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Produktionsstandort Deutschland: „Das setzt die Branche unter Druck“

Auf der Bühne der „Future Video“-Konferenz in München schießt Staatsminister Florian Herrmann bei der Debatte um die Fördernovelle gegen Berlin und zählt den Bundesfinanzminister an.

Medientage München Special Future Video
Björn Böhning (r.), Florian Herrmann und Kristina Freymuth auf der Future Video (Credit: Medientage München Special Future Video)

Bei der „Future Video“-Konferenz der Medientage München steht der Produktionsstandort Deutschland im Auge des Interesses. Den Eindruck konnte man jedenfalls am Mittwoch auf dem Panel „Made in Germany“ gewinnen, das mit Produktionsallianz-CEO Björn Böhning, dem bayerischen Staatsminister für Medien, Florian Herrmann und Vaunet-Vorstandsmitglied Kristina Freymuth prominent besetzt war.

Herrmann nutzte die Gelegenheit vor allem vor dem Hintergrund der angestrebten Reform der Film- und Serienförderung für Spitzen gegen das politische Berlin. „Es läuft alles stark auf den 1. Januar 2025 zu, ohne schon konkret zu sein. Das setzt die Branche unter Druck und sorgt für Planungsunsicherheit“, sagte der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei über Claudia Roths zum Jahreswechsel angedachte Reform des Filmförderungsgesetzes.

„Für mich ist entscheidend, was der Bundesfinanzminister macht. Sind sie bereit, auf ein Steueranreizmodell umzustellen?“, fragte Herrmann, der aber auch im gleichen Atemzug betonte, dass das angestrebte Drei-Säulen-Prinzip der BKM vom Prinzip her richtig sei und auch von Bayern unterstützt werde.

Eine der Säulen ist die Investitionsverpflichtung für Sender und Streamer. „Die eine Seite sagt, das brauchen wir unbedingt, die andere Seite sagt, das machen wir doch schon. Beide haben ein bisschen recht. Aus Sicht der Produzenten bringt es mehr Planbarkeit“, betonte Herrmann, der meinte, dass sich die Angst der Plattformen davor in der Praxis als nicht so dramatisch erweisen werde. Ein Fokus müsse klar auf dem Steueranreizmodell liegen.

Herrmanns Befürchtung ist dagegen eher, dass bei einem Reißen des Stichtags 1. Januar 2025 die Umsetzung der Fördernovelle noch schwieriger werde, weil dann bereits der Bundestagswahlkampf einsetze. „Ich befürchte, wenn das nicht zum 1. Januar 2025 passiert, kommt es gar nicht mehr.“

Produktionsallianz-CEO schlägt Alarm

Der Produktionsallianz-CEO Björn Böhning betonte auf der Bühne im House of Communication in München die sich aktuell zuspitzende Situation für deutsche Produzentinnen und Produzenten. „Wir erleben schon, dass sich nach der Sonderkonjunktur in Corona die Budgets deutlich reduziert haben. Das ist ein schwerer Schlag.“

Dass Sky Deutschland aus der Fiction ausgestiegen ist, sei dabei nur die Spitze des Eisbergs. Böhning wies auf die deutlich besseren Förderbedingungen in den Ländern um Deutschland herum hin. Dazu kämen bereits installierte Investitionsverpflichtungen für Streamer zum Beispiel in Frankreich. „Das macht uns Sorgen“, sagte Böhning.

Über die angestrebte Förderreform der BKM sagte er: „Aus unserer Sicht geht es um eine große industriepolitische Entscheidung: Wie schaffen wir es, wieder mehr Menschen für deutsche Produktionen zu begeistern? Dazu gehört ein gewisses Budget.“

Böhning betonte, wie wichtig die Fördernovelle mit ihren drei Säulen für den Produktionsstandort Deutschland sei. „Alle hoffen auf den 1. Januar 2025 und verschieben auch Planungen, weil sie es in diesem Jahr bei ihren Produktionen in der Finanzierbarkeit nicht geschlossen bekommen.“ Der Druck sei jetzt da. Wenn Deutschland auf dem Weltmarkt der Kulturindustrie nicht abgehängt werden wolle, müsse jetzt gehandelt werden.

Was Sky und der Vaunet sagen

Die Seite der Sender und Streaming-Plattformen vertrat Kristina Freymuth, ihres Zeichens General Counsel DACH, Sky Deutschland und Vorstandsmitglied des Verbands Privater Medien (Vaunet) auf der Bühne. „Grundsätzlich begrüßen wir es sehr, die deutsche Content-Landschaft zu unterstützen. Die Verkürzung der Kino-Auswertungsfenster unterstützen wir sehr“, sagte Freymuth.

Das Steueranreizmodell sei für sie und den Vaunet die wichtigste Säule der Fördernovelle. „Sie wird einen großen Effekt haben.“ Die dritte Säule, die Investitionsverpflichtung, sei dagegen schwierig, sagte Freymuth, die ihr Grauen nicht generell vor den 20 Prozent Investitionsverpflichtung, aber den diversen darin enthaltenen Subquoten äußerte.

„Wir wollen Content-Vielfalt und Inhalte, die die Zuschauer auch sehen wollen. Mit den Subquoten wäre aber unsere Abteilung nur noch mit Excel-Tabellen beschäftigt. Wir werden dazu gezwungen, in Content zu investieren, ohne eine Refinanzierbarkeit zu haben“, führte Freymuth aus. „Ja, das Drei-Säulen-Modell ist wichtig, ich weiß nur nicht, ob der künstliche Zeitdruck richtig ist.“ Sie plädiert dafür, die Investitionsverpflichtung vom Rest der Reform zeitlich zu entkoppeln.