Nach Ticketumsatz fehlten den deutschen Kinos im vergangenen Jahr noch rund neun Prozent zum Niveau aus 2019. Betrachtet man aber die Gesamtheit aus Ticket- und Verzehrumsatz, zeigt sich in einer aktuellen FFA-Studie für 2023 ein erstaunliches Bild.
Es ist eine interessante Entwicklung, die während der Jahre 2021 und 2022 zu beobachten war: Der Anteil der Kinogänger, die auch an der Concessions-Theke halt machten (oder, entsprechenden Service vorausgesetzt, anderweitig orderten), war nach Ausbruch der Pandemie auffällig nach oben geklettert. Quasi ganz nach dem Motto: Wenn schon (Kinobesuch), denn schon. Der jährlichen FFA-Studie „Kinobesucher*innen“ auf Basis des CPS gfK-Panels zufolge gingen 2021 ganze 67 Prozent aller Tickets mit Verzehr im Kino einher, 2022 waren es sogar 69 Prozent – acht Prozentpunkte mehr als 2019. Entsprechend hoch fiel auch der Anteil des Verzehrs am kombinierten „Gesamtumsatz“ (nicht enthalten sind dort andere Erlösquellen wie Werbung, Eventvermietung o.ä.) der Kinos aus: Lag ersterer 2019 noch bei 35 Prozent, waren es 2021 schon 39, im Folgejahr dann ganze 40 Prozent.
Und 2023? Entschloss man sich zu einer Anpassung der Umfrage, weswegen laut FFA die Vergleichbarkeit mit den Vorjahren „eingeschränkt“ sei. Auf den ersten Blick könnte dies vor allem für den Anteil an Tickets mit Verzehr gelten – denn dieser wäre auf „nur“ 64 Prozent gesunken, es hätte an dieser Stelle also eine gewisse Trendumkehr stattgefunden. Gleichzeitig sieht es nach der aktuellen Umfragemethode aber so aus, als seien die durchschnittlichen Ausgaben der tatsächlich Verzehrenden ordentlich in die Höhe geschnellt – und zwar von zuletzt 9,54 Euro auf 11,56 Euro. Gerade an dieser Stelle macht sich die neue Umfragemethodik sicherlich bemerkbar. denn der Anteil des Verzehrs am Gesamtumsatz kletterte auf 42 Prozent, läge also ganze sieben Prozentpunkte höher als 2019.
Zur kompletten Studie „Kinobesucher*innen 2023“
Entscheidend ist: Bei den durchschnittlichen Gesamtausgaben über sämtliche Kinobesuchende hinweg erfolgt seitens der FFA kein Hinweis auf eine eingeschränkte Vergleichbarkeit; diese kletterten nach GfK-Zählung von 16,27 auf 17,55 Euro. Zwar weichen die GfK-Zahlen grundsätzlich von jenen der FFA ab, da erstere u.a. Kinder unter zehn Jahren nicht berücksichtigen; diese Abweichung zieht sich aber natürlich konsequent durch den historischen Vergleich. Und sollten die (ohnehin „nur“ per Hochrechnung ermittelten) Gesamtausgaben für Concessions einen halbwegs belastbaren Wert darstellen, würde sich ein erstaunliches Bild zeigen: Denn danach hätten die deutschen Kinos mit dem kumulierten Ticket- und Verzehrumsatz aus 2023 das Jahr 2019 sogar knapp überflügelt: 1,606 Mrd. Euro zu 1,574 Mrd. Euro würde demnach das Verhältnis zugunsten des vergangenen Jahres lauten.
Ausgaben für Tickets und Verzehr
2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | |
Verzehrumsatz in Mio. € | 555 | 173 | 246 | 487 | 677 |
Ticketumsatz in Mio. € | 1.019 | 326 | 378 | 720 | 929 |
Gesamtumsatz in Mio. € | 1.574 | 499 | 623 | 1.206 | 1.606 |
Anteil Verzehrumsatz | 35% | 35% | 39% | 40% | 42% |
Anteil Tickets mit Verzehr | 61% | 59% | 67% | 69% | 64% |
Um noch einen anderen Wert in den Ring zu werfen: Der Studie zufolge stiegen die Gesamtausgaben für Verzehr im vergangenen Jahr um 39 Prozent, diese (immense) Steigerungsrate läge um zehn Prozentpunkte höher als jene beim Gesamtumsatz mit Ticketverkäufen. Eine Tendenz, die sich im Prinzip durchaus mit Erfahrungsberichten deckt: Wer ins Kino geht, gönnt sich auch gerne etwas. Das gilt (ohne dass es hierfür belastbare Zahlen anhand einer FFA/GfK-Auswertung gäbe) offenbar sowohl für die Wahl der konkreten Kino-Erlebnisse (was sich an einem auffällig hohen Anteil an Tickets für hochpreisigere Premium-Angebote ausdrücken soll), wie auch für die sogenannten „Nebenausgaben“, die faktisch wegen der ungleich höheren Margen aber natürlich eine Hauptrolle für das Geschäftsmodell Kino spielen.
Gedanklich sind angesichts einer solchen Entwicklung zudem nicht nur grundsätzliche Preissteigerungen bei Concessions-Artikeln, sondern auch Änderungen bzw. Erweiterungen der Sortimente zu berücksichtigen, die ebenfalls zu einem positiven Umsatzeffekt führen können.
Dass der Verzehr im Arthouse traditionell nicht mit jenem im Mainstream mithalten kann (zumindest im Durchschnitt nicht), spiegelt sich unterdessen in der Tatsache wider, dass der Anteil der tatsächlich verzehrenden Kinobesucher in Häusern mit maximal drei Leinwänden nur bei 58 Prozent, und damit um sechs Prozentpunkte unter dem bundesweiten Schnitt liegt. Genau in diesen fallen Multiplexe, während der Verzehranteil nirgends so hoch ist wie in Kinos mit vier oder fünf Leinwänden, wo er im vergangenen Jahr 70 Prozent erreichte. Erstaunlicherweise lagen die Durchschnittsausgaben für den Verzehr über sämtliche (also auch nicht-verzehrende) Besuche hinweg dort aber „nur“ bei 7,67 Euro, während laut FFA/GfK in Häusern mit sechs oder sieben Sälen ganze 8,33 Euro an Concessionsausgaben zu jedem Ticket hinzukamen. Multiplexe siedeln sich mit einem Schnitt von 8,07 Euro da in der Mitte an. Nicht vergessen sollte man aber abschließend: Selbstverständlich sieht sich die Kinobranche auch im Concessions-Bereich mit Preissteigerungen konfrontiert. Konkrete Auswertungen liegen dazu nicht vor, in Branchenkreisen kursieren aber immer wieder Prozentsätze, die je nach Produkt ein dreistelliges Niveau erreichen.