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REVIEW FESTIVAL: „Min evige sommer“ aka „Mein ewiger Sommer“

Eines der Highlights auf den Nordischen Filmtagen in Lübeck war die deutsche Premiere des dänischen Coming-of-Age-Films „Min evige sommer“ („Mein ewiger Sommer“) der Debütantin Sylvia Le Fanu, bei dem die Lust am Leben und die Angst vor dem Tod nah beieinander liegen.

Min evige sommer aka My Eternal Summer
„My Eternal Summer“ war auch auf den Nordischen Filmtagen zu sehen (Credit: Adomeit Films)

CREDITS:
Dänemark 2024; Regie: Sylvia Le Fanu; Drehbuch: Mads Lind Knudsen, Sylvia Le Fanu; Produzent:innen: Jeppe Wowk, Katja Adomeit; Produktionsfirma: Adomeit Films ApS; Cast: Kaya Toft Loholt, Maria Rossing, Anders Mossling; Weltpremiere: 23.9.24 San Sebastián; Deutsche Premiere: 6.11.24 Nordische Filmtage in Lübeck

Review:
Die junge dänische Regisseurin Sylvia Le Fanu, die zwar einen französisch klingenden Namen trägt, aber familiäre Wurzeln in Großbritannien hat, erzählte auf der Bühne der Nordischen Filmtage, dass sie ihr Regiedebüt „Min evige sommer“ („Mein ewiger Sommer“) machen musste. Sie wisse zwar noch nicht, ob sie so viele weitere Filme drehen wolle, auch wenn sie sich gerade in der Vorbereitung ihres nächsten Projekts befinde. Aber diese doch sehr persönliche Geschichte über ein 15-jähriges dänisches Mädchen, das mit der todkranken Mutter und dem Vater aufs Land fährt, war ihr ein wichtiges künstlerisches Anliegen.

Es ist ein reifes, bewegendes Sujet für einen Debütfilm mit der beeindruckenden Kaya Toft Loholt in der Teenagegerin-Hauptrolle. Die Natur und die Musik spielen darin eine bedeutende Rolle, weil die Regisseurin selbst nicht an Gott glaubt, das aber Elemente des Lebens seien, woraus sie in dieser schwierigen Zeit Kraft gezogen habe. So erinnert „Min evige sommer“ optisch auch stark an einen Eric-Rohmer-Film, der die dänischen Landschaften und das Leben in den gesuchten Ausflüchten des Mädchens umarmt, während er gleichzeitig ganz ruhig und unaufgeregt, das Sterben der Mutter schildert.

Min evige sommer
Kaya Toft Loholt in „Min eviger sommer“ (Credit: Adomeit Films)

Das Szenario des Ausflugs der Familie ist klar: Der wahrscheinlich doch an Krebs erkrankten Mutter verbleibt nicht mehr viel Zeit. Auf die Idee des Vaters hin, reisen sie aufs Land, was wiederum die Tochter emotional total überfordert und in einen Konflikt zum Vater bringt. Denn Fanny hat zwar große Empathie für ihre Mutter, würde am liebsten aber der Situation und der harten Realität davonlaufen. So beordert sie ihren Freund zum Besuch, feiert mit ihren Freundinnen Partys, heuert in einem Imbiss an, um aus dem Haus mit der sterbenden Mutter zu kommen.

Sylvia Le Fanu
Die Regisseurin Sylvia Le Fanu (Credit: Jan Bastian Marthinsen)

Diese Gleichzeitigkeit von Leben und Sterben macht „Min evige sommer“ so besonders und hebt den Film aus den vielen ähnlich gelagerten Coming-of-Age-Filmen heraus. Es ist zumal der Konflikt mit dem Vater, der seine junge Tochter in der Fluchtbewegung nicht verstehen kann, weil er ganz für seine Frau da sein will. Er sitzt an ihrem Bett, hört Bach, organisiert ein letztes großes Treffen mit Freunden und bereitet sich emotional auf den Abschied vor. Der Schauspieler Anders Mossling spielt in sich selbst ruhend, mit leiser Verzweiflung und Unverständnis gegenüber der Tochter genauso stark wie Maria Rossing die langsam aus dem Leben scheidende Mutter.

Michael Müller