Im Vereinigten Königreich und Irland wurde 2024 laut Comscore zum zweiten Mal seit Ausbruch der Pandemie wieder mehr als eine Mrd. Pfund eingespielt. Das Ergebnis liegt um weniger als 2,5 Mio. Pfund unter jenem von 2023. Dass es am Ende für das Vorjahresniveau reichte, liegt auch an einem starken vierten Quartal, in das der Mark noch mit einem Rückstand von rund zehn Prozent gegangen war.
Comscore hat seine Bilanz für das Kinojahr 2024 in UK & Irland vorgelegt – und die UK Cinema Association zeigt sich mit dem Gesamtergebnis zufrieden, auch wenn man sich im Jahresverlauf noch etwas mehr erwartet habe.
Gezählt wurden 1.060.740.010 Pfund, ein Wert der um weniger als 2,5 Mio. Pfund unter jenem von 2023 und um rund acht Prozent über dem Jahresergebnis 2022 liegt. Es ist das zweite Mal seit Ausbruch der Pandemie, dass wieder mehr als eine Milliarde Pfund eingespielt werden konnte.
Dazu Phil Clapp, CEO der UK Cinema Association: „Auch wenn diese Zahlen vielleicht nicht ganz den Fortschritt darstellen, den wir uns im Jahresverlauf erhofft hatten, bestätigt die Reaktion des Publikums angesichts der Herausforderungen, die die Streiks vor allem für die Startlisten in der ersten Hälfte des Jahres bedeuteten, die Attraktivität des Kinoerlebnisses, wenn große Filme im Markt sind. Wir können nur hoffen, dass sich der Aufschwung mit dem starken Filmangebot im Jahr 2025 fortsetzt und verstärkt.“
Denn trotz der starken Ergebnisse von Filmen wie „Dune: Part Two“, die im ersten Quartal gestartet wurden (tatsächlich lag der Markt laut Comscore nach dem ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um neun Prozent im Plus), habe das Angebot erst im Sommer wieder (zumindest zeitweise) ein „normales“ Gesicht erhalten, Sommer-Blockbuster wie „Deadpool & Wolverine“, „Alles steht Kopf 2“ oder „Ich – Einfach unverbesserlich 4“ hätten für starke Ergebnisse gestanden.
Dennoch sei der Markt mit einem Rückstand von rund zehn Prozent in das vierte Quartal gegangen. Eine Lücke, die sich erst mit dem „außergewöhnlich starken Line-Up“ rund um Titel wie „Paddington in Peru“, „Gladiator II“, „Wicked“, „Vaiana 2“, „Mufasa: Der König der Löwen“ und „Sonic the Hedgehog 3“ geschlossen habe.
Anders als in den USA, wo der US-Kinoverband NATO unlängst wieder auf die Lücke bei den breiten Starts hinwies, sei die Zahl der Neustarts in UK & Irland laut Comscore auf ein vorpandemisches Niveau zurückgekehrt. Das gelte insbesondere auch für die Zahl der breiteren Starts, die auf mindestens 250 Leinwänden ins Rennen gingen. Das Kinofenster liege im Schnitt aber noch unter dem vorpandemischen Niveau, auch wenn die meisten großen Verleiher zu einer „Cinema First“-Strategie zurückgekehrt seien.
Auffällig ist beim Blick auf die Statistik dennoch: Zumindest rein quantitativ wies der Markt 2024 ein ausgesprochen hohes Niveau an Neustarts auf, diesbezüglich wirkt die Einordnung von Comscore sogar noch etwas untertrieben, wobei die Einordnung als „breiter Start“ schon bei einer vergleichsweise niedrigen Zahl an Leinwänden erfolgt.
KINOERGEBNIS UK & IRLAND 2017-2024
Jahr | Gesamtumsatz in Pfund | +/- zum Vorjahr | Neustarts | Breite Starts (250+ Leinwände) |
2017 | 1.380.743.945 | +4% | 926 | 175 |
2018 | 1.378.092.820 | 0% | 925 | 181 |
2019 | 1.354.438.163 | -2% | 938 | 188 |
2020 | 323.752.724 | -76% | 447 | 75 |
2021 | 597.503.578 | +85% | 504 | 108 |
2022 | 980.468.929 | +64% | 929 | 143 |
2023 | 1.063.158.728 | +8% | 1015 | 176 |
2024 | 1.060.740.010 | 0% | 1114 | 200 |
Comscore betont vor allem die Herausforderungen eines schwachen zweiten und frühen dritten Quartals. Ende Juni habe der Markt dem Vorjahr um acht Prozent hinterhergehinkt, Ende Juli sogar um 15 Prozent. Der August habe hingegen für ordentlich Ergebniskorrektur gesorgt.
