In der vorerst letzten Staffel der Erfolgsserie auf Prime Video werden Liebeszettelchen zwischen Billstedt und Eppendorf verschickt und Peter entdeckt die Klimakrise.
FAST FACTS:
• Vierte und vorerst letzte Staffel der Erfolgsserie auf Prime
• Wiedersehen mit all den längst bekannten Publikumslieblingen
• Gewinner des Blauen Panther – TV & Streaming Award
• Deutscher Fernsehpreis als beste Comedy-Serie
• Wieder produziert von Carsten Kelbers und Christian Ulmens Pyjama Pictures
CREDITS:
Land/Jahr: Deutschland 2024; Laufzeit: 10 x 20 Minuten; Regie/Drehbuch/Schnitt: Emil & Oskar Belton, Bruno Alexander Produktion: Pyjama Pictures; Besetzung: Marc Hosemann, Bruno Alexander, Merlin Sandmeyer, Ludger Bökelmann, Klara Lange, Marie Bloching, Nura Habib Omer, David Ali Rashed, Doris Kunstmann, Wolfgang Michael; Start: 27. November 2024 bei Prime Video (zweite Hälfte ab 23. Dezember)
REVIEW:
Besser jetzt als Peter! Ein Spruch, der in der vierten Staffel „Die Discounter“ eine Rolle spielt. Er könnte auch so interpretiert werden: Aufhören, wenn’s am Schönsten ist. Das weiß jedes Kind. Das wissen auch Emil & Oskar Belton und Bruno Alexander. Das Kreativteam hinter „Die Discounter“, das mit seiner eigenen Firma Kleine Brüder die deutsche Fernseh- und Streaminglandschaft ganz schön aufmischt, aber bei „Die Discounter“ nicht als Produktionsfirma auftritt – das ist Carsten Kelbers und Christian Ulmens Pyjama Pictures -, sondern in diesem Fall für Buch, Regie und Schnitt verantwortlich zeichnet (Bruno Alexander hat zudem die feste Rolle des Titus inne). Prime Video hat sich von Anfang an stark gemacht für die Comedy-Serie und fährt damit ziemlich gut: „Die Discounter“ wurde eine der stärksten Programmmarken des Service, gewann zudem u.a. den Blauen Panther – TV & Streaming Award als beliebteste Serie und den Deutschen Fernsehpreis als Beste Comedy-Serie. Check.
Dass mit Staffel vier erst mal Schluss sein würde, die Kleinen Brüder eine kreative Pause einlegen bzw. an anderen Stoffen arbeiten wollen, war angekündigt. Ein bisschen Wehmut schwingt mit. Die Figuren sind einem ans Herz gewachsen. Man guckt ihr gerne zu beim permanenten Scheitern, der Loser-Kolinski-Truppe, seit Staffel drei nicht mehr in Altona, sondern in Hamburgs östlichstem Stadtteil Billstedt untergebracht. Unter der gewohnt wenig umsichtigen Führung von Ober-Loser Filialleiter Thorsten (Marc Hosemann) gibt es in den ersten vier zur Sichtung freigeschalteten Folgen unter anderem ein Sicherheitstraining bei Gisa Flake, um für etwaige weitere Raubüberfälle gewappnet zu sein, ganz zum Unmut von Sicherheitsmann Jonas (Merlin Sandmeyer), der überhaupt nicht einsieht, dass Angriff nicht die beste Verteidigung ist und lieber Tornado-Kicks am Kühlregal lehrt, und ein Hin und Her zwischen den Filialen in Eppendorf, wo Titus mittlerweile arbeitet, und Billstedt.
Für Thorsten läuft es eigentlich so gut wie nie, dass er sogar Zeit hat, sich in eine absurde Schwärmerei für Titus zu verzetteln – im wahrsten Sinne. Der wollte ja lieber zu den Schnöseln nach Eppendorf, wo die Filiale von Axel Milberg im Jackett geleitet wird, die Mitarbeiter seine Hornhaut an den Händen und Löcher in den Vans cute finden. Was alles abprallt an Titus, weil er Lia (Marie Bloching) vermisst, sie ihn aber nicht, er das nur denkt, weil sich Jonas als Amor aufspielt und irgendwie Gefallen daran findet, Titus’ Liebes-Zettelchen an Lia umzuschreiben und sie Thorsten zu geben, der wiederum „Ich vermiss’ dich“-Zettelchen an Titus zurück schreibt (und sich dabei von Lia beraten lässt), diese aber wiederum von Bote Jonas gefaket und mit Lia als Adressatin an Titus übergeben werden – weil‘s den gar so glücklich stimmt. Klingt kompliziert. Ist aber vor allem komisch.
Jonas, die einsame Seele, die sich nichts sehnlicher wünscht, als dazuzugehören. Aber doch nur abgestraft, nicht ernst genommen oder gemobbt wird. Wie von einer rotzfrechen Gruppe Grundschüler, die ihn mit Gummimunition beschießt und er daraufhin regelmäßig die Polizeistreife (Jonas Nay, der mit Lia anbandelt) ruft. Aber immerhin als cringiges Staffel-Highlight Anke Engelke küssen darf. Ok, es fehlt noch Pina (Klara Lange), die treue Seele und stellvertretende Filialleiterin, die eigentlich am meisten auf dem Kasten hat, aber deren Problem es ist, dass bei ihr das Glas immer halbvoll ist und mit ihrer guten Laune und Tutting-Talent eine ebenso große Außenseiterin ist wie Jonas…
Arme Würstchen sind sie alle irgendwie. Samy, der 450er (David Ali Rashed), der den Tag eh verpennt, Peter (Ludger Bökelmann), der scheitert, seinen Frei-Bums-Schein von Flora (Nura Habib Omer) einzulösen, und sie daraufhin beschließt, Schluss mit ihm zu machen, er aber seine Bestimmung schließlich im Klimaschutzaktivismus findet, nachdem ihm Fahri Yardim, der bereits in Staffel eins als Gast auftauchte, einen Schnelllehrkurs in Sachen Klimakrise gegeben hat, von der Peter zum ersten Mal hört. Die Truppe ist aufeinander eingespielt, das Konzept, keine festen Dialoge, sondern nur Situationen vorzugeben, zu sagen, was passieren soll, und die Schauspielenden dann ins Impro-Wasser zu schmeißen, meistern alle zum Niederknien gut. Man möchte jeden einzelnen zum Abschied umarmen, sie mit dem Preisauszeichner als „Im Angebot“ labeln. Und Oskar & Emil Belton wie auch Bruno Alexander zurufen: Bleibt, wie ihr seid, ihr coolen Socken. Lasst euch nicht verbiegen! Macht euer Ding! Weiter so! Besser jetzt als Peter!
Barbara Schuster