Torsten Radeck und Wolfgang Döllerer sind als Head of Catalogue bzw. Sales Manager Theatrical bei Studiocanal die beiden Experten für die erfolgreich etablierte Kino-Event-Reihe BEST OF CINEMA. Wir haben die Ankündigung des Programms für das zweite Halbjahr 2024 zum Anlass genommen, mit ihnen über die Entwicklung und Kuratierung zu sprechen.
Die BEST OF CINEMA-Reihe wurde im Herbst 2021 lanciert. Wie hat sich das Angebot etabliert?
Torsten Radeck: Bislang ist das Konzept eine wahre Erfolgsgeschichte. Mehr als 200.000 Besucher:innen fanden ihren Weg in die deutschen Kinos, Tendenz steigend. Zudem konnte Studiocanal weitere Partner in der Branche für die Initiative gewinnen, sowohl auf Verleiherseite als auch im Marketing.
Wolfgang Döllerer: Ja, tatsächlich. Die Reihe hat sich inzwischen als feste Marke in der Branche etabliert und erfreut sich wachsender Beliebtheit, sicher auch vor dem Hintergrund des in den letzten Jahren deutlich wieder gestiegenen Interesses an filmischem Repertoire, wie wir es mit BEST of CINEMA in den Fokus nehmen.
Hat sich das Konzept auch weiterentwickelt?
Torsten Radeck: Von Beginn an hat sich gezeigt, dass das Konzept auf großes Interesse stößt. Insbesondere über Publicity hatten die Filme in den Medien schon früh eine große Präsenz. Zusammen mit Filmstarts, unseren eigenen Kanälen sowie der tollen Unterstützung auf Kinoseite konnten wir dadurch schon früh eine große Reichweite erzielen. Und es hat sich bewährt, komplett neue Marketingmaterialien wie Poster und Trailer herzustellen, um die Filme neu zu präsentieren. Zudem haben wir mit Kabel Eins zusätzlich einen TV-Partner gefunden, der die Reihe präsentiert, womit wir noch einmal ein größeres Publikum erreichen.
„Es kommen immer wieder auch neue Kinos hinzu.“
Wolfgang Döllerer
Anfangs waren 300 Kinos Partner. Wie sieht es hier mittlerweile aus? Und sind Multiplexe und Arthouse-Häuser ausgewogen vertreten?
Wolfgang Döllerer: Weiterhin nimmt jeden Monat eine konstante Zahl von gut 300 Kinos an der Reihe teil, es kommen aber immer wieder auch neue hinzu, die sich für das Konzept und für die Programmauswahl begeistern. Auf jeden Fall erstreckt sich das Profil über die gesamte Vielfalt der Kinos, vom eher breiter adressierenden Multiplex bis zum dezidiert programmkuratierenden Arthouse. Und das ist auch logisch. So haben ja auch die Titel der Reihe per se immer das ganze Spektrum in sich, begeistern als Klassiker, als Kultfilme, als Meisterwerke teils schon über Generationen Kino- und Filmbegeisterte, sind Teil eines kollektiven Film- und Kulturguts, welches wir eben mit BEST of CINEMA in der Wiederbeschau oder auch in der Neuentdeckung präsentieren.
Hat sich der 1. Dienstag im Monat bewährt? Warum?
Wolfgang Döllerer: Tatsächlich, der Tag hat sich als fester Termin etabliert, in den Programmen der Kinos, aber offensichtlich auch in den Kalendern und in der Freizeitplanung des Publikums. Nicht zuletzt wird das deutlich an einem zunehmenden VVK-Verhalten bereits viele Monate im Voraus, ebenso aber auch am Zuwachs der Besucher:innen-Zahlen. Der erste Dienstag im Monat, diese feste terminliche Routine, wird sehr dankbar aufgenommen. Insgesamt zahlt der feste Termin positiv auf die Besucher:innen-Ergebnisse ein, so rangieren die Performances der BEST OF CINEMA-Titel zumeist auch deutlich in den Top-3 der besuchten Filme des Tages national, oft sogar vor den regulären Neustarts der Spielwoche.
Sicherlich bekommen Sie auch viel Kund:innen-Feedback. Gehen Sie bei der Auswahl auch auf geäußerte Wünsche der Kinobesucher:innen ein?
