The Grand Post feiert 2024 zehnjähriges Jubiläum. Mit Leidenschaft und Technik, die stets State-of-the-Art ist, gehört der Full-Service-Dienstleister zu den Vorreitern am österreichischen Postproduktionsmarkt.
Das österreichische Postproduktionsunternehmen The Grand Post feiert 2024 zehnjähriges Jubiläum. Es ist das größte Postproduktionshaus im Nachbarland, das sämtliche Dienstleistungen im Bereich Ton und Bild aus einer Hand anbietet. Zudem ist es Österreichs erstes Dolby-Atmos-lizenziertes Tonstudio. Gegründet wurde The Grand Post am 12. September 2014 von Marco Zinz als Weiterführung der Beast Recording Studios. 2016 erfolgte die Erweiterung um den Bereich der Bildbearbeitung unter Alexander Fischbacher. Als Ton- und Bildtechniker, Sounddesigner, Coloristen, VFX-Künstler und Cineasten vereinen die beiden mit ihrem Team die Begeisterung für Bild und Ton. „Wir sind seit der Gründung sukzessive gewachsen“, erzählt Zinz. Gestartet sind sie damals zu dritt, Marco Zinz, Mischtonmeister Alex Koller und eine Bürokraft. Die Mitarbeiterzahl wuchs peu à peu, ein Sounddesigner kam dazu, eine Praktikantin, „ab 2015 nahm die Sache Fahrt auf, nachdem Alex und ich im Gründungsjahr die Atmos-Mischungen von zwei großen Kinoproduktionen quasi fast im Alleingang bewerkstelligten“, erinnert sich Zinz. 2016 sei Alexander Fischbacher auf ihn zugekommen. Er brachte eine große Expertise in Sachen Bildpostproduktion mit und war auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. „So haben wir mit ihm auch den Bildteil bei uns integriert. Unser Firmenname, The Grand Post, hört sich an, als wäre das von Anfang an der Masterplan gewesen, uns als Vorreiter am Postproduktionsmarkt in Österreich zu etablieren. Das war aber nicht so, wie ich zugeben muss. Der Name ist mir irgendwann nach langer Suche unter der Dusche eingefallen“, erzählt Zinz. Da die Räumlichkeiten im siebten Wiener Bezirk genug Spielraum ließen, kam die Anfrage Fischbachers genau zur richtigen Zeit. „An den Bereich Bildpostproduktion hatte ich anfangs überhaupt nicht gedacht, weil ich mit Leib und Seele Ton-Mann bin“, sagt Zinz. Mit Fischbacher wurde innerhalb von nur eineinhalb Monaten die komplette Infrastruktur der Bildpostproduktion aufgebaut, „das war zwingend, weil mit ihm ein großes Serienprojekt mitgekommen ist“, so Zinz.
„Wir bekommen schon mit, dass es im deutschen Markt nicht so rosig ausschaut.“
Marco Zinz
Seither steht The Grand Post als Full-Service-Dienstleister da mit mittlerweile 25 festangestellten Mitarbeitenden. Die Technik ist State-of-the-Art, immer auf dem aktuellsten Stand und auf jede Phase der Audio- und Bildpostproduktion zugeschnitten. Das Unternehmen bietet das komplette Paket der Postproduktion und Drehbegleitung an, von Daten-Backup und QC über Sounddesign, Mischung, Foleyart, Tonschnitt und Sprecher & Synchron-Aufnahmen hin zu Conforming, Mastering (sowohl DCP als auch für Streaming/TV), Grading und VFX.
