Stillstand kennt die Cineplex-Gruppe ohnehin nicht, das diesjährige Sommerfest stand aber natürlich im Zeichen ganz besonders vieler Veränderungen. Zuvorderst jener in der Geschäftsleitung, aber auch bei den Standorten und den digitalen Services für die Gäste. Eingeladen hatte die Betreiberfamilie Stürtz, die bei Führungen durch mehrere ihrer Häuser demonstrieren konnte, wie weit Kinovielfalt an einem Standort gehen kann.

Hätten Sie gewusst, welcher Hauptcharakter aus einem Disney-Animationsklassiker, der einzige ist, der nie spricht?* Wie viele Brüder Prinz Hans aus „Die Eiskönigin“ hat? ** Welcher „Bond“-Darsteller die meisten Einsätze bestreiten durfte?*** Oder würden Sie die Titelmelodie von „Robocop“ anhand eines dreisekündigen Ausschnitts erkennen?****
Ja, die (vielen) Quizfragen, denen sich Theaterleiterinnen und Theaterleiter von Cineplex bei der diesjährigen Jahrestagung stellen durften, hatten es mitunter ganz schön in sich. Ebenso wie der Spaß, den diese Probe des Filmwissens bescherte.
* Ich hätte fälschlicherweise auf „Bambi“ getippt; ** Der hatte Brüder…?!; *** Klarer Fall: Roger Moore; **** Ehrensache! Trotz des „Marc Mensch und sein Filmgeschmack wieder“-Blicks aus der eher Arthouse-lastigeren Ecke unseres (Gewinner-)Teams 😉
Seit etlichen Jahren ist es schöner Brauch bei Cineplex, diese Jahrestagung, zu der Theaterleitertreffen, Gesellschafterversammlung, Verleih-Tradeshows und das große Sommerfest zählen, in wechselnden Städten abzuhalten, natürlich jeweils am Standort einer der Betreiberfamilien. Zuletzt kamen Neustadt, Bayreuth, Kassel und Münster zum Zug, diesmal wurde zur Familie Stürtz nach Aachen geladen – und selbstverständlich wurde auch hier die Gelegenheit gegeben, sich ein Bild von gleich mehreren Kinos zu machen: Dem Cinetower und dem Atrium in Alsdorf sowie dem Cineplex und dem Eden in Aachen. Ein Bild, das vielfältiger nicht hätte ausfallen können – nicht umsonst zählen die Ausführungen zur 1927 gestarteten und damit nun fast 100jährigen Kinogeschichte der Familie Stürtz zu den ausführlicheren auf den Webseiten der Cineplex-Häuser. Es ist dabei nicht zuletzt ein bestechender Kontrast, der sich in beiden Orten innerhalb von jeweils wenigen hundert Metern zeigt. Technisch hochgerüsteter Ultimate.-Saal mit Laser, Atmos und D-Box im einen, liebevoller Art-Deco-Look mit bequemen Sofas im anderen Haus. Aber stets mit einem Auge fürs Detail, mit Blick auf das Publikum gestaltet.
Wie wichtig der Kinofamilie Stürtz Look und (im wahrsten Sinne des Wortes) Feel ihrer Häuser und der mittlerweile insgesamt 24 Säle sind, hat sie in ihrer langen Geschichte schon x-fach und über mehrere Generationen (mittlerweile ist die vierte in Person der Brüder Sebastian und Moritz am Ruder) hinweg eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Buchstäblicher größter Ausdruck dieser Philosophie ist der Wasserturm, der dem Cinetower eine einzigartige Anmutung verpasst, der aber tatsächlich „nur“ spektakuläre Deko ist. In Korea ließ man sich zum Cinetower-Saal 9 mit Moosbewuchs an den Wänden inspirieren, vor allem im Atrium und dem Capitol verneigt man sich (restaurierter historischer Süßwarenautomat inklusive) so tief vor dem Look einer Goldenen Kino-Ära, dass mir schier das Herz aufgehen will. Zumal sich auch bei diesem Betriebsausflug wieder einmal als wahr erwies: Man kann hunderte Kinos gesehen haben, es wird doch immer wieder neue Ideen geben, die man so noch nicht kannte. Und ich muss zugeben, dass mich eines dieser Details (beinahe) noch mehr abholte als Atmos-Dröhnung und die umwerfenden 3D-Szenen aus „Avatar: The Way of Water“ in 4K-Laserprojektion powered by Cinity (also der PLF-Marke von Christie) im Ultimate.-Saal: Eine in hölzerne Stuhllehnen integrierte Schiene, auf der man in Vorbereitung von Sondervorstellungen schon einmal die Weingläser aufreihen kann. Hatte ich noch nie gesehen, empfinde ich als geradezu zauberhafte Idee.
