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Gilles de Maistre zu „Moon, der Panda“: „Es ist ein einzigartiges Projekt geworden“


Am 10. April startet in den deutschen Kinos nach dem Publikums-Hit „Ella und der schwarze Jaguar“ der neue Familienabenteuerfilm „Moon, der Panda“ von Gilles de Maistre. THE SPOT erzählt er, wie schwierig der langjährige Produktionsprozess war, um die magischen Panda-Szenen drehen zu können.

Gilles de Maistre
Gilles de Maistre (l.) und sein neuer Film „Moon, der Panda“ (Credit: Weltkino/MAI JUIN PRODUCTIONS – GAUMONT – FRANCE 2 CINÉMA/Cara Cao)

Sie wurden als Regisseur weltbekannt mit Ihren Spielfilmen, in denen Tiere eine große Rolle spielen. Aber so begann Ihre Karriere nicht. Wie kam die Verbindung zwischen Ihnen und den Tieren zu Stande?

Gilles de Maistre: Vor den Spielfilmen drehte ich auch schon Dokumentarfilme über Tiere. Entscheidend für mich ist aber die Beziehung zu den Tieren. Ebenso interessiert mich, was Filme über Tiere mit Menschen machen können. Mit Tieren kann man menschliche Geschichten erzählen, die für die ganze Familie bestimmt sind und emotional berühren können. Mit meiner Ehefrau Prune, mit der ich sechs Kinder habe, schreibe ich die Drehbücher. Die ursprüngliche Motivation war, dass wir Geschichten für unsere Kinder erzählen wollten. Mit einer Geschichte wie bei meinem neuen Film „Moon, der Panda“ können wir von Themen wie der Familie, aber auch Videospielen und der Natur erzählen, die uns alle umgibt. Der Panda hilft uns, die Eltern und Kinder beim Schauen des Films im Kino emotional miteinander zu verbinden. Diese Art von Familienfilmen gibt es heute gar nicht mehr so häufig.

„Moon, der Panda“ hatte eine fünfjährige Produktionszeit. Was nahm dabei die meiste Zeit in Anspruch?

Gilles de Maistre: Es war ein komplizierter Prozess. Die Pandas gehören dem Land China, wo wir den Film drehten. Dort fanden wir auch unseren Protagonisten Moon. In China sind Pandas Nationalheiligtümer und Symbole des Landes für Frieden und die Natur. Es ist nicht verboten, mit Pandas zu drehen. Aber es ist sehr kompliziert, eine Drehgenehmigung zu bekommen, insbesondere wenn in den Szenen Pandas mit Menschen interagieren sollen. Aber der offiziellen chinesischen Behörde gefiel unsere Geschichte. Mehr als 20 Jahre wurde so kein Film mehr gedreht. Auf diese Weise ist „Moon, der Panda“ ein ziemlich einzigartiges Filmprojekt geworden. Und ich weiß nicht, ob nach uns nochmal ein ähnliches Projekt passieren wird.

Konnte es so etwas Ähnliches wie einen Casting-Prozess geben oder gab es nur potenziell einen Baby-Panda, mit dem das Projekt hätte umgesetzt werden können?

Gilles de Maistre: Uns ging es erst einmal überhaupt um die Autorisierung, mit zwei Pandas, einem älteren und einem jüngeren, drehen zu dürfen. Das war schon kompliziert genug und erklärt, warum die Produktionszeit fünf Jahre betrug. Einen Tag vor dem Drehbeginn wussten wir nicht sicher, ob wir wirklich einen Panda haben würden.

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Der tierische Protagonist Moon (Credit: Weltkino)

Wo haben Sie drehen können? Entstanden alle Szenen in der Natur oder zum Teil auch im Studio?

Gilles de Maistre: Nein, es gab praktisch keine Studioszenen. Es gab nur ganz wenige Nahaufnahmen des Pandas, die wir vor der Bluescreen drehten. 90 Prozent haben wir in der Wildnis gedreht. Aber es war die gesicherte Wildnis, weil wir im Naturpark des Pandas drehen konnten, der wunderschön gelegen in den Bergen ist.

