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Filmfaust aus Köln: „Den internationalen Markt erobern!“ 

Der Name ist Programm: Die Kölner Produktionsfirma steht für inhaltliche Schlagkraft und diverse Geschichten mit Punch. Ein Porträt anlässlich unseres NRW-Schwerpunkt im Rahmen des 34. FFCGN.

LOVE DEUTSCHMARKS AND DEATH Still  Ismet Topcu ©filmfaust   Film Five e x
„Liebe, D-Mark und Tod“ von Cem Kaya (Credit: filmfaust)

Für die junge Kölner Produktionsfirma steht der Begriff filmfaust – wie der Name der legendären deutschen Zeitschrift, die sich mit betont internationaler Ausrichtung der Filmkunst widmete – für das „AutorInnenKino“: filmfaust, 2016 gegründet und 2020 in die filmfaust GmbH umgewandelt, widmet sich europäischen Projekten mit höchstem künstlerischen Anspruch, gesellschaftlicher Relevanz und interkulturellem Ansatz. „Die zentrale Lage in Europa, mit NRW als Schnittstelle zwischen London, Paris, Amsterdam und Berlin, bietet ideale Voraussetzungen für ein Unternehmen, das sich auf europäische Koproduktionen spezialisiert hat“, so Geschäftsführer Claus Herzog-Reichel. „Von NRW aus möchten wir den internationalen Markt erobern!“ 

Den Anfang machte 2019 Mehmet Akif Büyükatalays Diplomfilm „Oray“, in dem ein junger Muslim in Hagen nach einem Ehestreit in einen Zwiespalt zwischen dem Glauben an die Liebe und der Liebe zu seinem Glauben gerät. Produziert von Claus Herzog-Reichel und Bastian Klüngel, feierte der Film seine Premiere in der Reihe Perspektive Deutsches Kino der Berlinale und gewann neben zahlreichen weiteren internationalen Anerkennungen den Best First Feature Award, es folgten Kinostarts in Deutschland, Frankreich und der Türkei. Im Jahr 2020 gehörte filmfaust zu den Stipendiaten des Mediengründerzentrums NRW, 2022 wurde auch die erste Kinodokumentation „Liebe, D-Mark und Tod“ von Regisseur Cem Kaya, ein Porträt der Musikkultur türkeistämmiger Migranten in Deutschland, zur Berlinale eingeladen und mit dem Panorama-Publikumspreis ausgezeichnet. „Liebe, D-Mark und Tod“ war 2023 für den Deutschen Filmpreis nominiert und erhielt unter anderem 2024 den Grimme-Preis.

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„Immaculata“ von Kim Lêa Sakkal (Credit: filmfaust)

Ebenfalls erfolgreich waren die von filmfaust produzierten Kurzfilme: „Berzah“, eine Studie über Zustände der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins im Alltag einer tief gespaltenen Gesellschaft an der türkischen Ägäis, geschrieben und inszeniert von Deren Ercenk, wurde für den Deutschen Kurzfilmpreis 2020 nominiert. „Immaculata“, ein Mystery-Thriller von Kim Lêa Sakkal, über die vermeintlich unbefleckte Empfängnis der Hausangestellten eines kinderlosen, reichen Ehepaares, schaffte es 2024 in die Reihe Directors‘ Fortnight der Filmfestspiele von Cannes. Für Claus Herzog-Reichel und Mehmet Akif Büyükatalay „sind die Sichtbarkeit und Vielfältigkeit aller künstlerischen und politischen Stimmen für das gesellschaftliche Leben absolut notwendig. Wir sehen unsere Projekte daher als wichtige Bestandteile der gesellschaftlichen und politischen Diskurse und glauben fest an das Gespräch und den Dialog der gegensätzlichsten Stimmen im Kino.“ 

In diesem Sinn setzt sich filmfaust insbesondere mit den komplexen Erfahrungen von Mitgliedern muslimischer Gemeinschaften in Deutschland auseinander, mit der Haltung liberaler, westlich orientierter Deutscher arabischer Abstammung, dem oftmals explosiven Zusammentreffen von Weltanschauungen und Überzeugungen. Vorbereitet wird derzeit der Kinostart von „Hysteria“, ein spannungsgeladenes Drama vor dem Hintergrund der rassistischen Übergriffe in der Bundesrepublik der 1990er Jahre, mit Devrim LingnauSerkan Kaya und Nicolette Krebitz prominent besetzt, erneut nach eigenem Drehbuch und unter der Regie von Mehmet Akif Büyükatalay.

Corinna Götz