Vorbildlich agieren die Brüder Stürtz übrigens auch in der Außendarstellung – weswegen wir weitere Ausführungen zur Historie ihres Unternehmens gerne den beiden selbst überlassen. In einem Image-Reel, das Professionalität und Authentizität in vorbildlicher Weise vereint – und das ganz nebenbei illustriert, wie ein rundum gelungener Generationswechsel innerhalb einer Betreiberfamilie aussehen kann.
Dass das diesjährige kein Sommerfest wie jedes andere war, lag unterdessen primär an zwei Dingen. Zum einen am bevorstehenden Wechsel in der Cineplex-Geschäftsführung, zum anderen an mehreren Großprojekten, die gerade umgesetzt wurden bzw. sich ihrer Vollendung nähern.
Zuerst zur personellen Zäsur, dem Mitte Februar verkündeten Wechsel in der Geschäftsführung von Cineplex. Bekanntermaßen verlassen Kim Ludolf Koch (Ende 2026) und Detlef Bell (im Herbst dieses Jahres) das Unternehmen, schon jetzt agiert die Geschäftsleitung in einer Doppelbesetzung mit den Nachfolgern Jens Heinze und Steven Peskett.
Bell zu verpflichten, sei laut Koch „die beste und wichtigste Entscheidungen“ gewesen, die Cineplex im Zuge der großen und starken Wachstumsphase getroffen habe, die sich bis 2005 erstreckt habe.
Was Koch und Bell gemeinsam mit ihrem Team in der Cineplex-Zentrale hinterlassen (werden) ist das, was man gemeinhin als „bestens bestelltes Haus“ bezeichnen würde. Denn die Tatsache, dass Cineplex in den vergangenen Jahren in der Lage war, den eigenen Marktanteil in Deutschland (weitgehend) kontinuierlich auszubauen (2024 lag man nach Besuch bei 16,1 Prozent, im laufenden Jahr waren es bis Anfang Juni 16,4 Prozent), ist nicht nur dem Mut, dem Innovationswillen, den Ideen und dem Herzblut geschuldet, das die Betreiberfamilien in ihr Geschäft stecken. Sondern auch den Projekten, die in der Wuppertaler Zentrale angestoßen, den Gesellschaftern schmackhaft gemacht und umgesetzt wurden. Das prominenteste der jüngeren Vergangenheit war sicherlich das Kundenbindungsprogramm Cineplex PLUS*, das seit seinem Start im Juli 2021 über 900.000 Nutzerinnen und Nutzer für sich gewonnen hat – und das noch in diesem Jahr die Millionen-Marke knacken sollte, zumal unmittelbar vor dem Sommerfest der offizielle Startschuss für eine bundesweit einmalige Erweiterung des Loyalty-Programms auf die Zielgruppe der 12- bis 15-Jährigen mit Cineplex Teen+ gegeben wurde. SPOT berichtete hierzu bereits exklusiv.
*Laut Koch war dies übrigens das „Husarenstück“ von Bell: 26 Gesellschafter mit mindestens ebensovielen unterschiedlichen Ideen zum Marketing unter den Hut eines Kundenbindungsprogramms zu bringen.
Zudem konnte Thomas Limmer einen Ausblick auf zwei Kernprojekte geben, die sich nun der Fertigstellung nähern. Projekte, die den Gästen auf Wunsch nicht nur mehr Informationen an die Hand geben, sondern die vor allem noch komfortabler, zielgerichteter und schneller zum Ticket führen. Im Cineplex Paderborn ist die neue Ticketbuchung schon im Testbetrieb, weitere Standorte sollen bald folgen. Und in den nächsten Monaten wird sich dann auch die komplette Cineplex-Website in gänzlich neuem (und auch noch besser vermarktbarem) Gewand zeigen.
