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Fred Burle über die Wahl als „Producer on the Move“: „Ich bin ein Brasilianer und ein deutscher Produzent“


Zu den 20 aufstrebenden Produzent:innen des Networking-Programms „Producers on the Move“ der European Film Promotion zählt aus Deutschland Fred Burle, der gemeinsam mit Sol Bondy One Two Films in Berlin leitet. Wir wollten von ihm wissen, was ihm die Auswahl bedeutet und was seine Cannes-Highlights sein werden.

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Fred Burle von One Two Films (Credit: One Two Films)

Gratulation, dass Sie von der European Film Promotion als deutscher Producer on the Move ausgewählt wurden. Was macht diese Wahl mit Ihnen? 

Fred Burle: Für mich ist es eine besondere Anerkennung, die mehr ist als nur eine Anerkennung durch die Branche. Obwohl ich Brasilianer bin, werde ich dadurch als deutscher Produzent anerkannt. Gerade in Zeiten, wo Diversität und Inklusion wieder massiv unter Druck stehen, freut es mich zu sehen, dass es in der Praxis immer noch möglich ist, diese Weltoffenheit zu feiern. Für mich ist das ein wichtiges Zeichen, und hoffentlich auch für viele, die danach kommen. Das dürfen wir in der Branche nicht verlieren. Es fühlt sich gut an, bei dem Programm als deutscher Kandidat antreten zu dürfen. Ich weiß das sehr zu schätzen, auch wenn meine Familie irritiert war, dass ich als deutscher Produzent angesehen werde: Du hast doch nicht einmal einen deutschen Pass! Für mich ist es ganz einfach: Ich bin ein Brasilianer und ein deutscher Produzent. 

„ Ich freue mich auf die neuen Bekanntschaften und die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen.“

Sie kommen nicht nur als Producer on the Move nach Cannes, sondern sind auch deutscher Koproduzent des Wettbewerbsbeitrags „The Secret Agent“ von Kleber Mendonça Filho. Kommen Sie sich damit selbst in die Quere?

Fred Burle: Erst einmal hilft es mir bei den Producers on the Move, wenn man gleichzeitig einen Film vorweisen kann, der auf demselben Festival im Wettbewerb gezeigt wird. Das verhilft mir zu einer größeren Sichtbarkeit. Bei der EFP wiederum freut man sich, dass einer ihrer Producers on the Move auf diese Weise Aufmerksamkeit auf das Programm lenkt. Ein bisschen kollidieren die Termine. An dem Tag, an dem „The Secret Agent“ im Wettbewerb Premiere feiert, werde ich den ansonsten prall gefüllten Terminkalender der Producers on the Move nicht wahrnehmen können. Ansonsten freue ich mich auf die Aktivitäten, die tatsächlich schon letzte Woche begonnen haben, mit drei halben Tagen, bei denen sich die 20 Produzent:innen schon einmal kennenlernen konnten. Man bekommt schnell einen Begriff davon, warum das Programm so erfolgreich ist. 

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Fred Burle ist einer der Produzenten von Kleber Mendonça Filhos „The Secret Agent“ mit Wagner Moura (Credit: One Two Films)

Kannten Sie manche der Kolleg:innen bereits?

Fred Burle: Zwei von ihnen kannte ich bereits. Aber das spielt keine Rolle. Ich freue mich auf die neuen Bekanntschaften und die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und von neuen Geschichten zu hören. Es ist auch sehr interessant, mehr über die Länder zu erfahren, aus denen die Kolleg:innen kommen, welche Besonderheiten es gibt, wie unterschiedlich sie aufgestellt sind, welche Möglichkeiten es gibt, Filme zu machen. Jeder von uns bringt ein oder zwei Projekte mit, die wir vorstellen können und anhand derer man sehen kann, wie vielfältig die Geschichten und Stoffe sind, die wir in Europa erzählen können und wollen. Das gefällt mir. Dazu kommen Kontakte mit verschiedenen Weltvertrieben und Fonds. Ein paar davon kenne ich schon, aber ich erwarte mir dennoch neue Impulse. Bei den meisten Programmen geht es um die einzelnen Firmen und ihre Besonderheiten. Hier stehen tatsächlich die Produzentenpersönlichkeiten im Fokus. Wir bekommen eine Chance zu zeigen, wer wir als Individuum sind. 

„Cannes ist einfach der Heilige Gral unter den Festivals.“

Sie fahren seit zehn Jahren nach Cannes. Wie sehen Sie das Festival, was ist seine spezielle Besonderheit?

Fred Burle: Cannes ist einfach der Heilige Gral unter den Festivals. Es hat sich seinen Ruf hart erarbeitet, das Festival ist eine essenziell wichtige Plattform für Filme unterschiedlichster Art geworden. Das wissen alle. Deshalb wollen auch alle dorthin. Entsprechend groß, aber auch schwierig ist die Auswahl. Man kann sich immer sicher sein, wirklich das Beste zu sehen, was ein Jahrgang zu diesem Zeitpunkt zu bieten hat. Man kann sich auf die Qualität verlassen. Man weiß, dass man in Cannes die Filme sehen wird, die im Rest des Jahres das Gespräch bestimmen werden und auch bei der Kinoauswertung Akzente setzen. Ich sehe Cannes als Thermometer, das die Temperatur des Kinojahres misst. Man ist immer gespannt, was man sehen wird. Jedes Jahr wird man aufs Neue überrascht, weil man wirklich nicht weiß, was einen erwarten wird. Ich finde es jedes Jahr wieder aufs Neue aufregend, noch dazu bei sommerlicher Stimmung. Wir gehen einfach hin und gucken, was kommt. Für mich ist es wichtig, jedes Jahr vor Ort zu sein, ob ich nun ein Projekt mit dabeihabe oder nicht. Man macht immer Entdeckungen und stellt fest, was gut ist und in der Gegenwart und Zukunft Relevanz haben wird. 

Gibt es denn schon Titel, auf die Sie sich besonders freuen?

Fred Burle: Erschöpfend kann ich das noch gar nicht beantworten, weil ich mich noch nicht intensiv genug mit dem Programm befasst habe. Auf jeden Fall freue ich mich schon einmal auf die neuen Arbeiten von Joachim Trier, Carla Simón, Chie Hayakawa. Chies Film „Renoir“ habe ich in einer frühen Fassung gesehen und durfte Feedback geben. Ich denke, das wird ein besonderes Erlebnis. Ich freue mich tierisch für sie. Und dann bin ich auf alle anderen Filme gespannt. Am besten sind immer die Überraschungen.

Das Gespräch führte Thomas Schultze.