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CinemaCon-Tagebuch 2025: Der Blick zurück


Highlights & Lowlights, Trends & Themen, Anreger & Aufreger bei der weltweit größten Kinomesse. Das und noch viel mehr finden Sie in unserer ausführlichen Rekapitulation der CinemaCon.

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Von mehreren Tausend Fachbesuchern blieben bei der Abschlussparty am Donnerstagabend nicht allzu viele übrig. Ausgelassen getanzt wurde bei recht passabler Livemusik dennoch – und etliche Besucher hatten sich für den Anlass tatsächlich in Schale geworfen (Credit: The SPOT media & film)

Ehrlich gesagt schäme ich mich gerade ein wenig. Als passionierter Lego-Bauer bei „Ein Minecraft Film“ nicht sofort (anders als der liebe Kollege Schultze) an den Begriff BLOCK-Buster gedacht zu haben, schmerzt ein wenig…

Was ganz und gar nicht schmerzt: Die Zahlen zu verbreiten, die Warner mit dem ersten echten Tentpole-Hit dieses Jahres einfährt. Keinen, wirklich keinen einzigen Tag zu früh. Sagte mir ein US-Kinobetreiber Freitagmorgen beim Frühstück an der Hotelbar* als Begründung dafür, weshalb er um kurz vor 9 in der Früh ein Corona (die Ironie war ihm bewusst) in der Hand hatte: „Das habe ich jetzt gebraucht.“

*Ja, da konnte man auch Kaffee & Pancakes statt Alkohol bekommen

Tatsächlich war der Mann schon über die allerersten „Minecraft“-Zahlen (und Vorverkäufe) bei sich glücklich genug, um über die Bemerkung „Super – und in grad mal einem Monat kommt schon der nächste“ zu lachen. Natürlich auch deswegen, weil zwischen „Ein Minecraft Film“ und „Thunderbolts*“ zwar vielleicht keine ganz großen Tentpole-Starts liegen, aber genügend mittlere und kleinere Filme, die durchaus positive Schlagzeilen versprechen. Er selbst fieberte (neben „Sinners“) vor allem „Star Wars: Episode III“ entgegen, auf dessen Wiederaufführung er sich (beinahe) mehr freue als auf alles andere. Gute Zahlen wünschen wir diesem Film zu seinem 20jährigen Jubiläum natürlich beide. Wie wir uns auch eine kontinuierliche Versorgung mit publikumswirksamen Filmen wünschen. Wie schwer das sein kann, dazu weiter unten mehr.

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Einmal Diabetes bitte! Der Inhalt des Goodie-Bags (Credit: Marc Mensch)

Marketing-Coups für „Minecraft“

Eine sehr interessante Geschichte, auf die er mich aufmerksam machte – und die tatsächlich ein kleines Scherflein dazu beigetragen haben könnte, dass „Ein Minecraft Film“ in den USA Ergebnisse auffuhr, die vorherige Prognosen Lügen straften: Wer sein Ticket über Fandango (möglicherweise auch andere Portale) online kaufte, erhielt ein exklusives In-Game-Item für das Spiel. Ein Gedanke, der mindestens ebenso naheliegend wie der „BLOCK-Buster“ ist.

Viele weitere Eindrücke in Bild & Text sowie ausführliche Nachberichte zu den Studiopräsentationen finden Sie hier in unserem großen Special

Aber tatsächlich geht diese Geschichte noch weiter: Denn dieses Item ist mehr als nur ein Incentive für diejenigen, die mit dem Kauf eines Tickets für sich selbst liebäugeln. Sondern die Aktion hat tatsächlich Menschen auf den Plan gerufen, die anbieten, die Kosten eines Kinobesuchs für andere zu übernehmen – um den Item-Code zur Freischaltung im Spiel einstreichen und für ein Mehrfaches des Ticketpreises weiterverkaufen zu können… „Gen-Z indeed…“

Ob dieses Phänomen tatsächlich jenes Ausmaß angenommen hat, wie die eine oder andere Internetquelle behauptet? Vermag ich nicht zu sagen. Dass Trends medial gerne größer gemacht werden, als sie tatsächlich sind, davon konnte ich mich hier in den USA jedenfalls anhand des Beispiels Tesla überzeugen. Auf der Fahrt zwischen L.A., San Diego, Palm Springs und Las Vegas habe ich auf dem Highway bestimmt ein- bis zweihundert Swasticars gesehen (darunter aber nur einen Tesla Truck) – und bei keinem einzigen konnte ich den angeblich weit verbreiteten Versuch erkennen, sich mit witzigen Aufklebern oder auf sonstige Weise von der Marke und dem „Real-Life Bond-Villain“ (Zitat einer unabhängigen Produzentin) zu distanzieren. Mag mittlerweile aber auch zu gefährlich sein, um es noch zu wagen. „Loud & Proud“ waren hier jedenfalls nur diejenigen, die für öffentlich geäußerte Ansichten keine staatlichen Sanktionen fürchten müssen.