Torsten Radeck: Die Filmauswahl findet in erster Linie zwischen den beteiligten Verleihern und den Initiatoren der Reihe auf Kinoseite statt. Soweit die Rechtesituation es zulässt, nehmen wir aber auch gern Input von Kund:innen auf. Deren Meinung ist uns wichtig, weshalb wir auch eine große Umfrage unter den Kinobesuchern durchgeführt haben, auf welche Filme sie sich am meisten freuen.
Gibt es bei der Kuratierung der Kultfilme & Evergreens auch manchmal „hitzige Debatten“, weil Geschmäcker bekanntlich unterschiedlich sind? Nach welchen Kriterien gehen Sie vor?
Torsten Radeck: Ja, die gibt es. 😊 Bei dem Pool an Filmen gibt es die unterschiedlichsten Lieblingsfilme, die gern zurück auf die große Leinwand gebracht werden wollen. Aber die Reihe ist ja inzwischen im dritten Jahr, so dass wir gelernt haben, welche Filme die Kinobesucher:innen mögen und dafür ins Kino kommen, und welche es eher schwer haben. Dennoch steht Vielfalt im Vordergrund. Die Reihe muss als Ganzes Sinn machen, so dass man nicht immer die gleichen Genres und Motive bedient. Gerade 2024 ist ein sehr abwechslungsreiches Jahr. Von Kultfilmen wie „Donnie Darko“, über deutsche Filme wie „Der bewegte Mann“ oder „Good Bye Lenin!“ oder Actionkracher wie „Robocop“ oder „Gefährliche Brandung“ ist für jeden etwas dabei. Neben Jubiläen spielt auch eine neue Restaurierung in 4K eine Rolle oder ein besonderer Anlass. So zeigen wir dieses Jahr am Tag der US-Präsidentschaftswahl Charlie Chaplins „Der große Diktator“, ein zeitloser Klassiker, aber aktueller denn je.
Wolfgang Döllerer: Auf jeden Fall gibt es intensivste und oft auch sehr leidenschaftliche Diskussionen um die Auswahl der Titel. Aber, wie Torsten schon sagt, am Ende führen wir alle Fäden kreativ in einem profilierten Gesamtbetracht zusammen, immer auch im Hinblick auf die aktuelle Referenz der Filme auf unsere Welt und unser Leben heute.
„Kabel eins passt vom Senderprofil perfekt zu BEST OF CINEMA.“
Torsten Radeck
Die Reihe wird, wie Sie erwähnten, von Kabel eins präsentiert. Was macht den Sender zu einem idealen Partner und wie sieht die Zusammenarbeit aus?
Torsten Radeck: Kabel eins passt vom Senderprofil perfekt zu BEST OF CINEMA. Im Hauptprogramm laufen zahlreiche Filme, die auch in der Reihe gut aufgehoben wären. Als der Sender auf uns zukam, waren wir uns daher schnell einig, dass Kabel eins künftig BEST OF CINEMA als Ganzes sowie über ein großes Gewinnspiel jeden Film der Reihe präsentiert. Win Win.
Jetzt wurde das Line-up für das zweite Halbjahr 2024 veröffentlicht: Bitte verraten Sie uns, welcher der sechs Filme Ihr Lieblingsfilm ist und warum.
Torsten Radeck: Ich freue mich besonders auf „Gefährliche Brandung“ von Kathryn Bigelow, der nicht nur in 4K restauriert zurück in die Kinos kommt und mit Keanu Reeves und Patrick Swayze ein kongeniales Duo hat, sondern weil er auf mehreren Ebenen Spaß macht und vielschichtiger ist, als man es auf den ersten Blick denkt…
Wolfgang Döllerer: Wenn ich mich wirklich entscheiden muss, dann ist es wohl hier „Thelma & Louise“, dieses so fantastische Werk von Ridley Scott, welches nicht nur – in wahrhaft großen Kinobildern – von einer wunderbaren Freundschaft zweier Frauen erzählt, sondern ebenso auch radikal mit klassischen Gesellschafts- und Rollenmustern aufräumt und ein konsequentes Plädoyer für Female Empowerment darstellt.
Das Gespräch führte Barbara Schuster