Wollten die chinesischen Behörden vor der Produktion das gesamte Script lesen?  

Gilles de Maistre: Sie wollten nur die Szenen mit dem Panda lesen. Sie gaben uns dann keinerlei Notizen oder Änderungswünsche bis auf eine Sache: Unser Junge, der auf den Panda in der Natur trifft, wird am Ende des Films ein kleiner Panda-Experte. Im Script stand, dass er ein Wissenschaftler mit dem Spezialgebiet Pandas wird. Der Hinweis war, dass er nicht Wissenschaftler, sondern Spezialist wird. Es war nur eine kleine Terminologie-Frage, auf die sie hinwiesen.

„Unser Panda war glücklich, verspielt und ständig am Essen.“

Wie funktionierte es, mit dem Baby-Panda zu drehen?

Gilles de Maistre: Pandas sind wirklich coole Tiere. Unser Panda war glücklich, verspielt und ständig am Essen. Noé Liu Martane, der unseren jungen menschlichen Hauptdarsteller Tian spielt, war klug und konnte sehr schnell eine Beziehung zu dem Tier aufbauen. Man sieht es an den Bildern im Film, weil die beiden so nah miteinander agieren. Gerade nach der langjährigen Vorbereitungszeit hat mir das viel Spaß beim Drehen bereitet. Es gab keinen Stress. Alles, was im Film passiert, passierte uns vor der Kamera. Mit einem Jaguar wie in „Ella und der schwarze Jaguar“ zu drehen, war deutlich stressiger.

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Die Familie des jungen Hauptdarstellers in „Moon, der Panda“ (Credit: © 2024 MAI JUIN PRODUCTIONS – GAUMONT – FRANCE 2 CINÉMA, Foto: Cara Cao)

Wieso sind Sie so gut mit Tierszenen vor der Kamera? Ist das die Erfahrung, die Sie schon bei den Dokumentarfilmen sammelten?

Gilles de Maistre: Dokumentarfilme sind dafür eine gute Filmschule, ja. Gerade wenn es um Geduld und die Fähigkeit geht, offen für Überraschungen zu sein. Inzwischen habe ich aber auch einfach viel Erfahrung mit Tieren vor der Kamera gesammelt. Gerade in diesem Fall war das sehr hilfreich, weil Pandas so wichtig für China sind, dass ihnen nichts passieren darf. Wir waren äußerst respektvoll. Aber man weiß nie zu 100 Prozent, was am Set passieren kann. Wenn etwas passiert wäre, hätten sie sicher den Dreh gestoppt. Daraus entstand wiederum Stress für die Filmcrew, weil wir jeden Tag  ganz vorsichtig und behutsam arbeiten mussten. Wir richteten uns nach dem Rhythmus des Tieres und respektierten sehr, wenn dem Panda nach Pausen war.

Die Panda-Szenen gehören zu den großen Highlights des Films, die man fast gar nicht glauben kann.

Gilles de Maistre: Sie sind ziemlich einmalig. In Spielfilmen wird es das wahrscheinlich in Zukunft nicht mehr geben. In Dokumentarfilmen wird man Pandas weitersehen können. Aber solche Interaktionen mit Menschen und als Teil einer emotionalen Abenteuer-Handlung ist das etwas, was man wahrscheinlich auch noch nicht gesehen hat.

In Hollywood hätte man den Panda wahrscheinlich animiert.

Gilles de Maistre: Ja, das ist aber nicht meine Art, Filme zu machen. Hollywood ist auch fantastisch. Aber dort wird dann eben eher so etwas wie der Animationsfilm „Kung Fu Panda“ geschaffen. Wir haben auch Humor in den Interaktionen der Familie. Aber bei uns geht es ebenso um diesen Jungen, der durch die Hilfe des Pandas die Natur für sich entdeckt, um seinen Schulproblemen und den Konflikten mit seinem Vater zu entkommen. Das öffnet dieses Kind, das so viel Computerspiele spielt, für die Welt.