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CineStar-Geschäftsführer Oliver Fock mit Helen Moss (SVP International Distribution Paramount Pictures) (Credit: Marc Mensch)

Zölle drücken auf die Stimmung

Glauben Sie nicht, das sei übertrieben – spätestens als die USA einen Handelskrieg ausriefen, kippte beim einen oder anderen die Stimmung. Und das nicht etwa nur bei ausländischen Delegierten. Wer sich den Spaß machte, einmal etwas genauer auf die bei der Messe verteilten Goodies und dort angebotenen Waren zu blicken, dem dürfte aufgefallen sein, dass „Made in China“ dort in höherer Frequenz auftrat als das „F“-Wort in „The Wolf of Wall Street“. Ich selbst habe diese Beobachtung zwar nicht gemacht, aber sie wurde mir zugetragen: Chinesische Aussteller auf der Messe packten ihre Koffer offenbar mitunter frühzeitig; von mir selbst wiederum verabschiedete sich ein hochrangiger Vertreter eines europäischen Herstellers mit den Worten, er sei „heilfroh, dieses Land zu verlassen“.

Aber noch einmal zurück zu „Minecraft“. Mangels Besuchs einer Filiale dieser Fast-Food-Kette kann ich es nicht direkt beurteilen (wir haben uns stattdessen am Abreisetag noch davon überzeugt, ob In-N-Out-Burger dem Hype gerecht wird*), aber der Run auf ein zum Film passendes Menü bei diesem Burgerbrater war in den USA zumindest einen Nachrichtenbeitrag wert….

*Ich würde es jetzt nicht direkt als Gourmet-Essen bezeichnen, aber lecker war das allemal – und ausgesprochen günstig

Interessant ist übrigens: Während sich etwa ein Kollege von Deadline diesmal noch lauter als im vergangenen Jahr über Arbeitsbedingungen und das Auftreten der Security beschwerte (Punkte, die ich wieder einmal in absolut keiner Weise nachvollziehen kann – ganz offensichtlich war er nie im Leben bei einer CineEurope), war in den Berichten der US-Trades auffällig wenig Platz für die nicht zu übersehenden atmosphärischen Störungen, die die aktuelle US-Politik auslöste. Vorsorgliche Selbstzensur oder schlicht völlig andere Wahrnehmung?

Die Sorgen vor einem weiteren Anstieg der Verbraucherpreise sind jedenfalls real. Ich selbst habe völlig subjektiv den Eindruck, dass die Lebenshaltungskosten hier binnen eines einzigen Jahres noch einmal ordentlich angezogen haben. Ich spreche dabei gar nicht von den Kosten für Restaurantbesuche (da ging Dein Erbe dahin, lieber Sohn), den Parkgebühren (in unserem Starthotel am LAX kletterten sie gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent von 50 auf 60 Dollar pro Nacht) oder den ganz besonderen Preisen in einer Stadt, die noch vor einem guten Jahrzehnt eher dafür bekannt war, Touristen zu Spottpreisen abzufüllen & zu sättigen, um sie an die Spieltische zu bringen. Jetzt dürfen Sie nicht schlucken, wenn ein Bier (0,33) auf dem Hotelflur mit 15 Dollar+Tax zu Buche schlägt. Um die Dimensionen zu verdeutlichen: Ein bayerisches Standardgebinde würde nach diesen Maßstäben inklusive Steuern und Trinkgeld (alles unter 20 Prozent heißt hier „Der Service war mies“) gut 60 Euro kosten. Kein Wunder, dass sich amerikanische Touristen nicht über die Preise auf der Wiesn beschweren… 😉

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CinemaCon-Organisator Mitch Neuhauser mit Cheech Marin und Tommy Chong bei den Big Screen Achievement Awards (Credit: Alberto E. Rodriguez/Getty Images for CinemaCon)

