Zum 1. Oktober 2023 hatte die Bewegte Bilder Kino GmbH das Tübinger Kino Museum von der Familie Lamm übernommen. Seit Sommer vergangenen Jahres wurde dann schrittweise bei laufendem Spielbetrieb modernisiert – und den Abschluss der Arbeiten feierte man nun mit einem rauschenden Fest, einem ganz besonderen Stargast sowie einer Einladung an das Publikum.

Dass Lars Eidinger zu einer Kinoeinweihung auflegt – das gibt es nun auch nicht alle Tage. Und ist dem glücklichen Umstand geschuldet, dass die Bewegte Bilder Medien GmbH als quasi ältere Schwester der Bewegte Bilder Kino GmbH für den Film „Sie glauben an Engel, Herr Drowak?“ diverse Postproduktionsleistungen erbrachte, darunter auch drehbegleitende. So entstand ein Kontakt, der Eidinger als DJ mit seiner „Anti-Disco“ zum Stargast einer Feier werden ließ, an der laut Carsten Schuffert gerne über 1000 Menschen hätten teilnehmen wollen, für die man aber „nur“ rund 400 zulassen konnte.
Ob das Tübinger Kino Museum künftig häufiger einen derartigen Ansturm erlebt? Zu wünschen wäre es Schuffert und seinem Geschäftspartner Robert Weihing sicherlich, gelten sie doch als Retter der Tübinger Kinolandschaft. Neben dem Museum hatten sie auch die Blaue Brücke übernommen und wieder an den Start gebracht, das Arsenal konnten sie zwar nicht vor dem Abriss bewahren, holten seine Programmfarbe aber in einen ihrer (auch entsprechend benannten) Säle und pflegen unter dem Dach der „Tübinger Kinos“ eine enge Partnerschaft mit dessen ehemaligen Betreiber Stefan Paul, der im Kino Atelier (und mit dem Arsenal Filmverleih) weiter aktiv ist.
Von einer „Wiedereröffnung“ des Kinos Museum will man mit Blick auf das vergangenen Wochenende nun eigentlich nicht sprechen, denn auch wenn man das Ergebnis im Sommer vergangenen Jahres begonnener Modernisierungsarbeiten feierte, geschahen diese doch (weitestgehend) während des laufenden Betriebs – fielen deswegen aber nicht minder umfangreich aus: Das frühere Kassenhäuschen musste zugunsten einer völlig neuen Tresenanlage weichen, auch der frühere frontale Eingang in den großen Saal „Almódovar“ – eine Verneigung vor dem spanischen Meisterregisseur, ein weiterer Saal ist „Coppola“ getauft – ist Geschichte, jetzt geht es von der Seite hinein; zugunsten eines erheblich größeren Foyers. Der Saal selbst wurde für Live-Veranstaltungen optimiert, wie sie hier nun regelmäßig eine Heimat finden sollen; mit einer größeren Bühne, moderner Veranstaltungstechnik – und (wie auch in den anderen Auditorien) mit neuer Bestuhlung, Teppichen und Wandbespannung.
Noch nicht in Betrieb ist der Aufzug, aber das soll sich noch im Frühjahr ändern, dann ist das komplette Haus barrierefrei, über Rollstuhlplätze verfügen die Säle bereits.
Architektonisch und gestalterisch orientierte man sich an den Gründungszeiten des Kinos, die Ausstattung wiederum entspricht dem Credo der Betreiber: Wenn Kino (über)leben will, muss es auf dem neuesten technischen Stand sein. Schuffert und Weihing jedenfalls wollten es nach eigenem Bekunden „richtig machen“, als sie Blaue Brücke und Museum übernahmen – und von ihrem Anspruch an einen Ort, der mehr als Filmabspielstätte ist, sondern der auch zum Aufenthalt einlädt, zeugt nicht zuletzt die eindrucksvolle (und in einem großen Kühler überaus ansprechend präsentierte) Auswahl von nicht weniger als 40 Weinsorten. Die Lounge-Bar soll denn auch über die Spielzeiten hinaus geöffnet sein, vor allem an den Wochenenden denkt man an einen Betrieb bis Mitternacht.
Lob kam beim Festakt nicht zuletzt von Tübingens Bürgermeister Boris Palmer, der das Ambiente nicht nur mit Paris verglich, sondern der feststellte, dass das Kino wieder einen „gesellschaftlichen Rang“ erreicht habe. Besondere Anerkennung zollte er den Betreibern dafür, nach der Pandemie die Übernahme von gleich zwei Häusern gewagt zu haben. Für MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen wiederum wirkte der einstige Anruf von Carsten Schuffert wie ein Ende von Hiobsbotschaften, die man aus der Tübinger Kinolandschaft habe verkraften müssen – und Kulturbürgermeisterin Gundula Schäfer-Vogel betonte, um wie viel ärmer die baden-württembergische Stadt ohne ihre Kinos wäre. Man sei dankbar, Persönlichkeiten wie Carsten Schuffert und Robert Weihing vor Ort zu haben.
Um dem Publikum die Gelegenheit zu geben, sich spontan ein Bild vom neuen Haus (und kommenden Filmhighlights) zu machen, lud man am 1. Februar, dem Tag nach der Feier, noch zum einem „Open House“, einem kostenlosen Kinotag mit mehreren Filmen, Kurzfilmprogramm und Trailershow.
Übrigens ist man auch in Sachen Kundenbindung auf der Höhe der Zeit: So bieten die Tübinger Kinos zum einen eine kostenlose CineCard, die diverse Vorteile (darunter einen Rabatt von einem Euro auf jedes Ticket) umfasst – und zum anderen ein Unlimited Abo, das ab einem monatlichen Preis von 19,50 unbegrenzten Zugang zu den Filmen sowie einen zehnprozentigen Rabatt auf Snacks und Getränke bietet. Allerdings gibt es eine Einschränkung: Das Abo richtet sich primär an den Nachwuchs bzw. die junge Generation und steht (nur) Studierenden, Auszubildenden, Freiwilligen (FSJ u.a.) und Schülern bzw. Schülerinnen ab zwölf Jahren offen.