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Irgendwas mit Dominik: „Heimatgefühl erschaffen, Sehnsuchtsorte kreieren“


Dominik Porschen x THE SPOT zum Vierten. Als Mitglied der SPOT-Family steuert Dominik Porschen regelmäßig ganz persönliche Betrachtungen zur Welt des Kinos bei. In dieser Ausgabe bricht der Moderator und Creator eine Lanze für deutsche Geschichten, die Lust auf die Orte machen, an denen sie spielen.

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Meine erste Begegnung mit München

Es ist schon verrückt, wie sehr Filme und Serien eine Stadt aus der Ferne prägen, wenn man diese noch nie besucht hat. Das gilt nicht nur für New York oder Los Angeles, sondern zugleich für Orte in Deutschland. So erging es bei mir auch mit deutschen Städten wie München, Hamburg oder Berlin. Ich wünschte mir, dass wir diese Identifikation zu Orten wieder mehr in deutschen Filmen erleben. 

Als Kind und Jugendlicher hatte ich in zahlreichen Werken die unterschiedlichen Städte schon kennengelernt – ob Atmosphäre oder Charakter. Weder Berlin, Hamburg oder München hatte ich aber vor meiner Volljährigkeit jemals besucht. 

Es ist wenig überraschend, dass mir als erstes Beispiel aus Kindheitstagen sofort Pumuckl und Meister Eder in den Sinn kommt. Das dürfte schließlich meine erste Begegnung mit München gewesen sein. Für mich als Kölner eine genauso ferne Welt wie eine Stadt im weit entfernten Ausland. Das fing natürlich bereits mit der bairischen Mundart an. Ich weiß noch genau, wie amüsant ich als Kind die Sprache empfand. Das erste Bewusstsein für Dialekte erwuchs hier in mir (Denn logischerweise war für mich Kölsch absolut normal und DIE Ur-Sprache). Doch auch Gepflogenheiten und dieses ganz bestimmte Lebensgefühl konnte mir die wundervolle Serie vermitteln.

Wieso möchte mein Neffe wiederum unbedingt nach London? Weil er diese Stadt sowie die Liebe dazu in den Paddington Filmen aufgesaugt hat wie ein Schwamm.

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Dominik Porschen (Credit: Gerald Matzka Exclusives/Getty Images)

Zelebrieren von Unterschiedlichkeit

Ebenso Berlin, was entweder als hippe, raue oder auch als Stadt mit sehr eigensinnigen Menschen dargestellt wurde. Diese Faszination aus der Ferne ist etwas, was Berlin ganz sicher zusätzlich durch die Darstellung in Filmen erreicht hat. Neben der historischen Einordnung als Hauptstadt im Rahmen der Weltkriege, dem Mauerbau und der verbundenen Wiedervereinigung, entwickelte sich ein Sog, der mir immer wieder sagte: Wenn du erwachsen bist, möchtest du diese Stadt einmal selbst erleben, erkunden und fühlen, wie sie wirklich ist.

Insbesondere im Vergleich zu den Sehnsuchtsorten Los Angeles, New York oder überdies Tokio, London sowie Paris spüre ich die Liebe zu unseren eigenen Städten in Filmen weniger, wenngleich Berlin natürlich überdies filmhistorisch eine große Rolle spielt und auszuklammern wäre. Doch es gibt in vielerlei Hinsicht so viele tolle Chancen, Orte als Charakter mit einzubeziehen. Geschichten, die NUR in dieser einen Stadt oder in diesem einen Dorf passieren können. Wie schön wäre es, wenn wir selbst wieder mehr Geschichten erzählen würden, die mit einer lokalen Handschrift und den Eigenarten eines Ortes spielen könnten. Ich bin davon überzeugt, dass wir über Generationen hinweg somit unser eigenes Land etwas magisch aufladen könnten, Touristen (ob inländisch oder ausländisch) auch an Drehorte reisen würden und sich entsprechend in unserem Land ein wenig anders bewegen würden.

Mir fällt es selbst auf, dass ich in sämtlichen Metropolen der Welt sofort Drehorte sowie Szenen vor dem inneren Auge habe und mir diese Räume, ganze Gebiete anschauen möchte. Der Besuch einer Stadt wird somit ein anderes, ja sogar aufregendes Entdecken. 

Dazu ist es auch ein Zelebrieren der Unterschiedlichkeit unserer Städte, der Gepflogenheiten und Lebensgefühlen eine wundervolle Weise das eigene Land neu oder anders kennen zu lernen. Es ist dann eben nicht irgendein Vorort oder eine Großstadt. Es ist Teil des Films, Teil der Geschichte. Dabei geht es mir in keinem Fall um Verklärung oder ein Abarbeiten von Klischees, sondern identitätsstiftend und somit zusätzlich die Möglichkeit für mehr Verständnis im Miteinander. Ich möchte die Mentalitäten fühlbar erleben, was ebenso für die Geschichten aller Menschen gilt. Nur wenn wir sämtliche Perspektiven einnehmen können, können Filme ein Heimatgefühl erschaffen oder umgekehrt einen Sehnsuchtsort kreieren. Neben der inhaltlichen Darstellung sind die Orte für mich ein wichtiger Bestandteil. Nur in Filmen und Serien kann ich an wirklich jedem Ort der Welt und somit genauso in Deutschland gewesen sein. Also lasst die Faszination für Räume, Städte, Landschaften im eigenen Land leben. Denn der Spielort eines Films ist mehr als eine Kulisse.