Studiovertreter plädieren für günstigere Tickets

Nein, ich spreche von den Preisen im Supermarkt, an der Tankstelle – oder auch am Zeitschriftenkiosk. In jenem Special-Interest-Segment (Film & Games), in dem ich versucht wäre, mir hin und wieder ein Printprodukt mitzunehmen (der Kauf der Entertainment Weekly direkt bei Ankunft am Flughafen und der Fangoria im erstbesten Waldenbooks war für mich über viele, viele Jahre meiner Jugend ein Ritual), fangen die Preise für eine Zeitschrift von etwa 88 Seiten bei 15 Dollar an.

Warum diese Ausführungen? Ich war ehrlich gesagt noch nie auf einer Kinomesse, bei der gleich mehrere Vertreter von Major-Studios so klar zur SENKUNG der Ticketpreise aufgerufen haben. Wobei es nicht darum geht, Tickets durch die Bank günstiger zu machen. Aber doch darum, deutlich mehr Angebote zu schaffen, und den in den USA üblichen Kino(diens)tag – um dessen landesweite (Wieder-)Einführung KinoConnect sich hierzulande gerade bemüht – auf wenigstens noch einen weiteren Tag auszudehnen.

Warnung vor reiner PLF-Fokussierung

Ein weiterer interessanter Gedanke, der sich zwischen die üblichen (und berechtigten) Aufrufe nach Investitionen in die Kinos mischte: „Premium Large Format ist wichtig, aber am Ende des Tages macht es nur neun Prozent des globalen Umsatzes aus. Wenn wir den Leuten weismachen, dass PLF-Erlebnisse der einzige Grund sind, ins Kino zu gehen, machen wir unser Geschäft kaputt! Jedes Erlebnis muss auf seine Weise ‚Premium‘ sein!“ Sagt niemand Geringerer als Michael O’Leary, CEO von Cinema United. Dass munter darüber spekuliert wurde, was tatsächlich hinter der Änderung eines Namens (NATO) steckte, der zwar tatsächlich suboptimal gewählt war, mit dem man aber jahrzehntelang ganz gut gefahren ist, versteht sich vermutlich von selbst.

Während Deadline übrigens erneut seinen Unmut darüber kundtut, dass einzig und allein Disney es zuließ, Fotos und Videos anzufertigen, sobald Talent auf der Bühne war, ist die Klage darüber, dass die Studios es einfach nicht verstehen würden, dass die geballten Eindrücke von Shows wie der CinemaCon beim Publikum am besten aufgehoben wären, in dieser Form verfehlt – Hintergrund scheint schlicht der Wunsch zu sein, derartiges Material selbst teilen zu dürfen.

Cinema Foundation holt Studiopräsentationen zum Publikum

Einerseits wäre es vermutlich nicht allzu clever, dem Publikum unfertiges Material zu zeigen (wobei kaum einer der Clips in diesem Jahr den Eindruck machte, dass er komplett rough & unfinished wäre). Vor allem aber veranstaltet die Cinema Foundation mit einem „Sneak Peek Showcase“ am 22. und 24. April im Prinzip fast genau das, was die Kollegen einfordern. Für einen Eintrittspreis von drei Dollar (die wohltätigen Zwecken zufließen) kann sich die Öffentlichkeit in einem 70minütigen Showcase einen Eindruck von den kommenden Highlights sämtlicher auf der CinemaCon vertretenen Studios (mit Ausnahme der Angel Studios) machen. Auf „tausenden Leinwänden“, wie es in einer Mitteilung heißt. Das wird sicherlich nicht 1:1 das Material aus Vegas sein. Aber das Konzept ist auf jeden Fall begrüßenswert. Und sollte vielleicht durchaus auch einmal in Deutschland versucht werden; nicht nur als vereinzeltes Add-On beim Kinofest.

