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Zurich Summit: Wie viel Hollywood kann Europa?

Und gleich noch ein Hochkaräter auf dem Zurich Summit im Dolder Grand am Rand des 20. Zurich Film Festival: Ein stark besetztes Panel, darunter Martin Bachmann und Karl Spoerri, diskutierte die Globalisierung des Filmmarktes und wie sehr es möglich ist, Filme im Stil eines Hollywood-Studios aus Europa heraus zu produzieren.

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Das vierte Panel beim Zurich Summit: Melanie Goodfellow, Christian Vesper, Karl Spoerri, Vincent Maraval, Elisabeth d’Arvieu, Martin Bachmann (Credit: SPOT)

Moderatorin Melanie Goodfellow von Deadline hieß auf dem Podium Karl Spoerri, Co-Founder & Managing Director Zurich Avenue AG, Vincent Maraval, President GoodFellas / The Veterans, Christian Vesper, CEO of Global Drama and Film Fremantle, Elisabeth d’Arvieu, CEO Mediawan Pictures, und Constantin-Kinochef Martin Bachmann willkommen. Bachmann war kurzfristig für den eigentlich angekündigten Oliver Berben eingesprungen, der krankheitsbedingt absagen musste. 

Als wir das Festival 2005 gründeten, geschah das auch aus Liebe zum Hollywoodfilm. In den 15 Jahren, in denen wir das Festival leiteten, haben wir viele Kontakte geknüpft, die uns wiederum geholfen haben, Zurich Avenue AG zu gründen. Nach einer schrecklichen Erfahrung mit unserer ersten Produktion, die wir aus all den falschen Gründen gemacht haben, stießen wir auf junge Produzenten, die uns ,Thelma‘ vorschlugen. Das war für uns ein Bingo-Moment, eine tolle Erfahrung, ein kleiner Film, den wir für drei Mio. Dollar realisieren konnten. Seien wir ehrlich, wir machen das, weil es unsere Leidenschaft ist. Wirklich Geld zu verdienen, ist sehr schwierig.“ Er berichtete außerdem von einem neuen Projekt, das Zurich Avenue in der Schweiz realisieren werde: „Switzerland“ von Anton Corbijn mit Helen Mirren in der Hauptrolle, der in Zürich gedreht werden soll. 

Christian Vesper von Fremantle betonte, dass es für ihn als CEO eines Arms von Fremantle natürlich ein klares Mandat sei, Geld mit den Filmprojekten zu verdienen. Es sei nur eine Frage, wie man es gut und richtig mache und wie man die richtigen Kontakte mit amerikanischen Produzenten pflege. Für kleine Produzenten sei es schwer zu überleben, aber als großer Konzern könne man ein ausgezeichneter Regenschirm für Talente sein. „Wir haben sehr gute Kontakte zu außergewöhnlichen Talenten: Angelina Jolie, mit der wir gerade ,Maria‘ gemacht haben, Edward Berger, Sebastian Lelio. Für sie macht es Sinn, mit uns ins Geschäft zu kommen, weil wir ihnen die nötige Sicherheit geben können.“

Elizabeth d’Arvieu von Mediawan sagte: „Mediawan wurde mit der klaren Absicht gegründet, europäischen Filmemachern ein internationales Outlet zu geben. Deshalb war es natürlich wichtig, einen amerikanischen Partner zu finden. Plan B boten sich an, weil sie als Produktionsfirma selbst ein eher europäisches Modell verfolgen. Sie hatten dieselbe strategische Vision wie wir. Wir haben ein gemeinsames Ziel.“ D’Arvieu erklärte, dass ein erstes gemeinsames Projekt bereits angekündigt wurde, ein Remake der Wiedemann & Berg-Produktion „Wochenendrebellen“ mit Mark Wahlberg in der Hauptrolle. In Kürze kommt noch ein spanisches Projekt sowie eine französische Fernsehserie hinzu, das Plan B nach Europa bringen wird. „Der Kauf hat viele Türen für uns geöffnet, der Kauf von Plan B ist nur ein Anfang. So gibt es bereits eine Partnerschaft mit Springhill.“

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Martin Bachmann erklärte das Selbstverständnis von Constantin Film als internationaler Player für den Weltmarkt (Credit: SPOT)

Martin Bachmann lobte die Aktivitäten von Mediawan und das Engagement, erfolgreiche deutsche Produktionen als Remakes in die USA zu bringen. „Man muss immer den Blick auf den Weltmarkt haben – so verstehen wir uns bei Constantin“, sagt er. „Die Frage, die wir uns stellen, ist immer: Was wird auf der Leinwand funktionieren. Früher hat es gereicht, gute Filme zu machen. Jetzt muss man großartige Filme machen. Wenn man großartige Filme macht, dann werden die Menschen kommen.“ Constantin sei entsprechend immer offen für die Arbeit mit Regisseuren aus allen Ländern. „Es kommt immer auf das Projekt an. Was sich geändert hat, ist die Tatsache, dass man als Filmemacher nicht mehr nach Hollywood gehen muss, um international Karriere zu machen. Nehmen wir Tim Fehlbaum als Beispiel, dessen ,September 5‘ morgen auf dem ZFF gezeigt wird.“

Bachmann berichtete auch von dem sensationellen Run des Films. „Wir haben immer gewusst, dass es ein großartiger Film ist. Aber natürlich weiß man nie, wie Filme auf Festivals laufen werden. Wir hatten ursprünglich die Berlinale angepeilt für ,September 5‘, waren dann aber doch nicht so weit. Dann haben wir einen Slot in Venedig bekommen, als Eröffnungsfilm der Orizzonti Extra, und waren zudem in Telluride. Toronto hat nicht geklappt, aber war auch gar nicht mehr nötig, weil das Momentum nach Venedig und Telluride so groß war. Jetzt haben wir einen potenziellen Oscarkandidaten an der Hand, aber das hat sich sehr organisch ergeben, weil man das gar nicht planen kann.“

Auf die Förderreform angesprochen, zeigte sich Martin Bachmann zuversichtlich, dass es gelingen werde, mit dem nötigen Steueranreiz auch die internationale Produktion zurück nach Deutschland zu bringen. „,Im Westen nichts Neues‘ konnte nicht in Deutschland realisiert werden – das kommt mir immer noch verrückt vor. Ich hoffe, dass wir bald wieder Projekte dieser Größenordnung regelmäßig in Deutschland machen können.“

Vincent Maraval von GoodFellas zeigt sich gewohnt optimistisch, was die Zukunft des europäischen Kinos anbetrifft. „Ich würde sagen, dass die europäischen Filme zu 60 bis 65 Prozent schwarze Zahlen schreiben, weil wir in einem sehr sicheren System produzieren. Bei den US-Projekten ist es genau umgekehrt: Einer aus drei Filmen rentiert sich. Die Kunst besteht darin, mit diesem einen Film so viel Geld zu machen, dass sich alle Projekte rentiert haben.“ Er sieht den Markt insgesamt als sehr positiv. „Ich gehe zu vielen Panels und höre immer Klagen. Das verstehe ich nicht. Ich finde, dass wir nie so viele Möglichkeiten gehabt haben wie heute. Früher gab es nur ein paar Player, mit denen man Geschäfte machen konnte. Heute lässt sich viel mehr bewegen. Nehmen Sie ,Emmanuelle‘, einer unserer Filme, der gerade nicht so gut läuft wie erhofft. Wir können sehr schnell reagieren, den Film aus den Kinos nehmen und bei einem Streamer unterbringen. Ich finde das großartig!“