Seit Einführung von FISA+ im Januar 2023 habe die Branche insgesamt einen enormen Aufschwung erlebt und es seien spürbar mehr internationale Produktionen dazugekommen, die wiederum internationale Arbeitsweisen nach Österreich bringen. „In Österreich war es in der Vergangenheit so, dass es kaum Mischtonmeister oder Coloristen gab, die als Freelancer arbeiteten. Man war in einem Postproduktionsunternehmen fest angestellt“, sagt Marco Zinz. Das habe sich in der Branche mittlerweile geändert und sei durch die Einführung des neuen Anreizmodells noch weiter aufgebrochen. Jetzt kämen vermehrt internationale Produktionen, die aber dann ihren speziellen Mischtonmeister wollen, der vielleicht schon internationale Serienerfahrung hat und aus England kommt. Das sei ein Negativeffekt, so Zinz. „Wir achten darauf, dass wir die Leute, die wir hier in Österreich haben, nachhaltig an Projekte bringen. Wir müssen die Kunden oft noch überzeugen, dass unsere Leute das auch können, obwohl sie noch keine Credits für Netflix-Serien haben, weil hier nun mal noch keine Netflix-Original-Serie gemacht wurde.“ Werden dennoch Postproduktionskolleg:innen aus dem Ausland dazugezogen, ist natürlich Voraussetzung, dass sie in Österreich angestellt werden, damit es den österreichischen Steuereffekt erzielt.
Durch die Arbeit in der Wirtschaftskammer war Marco Zinz schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt in die Richtlinienerstellung des Anreizmodells eingebunden. „Es kam einem Tauziehen gleich. Die Postproduktionsförderung hängt bei der Filmförderung mit dran. Da sind ganz andere Themen im Vordergrund. Immerhin soll es ab 2025 eigene Richtlinien für die Postproduktion geben. Das schafft eine bessere Differenzierung“, so Zinz. Bei der Ausarbeitung des Anreizmodells habe man durchaus versucht, die Überlegung miteinzubeziehen, wie man verhindern könne, dass sich zu viele Briefkastenfirmen in Österreich ansiedeln. Durch FISA+ ist die Auftragslage bei The Grand Post spürbar gestiegen, vor allem deutsche Kino- und Fernsehprojekte stehen in den Auf tragsbüchern. „Sprachlich bedingt hängen die Märkte in Österreich und Deutschland ja durchaus zusammen. Vieles, was bei uns nun aufschlägt, bricht in Deutschland weg. Wir bekommen schon mit, dass es im deutschen Markt nicht so rosig ausschaut.“ Viele Postproduktionshäuser und Kreative hätten in Deutschland zu kämpfen.
„Die großen deutschen Post-Häuser bieten Preise an, die die Preise in Österreich wiederum komplett in den Keller fahren lassen.“
Marco Zinz
Zudem würden viele deutsche Unternehmen durch die Großen im Markt unter Druck geraten, die Projekte brauchen, Marktanteile abgreifen, aber auch den längeren finanziellen Atem hätten. Die Kehrseite der Medaille: „Die großen deutschen Post-Häuser bieten Preise an, die die Preise in Österreich wiederum komplett in den Keller fahren lassen, meiner Ansicht nach nachhaltig in den Keller fahren lassen. Österreich hat historisch immer schon höhere Lohnnebenkosten. Da wir jetzt im direkten Vergleich mit Deutschland aber auch anderen Ländern stehen, geht es sich vielfach einfach nicht mehr aus. Das ist ein Problem, mit dem wir ganz neu zu kämpfen haben“, so Zinz. Das Anreizmodell habe auch verstärkt Wettbewerb deutscher Firmen nach Österreich gebracht. Firmen wie Pharos oder D-Facto sind mit Niederlassungen nun auch in Österreich vertreten. Andere Postproduktionshäuser würden nur ihre Verrechnungsmodelle über Österreich laufen lassen. „Das ist auch ein Thema. Wir haben kein Problem mit Wettbewerb, wenn deutsche Mitbewerbende hier einen Standort aufbauen und Leute beschäftigen und ausbilden, ist alles fein. Aber das ist offensichtlich nicht überall so.“
Mit Blick auf die Projekte ist The Grand Post sowohl bei Kino- als auch TV-/Streamingproduktionen an Bord. Waren es bis 2020 noch deutlich mehr Kinofilme, erfuhr der TV/Streamingbereich mit der Coronapandemie einen deutlichen Aufschwung. Mittlerweile halten sich Kino und TV/Streaming die Waage. „Bei Kinofilmen haben wir eine große Bandbreite von eher dem Mainstream zugeordneten Titeln bis zum kleinen Arthouseprojekt. Wir versuchen uns immer an Budgets anzupassen, weil uns auch kleine Filme am Herzen liegen und wir für die genauso gute Leistung ablegen wollen wie für große Projekte“, sagt Zinz. Im Streamingbereich gebe es in Österreich noch nicht allzu viele Angebote. Mit Mona Film arbeitete The Grand Post vor ein paar Jahren an der Thrillerserie „Euer Ehren“ für ORF/ARD Mediathek, bei der man, was Bilder und Sounddesign betrifft, aus dem Vollen schöpfen konnte. Ebenso in schöner Erinnerung hat Marco Zinz die Zusammenarbeit mit Produzentin Gabriela Bacher von Primary Pictures bei der Serie „Schnee“ für ORF/BR/NDR und Arte, sowie, aus dem Family-Entertainment-Bereich, die Arbeiten an „Geschichten vom Franz“ und „Neue Geschichten vom Franz“. Zu aktuellen Projekten der The Grand Post gehört die zweite Staffel eines der erfolgreichsten Degeto-Streaming-Projekte, das durch FISA+ nach Österreich gekommen sei und unlängst Drehstart hatte, sowie der Kinofilm „Rita und Hans“ für die Münchner Lieblingsfilm. Für 2025 stehen einige Streamingprojekte an, bei denen aber die Verträge noch nicht ganz in trockenen Tüchern seien, wie Zinz erzählt.