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Eine Zukunft, die laut Michael O’Leary mit einem soliden Kinofenster beginnen muss (Credit: Jerod Harris/Getty Images for CinemaCon)

Grundsatzdebatte um das Kinofenster

Absolut virulent war in diesem Jahr das Thema Kinofenster – auch weil man lebhaft darüber diskutierte, ob regelmäßig auffällig kurze Fenster lediglich Reaktion auf so schwache Resultate sind, wie sie gerade das erste Quartal hervorbrachte (man kann die Rolle von „Ein Minecraft Film“ als Stimmungsaufheller gar nicht überbetonen) – oder ob sie zumindest bis zu einem gewissen Grad der Grund dafür sind. Tatsächlich brachte diesbezüglich auch ein prominent besetzter „Industry Think Tank“ vergleichsweise wenig Erkenntnisgewinne, auch wenn sich Moderator Matt Belloni (Mitgründer von Puck) wie schon im vergangenen Jahr alle Mühe gab, mit seinen (Nach-)Fragen keine Gefangenen zu machen.

Warum Ketten wie Regal – vertreten durch CEO Eduardo Acuna – Filme mit Kinoexklusivität unterhalb der von Cinema United als Minimum geforderten 45 Tage nicht einfach boykottieren würden, hieß es von ihm bereits als Einstiegsfrage. Dass die Antwort ein wenig ausweichend ausfiel (man hätte sie vielleicht besser dem Vertreter eines familiengeführten Unternehmens gestellt, anstatt jenem eines einstmals börsennotierten Konzerns), lag auf der Hand. Immerhin konnte Belloni Acuna dazu drängen, dass dieser unter Einsatz diverser Konjunktive erklärte, dass ein Einsatz des Netflix-Films „Narnia“ zu den aktuell kolportierten Bedingungen möglicherweise nicht im allerbesten Interesse von Regal sei. Denn in diesem Fall geht es nicht nur um das Fenster (zwei Wochen exklusiver IMAX-Einsatz, gefolgt von weiteren zwei Wochen vor Streamingstart), sondern auch darum, dass sich der Film nach derzeitigen Planungen auf einen der begehrten IMAX-Slots setzen würde, die sich auch traditionelle Studios ausbedingen. Die Geschichte könnte vor allem dann extrem interessant werden, wenn IMAX (wie zuletzt im Fall von „Oppenheimer“) tatsächlich seine Herrschaft über die Programmierung in einer Weise zum Tragen bringt, die Kinobetreiber zumindest vereinzelt unglücklich stimmt…

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Dining* like the Stars – mit der offiziellen Burgermarke der Oscar-Afterparty (*OK; in diesem Fall eher „Lunching“ – und nein, der ausgesprochen nette Herr neben mir hat in dem Moment nicht aufgestoßen…) (Credit: Judy Mensch)

Trotz härtester Nachfragen versäumte Belloni unterdessen eine ganz entscheidende: Denn Peter Levinsohn (Chairman Global Distribution NBCUniversal Entertainment & Studios) hatte argumentiert, dass ein früher PVoD-Start keinen Einfluss auf die Entwicklung eines in Auswertung befindlichen Kinofilms habe. Tatsächlich haben auch wir – zumindest bei Familienfilmen – schon die Beobachtung gemacht, dass die Woche-zu-Woche-Rückgänge mit Beginn der digitalen Verfügbarkeit nicht auffällig nach oben gehen. Was zwar eine wichtige Erkenntnis ist, was aber nicht die Frage beantwortet, ob nicht schon die Startergebnisse massiv unter dem Eindruck leiden, dass Filme binnen weniger Wochen ohnehin für das Wohnzimmer verfügbar sind.

Levinsohn vermittelte jedenfalls nicht den Eindruck, als wäre Universal auf dem Weg, der Forderung nach einem Mindestfenster von 45 Tagen nachzukommen, zumal er hervorhob, wie gut die Strategie im Fall von „Wicked“ (rund 40 Tage nach kurzfristiger Verlängerung um eine Woche) funktioniert habe. Der Film habe allein auf dem PVoD-Weg rund 100 Mio. Dollar an Einnahmen generiert („die nicht mit den Kinos geteilt werden mussten“, sagte er nicht ausdrücklich dazu) und sei damit der in dieser Kategorie bislang erfolgreichste Universal-Titel. Erneut eine fehlende Nachfrage: Wäre denn davon auszugehen, dass es bei einem späteren PVoD-Start (und entsprechend weit nach hinten verlagertem SVoD-Start) deutlich weniger gewesen wäre?

