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REVIEW KINO: „Weihnachten der Tiere“

Witziger, wunder- und wert(e)voller Omnibusfilm von jungen, preisgekrönten Regisseurinnen verschiedener Nationen.

CREDITS: 
O-Titel: Le Grand Noël des Animaux; Land/Jahr: Frankreich/ Deutschland 2024; Laufzeit: 72 Minuten; Drehbuch und Regie: Caroline Attia Larivière, Ceylan Beyoğlu, Olesya Shchukina, Haruna Kishi, Camille Alméras, Natalia Chernysheva; Verleih: Luftkind; Start: 21. November 2024 

REVIEW:
Als sein Haus auf einer schmelzenden Eisscholle ins Meer treibt, retten ein cleverer Storch und ein smarter Fuchs den Weihnachtsmann vor dem Untergang. Weil sich ein Hahn, der im Gehege für Ordnung sorgen soll, vor dem Fest eine Erkältung einfängt, springt ein unerschrockenes weibliches Küken ein, damit sich der krächzende Patriarch mit Hühnersuppe auskurieren kann. Nachdem die Menschen den kompletten Tannenbaumbestand abgeholzt haben, gehen die Bewohner eines Waldes an den Feiertagen beinahe leer aus. Zwei Kinder befreien ein putziges Fabeltier aus einer Falle, bevor sie sich selbst im Schneegestöber verirren und von dem gestaltwandelnden Geschöpf zurück nach Hause geführt werden. Ein junger Luchs verliert auf dem Weg zum nächtlichen Nordlichtspektakel den Anschluss an seine Gruppe und muss sich allein durchschlagen, bis er unerwartete Hilfe aus dem überraschend gleich gesinnten Tierreich erhält.

Weihnachten der Tiere x
„Weihnachten der Tiere“ (Credit: Luftkind Filmverleih)

In einer Zeit, in der Zusammenhalt ganz oben auf der Wunschliste steht, verknüpft ein bezaubernder Omnibus-Animationsfilm Geschichten aus aller Welt, von Regisseurinnen aus Frankreich, Japan, Russland, Deutschland und der Türkei, die gemeinsam die Weihnachtsbotschaft entstauben. Die fünf kurzen Anekdoten machen in winterlich-festlicher Stimmung die Zerbrechlichkeit von Natur (und Demokratie) erfahrbar, wie wichtig es ist, einander zu helfen, dass sich Teilen und Solidarität, Mut und Empathie so gut anfühlen wie Umarmungen. Alle vierbeinigen und geflügelten Charaktere beweisen Menschlichkeit, die Kleinsten bewältigen große Probleme, weil ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt werden. Beeinflusst von unterschiedlichen Traditionen und Techniken, Collage, Radierung, Aquarell, Linol- oder Scherenschnitt, tragen die liebevoll animierten Erzählungen die Handschriften der Illustratorinnen und Filmemacherinnen. Die russische Künstlerin Natalia Chernysheva orchestrierte die Übergange der Episoden mit abstrakten musikalischen Atempausen, augenzwinkernden „Interludes“, als wolle sie die einzelnen Kapitel in lebendiges Geschenkpapier wickeln. Céline Milazzo („Mein Leben als Zucchini“) und David Chantoiseau haben eine unaufdringliche, warme, natürliche Farbpalette entworfen, in der es kein Schwarz oder Weiß gibt, der Soundtrack von Pablo Pico („Sirocco und das Königreich der Winde“) trifft in jedem Fall den richtigen Ton, spielt mit vertrauten Weihnachtsmelodien, mal fröhlich, mal dramatisch, geheimnisvoll oder zärtlich.

Weihnachten der Tiere“ kommt fast ohne Dialoge aus, spricht eine Sprache, die überall und in jedem Alter verständlich ist, die digitale 2D-Animation überfordert nicht, entwickelt sich langsam und unaufgeregt. Der Film nimmt sein junges Publikum ernst, behauptet erst gar nicht, dass die Welt in Ordnung sei, verliert aber auch nicht den Optimismus. Es ist eine märchenhafte, niemals realitätsferne, abwechslungsreiche und äußerst witzige Reise durch verschneite Landschaften, in denen Pinguine sonnenbaden, Hasen an Winterschlafmangel leiden, jedes Lebewesen ein Zuhause findet, Groß und Klein, Mensch und Tier einander beistehen. Ein fabelhaftes Kunstwerk, das auf jeder Ebene ein Gefühl für Zusammenhalt schafft, ein süß verpacktes Geschenk, das Kinder an die Bedeutung der Weihnachtsbotschaft heranführt und an die Magie des Kinos, das hier keine überwältigenden Effekte benötigt, um das Wunder zu vollbringen, auf das alle hoffen.

Corinna Götz