Fünf Mal schlafen noch, dann startet die 75. Berlinale. Wir haben uns umgehört in der Branche, was man sich von den Internationalen Filmfestspielen von Berlin unter der neuen Intendanz von Tricia Tuttle erhofft. In Teil 2 antwortet Kinobetreiber Christopher Bausch, Vorstandsmitglied der AG Kino Gilde.

Unsere Frage:
Frischer Wind auf der Berlinale dank Tricia Tuttle. Was sind Ihre Erwartungen und Anforderungen, die Sie mit dem größten Filmfestival auf deutschem Boden verbinden?“
Christopher Bausch, Kinobetreiber Aschaffenburg und Frankfurt, Vorstandsmitglied AG Kino Gilde:
„Zunächst einmal weiß ich es sehr zu schätzen, dass Tricia Tuttle sich stark vernetzt, den Dialog mit vielen Branchenbeteiligten sucht, von den Filmschaffenden bis zu den Verbänden. Aus Sicht eines Kinobetreibers gesprochen, wünsche ich mir natürlich vor allem eine Auswahl an Filmen, die auch später für den Kinomarkt relevant sind. Wenn ich Filme in Cannes oder Venedig sehe, kann ich davon ausgehen, dass diese auch auf die große Leinwand kommen und dass sie, zumindest im Fall der großen Gewinner, dann auch ein großes Publikum finden. Die Berlinale war immer ein politisches Festival – und das soll sie auch bleiben. Kleinere, aber gesellschaftspolitisch relevante Filme sollen natürlich weiterhin die verdiente Anerkennung bekommen, vielleicht über einen neuen Jurypreis, aber der Goldene Bär sollte auch an Produktionen gehen, die eine Chance beim Publikum haben. Eine Berlinale, die auch außerhalb der Branche wieder begeistert, die präsent ist und nach außen wirkt, deren Festival-Wucht den Filmen und letztlich den Kinos und deren Gäste zugutekommt, das wäre großartig! Das ist womöglich eine harte Nuss, die es da zu knacken gilt – und es ist ja auch ihre erste Berlinale, heißen wir sie also erst einmal herzlich willkommen! Mit der Live-Übertragung der Eröffnungszeremonie und des Eröffnungsfilms „Das Licht“, die auch bei uns in Frankfurt zu sehen sein werden, hat Tricia Tuttle auf jeden Fall schon einmal eine richtig tolle Aktion ins Leben gerufen, die man im Erfolgsfall ausbauen sollte. Darüber hinaus sollte die Berlinale generell auch wieder einen stärkeren Fokus auf große deutsche Produktionen legen. Das gepaart mit internationalen Stars, wäre aus meiner Sicht der richtige Weg.“