Ab dem 4. November wird die inzwischen 24. Staffel der Daily Soap „Rote Rosen“ ausgestrahlt – und die bringt einige große Veränderungen mit sich. Wir sprachen mit Jan Diepers über das neue Intro, den Dreh mit nur noch einem statt zwei Regisseuren und den Umgang mit KI.

Seit fast 20 Jahren ist „Rote Rosen“ ein fester Bestandteil im Alltag zahlreicher Zuschauer. Über 4200 Episoden wurden inzwischen ausgestrahlt, ab dem 4. November geht die Daily Soap in ihre 24. Staffel – und mit der gehen auch zahlreiche Neuerungen einher. „Eine tägliche Serie muss immer mit der Zeit gehen“, betont Jan Diepers, Produzent bei „Rote Rosen“ und Geschäftsführer der Studio Hamburg Serienwerft GmbH.
Weitreichende Veränderungen umzusetzen, gestaltet sich allerdings bei einer Sendung, die täglich ausgestrahlt wird, gar nicht so einfach, schließlich muss dafür fast durchgehend gedreht werden. Eine Drehpause zwischen Dezember 2023 und April 2024 war der optimale Zeitpunkt, um die Beleuchtung auszutauschen, einen guten Teil der Studios zu renovieren und umzubauen und auch inhaltlich einige Neuerungen einzuführen. „Eine Modernisierung ist von Zeit zu Zeit notwendig. Und gerade in den letzten fünf Jahren hat sich das Nutzungsverhalten extrem stark geändert: ‚Rote Rosen‘ wird nicht mehr nur am Nachmittag konsumiert, sondern auch nach 18 Uhr in der Mediathek. Und auch darauf wollen wir eingehen“, so Diepers.
Fokus auf Eskapismus
Zur Zielgruppe gehören also nicht mehr nur ältere Zuschauende, sondern auch Berufstätige, die sich die Sendung nach der Arbeit in der Mediathek ansehen. Um diese anzusprechen, legt man unter anderem einen Fokus auf Familien und kleinere Kinder, was für eine Daily Soap eher ungewöhnlich sei. Eingeführt wurden dafür die Familien Mahler und Kaiser: Während die eine ein Immobilienimperium besitzt, ist die andere eher bodenständig und herzlich – beide stehen einander also als Kontraste gegenüber. „Trotzdem fühlt man sich bei beiden wohl; ich sag immer, ich bin ein bisschen neidisch, weil selbst streiten können die Figuren harmonischer als wir“ meint Jan Diepers schmunzelnd. Und genau das ist ein ganz wichtiger Teil der DNA von „Rote Rosen“: Die Sendung soll harmonisch sein, ein eskapistisches Entspannungserlebnis, bei dem sich das Publikum einfach nur wohlfühlen kann.
Um diese positive Stimmung noch stärker vermitteln zu können, wurden einige Maßnahmen umgesetzt: Das Rosenhaus wurde in einem freundlichen Hellblau gestrichen und auch bei Möbeln und Dekoration hat man sich für ein skandinavisches, helles Design entschieden. Zusätzlich wurde ein neues Lichtkonzept umgesetzt, „wodurch die Zuschauer zum allerersten Mal Lichtstrahlen sehen können – wir leuchten Schatten, wodurch das Licht sichtbarer wird, und es wirkt, als wäre die Wohnung von Sonnenlicht durchflutet.“ Ein weiterer wichtiger Baustein im neuen Konzept: Naturaufnahmen. Auch die strahlen selbstverständlich etwas Positives aus; waren zuvor noch 10 bis 15 Prozent der Bilder Aufnahmen von Lüneburg und Umgebung, ist die Zahl jetzt auf ganze 45 Prozent gestiegen.
Inhaltlich soll mit der neuen Staffel außerdem ein besserer Flow entstehen, denn auch in der Produktion selbst gibt es eine ganz entscheidende Veränderung. Statt die Drehbücher auf zwei Drehteams aufzuteilen und dadurch mit mehreren Regisseuren zu arbeiten, wird künftig nur noch ein Regisseur für die jeweilige Episode zuständig sein. Dadurch braucht die Fertigstellung zwar länger, jedoch sollen so eine ganz andere Erzählweise und ein besserer Flow gewährleistet werden.
Mut zu Neuem
Auf die Frage, ob man sich denn durch diese Veränderungen von der Konkurrenz abheben möchte, verneint Diepers allerdings und gibt eine Antwort, die fast schon so harmonisch wirkt wie „Rote Rosen“ selbst: „Ich glaube, dass Daily Soaps nicht direkt miteinander konkurrieren. Eine tägliche Serie ist wie ein Freundeskreis, dem man treu bleibt; jeder hat eine Serie, die ihm besonders gefällt. Deswegen müssen wir komplementär zu anderen Sendungen Angebote machen, aber nicht in der Konkurrenz.“ Man wolle sich höchstens von anderen Entertainment-Optionen, wie Podcasts oder den Sozialen Medien abheben. In diesem Zusammenhang sei es wichtig, stets dem Markenkern treu zu bleiben, aber trotzdem mutig zu sein und Veränderungen zu wagen. Meistens zahlt sich der Mut hierbei aus: „Es gab zum Beispiel im Vorfeld auch eine große Diskussion darüber, dass im Treppenhaus des Rosenhauses jetzt ein Kronleuchter hängt – dann haben wir das erste Bild veröffentlicht und die Zuschauenden lieben es.“
Grund zur Freude für das Publikum dürfte auch der neu gestaltete Vorspann, oder vielmehr die Vorspänne, bieten. Hintergrund ist folgender: Jeder Zuschauer hat eine ganz eigene Lieblingsfigur – deshalb sollten alle Mitglieder des Hauptcasts auch im Vorspann zu sehen sein. Das gestaltete sich bei der Menge an Figuren dann aber doch etwas komplizierter, weshalb man sich letztendlich für fünf verschiedene Intros entschied, die abwechselnd eingesetzt werden. Für das Design der Key Visuals setzte die Serienwerft hierbei auf Künstliche Intelligenz; insgesamt wird diese aber vor der Kamera eher sparsam eingesetzt. Nur eine Traumsequenz sei mithilfe von KI verfremdet worden, wie Diepers erklärt. Dafür wird die Technologie verstärkt hinter den Kulissen verwendet: So wurde eine KI mit den etwa 4200 Drehbüchern der Sendung gefüttert, um jegliche Fragen rund um „Rote Rosen“ beantworten zu können. Wenn sich die Autoren also nicht sicher sind, ob beispielsweise die Pferdeallergie einer Figur schon einmal angesprochen wurde, können sie einfach die KI fragen. Die Drehbücher selbst stammen aber weiter aus menschlicher Hand, schließlich kann eine Künstliche Intelligenz selber nicht kreativ sein. „Ich kann mir schon vorstellen, dass es früher oder später KI-generierte Geschichten geben wird, aber nicht in den Premium-Produkten – und Rote Rosen ist ein Premium-Produkt“, betont Jan Diepers.
Lea Morgenstern