Gleiches gilt für den November, an dessen Ende noch ein Minus von zwei Prozent gestanden habe, unter dem Strich seien in den letzten sechs Wochen des Jahres 18 Prozent des Jahresumsatzes erzielt worden, sechs Prozentpunkte mehr als 2023.
Tatsächlich aber hat sich die Tentpole-Fokussierung in UK & Irland gegenüber den Vorjahren abgeschwächt: 2022 standen die zehn Toptitel noch für 43,8 Prozent des Gesamtergebnisses, 2023 waren es 40,5 Prozent, zuletzt noch 38,6 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland waren es nach vorläufiger Comscore-Bilanz knapp 37,3 Prozent. Auch die Konzentration auf die zehn Top-Verleiher verringerte sich: 2021 waren es 95,7 Prozent, 2022 noch 93,6 Prozent, 2023 dann 91,5 Prozent und zuletzt schließlich 89,5 Prozent.
Wie Comscore betont, habe der Markt zwischen 2015 und 2019 jeweils mehr als 1,3 Mrd. Pfund erzielt, 2024 sei erst das zweite Jahr ohne jegliche pandemiebedingte Einschränkungen gewesen. Es sei daher nicht überraschend, so Comscore, dass es eine ganze Weile benötige, um das Kinoverhalten wieder voll herzustellen. Tatsächlich lag das Ergebnis für 2024 noch um 22 Prozent unter jenem von 2019.
DIE TOPFILME 2024 IN UK & IRLAND
Rang | Titel | Verleih | Umsatz in Mio. Pfund | Noch in Auswertung |
1 | Alles steht Kopf 2 | Walt Disney | 59,2 | – |
2 | Deadpool & Wolverine | Walt Disney | 57,5 | – |
3 | Wicked | Universal | 55,6 | + |
4 | Ich – Einfach unverbesserlich 4 | Universal | 48,6 | – |
5 | Dune: Part Two | Warner | 39,6 | – |
6 | Vaiana 2 | Walt Disney | 36,4 | + |
7 | Paddington in Peru | Studicoanal | 34,2 | + |
8 | Gladiator II | Paramount | 31,0 | + |
9 | Beetlejuice Beetlejuice | Warner | 26,3 | – |
10 | Kung Fu Panda 4 | Universal | 22,1 | – |
Auch in UK & Irland steht Walt Disney mit dem größten Marktanteil nach Umsatz an der Spitze der Verleiher, mit 20,9 Prozent ist der Abstand auf den Zweiplatzierten Universal (19,5 Prozent) aber deutlich geringer als in Deutschland. Auf den Rängen folgen Warner (16,4 Prozent), Paramount (10,2 Prozent) und Sony (9,3 Prozent).
Unter den Märkten in der Region verzeichnete Schottland mit einem Plus von 2,4 Prozent das größte Wachstum, in Nordirland und der Republik Irland ging es (nach lokaler Währung) um jeweils ein Prozent nach oben, England und Wales verharrten in etwa auf Vorjahresniveau.
Eine Bilanz der Standortentwicklung liefert Comscore zwar nicht, aber doch den Hinweis, dass Unternehmen wie Everyman, Odeon, Picturehouse und Vue neue Standorte eröffneten, während etliche von diversen Ketten (darunter vor allem Cineworld) aufgegebene Standorte von anderen Playern übernommen worden seien, darunter vor allem Omniplex und Merlin.
Positiv hebt Comscore hervor, dass negative Auswirkungen gestiegener Lebenshaltungskosten auf das Kinoverhalten im Grunde nicht mehr zu beobachten seien, dies sei natürlich vor allem darauf zurückzuführen, dass sich die Inflation abgeschwächt habe.