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Das Poster-Motiv von „Moon, der Panda“ (Credit: Weltkino)

Welche Filmemacher haben Sie über die Jahre inspiriert und geprägt? Hat zum Beispiel jemand wie Jean-Jacques Arnaud mit „Der Bär“ eine Rolle für Sie gespielt?

Gilles de Maistre: Sicher, Jean-Jacques Arnaud war eine große Inspiration in meinem Leben. Ich liebe „Der Bär“. Aber ich liebe viele Filme. Was ich am meisten liebe, ist es, Geschichten zu erzählen. Wenn ich mich ins Kino schleiche, um das Publikum zu beobachten, wie sie meine Filme schauen, habe ich das Gefühl, mit den Tieren in den Filmen noch etwas mehr an das Publikum zurückgegeben zu haben. Ich sehe, dass meine Filme für die Kinder und Eltern Feel-Good-Filme sind. In der Kombination mit den Tieren habe ich, glaube ich, eine eigene Form von Geschichtenerzählen, vielleicht sogar ein eigenes Genre kreiert. Es ist keine Animal Fiction, weil es in meinen Geschichten auch immer stark um die Menschen geht. Ich will, dass meine Filme einfach zugänglich sind, das Publikum mit auf eine Reise nehmen, das auf diese Weise auch neue Länder kennenlernen kann. Mir gefällt auch, von den Problemen der jungen Menschen heutzutage erzählen zu können.

„Die Muttersprache meiner Mutter war Deutsch.“

Ihr vorheriger Film „Ella und der schwarze Jaguar“ war ein Ausnahme-Kinoerfolg gerade auch in Deutschland. Warum glauben Sie, haben die Deutschen besonders stark auf die Geschichte reagiert? 

Gilles de Maistre: Das müssen Sie mir erzählen. Ich war damals auf keiner Kinotour. Ich habe mich sehr über den Kinoerfolg in Deutschland gefreut, weil ich das Land liebe. Ich habe Familiengeschichte in Deutschland. Meine Großeltern lernten sich in Berlin kennen. Meine Großmutter entkam der russischen Revolution, mein Großvater studierte Medizin in Berlin. Er hatte ägyptische Wurzeln.  Sie trafen sich in den 1920er-Jahren dort, heirateten, reisten nach Ägypten. Die Muttersprache meiner Mutter war Deutsch.

Waren Sie selbst schon in Deutschland?

Ich kam häufiger als Kind nach Deutschland. Ich spreche auch ein bisschen deutsch, auch wenn ich das meiste inzwischen wieder vergessen habe. Es war sehr interessant, dass „Ella und der schwarze Jaguar“ in allen deutschsprachigen Ländern ein Erfolg war. Ich glaube, das deutsche Publikum ist generell offener, wenn es um mein Kino geht. In Frankreich ist die Angelegenheit komplizierter, weil Frankreich kulturell in der Presse und Branche stark von der Autorentheorie geprägt ist. Wenn man dort Familienfilme macht, werden die als Kinderfilme abgetan. Meine Filme funktionieren trotzdem sehr gut in Frankreich. Es muss in Deutschland auch mit der Geschichte des jungen Mädchens zusammenhängen, dass von New York in den Amazonas reist. Die Mischung aus Abenteuer und Komödie.

Gibt es bei Ihnen noch offene Träume mit Tieren, mit denen Sie bislang noch nicht gedreht haben?   

Gilles de Maistre: Es gibt mit „The Desert Child“ schon ein nächstes Projekt. Es ist eine Art „Dschungelbuch“, aber in der Wüste spielend. Es ist die wahre Geschichte eines Kindes, das mit zwei Jahren in einem Sandsturm verloren ging und dann zehn Jahre dort überlebte, weil ihm die Tiere der Wildnis halfen. Und es gibt weitere Projekte. Aktuell bereite ich einen Film für einen Dreh in Kanada vor.

Das Interview führte Michael Müller