Die österreichische Freibeuter Film hat ein Händchen für Produktionen, die auf A-Festivals eingeladen werden. Zuletzt waren Oliver Neumann und Sabine Moser mit Mo Harawes „The Village Next to Paradise“ und Sebastian Meises „Große Freiheit“ im Un Certain Regard in Cannes. 2025 geht es mit „Mother’s Baby“ von Johanna Moder in den Wettbewerb der Berlinale. Wir haben bei ihnen mal nachgefragt.
Gratulation zur Einladung in den Wettbewerb der Berlinale mit Johanna Moders „Mother’s Baby“. Was bedeutet Ihnen das?
Oliver Neumann: Wir haben uns wirklich sehr gefreut. Vor allem für Johanna, mit der wir schon lange zusammenarbeiten. Dass sie nun mit ihrem dritten Film eine so tolle Aufmerksamkeit bekommt, eine so schöne Platzierung, ist großartig!
Sabine Moser: Es war eigentlich von Anfang an immer unser Traum, mit ihr diesen Schritt auf eine internationale Bühne zu schaffen. Und dieser Traum geht nun tatsächlich in Erfüllung.
„Internationale Plattformen helfen sehr mit Blick auf die Auslandsverkäufe und die weltweiten Kinostarts von Filmen.“
Sabine Moser
Ihnen ist es als Produktionsfirma durchaus ein Anliegen, mit Talenten zu wachsen, bzw. Talente auf ihrem Weg zu begleiten. Wie haben Sie die Weiterentwicklung von Johanna über die drei Kinofilme erlebt?
Oliver Neumann: Johannas Themen waren immer – auch wenn die beiden Vorgängerfilme vielleicht einen etwas humoristischeren Ton hatten – von einer sehr persönlichen Note in der Haltung bestimmt.
Sabine Moser: Johanna war es schon immer wichtig, in ihrem filmischen Erzählen sozialkritische Themen anzupacken. „High Performance“ und „Waren einmal Revoluzzer“, hatten, wie Oliver sagte, einen komödiantischen Unterton. Mit „Mother’s Baby“ betrat sie in gewisser Weise Neuland, weil sie sich in eine andere Genrerichtung gewagt, beziehungsweise mit anderen Genrereferenzen gearbeitet hat Was aus dem Thema des Films heraus eine total stimmige erzählerische und filmemacherische Entscheidung war! Schon in der ersten Synopsis und in den Treatment-Entwürfen war klar, dass diese Geschichte mit Thriller- und Horrorelementen erzählt werden muss. Aber Johannas erzählerische Verankerung sind immer schon soziale, gesellschaftlich drängende Fragen. Das ist der Kern ihres Schaffens. Ken Loach ist eine wichtige Referenz.
A-Festivals generieren ein internationales Echo. Inwiefern profitieren Sie als Produzenten auch davon?
Sabine Moser: Durch die Einladungen auf A-Festivals hat sich unser Netzwerk vergrößert, gerade, was potenzielle Koproduktionspartner:innen betrifft. Außerdem helfen internationale Plattformen sehr mit Blick auf die Auslandsverkäufe und die weltweiten Kinostarts von Filmen. Von diesen Kontakten profitieren wir durchaus in den weiteren Produktionen, die wir machen. Auch wenn es nicht heißt, dass es einfacher wird, ein Projekt vom Boden zu bekommen.
Oliver Neumann: A-Festivals sehen wir in erster Linie als Chance für den Film, die breite Aufmerksamkeit zu bekommen. Seit wir die Firma 2007 gegründet haben, hat sich der Markt zugespitzt. Es ist noch mal schwieriger geworden, für einen Film Gehör zu finden. Deswegen sind wir glücklich über die Platzierung von Mother’s Baby, weil sie auch garantiert, dass dem Film Interesse entgegengebracht und er von den Leuten gesehen wird.
„Die österreichischen Förderer mochten auf Anhieb Johannes Zugang zu dem Thema.“
Oliver Neumann
Wie war das bei „Mother’s Baby“? Ein leichter Weg?
Oliver Neumann: Die Förderung in Österreich hat sehr gut funktioniert. Es gibt dort eine große Hochachtung gegenüber Johanna. Sie mochten auf Anhieb ihren Zugang zu dem Thema. Wir waren dann auch sehr glücklich, als sich Katrin Renz von der Schweizer tellfilm von sich aus gemeldet hat. Sie hatte erfahren, dass Johanna mit Marie Leuenberger drehen wollte und dachte, dass eine Schweizer Koproduktion Sinn machen würde.
Sabine Moser: Auch in Deutschland hatten wir eine sehr gute Zusammenarbeit mit The Match Factory Productions. Allgemein ist die deutsche Finanzierungslandschaft eine schwierige. Auch, wenn man mit einer Produktion mit starkem Cast und starken deutschen Partnern kommt. Wir haben uns dann sehr gefreut mit der MOIN Filmförderung und Hessen Film & Medien auch in Deutschland fantastische Finanzierungspartner zu gewinnen.
Auf was freuen Sie sich am meisten, wenn Sie Mitte Februar die Weltpremiere von „Mother’s Baby“ in Berlin feiern?
Oliver Neumann: Wir freuen uns darauf, in Johannas glückliches Gesicht blicken zu dürfen, wenn sie vor einem riesigen Publikum im Berlinale-Palast den Applaus bekommt.
Das Gespräch führte Barbara Schuster