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Harte Fragen, zumeist eher weiche Antworten: Regisseur Joseph Kosinski, Eduardo Acuna (CEO Cineworld Group) und Tom Quinn (CEO NEON) beim Industry Think Tank (Credit: Alberto E. Rodriguez/Getty Images for CinemaCon)

Jeff Goldstein (President Global Distribution Warner Bros. Pictures) wiederum schien bereits am Vortag die (dort von Michael O’Leary) gestellte Frage nach den Fenstern ein wenig auf die Laune zu schlagen. Denn seine Ausführungen dazu, warum man gar keine Alternative dazu habe, eine Gesamtbetrachtung anzustellen (zu der offenbar auch weiterhin schnelle PVoD-Veröffentlichungen zählen sollen, wobei „Mickey 17“ letztlich 32 und nicht etwa nur 17 Tage Kinoexklusivität vergönnt waren), wollte nicht hundertprozentig zur Aufforderung auch an die Fachpresse passen, die Dinge positiv darzustellen. Keine Sorge – den außergewöhnlichen „Minecraft“-Triumph feiern wir gebührend. Schade, dass er nicht schon in der Woche VOR der CinemaCon kam.

(Ziemlich) Klare Fensterbekenntnisse von Neon, Sony und Walt Disney

Denn auch wenn ich die Stimmung jetzt nicht direkt als gedrückt bezeichnen wollen würde und sie sich im Prinzip (mit Ausnahmen, s.o.) über den Verlauf der Tage deutlich aufhellte, war sie vergangenes Jahr zumindest nach unserem Eindruck besser. Indiz dafür mag auch sein, dass es US-Kollegen tatsächlich für nötig befanden, zu erläutern, warum der eine oder andere Star mit vermeintlich verhaltenem Applaus empfangen worden sei. Lustigerweise unter anderem mit der Begründung, das US-Fachpublikum wahre generell zu sehr die Contenance, um mit überschäumender Begeisterung und Standing Ovations zu reagieren. Haben wir schon anders erlebt, ich glaube mich sogar zu erinnern, dass erst 2024 Kevin Costner mit stehendem Applaus empfangen worden war. Aber ich würde jetzt nicht behaupten, dass den Talents ein unterkühlter Empfang bereitet worden wäre. Als Beispiel möge dieser kleine Eindruck von der Disney-Präsentation dienen, wo es bei solchen Gelegenheiten ausdrücklich gestattet war, das Handy zu zücken:

(Vorab passend zum Antihelden-Film ironisch inszenierter) Einlauf des „Thunderbolts*“-Cast in das Colosseum (Credit: Marc Mensch)


Wie dem auch sei: Das Kinofenster kam in diesen Tagen immer und immer wieder zur Sprache. Auch seitens Neon, Sony und Disney, die sich in ersteren beiden Fällen klar für einen soliden Exklusivitätszeitraum aussprachen, wenngleich ohne konkrete Zeiträume in den Raum zu stellen bzw. im Fall von Sony nicht, ohne Ausnahmen als notwendige Praxis bei schlechten Starts zu skizzieren. Disney wiederum verwies auf seine Stellung als Major mit den (mit Abstand) längsten Durchschnittsfenstern – und darauf, dass dies nicht von ungefähr komme. Ehrlich gesagt bin ich gespannt, wie man mit „Schneewittchen“ verfährt, den man wohl einen Flop nennen darf (immerhin hat Disney postwendend die „Rapunzel“-Realverfilmung auf Eis gelegt), ohne dem Studio zu nahe zu treten. Klar, welche Dimensionen die Diskussionen rund um den Film annehmen würden (und dass dieser auch noch in die Mühlen eines Streiks geraten würde), konnte man nicht ahnen, als das grüne Licht gegeben wurde.

Widersprechen möchte ich an dieser Stelle übrigens der Ansicht, dass es ungebührlich sei, wenn Einspielergebnisse in Relation zu Budgets gesetzt werden. Natürlich muss das geschehen. Schließlich bestimmt das Verhältnis von Einspiel zu Kosten (neben der Bottom Line des Studios…) auch die Verwertungsstrategie. Was ich nachvollziehen kann – das wurde allerdings zumindest nicht auf der Bühne gesagt – ist, dass womöglich ein gewisser Frust darüber herrscht, dass ein Film wie „The Electric State“ zwar inhaltlich kritisch betrachtet wird, sich aber nicht mit Negativschlagzeilen zu einem Boxoffice herumärgern muss…

