicht ein Jahr machen und im nächsten Jahr wieder zurückrudern. Das vegetarische Buffet ist aber nur ein kleiner Aspekt. Wir leben Nachhaltigkeit mittlerweile rundum. Es geht auch um soziale Gerechtigkeit. Die „Filmakademie Produktion“ hat seit 2021 die ISO-Zertifizierung in nachhaltigem Eventmanagement, was viele Auflagen mit sich bringt und uns entsprechend harte Bandagen anlegt. Die Zertifizierung geht mit einem Managementtool einher, das von großem Nutzen ist, weil mittlerweile jeder Job bei uns darauf eingerichtet ist. Wir hinterfragen gängige Standards und haben beispielsweise 2021 die Limousinenvorfahrt durch einen Fahrradkorso ersetzt. Gemeinsam mit den „Changemakers“ haben wir damit ein starkes Zeichen gesetzt. Viele Dinge sieht man auch gar nicht auf Anhieb, wie etwa die Pflanzen auf der Sponsorenwand, die als Giveaway den Gästen mitgegeben werden, oder unser Roter Teppich, der recycelt wird. In diesem Jahr setzen wir unseren Kleidertausch zum zweiten Mal um. Wir versuchen dabei immer, in Kreisläufen zu denken. Und anhand unserer CO2-Bilanz sehen wir, wie weit wir mittlerweile sind. Das erste Jahr ohne Fleisch hat auf Anhieb zehn Tonnen weniger CO2 bilanziert. Mit dem Umzug ins Theater am Potsdamer Platz haben wir unsere Gesamt-CO2-Emissionen um knapp 35% (das entspricht = ca. 50 Tonnen) senken können. Die Umstellung auf LED und andere moderne Technikgeräte spielen eine zentrale Rolle, ebenso die eingesparte Logistik und Mobilität. Der Stromverbrauch wurde beim Umzug um 79% reduziert.
„Wir leben Nachhaltigkeit mittlerweile rundum.“
Claudia Loewe
Wie gestaltet sich Ihr beider Austausch untereinander?
Anne Leppin: Wir teilen uns das auf. Bei Claudia liegt die ganze Organisation des Filmpreises, was Location, Teppich, Party, Partner betrifft. Da bin ich nur Sparringpartnerin. Alles, was die Filme, das Wahlverfahren, die Richtlinien und dergleichen betrifft, ist bei mir als Geschäftsführerin der Deutschen Filmakademie angesiedelt. Was wir gemeinsam machen, sind die Inhalte der Show. Dazu gehört die Suche nach den passenden Laudator:innen, der Moderation, das Gästemanagement, der Frage nach einer Künstlerischen Leitung etc. Da sitzen wir zu zweit zusammen. Das beschäftigt uns ab Januar bis Mai. Ich habe daneben noch das normale Akademie-Geschäft und Claudia eben alle sonstigen organisatorischen Dinge.
Die Deutsche Filmakademie hat sowohl eine neue Präsidentin, Vicky Krieps ersetzt Alexandra Maria Lara an Florian Gallenbergers Seite, als auch mit Martin Heisler einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Gibt Ihnen das ein gutes Gefühl?
Anne Leppin: Vicky Krieps hat mit Florian Gallenberger jemanden an ihrer Seite, der alle unsere Abläufe kennt, der weiß, was die Akademie macht. Man musste sie nicht überreden. Sie hat große Lust, für die Deutsche Filmakademie zu sprechen und hat eine Haltung zu den Dingen. Vicky ist bereits sehr engagiert. Martin Heisler war die letzten sechs Jahre im Vorstand der Filmakademie und kennt uns entsprechend gut. Wir beide waren auch gemeinsam im Verwaltungsrat der FFA und haben zusammen von Akademieseite aus an der Filmförderreform gearbeitet. Unlängst hat er das komplette Team der Geschäftsstelle kenngelernt und entsprechend auch die weiteren Themen jenseits der Filmförderung. Martin ist großartig, und uns gefällt, wie er mit seiner Firma Flare Film ganz unterschiedliche Projekte umsetzt, vom kleinen Dokumentarfilm bis zum großen Kinofilm – da ist alles dabei. Es ist bereits jetzt eine große Vertrautheit da.
Claudia Loewe: Ich kenne Martin Heisler sogar noch als Student an der dffb. So schließt sich der Kreis.