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„Im toten Winkel“-Editoren zweifach ausgezeichnet

Zum Abschluss von Edimotion – Festival für Filmschnitt und Montagekunst sind heute Abend die Schnitt Preise vergeben worden.

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Gewinner und Jurymitglieder nach der Verleihung der Schnitt-Preise (Credit: Edimotion)

Bei der heutigen Vergabe der Schnitt Preise zum Abschluss der 24. Ausgabe von Edimotion – Festival für Filmschnitt und Montagekunst sind die Editoren von Ayşe Polats „Im toten Winkel“, Serhad Mutlu und Jörg Volkmar, zweimal ausgezeichnet worden. 

Zum einen erhielt das Duo den mit 7.500 Euro dotierten Filmstiftung NRW Schnitt Preis Spielfilm. Zu ihrer Entscheidung erklärt die Jury: „Es gelingt der Montageleistung, die wir heute auszeichnen, durch die Platzierung zweier Bilder ein drittes zu erschaffen, ein Nachbild, das dem Betrachter im Gedächtnis bleibt. Der Film spielt mit Ellipsen, mit Zeit und Raum, überrascht immer wieder aufs Neue und fordert das Publikum auf, die einzelnen Fragmente zu einem Gesamtbild zusammen zu setzen. Der Film taucht nicht nur tief in das Thema Trauma ein, sondern spiegelt dieses Thema in seiner Gestaltungsform wieder: Multiperspektivisch und zeitlich verschachtelt. Es ist eine dramatische Erzählung, die mit dem Blick von Außen beginnt, und mit dem Drama, dass sie im Inneren erzeugt, endet. Die beiden Editoren haben ein komplexes Muster aus verschiedenen Wahrnehmungen geschaffen, und wir als Zuschauer*innen werden Teil der Überwachung und der damit verbundenen Paranoia.”

Zum anderen wurden Serhad Mutlu und Jörg Volkmar von einer aus fünf Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren bestehenden Jungen Festivaljury ausgezeichnet, die mit Unterstützung der Imhoff Stiftung erstmals zwei Preise an einen einen Spiel- bzw. Dokumentarfilm aus dem Wettbewerb vergab. Für die beste Montage bei einem Dokumentarfilm wurden Ruth Schöpfer und Lisa Gerig für Gerigs „Die Anhörung“ ausgezeichnet.

Den mit 7.500 Euro dotierten Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm erhielt Ulf Albert für die Montage von „Vergiss Meyn nicht“ von Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl, Jens Mühlhoff. „Wir würdigen einen Editor, der in einem außergewöhnlichen Maß Perspektiventscheidungen zu treffen hatte. Der uns auf eine besonders immersive Art in ein uns fremdes Milieu eintauchen lässt. Der in der vortrefflichen Kenntnis seines Handwerks demonstriert, wie man Spannungsbögen perfekt ausbalanciert und phasenweise in schwindelerregende Höhen treibt. Der dramatisch erzählen kann ohne dabei unkritisch oder pathetisch zu werden. Er meisterte die Herausforderung dem filmischen Vermächtnis eines jungen Mannes aus unserer Sicht mehr als gerecht zu werden“, begründet die Jury hier ihre Entscheidung.

Mit 2.500 Euro dotiert ist der The Edit Space Förderpreis Schnitt, der in diesem Jahr an Fatima Keita für die Montage von Sophie Lahusens Kurzfilm „The Silence of 600 Million Results“. Der Preis wurde gemeinsam von der Spielfilm- und der Dokumentarfilmjury vergeben, die erklärte: „Wie einen Film machen, der keine Identifikationsfigur hat? Aber mit dem sich trotzdem sehr viele Menschen identifizieren können. Ein verspielter Film voller Humor, in dem so viel Komplexität steckt. Nicht moralisch, sondern persönlich. Ganz nach dem Motto: das Private ist politisch. Das Erschlagenwerden von Einflüssen, die Überforderung des Moments, die Gleichzeitigkeit unserer modernen Welt, wird in den verschiedenen Handlungssträngen miteinander verwoben. Eine universelle Geschichte, über eine Welt von Computern und Handy-Bildschirmen. Die Editorin beweist ihr erzählerisches Talent in einer entschiedenen und mutigen Montage. Kein Moment wird zu lange gehalten; ein toller Rhythmus, mit einem stimmigen Ende.”

Bereits seit Ende Juli festgestanden hatte Gabriele Voss als Trägerin des Ehrenpreis Schnitt. Im Rahmen der Preisverleihung, bei der die 2019 für ihre Arbeit an „Of Fathers and Sons – Die Kinder des Kalifats“ mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnete Editorin Anne Fabini die Laudatio hielt, wurde Voss‘ aktuelle Arbeit „Vom Ende eines Zeitalters“, in der sie die Erfahrungen von Jahrzehnten des Strukturwandels in Fragmenten und collagenhaften filmischen Beobachtungen zusammenfasst, gezeigt. Zur Eröffnung von Edimotion – Festival für Filmschnitt und Montagekunst war Voss‘ Montagearbeit „Anna Zeit Land“ aus dem Jahr 1994, in der zwei junge Frauen Deutschland in der Wendezeit durch die Sammlung von Tönen und Bildern, die Voss in einen Film wie eine Reise durch die unterschiedlichen Ebenen der menschlichen Assoziation verwandelt, erforschen, zu sehen gewesen.

Nach vier Festivaltagen konnte die Künstlerische Leiterin Kyra Scheurer zufrieden Bilanz ziehen: „Ausverkaufte Kinosäle und vor allem die rege Beteiligung junger Editor*innen, zum Beispiel aus so zahlreich wie nie zuvor angereisten Studierendengruppen von Filmhochschulen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Belgien bestätigen das. Mit der erstmaligen Beteiligung der Jungen Festivaljury haben wir neue Impulse gewonnen: Die in den beiden Langfilmwettbewerben aktiven insgesamt 14 Juror*innen zwischen 15 und 19 Jahren haben das Festival mit inspirierenden neuen Sichtweisen bereichert.“

Die 25. Ausgabe von Edimotion – Festival für Filmschnitt und Montagekunst findet im Oktober kommenden Jahres statt; ein genauer Termin steht noch nicht fest.