Apropos Verwertungsstrategie: Dass „Ein Minecraft Film“ bereits für nicht gerade übertriebene 19,99 Euro bei iTunes vorbestellbar ist, hätte wie die Faust aufs Auge zu einem „Nebenkriegsschauplatz“ in der Debatte um das Kinofenster gepasst. Denn eine in diesen Tagen mehrfach von Kinovertretern erhobene Forderung besagte, dass die Heimvariante von Filmen nicht während der laufenden Kinoauswertung beworben werden solle – und noch weniger solle der Download parallel zum Ticketkauf auf Seiten wie Fandango angeboten werden. Eine direkte Reaktion darauf gab es nicht, aber ich fürchte, wir müssen es aussprechen: Diese Parallelbewerbung von Kino und VoD, diese Nutzung von Synergien, ist genau einer der Punkte die ganz zentral hinter den PVoD-Strategien stehen

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Destin Daniel Cretton, Darren Aronofsky, Bob Persichetti, Phil Lord, Justin K. Thompson, Tyree Dillihay, Nia DaCosta, Zach Cregger, Danny Boyle und Kogonada bei der Sony-Präsentation (Credit: Alberto E. Rodriguez/Getty Images for CinemaCon)

Die Quadratur des Kreises

Diese wiederum gilt es zu erreichen, wenn es um die Versorgung mit publikumsträchtigem Content geht. Denn schon beim einleitenden „International Day“, der diesmal nur ein halber Tag war, hatte es Stephen Basil-Jones ( EVP/Head of International Marketing Sony Pictures Releasing International) mit wenigen Schlagworten auf den Punkt gebracht, wie sich der Markt momentan darstellt:
• Große Filme sind größer, die Mittelware zunehmend kleiner, was das Boxoffice anbelangt. „Es gibt keine Decke, aber auch keinen Boden“, so Basil-Jones gleichnishaft zur Schere zwischen Erfolg und Misserfolg
• Das Versprechen einer sozialen Erfahrung bestimmt den Drang, ins Kino zu gehen
• Filme müssen sich frisch, neu und einzigartig anfühlen – dabei aber auch Vertrautheit ausstrahlen (s.o.)
• Das Publikum will eine gute Zeit garantiert haben
• Das junge Publikum ist Erfolgstreiber
• Das ältere Publikum ist noch nicht recht zurück
• Jeder einzelne Filme muss von irgendeiner Warte aus als Event betrachtet werden können

Mit Filmen Events kreieren, die sich vom Gewohnten abheben, aber gleichzeitig gewohnt genug sind, um ausreichend Vertrauen für das notwendige monetäre und zeitliche Investment zu schaffen. So lautet also die nicht ganz triviale Aufgabe…

Fazit

Das war jetzt eine ganze Menge Semi-Erfreuliches. Allerdings spiegelt dieser Fokus auf Herausforderungen durchaus wider, wie sich diese CinemaCon (nicht immer nur) abseits der glamourösen Studiopräsentationen darstellte. Also doch viel „Doom & Gloom“?

Nein. Um es auf den Punkt zu bringen: Die CinemaCon war absolut der Ort, um sich ein gutes Gefühl für das Programm des zweiten Halbjahres (nicht ganz so sehr für Q2) sowie für 2026 & Beyond zu holen. Ein mitunter äußerst gutes. Aber sie war nicht ohne Schattenseiten. Filme (auch etwas größere), deren erste Eindrücke zumindest mich persönlich ein wenig enttäuscht haben, gab es natürlich. Das gehört ja dazu. Ebenso wie Entdeckungen. Auch große. Teilweise fiel der programmatische Fokus sehr unterschiedlich aus. Manches Studio fokussierte sich fast ausschließlich auf 2025 (bei Disney fiel nicht ein einziges Mal das Wort „Star Wars“, Szenen aus „The Mandalorian & Grogu“, die es schon vergangenes Jahr (!) bei der D23 zu sehen gegeben hatte, wurden in diesem Kreis nicht gezeigt), bei anderen lag der Fokus eher auf 2026 bis 2028; was einzelne Teilnehmer vorübergehend ein wenig um den Rest des Jahres 2025 bangen ließ. Tatsächlich gab es gerade in den ersten beiden Tagen mehrfach Bemerkungen zu hören, wonach man es ein wenig leid sei, schon wieder auf „das nächste Jahr“ für einen veritablen Aufschwung hoffen zu müssen.