Neue Website klingt unspektakulär? Nur für diejenigen, die sich nicht bewusst machen, wie komplex es ist, die enorm vielfältige Aufstellung der Cineplex-Kinos unter einen gemeinsamen Online-Hut zu bekommen; insbesondere weil es bei der Segmentierung in Städte bleiben wird – und wie unterschiedlich die Häuser der jeweiligen Gesellschafterfamilien dort mitunter sind, zeigt sich in den Betrieben der Familie Stürtz geradezu exemplarisch.
Ein Detail, das die Cineplex-Geschäftsleitung nicht ohne einen gewissen Stolz präsentierte: Mit einer Durchschnittsbewertung von 4,8 im iOS und 4,7 im Android-Store hängt die Cineplex-PLUS-App vergleichbare Apps großer Ketten klar ab, nur Cinemaxx kommt zumindest in die Nähe des Spitzenwertes. Ein ganz besonderes Asset von Cineplex Deutschland ist zudem der hauseigene TikTok-Star in Person von Sara Nieuwdorp, die regelmäßig mit augenzwinkernden Blicken hinter die Kulissen begeistert – unter anderem mit einem Video von der Asien-Reise der Cineplex-Delegation, die Kim Ludolf Koch exklusiv für SPOT skizziert hatte. Zum Teil erreichen diese Clips bis zu 2,5 Mio. Abrufen.
Was angesichts der vielen Neuerungen und Veränderungen bei den Ansprachen des feierlichen Teils der mehrtägigen Cineplex-Veranstaltung diesmal vergleichsweise wenig Raum einnahm, war der Blick auf das aktuelle Boxoffice-Geschehen. Auch basierend auf dem aktuellen eigenen Marktanteil geht man für 2025 von 14 bis 14,5 Mio. Cineplex-Gästen aus, wobei Gastgeber Leo Stürtz den vielleicht wichtigsten Punkt unterstrich: „Jeder hier im Raum gibt alles, jeder macht, was er kann.“ Die Gäste wüssten das, sie kämen gerne – umso mehr in Zeiten, in denen man vermehrt Zuflucht suche. Was man brauche, seien schlicht gute Filme. Dann laufe es. Dass die vergangenen Wochen diese These recht eindrucksvoll zu belegen wussten – nicht zuletzt mit dem Sprung vom zweitschlechtesten auf zwei jeweils zweitbeste Wochenenden des Jahres – sei nur noch ergänzend erwähnt.
Größer als heute war Cineplex jedenfalls noch nie – und größer war auch der Zuspruch zum Sommerfest noch nie. Gut 270 Anmeldungen waren es – und SPOT dankt ausdrücklich dafür, dass man bei diesem wunderbaren Termin dabei sein durfte.
Aktuelle Kernzahlen zur Cineplex-Gruppe
• Dolby Atmos in 70 Sälen an 39 Standorten
• D-Box in 95 Sälen an 39 Standorten
• 4DX in drei Sälen an drei Standorten
• Über 200 Premium-Säle in 46 Standorten
• Ende 2024 waren es 20 Ultimate.-Säle in 17 Standorten
• Ultimate. stand 2024 für sechs Prozent des Cineplex-Besuchs und 7,2 Prozent des Boxoffice, der Ticketumsatz lag dort um 25 Prozent über Cineplex-Schnitt
• Aktuell sind fünf weitere Ultimate.-Säle sowie neun Ultimate. Studio-Säle in Planung
• Im laufenden Jahr entfällt auf Cineplex bislang ein Besuchsanteil von 16,4 und ein Umsatzanteil von 16 Prozent am deutschen Kinomarkt
Jüngste Änderungen im Kinopark von Cineplex
Dezember 2024
• Wiedereröffnung des Admiral Deluxe Boutique Kinos durch Susanne Fläxl und Benjamin Dauhrer (Übernahme innerhalb der Cineplex-Gruppe)
Januar 2025
• Übernahme des Cinewood Waldkraiburg (acht Leinwände, 820 Plätze) durch die Familie Fläxl
• Übernahme des Kristallpalast Dresden (acht Leinwände, 1400 Plätze) durch die Familie Mertins
Mai 2025
• Übernahme des Cineplex Neckarsulm durch die Familie Spickert (Übernahme innerhalb der Cineplex-Gruppe)