Alles andere als in trockenen Tüchern ist auch das Thema KI, das nicht nur die Postproduktionshäuser, sondern die gesamte Branche umtreibt. Zinz hat eine gelassene Haltung dazu. „KI ist eine technologische Entwicklung, die vonstatten geht und die sich nicht mehr aufhalten lässt. Man muss sich also damit auseinandersetzen und einen Umgang finden. Man muss sie nutzen, vielmehr zu Nutzen machen, aber gleichzeitig auch Grenzen setzen. Sowohl im Privaten als auch im Beruflichen.“ In der Tonpostproduktion hätten KI-Tools bereits einen enormen Boost in der O-Ton-Bearbeitung gebracht, heute ließen sich viele Sachen dank KI retten, die man vor drei bis vier Jahren hätte nicht retten können, sondern hätte neu synchronisieren müssen. „Es ist immer die Frage: Wie arbeiten diese Tools? Muss man das Stimmmaterial irgendwo draufladen, was passiert dann da damit? Das ist bis 2025 ja noch ein rechtsfreier Raum. Wir arbeiten größtenteils mit Tools, die auf dem Rechner arbeiten. Aber die Tools, auf die man extern drauflädt, erzielen teilweise schon wesentlich bessere Ergebnisse. Da steckt also viel Potenzial drin“, so Marco Zinz. „Die Synchronsprecher sehen darin eine große Bedrohung. Das Ganze muss allerdings differenziert betrachtet werden. Denn Schauspielende sind vielfach froh, wenn sie für eine technische ADR nicht ins Studio kommen müssen. Das muss nüchtern besprochen werden.“ Das treffe auch auf den Bildbereich zu. „Im Compositing kann die KI manche Vorgänge beschleunigen, was nicht zwangsläufig dazu führt, dass es keine Kreativität mehr gibt“, unterstreicht Zinz.
Für die Zukunft von The Grand Post, für die nächsten zehn Jahre, wünscht sich Marco Zinz Stabilität. Eine Expansion innerhalb Wiens oder Österreichs oder gar ins Ausland ist nicht geplant. „Aber hey, don’t quote me on this… wer weiß, was die Zukunft bringt“, so Zinz. Er ist stolz und happy auf das, was in den zehn Jahren entstanden ist. „Wir haben eine besondere Firmenkultur, ein tolles Zusammengehörigkeitsgefühl, jeder hält dem anderen den Rücken frei. Unter den Mitarbeitenden sind viele Freundschaften entstanden. Wir alle stehen in einem sehr familiären Verhältnis mit flacher Hierarchie, es gibt kein Chef-Büro mit geschlossener Tür. Wir sind vor zehn Jahren als junges, dynamisches Team gestartet, waren die jungen Wilden am Markt, die Rookies, die alles anders machen. Zehn Jahre später sind wir zwar gesettelter, angekommen. Aber das Feeling und der Spirit sind gleichgeblieben und werden hoffentlich auch in Zukunft gleichbleiben. Das wäre mein Wunsch für die nächsten zehn Jahre.“
Barbara Schuster