Das war die Schlange auf dem Weg zur Disney-Präsentation. Wohlgemerkt: Nur die Schlange derjenigen, die Taschen zu kontrollieren hatten – der Rest stand direkt vor dem Colosseum. Allerdings geht es tatsächlich rasend schnell, sobald sich der Einlass öffnet.

Dennoch hellte sich (wie bereits zuvor geschrieben) die Stimmung mit zunehmender Komplettierung des Bildes auf (als Studio will man hier wirklich lieber einen späteren als einen früheren Slot, könnte ich mir vorstellen), am letzten Tag wäre sie vermutlich ausgesprochen ungetrübt gewesen, wenn nicht externe Umstände Wasser in den Wein gegossen hätten. Ich will ehrlich sein: Aktuell frage ich mich, wie eine CinemaCon 2026 aussieht, wie es dann um den Zustand der USA und der Welt steht, ob man als Journalist auch dann noch über die vielen (!) Warnungen schmunzeln kann, die man ob der einen oder anderen kritischen Anmerkung erhielt. Diesmal verlief die Einreise jedenfalls in Rekordzeit. Keine zehn Minuten zwischen Gate und Kofferband hinter der Einreisekontrolle. Was auch daran lag, dass unser A380 in etwa so gut ausgelastet war, wie viel zu viele Kinosäle unmittelbar vor dem „Minecraft“-Start. Schon Zeichen touristischer Zurückhaltung?

Sorgen, zunehmende Spannungen könnten sich auch auf europäische Filmpräferenzen auswirken, halte ich leider nicht für völlig aus der Luft gegriffen. Insofern habe ich den Rückflug mit einem Gefühl angetreten, das gut war, das aber deutlich besser hätte sein können, wäre es nur durch das in Las Vegas präsentierte Programm geprägt gewesen.

Trotz ungewöhnlich vieler nachdenklicher Worte hoffe ich aber natürlich dennoch, dass Ihnen meine sehr persönlichen Rundumschläge auch ein wenig Vergnügen bereitet haben (Feedback gerne an [email protected]) – und lassen Sie mich mit einem kleinen, persönlichen Triumph schließen: Das von mir in einem vorherigen Tagebuch als online vergriffen beklagte Bonusset gab es noch im Lego-Store in den Münchner Riem Arcaden. Wo ich am Samstag ungelogen noch um Punkt 19:59 auf direktem Weg vom Flughafen eingelaufen bin. Nicht dass jeder diese Leidenschaft für Lego-Hobbits aufbringen würde. Aber Incentives wirken nunmal. Siehe auch „Minecraft“…

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Sagen wir es so: Allein das Staraufgebot bei Disney würde locker für ein halbes Dutzend CineEuropes reichen: Alan Bergman (Co-Chairman, Disney Entertainment), Lindsay Lohan, Jamie Lee Curtis, Florence Pugh, David Harbour, Zoe Saldana, Elle Fanning, James L. Brooks, Julia Louis-Dreyfus, Emma Mackey, Wyatt Russell, Ke Huy Quan, Jeff Bridges, Hannah John-Kamen, Jared Leto und Andrew Cripps (Head of Theatrical Distribution, Disney Entertainment Studios) bei der CinemaCon 2025 (Credit: Alberto E. Rodriguez/Getty Images for CinemaCon)

BONUSCONTENT I

Zugegeben, der Bezug zur CinemaCon mag nur indirekt sein – aber ich fand den Beitrag einfach zu schön, um ihn nicht auf irgendeine Weise zu teilen. Denn just an dem Tag, an dem Tom Cruise bei der Paramount-Präsentation mit einer Schweigeminute an Val Kilmer erinnerte, zeigte mir meine Frau einen Text, den einer ihrer Instagram-Kontakte geschrieben hatte. Einen Text, der nicht nur Val Kilmer und „Top Gun“ würdigt, sondern der auf seine Weise etwas darüber erzählt, wie sehr Kino bewegen kann… Vielen lieben Dank an Keith „Virus“ Schomig, einen ehemaligen Radar Intercept Officer in einer F-14 Tomcat der US Navy, für die Erlaubnis, ihn hier im Wortlaut zu posten:

BONUSCONTENT II

Kurzkritiken vom Rückflug, wieder einmal basierend auf Teilsichtungen von Filmen, die ich bislang verpasst hatte (zur näheren Erläuterung siehe den Tagebuch-Prolog):